Rezension/Kritik - Online seit 09.12.2010. Dieser Artikel wurde 3770 mal aufgerufen.

Word on the Street

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Autor: Jack Degnan
Illustration: John Kovalic
Cathleen Quinn-Kinney
Max Winter Osterhaus
Verlag: AMIGO
Out Of The Box
Rezension: Frank Solnitzky
Spieler: 2 - 8
Dauer: 20 - 30 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 3802
Word on the Street
Auszeichnungen:2010, Golden Geek Bestes Partyspiel Nominierung2010, Mensa Select Gewinner

Spielziel

PULL …! PULL …! Word on the Street ist ein Tauziehen um Buchstaben, verpackt in einem so simplen wie genialen Wortspiel. Die Spieler zweier Teams versuchen zu Oberbegriffen möglichst gute, konsonantenreiche Wörter zu finden. Das Spiel liegt derzeit nur in einer englischen Version für Erwachsene und Kinder vor.

Ablauf

"OBAMA" schreit der erste Spieler voller Inbrunst. Nein, da sind nur drei Konsonanten drin, erwidert der nächste, wie wär's mit "KENNEDY". Nicht so gut, wir brauchen das "N" und "D" nicht mehr. Der dritte meldet kleinlaut aus dem Hintergrund: "WASHINGTON"! Schaut mal, dann bekommen wir das "S" und das "H" und außerdem ziehen wir das "W" wieder auf unsere Straßenseite. So machen wir's, du buchstabierst. W-A-S-H-I-N-G-T-O-N.

Trialoge dieser Art tragen sich bei Word on the Street andauernd zu und das Ganze im 30-Sekunden-Takt. Das klingt hektisch und kompliziert, ist es aber gar nicht. Die Spielzüge sind denkbar einfach:

  • Team A liest ein Thema vor
  • Sanduhr umdrehen
  • Team B einigt sich auf einen passenden Begriff und buchstabiert
  • Buchstaben bewegen
  • fertig

Vor den Spielern liegt eine vierspurige Autobahn mit begrüntem Mittelstreifen, auf dem zu Beginn die 16 Konsonantenplättchen von "B" bis "Y" ruhen. Die Teams sind nun abwechselnd an der Reihe, um innerhalb von 30 Sekunden einen Begriff zu einem vorgegebenen Thema zu finden. Innerhalb dieser Zeitbegrenzung muss der Begriff buchstabiert werden, um Buchstaben auf dem Spielfeld bewegen zu dürfen. Dabei darf jeder Buchstabe, der in dem Begriff vorkommt, bewegt werden, nachdem das gegnerische Team das Okay gegeben hat, dass das Wort anerkannt wird.

Im obigen Beispiel sind das die Konsonanten "W", "S", "H", "G" und "T", die jeweils ein Feld in Richtung des aktiven Teams gezogen werden, und das "N", da es zweimal vorkommt, sogar um zwei Positionen. Befinden wir uns zu Beginn des Spiels, liegt jetzt bereits der Buchstabe "N" kurz vor dem nicht befahrbaren, weil nicht vorhanden Seitenstreifen, also direkt am Spielplanrand. Sollte das gegenerische Team im nächsten Zug kein Wort mit "N" finden, benötigten die Spieler von Team A nur noch einen Schritt in ihre Richtung, um das "N" zu gewinnen und für immer aus dem Spiel zu nehmen.

Sobald eine Partei auf diese Weise 8 Buchstaben gewinnen konnte, endet die Partie und die Sieger stehen fest. Eine Revanche schließt sich bei der kurzen Spieldauer von ca. 20 Minuten in der Regel sofort an.

Fazit

Word on the Street ist ein gutes Wortspiel, das nur zum Ende hin den Spannungsbogen vermissen last.

Am Material gibt es nichts auszusetzen. Die 16 beklebten Buchstabensteine sind stabil, der zweifach gefaltete Spielplan übersichtlich, die doppelseitig bedruckten 216 Themenkarten von guter Qualität, sowohl inhaltlich als auch materiell. Die blaue Seite soll schwieriger sein als die grüne, was im Auge des Betrachters liegt, da Schwierigkeit relativ einzustufen ist. Unentschuldbar sind allerdings die Rechtschreibfehler auf den Karten und die Tatsache, dass auf einigen Kärtchen Verben bzw. Nomen groß geschrieben und auf anderen klein geschrieben werden. Da hätte ich mir gerade bei einem Wortspiel von der Redaktion mehr Konsequenz und Sorgfalt gewünscht. Eine Sanduhr beschließt die Materialliste. Es bleibt noch ein wenig zu viel Luft in der Schachtel zurück, nachdem man die Spielmaterialien wieder eingepackt hat.

Da aber eigene Themenkarten generiert werden können, kann dieser Platz selbstständig gefüllt werden. Dazu stellt der Verlag auf seiner Internetseite sehr vorbildlich eine kostenlose PDF-Datei bereit, die es den Spielern erlaubt, eigene Themenkarten zu drucken. Auf einen namhaften Visitenkartenhersteller, auf dessen Vorlagen der Ausdruck ideal passt, wird verwiesen. Es funktioniert aber auch auf gewöhnlichem Druckerpapier. So lässt sich zum Beispiel unproblematisch eine deutsche Version des Spiels erstellen.

Die Regel ist gut strukturiert, verständlich und liefert neben einem Schnelleinstieg sowie einer Übersicht ausführliche Beispiele über Streitfälle bei der Wortfindung. Hier allerdings treten weniger beim Lesen der Regel als beim Spielen Unklarheiten auf.

Die Regel sagt ausdrücklich, dass nur zusammengeschriebene Wörter gelten. Wenn nun nach einer Stadt an der amerikanischen Westküste gefragt wird, dürfte man der Regel folgend Namen wie Los Angeles oder San Francisco nicht verwenden. Da solche Problemfälle auch bei anderen Themen auftreten können, klärt die Gruppe die Zulässigkeit am besten vorher ab. In unseren Spielrunden haben wir solche Wörter gelten lassen. Auch bei der Zeitbegrenzung sollte man gerade in größeren Gruppen großzügig verfahren. Regelkonform wäre es, wenn das Wort nach Ablaufen der Sanduhr noch nicht buchstabiert wurde, dieses nicht gelten zu lassen. Da aber - wie oben erwähnt - bei mehreren Spielern die Diskussion nebst Einigung länger dauert, darf man da ruhig ein Auge zudrücken.

Das Spiel ist laut Hersteller für 2 bis 8 Spieler geeignet. Es funktioniert in allen Besetzungen wunderbar, wobei in größeren Gruppen der Spaßfaktor und in der Zweierkonstellation das taktische Moment überwiegt. Meiner Meinung nach ist die Spieleranzahl für das Grundgerüst des Spiels mit leichten Regelmodifikationen nach oben offen.

Für die vorliegende englische Ausgabe des Spiels sollten die Teilnehmer 15 Jahre oder älter sein und über einen ausreichenden englischen Wortschatz verfügen.

Wer Wortspiele mag, musste in letzter Zeit spielerisch sehr enthaltsam leben. Wolfgang Kramers Haste Worte liegt schon sehr lange zurück. An den Unterhaltungswert dieses Spiels kommt Word on the Street nicht ganz heran. Es ist jedoch ein willkommenes Angebot auf dem mauen Wortspielmarkt. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass das Ende sich ziehen kann, wenn nur noch wenige Buchstaben auf dem Plan liegen, aber noch kein Team gewonnen hat. Hier empfehle ich einen Blick in die vorgeschlagenen Varianten.

Rezension Frank Solnitzky

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelvarianten

Varianten, welche die Spieldauer verändern:

  • Variante 1: Um das zähe Ringen am Spielende abzukürzen, einigt man sich darauf, nur bis zu 6 oder 7 Gewinnbuchstaben zu spielen.
  • Variante 2: Buchstaben gelten erst dann als gewonnen, wenn sie auch den Seitenstreifen verlassen haben. Man muss die Buchstaben also mindestens viermal verwenden, um sie endgültig zu reklamieren. Dazu lässt man die Buchstaben zunächst neben dem Plan liegen und bei erneuter Verwendung nimmt das aktive Team den Buchstabenstein an sich.

Varianten, die das Spielgefühl verändern:

  • Variante 3: Man spielt mit den Themenkarten aus der roten Erwachsenversion auf dem Junior-Spielplan, der alle Konsonaten und Vokale enthält. Partien sind kürzer, was wiederum durch die Spielendebedingung beeinflusst werden kann. Das Spielgefühl verändert sich, weil das Gerangel um einzelne Buchstaben nicht mehr so groß ist. Gerade für jüngere Spieler stellen sich aber so früher Erfolgserlebnisse ein.
  • Variante 4: Man ersetzt den "Y"-Spielstein durch ein "Z" und spielt das Spiel auf Deutsch, entweder durch direktes Übersetzen der Karten oder mithilfe des Vorlagenblattes selbsterstellten Karten. Hier empfehle ich Variante 2 zu implementieren, da deutsche Begriffe scheinbar mehr Konsonaten enthalten als englische und deshalb die Buchstabensteine schneller gesichert werden können.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Word on the Street: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.10.10 von Frank Solnitzky - Wenn man die Regeln leicht modifiziert (siehe Varianten) ist sogar ein Spielreiz von "5" drin.

Leserbewertungen

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