Rezension/Kritik - Online seit 27.07.2020. Dieser Artikel wurde 2671 mal aufgerufen.

Scarabya

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Autor: Bruno Cathala
Ludovic Maublanc
Illustration: Sylvain Aublin
Verlag: Blue Orange (EU)
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 4
Dauer: 15 - 20 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2018, 2019
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4120
Scarabya

Spielziel

Als "Skarabäen" werden Abbildungen des Heiligen Pillendrehers (scarabaeus sacer) in der altägyptischen Kunst (Malerei, Plastik und Schmuck) bezeichnet. Der Mistkäfer wurde von den Ägyptern göttlich verehrt, was einerseits daran lag, dass er als Symbol der Schöpferkraft galt, andererseits weil er aufgrund seiner goldschimmernden Farbe und seines Verhaltens, Dungkugeln vor sich her zu rollen, einen Bezug zum Gott Re und seiner Fahrt mit der Sonnenbarke über den Himmel herstellte.

So weit, so bekannt. Macht euch aber auf was gefasst, denn jetzt kommt eine Enthüllung, die in keiner wissenschaftlichen Publikation, in keinem Lehrbuch, in keiner Studie über antike Kulturen zu finden ist. Ein Rätsel, welches die Archäologen weltweit in Aufregung versetzt. Forscher haben das uralte Symbol des Skarabäus in Ausgrabungsstätten rund um den Globus entdeckt! Als Leiter eines Archäologenteams brechen wir zu einer Expedition auf, um möglichst viele Skarabäus-Figuren zu sammeln.

Ablauf

Jeder von uns Forschern bekommt seine eigene Ausgrabungsstätte, wobei wir uns für eines von vier unterschiedlichen Gebieten entscheiden können: arktisches Eis, südamerikanischer Dschungel, heiße Sandwüsten und die Tiefen des Meeres. Von der gewählten Region erhalten wir den passenden Rahmen sowie die dazugehörigen 4 Grabungsfelder, 8 Felsen und 12 Plättchen "Camp".

Zuerst wird unsere Wirkungsstätte zusammengebaut, wobei darauf geachtet werden muss, dass alle Forscher ihre Grabungsfelder in derselben Anordnung und Ausrichtung in ihren Rahmen setzen, sodass für alle Teams die gleiche Ausgangssituation entsteht. Die 8 Felsen werden in die Löcher der Spielfläche gesteckt, sie bilden Hindernisse für den Bau von Camps. In unserer Ausgrabungsstätte sind nun 24 Skarabäen zu erkennen, die wir einsammeln möchten.

Der Ablauf unserer Ausgrabungen ist recht simpel: Vom gut gemischten Stapel der Missionskarten wird die oberste Karte aufgedeckt. Diese gibt vor, welches "Camp"-Plättchen alle auf ihrem Spielplan platzieren müssen. Es besteht Legepflicht, d. h. wenn das entsprechende Plättchen gelegt werden kann, muss es auch gelegt werden.

Dabei müssen wir ein paar einfache Legeregeln beachten. Das erste Camp muss mindestens eines der 4 zentralen Felder überdecken. Alle weiteren Camps müssen dann mit wenigstens einer Kante direkt an ein bereits gelegtes Plättchen anschließen, diagonal reicht dafür nicht aus. Wir dürfen dabei das Plättchen beliebig drehen und wenden, es darf aber nicht über den Rahmen hinaus, auf Felsen oder andere Plättchen gelegt werden.

Unser Ziel ist es, Grabungszonen zu erstellen. Eine Grabungszone besteht aus höchstens vier freien Feldern, eingeschlossen von Camps, dem Rand und/oder Felsen. Auf jedes darin enthaltene Skarabäus-Symbol legen wir einen Skarabäus-Stein, dessen Wert der Zahl der Felder dieser Grabungszone entspricht.

Das Spiel endet, sobald alle 12 Missionskarten aufgedeckt wurden und somit das letzte Camp platziert wurde. Wir sammeln alle Skarabäus-Steine ein und addieren ihre Werte. Erreichen wir die höchste Gesamtsumme, war unsere Expedition erfolgreich, und wir konnten das Mysterium von Scarabya lösen.

Fazit

Scarabya ist ein Puzzle-artiges Legespiel, wie es in letzter Zeit groß in Mode gekommen ist. Besonders Uwe Rosenberg hat sich in vielen seiner Spiele wie Cottage Garden, Patchwork oder Ein Fest für Odin dieser Spielmechanik bedient. Hier finden wir sogenannte Pentaminos vor, also Teile, die jeweils 5 quadratische Felder bedecken. Die 12 "Camps" der Spieler stellen alle möglichen unterschiedlichen Formen (ausgenommen Drehungen und Spiegelungen) dar.

Bei einigen Spielen dieses Genres gilt es, Reihen oder Flächen lückenlos zu füllen. Bei anderen kommt es hingegen darauf an, gezielt Lücken zu lassen bzw. speziell markierte Felder frei zu lassen. Dies alles kennen wir schon, hatten wir bereits zur Genüge. Scarabya ist anders, bildet hier eine löbliche, wohltuende Ausnahme.

Unsere Aufgabe ist es nämlich, möglichst große Lücken bis zu einem Maximum von 4 Feldern zu bilden, damit die darin enthaltenen Skarabäen möglichst viele Punkte wert sind, im Idealfall je 4 Punkte. Dieser Höchstwert von 4 Feldern ist klug gewählt, denn bei Grabungszonen ab 5 Feldern ist - wenn auch oft nur mehr theoretisch, aber doch - noch Platz für ein Pentamino.

Dieser fast schon geniale Kniff verschafft uns ein völlig anderes, ein ungewohntes Spielgefühl. Es erfordert auch von geübten Tetris-Spielern, versierten Polyminos-Tüftlern und richtigen Puzzle-Spezialisten ein völliges Umdenken. Mal was ganz anderes, was Originelles, weil wir zwar noch immer Skarabäen freilegen wollen, aber die Grabungszonen doch ausreichend groß bleiben sollten.

Mir gefällt Scarabya wirklich gut. Es ist schnell erklärt, hat einen variablen Aufbau, der trotzdem nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, und spielt sich auch recht flott. Eine Partie dauert nicht einmal 20 Minuten, sodass man es gerne noch ein zweites und drittes Mal spielt. Von mir bekommt das Spiel daher eine klare Empfehlung, da es sowohl im Spielekreis (hier besonders als Opener oder Absacker) als auch im Familienkreis und in meiner lockeren Runde aus reinen Gelegenheitsspielern gut ankommt.

Ein paar Worte noch zum Spielmaterial. Hier gibt es Licht und ein wenig Schatten. Positiv beurteile ich die unterschiedlichen Ausgrabungsstätten, die alle ihrem Thema entsprechend gestaltet wurden. Die Spielplanteile passen recht knapp in den Rahmen hinein und müssen regelrecht hineingepresst werden, dafür halten sie aber auch fest. Die Felsen fand ich anfangs etwas unnötig, erfüllen jedoch ihren Zweck, dass die Löcher in den Spielplänen nicht (unabsichtlich?) überdeckt werden können.

Das große Manko ist jedoch, dass die Skarabäus-Steine viel zu knapp bemessen sind. Zwar kann man sich - wie in der Spielanleitung beschrieben - behelfen, indem man mehrere Steine mit niedrigeren Werten nimmt, aber erstens ist dies suboptimal und der Übersicht keineswegs förderlich, und zweitens reicht selbst diese Notmaßnahme in Vollbesetzung nicht aus. Ein paar 4er-Steine mehr wären eindeutig besser, eigentlich sogar zwingend erforderlich gewesen.

Es gibt übrigens noch eine Solo-Variante. Der Spielablauf bleibt gleich, allerdings besteht die Aufgabe nun darin, alle Skarabäen zu überdecken. Dies sagt mir nicht so zu. Ich spiele Scarabya deshalb auch alleine nach den Originalregeln und versuche einfach, eine möglichst hohe Punktezahl zu erzielen bzw. meinen Highscore zu übertreffen.

Ob solo oder mit Mitspielern, Scarabya ist für mich eines der besten kürzeren Spiele dieses Jahrgangs.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Scarabya: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.04.20 von Franky Bayer - Originelles Puzzle-artiges Legespiel, bei dem man mal nicht lückenlos Reihen oder Flächen füllen oder nur bestimmte Felder freilassen muss. Kleiner Abzug in der Aufmachungsnote, da zu wenig Skarabäus-Steine zum Werten vorhanden.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.05.20 von Sandra Lemberger - Ein schönes Familienspiel - leider mit schlechtem Material. Die Puzzleteile passen nicht in die Spielplanrahmen. In meiner Ausgabe lassen sie sich nicht einmal mit Gewalt hineinpressen, sondern irgendwo wölbt sich immer ein Plättchen hoch, was das Spiel beinahe unspielbar macht.

Leserbewertungen

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