Rezension/Kritik - Online seit 15.01.2012. Dieser Artikel wurde 4379 mal aufgerufen.

Rolling Bones

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Autor: Henning Poehl
Illustration: Michael Holtschulte
Verlag: Sphinx Spieleverlag
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2011
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 4260
Rolling Bones

Spielziel

Der moderne Totengräber von heute ist nicht besonders wählerisch: Es muss nicht immer ein vollständiges Skelett sein, welches unter die Erde gebracht wird. Manchmal reichen auch der Torso und ein halber rechter Arm. Wenn denn nichts anderes passender herumliegt. Nur ohne Grabstein geht gar nichts.

Sollen wir jetzt also gleich wieder die Gedanken an dieses Spiel ebenso begraben? Mitnichten!

Ablauf

Es wird reihum gewürfelt und versucht, bei jedem Versuch zu punkten. Bis ein Spieler insgesamt 100 Punkte oder mehr erspielen konnte und damit das Spiel gewinnt.

Ist man der aktuelle Totengräber, würfelt man zunächst mit allen 18(!) Würfeln. Im absoluten Idealfall zeigen alle Würfel eine unterschiedliche Oberseite, was bedeuten würde, dass man einen "Royal Bones" [Eigenkreation des Rezensenten] geworfen hätte, die maximal pro Zug zu erwürfelnde Punktzahl von 50 Punkten.

Ist dies nicht der Fall, beginnt man mit dem Sortieren der Würfel und dem Zusammenbau eines Skelettfragments. Sehr nützlich sind schon mal 4 mittlere Elemente, bestehend aus Kopf, Brustkorb, Wirbelsäule und Becken. Nur an einen Brustkorb können auch Arme angelegt werden, das Becken ist anatomisch korrekt den Beinknochen vorbehalten. Lücken dürfen in einer Auslage nicht entstehen, so hindert das Fehlen einer Wirbelsäule die gleichzeitige Auslage von Brustkorb und Becken.

Die 4 Extremitäten bestehen aus jeweils 3 Elementen, z. B. aus Oberarm-, Unterarm- und Handknochen. Zur Unterstützung bei der Unterscheidung sind hier wie auf den Torsowürfeln auch Nummern abgebildet, die in aufsteigender Reihenfolge dem jeweiligen Element zugeordnet sind. Einmal ausgelegte Würfel dürfen nicht erneut gewürfelt werden, einzige Ausnahme bildet der Hut, der in einem späteren Wurf erneut gewürfelt werden darf.

Nur wenn im gleichen Wurf auch ein Grabstein gewürfelt wurde, kann die Auslage gewertet werden. Vollständige Körperteile bringen dabei deutlich mehr Punkte als einzelne Knochen eines unvollständigen Teils, ein Hut auf dem Kopf (oder einem anderen obersten Torsoteil) verdoppelt die Punkte der anderen Würfel. Kann oder will man nicht werten, muss man einen nicht in die Auslage gelegten Würfel zur Seite legen und darf mit allen übrigen unverwendeten Würfeln erneut würfeln.

Anschließend kann an der Auslage weitergebaut werden, allerdings wiederum lückenlos. Nur wenn kein neu gewürfeltes Skelettteil irgendwo gültig angelegt werden kann, darf ausnahmsweise ein falsches Körperteil angelegt werden, z. B. ein linker Fuß als rechte Hand. Zu einer möglichen Wertung muss jetzt im Wurf ein Grabstein dabei sein. Muss oder will man immer noch weiterspielen, müssen zuvor zwei nicht genutzte Würfel abgegeben werden, beim erneuten Versuch drei Würfel usw ...

Wird in keinem Wurf ein Grabstein gewürfelt oder hat man einen solchen nicht zur rechtzeitigen Wertung genutzt, geht man die Runde leer aus und der nächste Totengräber schwingt schon die Schaufel.

Fazit

Der Meister der Schwarz-Weiß-Malerei hat wieder zugeschlagen: Dieses Werk von Henning Poehl passt zum Sphinx-Verlag wie das Ei zum Huhn. Thematisch typisch deutlich jenseits der Grenzen des guten Geschmacks ist man wieder einmal auf dem Friedhof angekommen und sieht Knochiges. Das Material ist schön gestaltet, der nette Stoffbeutel als Verpackung ist in der Tat sowohl passend als auch praktisch. Wäre da nicht die eigentlich für ein Kleinschachtelformat produzierte Spielregel, die man besser verinnerlichen und aus dem Beutel heraus lassen sollte, will man das Spiel mit auf Reisen nehmen.

Apropos klein: So sind auch der in dem Regelheft verwendete Schrifttyp sowie die Orientierungszahlen auf den Würfeln zu nennen. Echte Hilfe ist hier also nur den Bessersehenden vorbehalten. Dass der Schriftzug auf dem Beutel bewusst dem "Verwittern" preisgegeben wird, darüber informiert ein extra beigefügter Zettel. Man wird sehen, ob dieses Schicksal bei häufigerem Gebrauch auch den Würfelabbildungen droht.

Eine Runde ist schnell begonnen und es bedarf nur weniger Erläuterungen, bis alle die Spielmöglichkeiten intus haben. Schnell sind Kommentare ob fehlender oder doppelt und dreifach vorhandener Körperteile von den Zunftkollegen zu hören: "Typisch, du hast wieder mal zwei linke Hände." Dies und die eigentlich gemeinsam erfolgende Suche nach für die Auslage brauchbaren Würfel aller Teilnehmer lässt die ersten Runden rasch und heiter vergehen. Dann rückt ein Blick auf die Zwischenstände den einzigen Haken der Vorgabe in den Mittelpunkt: Die zu erreichende Punktzahl ist zu hoch gewählt. Es dauert insbesondere in größerer Runde zu lange, bis ein Spieler die entsprechende Gesamtsumme erzielt. Gefühlt ist das Spiel um ca. 25 - 30 % zu lang, was dazu führte, dass die letzten Testrunden auf ein Punkteziel von 75 reduziert wurden.

Sprüche und Kommentare werden irgendwann weniger, ebenso die Spannkraft des Spielgeschehens. Daher ist jeder aufgefordert, das rechte Maß an Spieldauer für sich und die Teilnehmerzahl herauszufinden. Ein dahinplätschender Spielverlauf in den letzten Runden hat schon manchen in den ersten Runden aufkommenden Kaufgedanken gleich wieder mitbegraben. Bei einer angemessenen Begrenzung ist der Wiederspielreiz um ein Vielfaches höher und die Knochen werden titelgerecht gerne wieder als Auftakt oder Schlussakt eines Abends gerollt.

Alle abstrusen Themen abgewandte Spieler und jene, die Würfelspiele ohnehin als "no go" bezeichnen, werden dieses Spiel sicher sofort begraben. Alle anderen können sich das feine Handwerk der Totenbegräbnisse auch als Ausrede für die dreckigen Fingernägel unter selbige reißen, ohne echte Leichen verschwinden lassen zu müssen.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Rolling Bones: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.11 von André Beautemps
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.10.11 von Andreas Molter - Was feines für die Geisterstunde, aber mit vielen Spielern etwas langatmig.

Leserbewertungen

Leserwertung Rolling Bones: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.01.12 von W.Heidenheim
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.01.12 von Marco Stutzke

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