Rezension/Kritik - Online seit 24.06.2008. Dieser Artikel wurde 4271 mal aufgerufen.

Ritter der Zahlenrunde

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Autor: Tanja Engel
Illustration: Guido Hoffmann
Verlag: HABA - Habermaaß GmbH
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 4
Alter: ab 6 Jahren
Jahr: 2006
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4512
Ritter der Zahlenrunde

Kompakt - Kritik

Normalerweise ziehen Ritter immer aus, um die Gunst der Königin zu gewinnen. So auch in diesem Spiel. Allerdings gelingt ihnen das hier nicht, indem sie die altbekannten Heldentaten wie das Bekämpfen von Drachen etc. vollbringen – nein, hier müssen sie sich als die besten Kopfrechner erweisen, um die Königin für sich einzunehmen!

Ein toll gestalteter Kurvenweg aus Zahlenfeldern von 1 bis 100, der erst einmal zusammengepuzzelt werden muss, führt zum Schloss der Königin. Auf dem Weg gilt es jedoch, einige Hindernisse zu überwinden, als da wären:

- 5 Wächterfelder mit Schranken: über sie darf man nicht hinweg ziehen, sondern muss auf alle Fälle stehen bleiben, um eine Rechenaufgabe zu lösen

- Aufgabenfelder: landet man genau auf einem solchen, muss man ebenso wie bei den Wächterfeldern eine Aufgabe richtig ausrechnen

So weit, so gut. Aber bereits bei den Aufgabenkarten fangen die Probleme an: Sie sind wunderbar in vier Schwierigkeitsstufen gegliedert, so dass durchaus Kinder unterschiedlichen Alters miteinander spielen können, ohne dass einer Vorteile hätte, weil er im Rechnen schon weiter ist als ein Mitspieler. Die Lösung der Aufgabenkarten ist immer mit einer roten Markierung belegt und soll laut Spielregel nur mit Hilfe des Magiers Mathiculus (er verfügt über einen Rotfilter) gelesen werden können. Tatsächlich aber war es so, dass alle Kinder meiner Testrunden die Lösungen problemlos auch ohne diesen Filter erkennen konnten, selbst wenn die Karten in einiger Entfernung lagen. Ein nett gemachtes Extra des Spieles wird auf diese Weise sehr schnell zum unnützen Zusatzteil degradiert.

Das zweite Problem besteht darin, dass das Vorwärtskommen sehr glücksabhängig – und nicht, wie man es eigentlich gern hätte – hauptsächlich von den Rechenkünsten eines Kindes abhängig ist. Jeder Spieler verfügt nämlich über eine Krone, die auf der einen Seite ein Plus, auf der anderen ein Minus zeigt. Zu Beginn jeder Runde wird eine Zahlenkarte aufgedeckt und nun muss jeder Spieler schätzen, ob er mit den beiden Würfeln höher oder niedriger als dieser Zahlenwert würfeln wird. Stimmt seine Vermutung, darf er so weit vorwärts ziehen, wie die beiden Würfel zusammen Punkte zeigen, wobei es sich hier nicht um 6er-Würfel handelt, sondern es Zahlen bis 10 gibt, die das Addieren – zumindest für die Erstklässler – doch nicht ganz so einfach machen. Hat sich der Spieler jedoch verschätzt, bleibt seine Figur stehen.

Dieser Teil des Spiels beinhaltet einen extrem hohen Frustfaktor für die Kinder. Ich habe wirklich einige Spielrunden erlebt, in denen der eine Spieler fast am Ziel war, während der andere immer noch in der Nähe des Starts verweilte. Und das nicht, weil er ständig falsch rechnete (denn in diesem Fall darf man natürlich auch nicht weiterziehen), sondern weil er seine 50:50-Chance immer und immer wieder verpatzte.

Einfach Pech, könnte man jetzt sagen. Aber hier handelt es sich schließlich um ein Lernspiel, welches den Spaß an einem Lernfach fördern sollte. Auf diese Weise macht sich jedoch mehr Ärger breit, als das Spiel Gutes bewirkt. Schade eigentlich, denn die Ansätze des Spiels sind nicht schlecht. Ich ging in meinen Runden jedenfalls recht schnell dazu über, mit den Erstklässlern die Variante zu spielen, dass sie einfach nur ihre Würfelergebnisse richtig addieren mussten, dann durften sie auch weiterziehen. Und gegebenenfalls noch einmal, wenn sie eine Rechenaufgabe richtig lösten.

Auf diese Weise wurde nämlich gleichzeitig noch das dritte Problem des Spieles gelöst: nämlich die Spieldauer. Zwar steht auf der Spielbox, für ein Spiel würde man etwa 15 bis 25 Minuten benötigen, jedoch konnten wir diese Zeit in keinem unserer Testspiele einhalten. Im Spiel zu zweit kann man es – abhängig davon, ob die Kinder hohe oder niedrige Zahlen würfeln – mit etwas Glück in 30 Minuten schaffen. Spielen jedoch mehr Kinder mit, rückt diese Zeitangabe in weite Ferne. Grundsätzlich macht den Kindern dieses Spiel zwar Spaß, jedoch nicht länger als etwa 20 Minuten. Dann wird es langweilig und Unruhe macht sich bemerkbar. Spielt man dann mit der Variante, dass jeder Spieler vorwärts kommt, rückt man diesem Zeitoptimum wieder etwas näher.

Somit bleibt letztendlich ein etwas fahler Beigeschmack – ein Spiel, das man von der Aufmachung her gerne mögen würde, zumal es auch noch ein Lernspiel ist, das Kindern wirklich Freude bereiten könnte, aber in der vorliegenden Version leider sehr unausgereift wirkt.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Ritter der Zahlenrunde: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.01.08 von Sandra Lemberger

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