Spielerei-Rezension
Spielerei - Kritik Frühjahr 2011:
Öfter mal was Neues - Ein Kommunikationsspiel des Hans im Glück Verlages? Das hat es lange nicht gegeben. Das letzte stammt noch aus dem letzten Jahrtausend. Es war Story im Jahr 1995, bei dem es Begriffe in eine Geschichte einzubauen galt. Bei Ranking stehen Vergleiche zwischen verschiedenen Objekten im Mittelpunkt, wobei die Spieler um kreative Begründungen der Vorzüge und Nachteile der Objekte nicht verlegen sein dürfen.
Jeder Spieler erhält zu Beginn einer Partie Ranking sechs Bildplättchen aus den 120 dem Spiel beiliegenden. Auf den Bildkärtchen sind Gegenstände im Comicstil abgebildet. Der Startspieler zieht nun ein Frageplättchen und gibt damit die Aufgabe vor. Auf den Frageplättchen stehen Fragen wie „Was ist wertvoller?“ oder „Was braucht man eher für ein Picknick?“. Die Spieler legen eines ihrer Bildplättchen verdeckt ab, von denen sie glauben, dass auch die Mitspieler der Meinung sind, dass dieses Bild am besten die Frage beantwortet. Zusätzlich zu den Bildplättchen der Spieler werden so viele Bildplättchen verdeckt vom Stapel dazu gelegt, bis sieben Plättchen ausliegen. Alle sieben werden verdeckt gemischt und neben den Rateturm gelegt. Der Turm hat Stockwerke mit den Zahlen null bis sechs. Er dient sowohl als Anzeige der Wertigkeit der Bildplättchen in einer Runde als auch als Anzeige der Siegpunkte. Die sieben Bildplättchen werden alle aufgedeckt neben dem dritten Stockwerk platziert. Der Spieler am Zug vergleicht zwei Bildplättchen aus demselben Stockwerk. Er versetzt eines in das angrenzende höhere Stockwerk und eines in das nächstniedrigere Stockwerk. In ersten Zug wandert also eines der Bildplättchen aus dem dritten Stock in den zweiten und eines in den vierten. Der Spieler darf immer nur Bildplättchen aus demselben Stockwerk vergleichen. So wandern die Bildplättchen nach oben und unten, bis schließlich sowohl im Erdgeschoss als auch im sechsten Stock ein Bildplättchen zu liegen kommt. Die Zeit für die Auflösung und die eine oder andere Überraschung ist gekommen. Wer hat welches Plättchen gelegt, welche Plättchen waren zufällig im Spiel? Das Stockwerk, in dem das eigene Spielplättchen zu liegen kommt, gibt die Siegpunkte für den jeweiligen Spieler an. Ein Spieler wird folglich nicht sein eigenes Bildplättchen zu Bluffzwecken nach unten schieben. Zu stark protegieren sollte er es allerdings auch nicht. Jeder Spieler verfügt über Tippsteine in den Farben der Mitspieler. Glaubt ein Spieler zu wissen, welches Plättchen einem Mitspieler gehört, markiert er es mit dem Tippstein in der Farbe des Mitspielers. Stimmt die Wahl, erhält der Spieler einen Punkt weniger pro korrektem Tippstein der Mitspieler. Hat ein Spieler so viele Siegpunkte gesammelt, bis der Siegpunktanzeiger des Spielers einmal den Turm erklommen hat und wieder sicheren Boden erreicht hat, wird er zum König von Ranking ernannt.
Der Spaß bei einer Partie Ranking hängt stark von der Kreativität der Spielgruppe ab. Ohne Kreativität ist es ein stummes Herauf- und Heruntergeschiebe von Pappplättchen. In manchen Spielegruppen werden zur Frage passende Plättchen bewusst nicht nach oben befördert, schließlich sind sie höchst wahrscheinlich von einem Mitspieler. In anderen Gruppen erzählen fantasievolle Spieler spannende Geschichten zu den ausliegenden Bildern und entwickeln skurrile Assoziationen. Sie genießen eine Partie Ranking deutlich mehr und länger. Da wird die Karte per Assoziation einfach zur passenden Antwort auf die gestellte Frage gemacht. Das Auto auf der Karte ist eigentlich ein Spielzeugauto oder steht für den gesamten Straßenverkehr. Die Gegenstände auf den Plättchen sind einfach gemalt, nicht so vielschichtig wie die Karten in Dixit. Es bleibt also mehr dem kommunikativen Geschick der Mitspieler überlassen, ihre Deutungen den Mitspielern nahe zu bringen. Je weniger Mitspieler, desto mehr Einfluss hat man auf das Ranking, doch desto weniger unterschiedliche Interpretationen werden ins Gespräch gebracht.
Stefan Dorra und Ralf zur Linde sind keine Autoren, die vor allem für ihre Kommunikationsspiele bekannt sind. Nichtsdestotrotz ist ihnen mit Ranking ein Spiel gelungen, das in der richtigen Gruppe für viel Unterhaltung sorgt. Allerdings findet der typische Käufer eines Hans im Glück Spiels wohl nicht in der Schachtel vor, was er dort erwartet. Der Inhalt besitzt die gewohnt gute Materialqualität. Besonders das Schachtelinlay, das aus den einzelnen Bildern der Plättchen zusammengesetzt ist, ist mehr als einen Blick wert. Die Spielregel stellt niemanden vor große Probleme. Wer bei Ranking ein typisches Hans im Glück-Spiel erwartet, wird enttäuscht sein, wer sich auf Ranking einlässt, kann in der richtigen Runde eine Menge Spaß haben.
Rezension Marcus Janka
In Kooperation mit der Spielezeitschrift