Rezension/Kritik - Online seit 19.08.2007. Dieser Artikel wurde 11063 mal aufgerufen.

Ponte del Diavolo

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Autor: Martin Ebel
Illustration: Christof Tisch
Julien Delval
Verlag: Hans im Glück
Rezension: Ralph Bruhn
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2007
Bewertung: 4,8 4,8 H@LL9000
4,9 4,9 Leser
Ranking: Platz 630
Ponte del Diavolo
Auszeichnungen:2007, Golden Geek Bestes 2-Spieler Spiel Nominierung

Spielziel

"Über sieben Brücken musst Du gehn...". So könnte das Spiel auch heißen, denn es geht darum, auf einer quadratischen Wasserfläche möglichst viele Inseln anzulegen und diese mit Brücken zu verbinden. Da man dabei gegnerische Brücken und Inseln nicht überqueren darf, wird schnell klar, dass das nicht friedlich abläuft. Da wird gedrängelt und da werden Wege abgeschnitten, denn je mehr Inseln miteinander verbunden sind, umso mehr Punkte erzielt man. Nach vollständiger Ausfüllung des Areals steht der Meister der Brücken fest - und das können dann durchaus schon mal sieben gewesen sein...

Ablauf

Ponte del Diavolo ist ein abstraktes Zweierspiel, dem aufgrund des Spielelementes "Brückenbau" ein venezianisches Thema übergestülpt wurde. Macht aber nix, irgendeinen Titel muss das Spiel schließlich haben...

Der reine Spielablauf ist in rekordverdächtiger Kürze zu erläutern:

"Jeder setzt abwechselnd zwei Inselsteine oder eine Brücke in die 10x10 Felder große Wasserfläche, bis einer keine Inselsteine mehr setzen kann und keine Brücken mehr bauen will."

Boah, ich liebe solche übersichtlichen Beschreibungen! Na gut, ein paar Legeregeln und Begriffsdefinitionen fehlen noch...

Also: eine Insel ist ein aus genau vier Inselsteinen zusammenhängendes Gebilde, an das kein anderes eigenes Plättchen mehr angrenzen darf, auch nicht diagonal. Eine Brücke verbindet zwei Inselsteine, zwischen denen sich ein Wasserfeld befinden muss. Es ist somit auch erlaubt, das Wasserfeld diagonal oder im Rösselsprung zu überqueren. Unter eine Brücke darf natürlich kein Inselplättchen mehr platziert werden.

Das war's aber auch schon!

Mal sehen, ob es sich genauso einfach spielt, wie es sich liest. Fangen wir also einfach mal an!

Die Diskussion um einen etwaigen Startspielervorteil wird genial vermieden: Der eine platziert die ersten beiden Steine und der andere entscheidet sich danach, mit welcher Farbe er spielt. Das funktioniert genauso wie der alte Trick, bei der Teilung eines Kuchenstücks den einen teilen und den anderen aussuchen zu lassen...

Aber dann geht's gleich knallhart los: Beide versuchen, Inseln zu bilden (nur die bringen Punkte), Brücken zu bauen (die bringen wertvolle Bonuspunkte für zusammenhängende Inselketten), aber vor allen Dingen auch, den Gegner genau an diesen beiden Vorhaben zu hindern! Denn verhinderte Punkte des Gegners sind (fast) genauso gut wie eigene Punkte...

Das Spiel endet, wenn, wie eingangs bereits erwähnt, einer der Spieler keine Plättchen mehr setzen kann und keine Brücke mehr bauen will bzw. kann. Für jede Insel gibt's dann einen Punkt, für durch Brücken verbundene Inseln zusätzliche Bonuspunkte. Je mehr Inseln, desto höher der Bonus. Gewinner ist - das kommt jetzt sicherlich nicht unerwartet - der, der mehr Punkte erzielt hat.

Fazit

Alex Randolph lässt grüßen... Der 2004 in Venedig verstorbene Spieleautor inspirierte den Autor Martin Ebel mit seinem Spieleklassiker "Twixt" zu dem vorliegenden Spiel. Als Hinweis darauf lässt er Randolph auf dem Spielecover von der Ponte del Diavolo herunter lächeln. Von "Twixt" ist vor allem das Spielgefühl übriggeblieben, dem Gegner den Weg abzuschneiden. Ansonsten handelt es sich um ein absolut eigenständiges Spiel, das den Spielern sogar mehr Entscheidungsmöglichkeiten lässt als die Vorlage.

Der Name des Spiels und die Aufmachung der Schachtel machen gleich neugierig auf das Spiel. Das Spielbrett und das Material sind dagegen sehr nüchtern und funktionell gestaltet. Bei dem Thema hätte ich hier irgendein venezianisches Motiv erwartet, nicht nur einfach ein blaues Quadrat als Spielfeld. Auch die Inselsteine sind "nur" quadratische Holzplättchen, die Brücken einfache Holzbögen.

Aber letzten Endes sind das nur Abzüge in der B-Note: wer das Spiel so abstrakt auffasst, wie es letztlich nun mal ist, wird sich über die Übersichtlichkeit und Schlichtheit freuen und den ablenkenden Schnickschnack nicht vermissen.

Die Spielregel ist angenehm kurz - trotz vieler erklärender Abbildungen werden gerade mal anderthalb Seiten gefüllt. Die Regeln sind so einfach und übersichtlich, dass man schnell ins Spielgeschehen einsteigen kann. Um die Möglichkeiten des Spiels auszuloten, benötigt es allerdings ein paar Runden. Legt man zu viel Wert auf Brückenbau, bekommt man ggf. nicht genügend Inseln vervollständigt, und wenn man zu viele Inseln baut, bekommt man sie meist nicht mehr verbunden.

So ist das Spiel eine stete Gratwanderung zwischen Brücken-, Inselbau und der Durchkreuzung der Pläne des Gegners: Ständig ist man hin- und hergerissen, ob man nun eher seine Inseln fertigstellen sollte oder doch besser durch geschickte Platzierung eines Inselsteins den Brückenbau des Gegners unterbindet. Oder vielleicht baut man doch lieber seinerseits eine Brücke - auch, wenn man dabei riskiert, dass die damit verbundenen Inselsteine vielleicht nie zu vollständigen Inseln ausgebaut werden können...?

Trotz dieser ständigen Gewissensnöte, in denen die Spieler stecken, ist die Spieldauer mit einer halben Stunde erfreulich kurz und lädt zu einer sofortigen Revanche ein.

Ponte del Diavolo ist eine echte Perle unter den abstrakten Zweipersonenspielen, das den Vergleich mit seinem Vorbild nicht zu scheuen braucht. Hier gibt's eine klare Kaufempfehlung für Fans dieses Genres. Als einziger Mangel fällt mir nur das allgemeine Problem dieser Spielkategorie ein: die Spielpartner sollten halbwegs gleichstark sein, sonst ist der Sieger meist vorhersehbar. Aber selbst dieses Problem ist hier nicht so ausgeprägt wie beispielsweise bei Schach - oder eben Twixt ...

Rezension Ralph Bruhn

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Ponte del Diavolo: 4,8 4,8, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.08.07 von Ralph Bruhn - Steht für mich auf einer Stufe mit den besten Spielen der Gipf-Reihe, die für mich die Referenz der abstrakten Zweierspiele darstellen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.04.07 von Roland Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.08.07 von Michael Andersch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.08.07 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.08.07 von Michael Schlepphorst - Ein nettes Spiel für 2 Personen a la Twixt. Gute Online-Test-Möglichkeit auf yucata.de!!!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.03.10 von Horst Sawroch

Leserbewertungen

Leserwertung Ponte del Diavolo: 4,9 4.9, 8 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.08.07 von Claus Fischer - Das Original war irgendwie besser. Ein echtes Ärgerspiel, was mir persönlich nicht besonders liegt. Bei mir will der Funke nicht recht überspringen, aber wer's mag... Punktabzug für die lieblose, jegliche Atmosphäre vermissende und mir viel zu abstrakte Aufmachung, was besonders für den Spielplan gilt. Da hätte man wirklich mehr daraus machen können, siehe Deckelmotiv! Für das gebotene Spielmaterial m.E. zu teuer!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.08.07 von gruenerpoeppel - Für Spieler, die diese Art lieben - ein Muss! Zügig gespielt bleibt bis zum Schluss ein kurzweiliger Spannungsbogen erhalten. Einziger Makel: Zu teuer ;-)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.08.07 von Tim - Sehr schönes Spiel - aber mit TwixT hat es nun wirklich nichts zu tun ...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.08.07 von Gabriele Petry
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.09 von B. Völkel - Das Spielmaterial könnte etwas besser sein, z_b. könnten die Quadrate eingelassen sein, so dass die Steine sich schön einpassen und nicht wieder verrutschen. Das soll dann aber auch die einzige Negativkritik bleiben. Auch wenn ich in der Regel nicht so auf abstrakte Spiel stehe gibt es für Ponte del Diavolo immerhin die 5. Herausragend gutes Spiel, das nicht viel Zeit braucht allerdings hohe Konzentration erfordert. Empfehlung!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.04.11 von Steffen Hilger - Spielt in der Champions League der abstrakten Spiele.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.08.21 von wrdlbrmft - Aussen pfui, innen hui!

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