Rezension/Kritik - Online seit 27.03.2003. Dieser Artikel wurde 7371 mal aufgerufen.

Pferdemist

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Autor: Uwe Himmelreich
Verlag: Good Ideas
Rezension: Frank Gartner
Spieler: 1, 2 und 4
Spieler: 1 - 4
Dauer: 15 - 60 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2002
Bewertung: 3,7 3,7 H@LL9000
3,8 3,8 Leser
Ranking: Platz 5463
Pferdemist
Auszeichnungen:2003, Deutscher Lernspielpreis "Veröffentlichte Spiele" Nominierung

Spielziel

Pferde hinterlassen Pferdeäpfel auf der Wiese, Bauern sammeln diese ein, pflanzen Karotten, Hasen klauen die Karotten und Jäger jagen die Hasen. Wer bei all dem wilden Treiben auf der Spielwiese von Pferdemist zuerst die 15 Felder seines Gemüsegartens mit Karotten bepflanzt hat, ist Sieger des Spieles.

Ablauf

Spielablauf in der Grundvariante

Jeder Spieler erhält die 60 Pferdemistplättchen, das Pferd, den Bauern, den Hasen und den Jäger in seiner Farbe sowie 15 Gemüseplättchen. Dabei werden die Figuren zu Beginn auf die entsprechenden Startfelder gesetzt (Bauer in den Gemüsegarten, Hase in die Höhle, Pferd in die Koppel in der Spielfeldmitte, Jäger neben den Gartenzaun).

Als Hauptgrundsatz gilt im Spiel: Felder, auf denen Pferdemist liegt oder eine Figur steht, dürfen von keiner Figur betreten werden.

Die Bewegungen der Spielfiguren entsprechen vom Prinzip her den Bewegungen von Schachfiguren.

Das Pferd

So zieht z. B. das Pferd zwei waagrecht bzw. senkrecht und eins seitlich auf ein freies Feld. Dabei hinterlässt es auf seinem Ausgangsfeld einen Pferdemist in seiner eigenen Farbe.

Der Bauer

Darf auf eines der acht angrenzenden Felder (also senkrecht, waagrecht oder diagonal um ein Feld vorwärts) ziehen. Dabei darf er nicht in einen Garten, die Pferdekoppel, eine Hasenhöhle oder auf ein fremdes Gartentor ziehen.

Liegt direkt oder diagonal vor dem Bauern ein Pferdemistplättchen, so darf er statt des oben beschriebenen Zuges das Pferdemistplättchen überspringen, wenn das Feld dahinter frei ist. Dies darf er so oft wiederholen, wie es ihm möglich ist. Alle fremden Pferdemistplättchen darf er dabei einsammeln. Entscheidet er sich jedoch für das Einsammeln eines oder mehrerer Plättchen, so muss er diese zuerst zu seinem Gartentor bringen, bevor er neue Plättchen aufnehmen darf. Sobald er sein eigenes Gartentor erreicht hat, tauscht er die gesammelten Pferdemistplättchen gegen Karotten aus, die er auf beliebige freie Felder seines Gemüsegartens pflanzt.

Der Hase

Er zieht beliebig weit auf ein freies Feld seiner Diagonalen, wobei er nicht die Richtung wechseln darf. Er darf nicht in die Pferdekoppel und auf Gartentore, darf jedoch über die Gartenzäune hinwegspringen, um in gegnerischen Gärten pro Runde eine Karotte zu fressen. Dazu muss er immer auf die nächstliegende Karotte springen und darf keine Karotte überspringen. Gelingt es einem Hasen in seinem Zug nicht, innerhalb des Gartens eine Karotte zu fressen, so muss er den Garten verlassen. Der Hase ist nur in einer Hasenhöhle vor dem Jäger geschützt.

Der Jäger

Er zieht beliebig weit auf ein freies Feld seiner Waagrechten oder Senkrechten, wobei er ebenfalls nicht die Richtung wechseln darf. Er darf nicht in die Hasenhöhlen, auf die Gartentore oder die Pferdekoppel sowie in fremde Gärten ziehen. Wenn der Jäger in seinem Zug einen Hasen erreichen kann, ohne dass eine Figur dazwischen steht, so fängt er den Hasen und sperrt ihn für den Rest des Spieles in die Pferdekoppel.

Sobald ein Spieler seinen Gemüsegarten mit 15 Karotten gefüllt hat, ist das Spiel beendet.

Varianten

Das Spiel der Paare

Jeweils zwei nebeneinander sitzende Spieler sind Partner. Sie dürfen nun nicht mehr die Pferdemistplättchen Ihres Partner einsammeln, sondern nur die des gegnerischen Paares. In Ihren Gärten dürfen Sie jedoch weiterhin nur die Pferdemistplättchen der eigenen Farbe sammeln. Ansonsten verläuft das Spiel wie in der Grundvariante. Es gewinnt das Paar, das zuerst beide Gärten mit Karotten bepflanzen konnte.

Das Spiel der Pferde

Es wird nur mit den Pferden und den Pferdemistkarten gespielt. Sobald ein Pferd nicht mehr springen kann, weil es auf Pferdemist landen müsste, scheidet es aus dem Spiel aus. Es gewinnt, wessen Pferd zuletzt übrig bleibt.

Pferde-Solitaire

Man spielt nur auf einem Viertel des Spielplans und versucht, mit seinem Pferd so viel Mist wie möglich zu machen. Das Spiel endet, wenn das Pferd kein freies Feld zum Hinspringen findet.

Bauern-Solitaire

Man spielt auf dem ganzen Spielbrett und versucht, mit seinem Pferd den Mist so zu platzieren, dass anschließend der Bauer mit einem Zug von seinem Gartentor aus über alle vier Viertel des Spielplans zurück zu seinem Gartentor springen kann.

Das Mistspiel

In seinem Zug bewegt man sowohl sein Pferd als auch seinen Bauern. Der Bauer versucht, dabei Gemüse einzusammeln und dieses schnellstmöglich in seinen Garten zu bringen und in Karotten umzuwandeln.

Fazit

Das Material: Pferdemist verfügt über reichlich und sehr individuelles Spielmaterial. So wurden hierfür extra Figuren aus Holz angefertigt und mit den entsprechenden Farbfolien beklebt. Den beigefügten kleinen Schächtelchen, in die das Material hineingelegt und komplett mit Schachtel herausgenommen werden können, muss hier besonders positiv bemerkt werden. Dennoch können sich einige Kleinigkeiten dem kritischen Auge nicht entziehen. So geht die Farbe des grünen Spielers bei dem grünen Spielbrett im Vergleich zu den anderen Farben etwas unter. Etwas unpraktisch auf die Übersicht wirkt es sich aus, wenn die Figuren seitlich zur Sicht eines Spielers stehen und er demnach weder die Farbe noch die Funktion der Figur richtig erkennen kann. Weiterhin stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, der Rückseite der Pferdemist-Plättchen mit dem Karottensymbolen zu bedrucken und dadurch Material einzusparen (die produktionstechnischen Hintergründe siehe unten).

Betrachtet man das Cover, wirkt Pferdemist wie ein Kinderspiel. Auch die Materialien deuten eher auf ein Kinderspiel als auf ein taktisches Spiel für Familien und Erwachsene hin. Doch ist es ein Kinderspiel? Wir kommen gleich noch einmal darauf zu sprechen.

Die Spielregel: Hier haben sich "Good Ideas" ein besonderes Faltkonzept ausgedacht, um das Spiel Stück für Stück näher zu bringen. So schön es gedacht ist, im realen Einsatz stellte sich als wenig praktikabel heraus. Gerade zu Beginn benötigt man einige Anläufe, um sich damit zurecht zu finden und zu verstehen, dass das Spiel verschiedene Spielvarianten besitzt.

Das Spiel: Begonnen mit einer Solitär-Variante kann man sich häppchenweise mit den Figuren und deren Zugregeln vertraut machen. Wer das nicht möchte, kann auch gleich ins "Hauptspiel" einsteigen. Dieses beinhaltet alle Spielfiguren- und Komponenten. Wer Schach spielen kann, wird sich sehr schnell damit zurechtfinden. Da man in seinem Zug nur das Pferd und eine weitere Figur ziehen darf, gilt es Prioritäten zu setzen und abzuwägen. Dadurch entwickelt das Spiel durchaus Spieltiefe. Allerdings wird das Spiel auch anfällig für Denkpausen: Die Spieler benötigen eine gute Spielübersicht um planen zu können. Denkattacken von Dauergrüblern können das Spiel etwas zäh gestalten. So erlebten wir stark unterschiedlich flüssige Partien. Aber auch in den vergleichsweise flüssigen Partien gibt es immer wieder Leerläufe. Diese entstehen für einen Spieler, wenn er mit seinem Bauer einen ganzen Haufen an Pferdeäpfeln eingesammelt und damit das Spielfeld leergeräumt hat. Dadurch wird die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Bauern eine Zeit lang stark eingeschränkt (Hierzu ein Tipp vom Autor; s.u.).

Das Ende endete in unseren Partien für den führenden Spieler stets etwas unbefriedigend, denn wer gegen Ende führt, geht Gefahr von den anderen Hasen überfallen und ausgeraubt zu werden. Zeitgleich bestehen dann die besten Chancen für andere Spieler sich vorbeizumogeln und das Spiel zu beenden (sofern die Hasenplage nicht rechtzeitig ihren Standort wechselt).

Zusammengefasst: Pferdemist ist ein Brettspiel, dessen Optik durch sein kindliches Aussehen vielleicht am Zielpublikum vorbei designed wurde. Die Zugmechanismen traditioneller Spieleklassiker wurden zu einem neuen taktischen Zug- und Einsammelspiel zusammengeführt, das zeitweilig zwar Längen aufweist, jedoch über eine unerwartet hohe Spieltiefe verfügt und in den einfacheren Varianten auch weniger versierten Spielern die Möglichkeit bietet sich auszutoben.

Die Resonanz in unserer Runden war unterschiedlich. Mir persönlich war es etwas zu zäh, aber vielleicht gehöre ich ja auch zur Spezies der Dauergrübler? Wie dem auch sei, die Ansiedlung im oberen Preissegment könnte trotz respektabler Ausstattung zu einer Stolperhürde für Pferdemist werden.

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Reportage

Mehr über Good Ideas könnt ihr in unserer Reportage erfahren!

Im Gespräch mit Uwe Himmelreich, dem Autor und Miteigentümer von Good Ideas, haben wir noch einige Informationen über das Spiel erhalten:

Fertigungstechnischer Hintergrund:

Die Holzfiguren wurden in einem speziellen Druckverfahren (Seidendruck) bedruckt. Die Chips (Pferdemist und Gemüse) wurden erstmals "andersherum" gestanzt. Dadurch lassen sie sich erheblich besser aufnehmen. Das Bedrucken einer Seite von etwa 20% des Materials ist tatsächlich billiger als die Chips auch auf der Rückseite 4-farbig zu bedrucken.

Zum Spiel:

Tipp zu den Leerläufen: Sollte man wirklich so eingesammelt haben, dass es keinen schnellen Rückweg gibt, bleibt man mit dem Bauern am besten einfach stehen und bewegt statt dessen z.B. den Jäger so, dass der den Gegner ärgert. Wenn die Pferde wieder genügend Mist gemacht haben, geht es auch wieder schneller nach Hause.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Pferdemist: 3,7 3,7, 7 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Roland Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Barbara Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Hans-Peter Stoll
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Clemens Schollenberger
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Sandra Lemberger
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Bernd Eisenstein

Leserbewertungen

Leserwertung Pferdemist: 3,8 3.8, 5 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von David Haupt - Ich finde, die "offizielle" Besprechung durch Hall9000 wird dem Spiel nicht gerecht. Vor allem der Hinweis "....an der Zielgruppe" vorbei trifft nicht zu. Denn das Spiel ist mit seinen Varianten offensichtlich darauf ausgerichtet, daß mit der einfachsten Variante bereits junge Spieler (so um die 8 Jahre) Zugang zu dem Spiel und seinen Grundregeln findet und durch stufenweisen Einbau der weiteren Zugmöglichkeiten dazu lernen können. Von daher kann ich es nur (auch aus eigener Erfahrung) allen Eltern empfehlen, die ihre Kinder vielleicht auch im Hinblick auf Schach an komplexere Spielabläufe gewöhnen wollen....mit dem netten Nebeneffekt, daß dieses Spiel eigentlich auch mit dem Kinde "wächst", also nicht bereits nach einem Jahr unbeachtet in der Ecke liegen bleibt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Tommy Braun
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.08.05 von Sarah Kestering - Ich muss dazu sagen, dass ich Schach nicht mag. Dieses Spiel hatte also keine Chance bei mir. Ich mag ansonsten abstrakte Spiele. Schachfreunde koennten aber durchaus Freude daran haben oder dieses Spiel nutzen um Ihren Nachwuchs langsam an Schach heranzufuehren.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.08.05 von Beate Bindrim - Auch ich mag kein Schach, aber durch die wirklich witzige Thematik spricht es sogar mich an. Durch die Vielfalt an Zugmöglichkeiten (Pferd + Bauer/Hase oder Jäger) und den steigerbaren Schwierigkeitsgrad einen schönes und lange interessantes Familienspiel.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.07 von Luise Dorff

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