Rezension/Kritik - Online seit 15.11.2013. Dieser Artikel wurde 5269 mal aufgerufen.

PELICAN BAY

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Autor: Jacques Zeimet
Illustration: Rolf Vogt
Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 40 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2013
Bewertung: 2,7 2,7 H@LL9000
3,8 3,8 Leser
Ranking: Platz 5913
PELICAN BAY

Spielziel

Vor dem Verfassen einer Spielerezension konsultiere ich in den meisten Fällen das Internet, um Hintergrundinformationen zu einem Spiel oder deren Spielgeschichte zu erhalten. Bei Pelican Bay erlebte ich beim Googlen eine Überraschung. Der überwiegende Teil der über 13 Millionen Ergebnisse befasst sich nämlich mit einer staatlichen Strafanstalt, dem "Pelican Bay State Prison" in der Nähe von Crescent City, Kalifornien. Ich gehe aber davon aus, dass Spieleautor Jacques Zeimet bei der Namensgebung seines Spiels nicht dieses Staatsgefängnis im Sinn gehabt hat, denn einsame Sandstrände, blaue Lagunen und exotischen Tropenwald findet man eher selten in Gefängnissen ...

Ablauf

Diese drei Landschaften finden sich auf den sechseckigen Legekärtchen des Spiels. Die Anordnung der Landschaften ist jedoch bei allen Kärtchen verschieden, auch sind nicht auf allen Kärtchen tatsächlich alle drei Landschaften vertreten. Zu Beginn werden alle Kärtchen gemischt und 16 davon abgezählt, welche den verdeckten Reservestapel bilden. Die anderen stellen den Nachziehstapel dar, von denen jeder Spieler zwei Kärtchen auf die Hand nimmt. Schließlich werden noch drei zufällig gezogene Kärtchen so in der Tischmitte zusammengelegt, dass alle Kanten passend aneinander liegen. Zuletzt werden noch die 7 Pelikanfiguren gleichmäßig unter den Spielern verteilt, überzählige kommen als neutrale Pelikane neben den Nachziehstapel.

Wer an der Reihe ist, muss der Auslage eines oder beide seiner Handkärtchen hinzufügen. Dabei müssen alle Kärtchen passend gelegt werden, und jedes mindestens zwei andere Kärtchen berühren. Legt man zwei Kärtchen, können beide getrennt oder sich gegenseitig berührend gelegt werden, zudem müssen beide an dasselbe Gebiet anliegen, das nachher auch gewertet wird. Danach wertet er das größte Gebiet, an das er angelegt hat. Jedes gewertete Gebiet bringt dabei pro beteiligtem Kärtchen einen Punkt. Die Punkte werden auf dem Block notiert, anschließend stockt er seine Handkärtchen wieder auf zwei auf.

Eine Besonderheit entsteht, wenn ein Gebiet geschlossen wird. In diesem Fall nimmt der Spieler einen fremden Pelikan (wenn kein neutraler mehr vorhanden ist, klaut er von einem beliebigen Mitspieler) und setzt ihn auf das soeben geschlossene Gebiet. Danach hat er zwei Möglichkeiten: Entweder zieht er auf zwei Handkärtchen auf und spielt noch einmal (A). Oder er beendet sofort seinen Zug (B). Am Ende seines Zuges - dies kann ohne weiteres nach mehreren geschlossenen Gebieten sein - wertet er das zuletzt vergrößerte Gebiet sowie alle Gebiete mit Pelikanen, welche er nachher in seinen Vorrat zurücknimmt.

Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird die Runde mit den Reservekärtchen zu Ende gespielt. Abschließend kommen die Spieler in der Reihenfolge ihrer bis dahin erzielten Punkte - der Spieler mit den wenigsten Punkten beginnt - noch genau einmal dran. In dieser Endrunde darf jeder Spieler nur einmalig ein oder zwei Kärtchen anlegen und werten. In der Endabrechnung erhält jeder Spieler noch 3 Bonuspunkte für jeden Pelikan in seinem Besitz. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt logischerweise das Spiel.

Fazit

Als ich erfahren habe, dass Johann Rüttinger einen neuen Verlag gegründet hat, war ich sehr gespannt. Schließlich waren er und sein Bruder vor über 25 Jahren für die legendären Noris-Spiele Die drei Magier, Der Feuersalamander, etc. verantwortlich, die vor allem durch ihre herausragende grafische Gestaltung und das für die damalige Zeit richtungsweisende Spielmaterial bestachen. Später gründete er den Verlag "Drei Magier Spiele", der bis heute für qualitativ hochwertige und vielfach prämierte Kinderspiele steht.

Auch bei seinem neuen, ambitionierten Projekt "Drei Hasen in der Abendsonne", einem Verlag, der neben Spielen noch Bücher herausbringt, scheint die Optik eine wichtige Rolle zu spielen. Für Pelican Bay wurde mit dem Illustrator Rolf Vogt ("ARVI") einer der besten seines Faches engagiert, der eine sehr attraktive Arbeit abgeliefert hat. So sind alle 67 Legekärtchen anders gestaltet, wodurch im Laufe des Spiels eine traumhaft schöne, exotische Insellandschaft entsteht.

So beeindruckend das Spielmaterial auch ist, hinterlässt bei mir das Spiel selbst jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Es hat den Anschein eines lockeren Legespiels à la Carcassonne, doch dies täuscht. Die Wertung verleitet die Spieler dazu, immer größer werdende Gebiete zu erschaffen, wodurch die Punkte kumulativ immer mehr werden. Pech, wer es dann mit seinen Legekärtchen einmal nicht schafft, ein Monstergebiet zu vergrößern.

Natürlich wäre es erstrebenswert, Gebiete abzuschließen, weil man dann ja doppelt oder dreifach werten kann. Obendrein erhöhen die Pelikanfiguren, die man auf diese Weise erhält, am Ende das Punktekonto. Gebiete zu schließen, ist indes gar nicht so einfach. Wesentlich tragen die zahlreichen Holz- und Hängebrücken, welche Sandstrände bzw. Tropenwälder miteinander verbinden, dazu bei. Häufig glaubt man, erfolgreich ein Gebiet geschlossen zu haben, dann weisen die Mitspieler aber auf irgendeine unscheinbare Verbindung mittels eines Steges oder einer Brücke hin. Dies erschwert zudem empfindlich den Überblick. Da ist schon höchste Konzentration des Schriftführers gefragt, wenn er die Größe eines Gebietes ermittelt. In unseren Runden hat selbst das ständige Notieren der aktuellen Größe der Gebiete nicht fehlerfrei funktioniert. Dieser verwaltungstechnische Aufwand des steten Nachzählens trübt doch merklich das unbeschwerte Spielvergnügen.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die ersten Spieler einen kleinen Nachteil haben, da sie vorerst nur ein kleines Gebiet vorfinden, während die nachfolgenden Spieler schon größere Gebiete werten können. Dies wird mit einem blinden Pelikanjoker kompensiert, den Spieler 1 und Spieler 2 auf ihren Reihenfolgekärtchen vorfinden. Der Joker kann einmalig eingesetzt werden, um ein offenes Gebiet als geschlossen zu werten. Wenn man den richtigen Zeitpunkt abwartet, können viele Punkte zusätzlich erzielt werden, was den Startspielernachteil mehr als wett macht. Wurde er jedoch nicht vor der Endrunde genutzt, verfällt der blinde Pelikanjoker ersatzlos.

Ein Legespiel besitzt naturgemäß einen hohen Glücksanteil, gute Spiele dieses Genres bieten aber dennnoch genug taktische Möglichkeiten. Bei Pelican Bay kommt es eher darauf an, punkteträchtige Gelegenheiten zu erkennen und auszunutzen. Wie schon bei Carcassonne kann man nachfolgenden Spielern das Anlegen erschweren, indem durch das Definieren mehrerer offener Kanten wichtiger Anlegestellen die Chancen auf passende Kärtchen minimiert werden. Verstärkt wird dies dadurch, dass bei weitem nicht alle Kombinationsmöglichkeiten der drei Landschaften auf den Legekärtchen vorkommen, denn dann hätten es gut und gerne drei- bis viermal so viele Kärtchen sein müssen. Auf ein bestimmtes Kärtchen zu spekulieren ist deshalb - vor allem ohne genaues Wissen über alle tatsächlich vorhandenen - reine Glückssache.

Ich würde das Spiel so gern lieber mögen, da es optisch ein reiner Genuss ist. Es erscheint mir jedoch nicht ganz ausgereift und unnötig kompliziert. Die Mischung aus großem Zufall beim Ziehen der Plättchen und der umständlichen Handhabung bei der Ermittlung der Punkte kann mich einfach nicht überzeugen. Vielleicht würde es ohne die Brücken besser funktionieren, wenn Gebiete schneller abgeschlossen werden können und sie daher kleiner und übersichtlicher ausfallen. Aber mit der vorliegenden Regel ist für mich Pelican Bay leider nur Durchschnitt. Schade eigentlich ...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung PELICAN BAY: 2,7 2,7, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.09.13 von Franky Bayer - Wunderschones Spielmaterial, das sich ein viel besseres Spiel verdient hätte. So aber leider bestenfalls Durchschnitt und für mich gerade noch eine 3.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.11.13 von Rene Puttin - Naja, bis auf die hervorragende Grafik überzeugt mich das Spiel leider nicht so sehr. Es werden ständig längere Ketten gebildet, die immer mehr Punkte bringen und nur mit viel Glück unterbrochen werden können. Die Hälfte der Spielzeit ist man mit Zählen beschäftigt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.11.13 von Bernd Eisenstein - Sehr schönes Spiel von der Aufmachung her. Leider verliert, wer zuerst nicht mehr an der größten Auslage anlegen kann. Das Grüblerische steht im Gegensatz zur "kindlichen" Aufmachung. Konnte uns nicht überzeugen.

Leserbewertungen

Leserwertung PELICAN BAY: 3,8 3.8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.01.14 von Puma - Ein Genuss für die Augen, der leider spielerisch nicht zu überzeugen vermochte. Schade!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.01.14 von Martin H - Das Spielmaterial ist wunderschön, der Spielmechanismus funktioniert aber praktisch gar nicht. Jeder legt nur an dasselbe größte Gebiet an und so gibt es kaum eine Möglichkeit, den Punktestand wirklich zu verändern. Er erhöht sich einfach reihum bei jedem Mitspieler; es kommt so gut wie nie vor, daß jemand nicht an dieses Gebiet anlegen kann (und damit ins Hintertreffen gerät). Wer in der zweiten oder dritten Runde vorne liegt, liegt fast immer auch am Ende vorn. Spannung kommt nicht auf, weil es keine Möglichkeit gibt, den Punkteabstand zu seinen Mitspielern deutlich zu vergrößern und damit zu verändern. Es gibt auch kaum eine Motivation, ein Gebiet abzuschließen, um einen Pelikan zu bekommen. Den hat man im Zweifel bei der Endabrechnung sowieso nicht mehr. Vor allem aber bringt er dann nur drei Punkte, das größte offene Gebiet bringt aber (gegenüber diesen 3) meist deutlich mehr Punkte als das potentiell geschlossene. Die von anderen beschriebenen Verzögerungen durch das Zählen der Kärtchen sehe ich nicht. Da ja eh immer an dasselbe Gebiet angelegt wird, muß man nur 1 oder 2 Punkte zur letzten Punktzahl (und die steht ja auf dem Zettel) hinzuzählen. Als meditatives Puzzle nett.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.03.14 von Hans Huehnchen - Tolles Material, einfache Regeln, und deutlich weniger kindlich, als Verlag und Optik einen glauben lassen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.04.14 von Uwe

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