Rezension/Kritik - Online seit 29.06.2023. Dieser Artikel wurde 1865 mal aufgerufen.

Total Regal – Plätze für Schätze / My Shelfie

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Autor: Matthew Dunstan
Phil Walker-Harding
Illustration: Shannon Grosenbacher
Sara Valentino
Verlag: Cranio Creations
Feuerland Spiele
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2022, 2023
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 2164
Download: Kurzspielregel [PDF]
Total Regal – Plätze für Schätze / My Shelfie

Spielziel

Regale sind ja eine Wissenschaft für sich. Und dabei meine ich nicht den kniffligen Zusammenbau von "Billy", "Kallax" oder anderen Ikea-Produkten. Was sich jemand in seiner Wohnung in die Regale und Schränke stellt, sodass es Gäste und Besucher sehen können, sagt mehr über seinen Charakter und seine Leidenschaften aus als er denkt. Der eine ist stolz auf seine erlesene Büchersammlung voller alter Meister und Klassiker, die er vielleicht selbst nie gelesen hat. Der andere präsentiert darin Fotos seiner Liebsten, was einen ausgeprägten Familiensinn verrät. Und meine Wohlzimmerregale sind voll von Schallplatten, die meinen Musikgeschmack (guten alten Rock) offenbaren.

Im Spiel Total Regal räumen wir unsere "Lieblingsstücke" in ein großes Regal ein, um damit bestmöglich unsere durch Karten vorgegebenen persönlichen, sowie die allgemeinen Ziele zu erfüllen.

Ablauf

Wir erhalten zunächst unser eigenes 3D-Regal, welches wir aus 3 Teilen zusammenbauen und vor uns aufstellen. Durch Schlitze an der oberen Kante können wir im Spielverlauf Plättchen in die Spalten einwerfen, um unser Regal allmählich von unten nach oben zu füllen. Zu Beginn ziehen wir ein zufälliges persönliches Ziel, welches uns schon mal vorgibt, wo sich bestimmte Lieblingsstücke in unserem Regal zu befinden haben, um uns Punkte einzubringen.

Die "Lieblingsstücke" kommen auf Plättchen vor. Es gibt sechs verschiedene Arten (Bücher, Spiele, Fotos, Trophäen, Pflanzen und Katzen), welche farblich leicht voneinander zu unterscheiden sind. Alle Plättchen wandern anfangs in einen Beutel, aus dem wir sie dann einzeln herausziehen und auf die markierten Felder des Spielplans auslegen. Schließlich decken wir noch zwei Karten "Allgemeine Ziele" auf und platzieren darauf Punkteplättchen in absteigenden Werten. Und dann geht's schon ans Einräumen!

Sind wir an der Reihe, dürfen wir uns vom Spielplan 1 bis 3 Plättchen nehmen, welche in einer durchgehenden waagrechten oder senkrechten Reihe liegen. Wichtigste Regel dabei: Jedes davon muss bereits vor unserem Spielzug mindestens eine freie Kante aufweisen. Es ist also nicht erlaubt, Plättchen aus der Mitte der Auslage zu wählen. Anschließend lassen wir die genommenen Plättchen in beliebiger Reihenfolge von oben in dieselbe Spalte fallen. So füllt sich unser Regal allmählich.

Erfüllen wir eines der beiden allgemeinen Ziele, dürfen wir das entsprechende oberste Punkteplättchen nehmen. Und wenn unser Regal schließlich als Erster komplett voll ist, erhalten wir auch das "Spielendeplättchen", welches 1 Punkt wert ist. Die Runde wird allerdings noch zu Ende gespielt, sodass wir alle gleich oft dran waren.

Am Spielende findet eine Schlusswertung statt, bei der wir prinzipiell für drei unterschiedliche Kriterien Punkte bekommen. Wir erhalten Punkte für A) unsere gesammelten Punkteplättchen (vor allem durch allgemeine Ziele), B) Übereinstimmungen mit unserer persönlichen Zielkarte (je mehr der darauf angegebenen Lieblingsstücke sich an der exakt richtigen Stelle in unserem Regal befinden, umso mehr), sowie C) für zusammenhängende Gruppen von Lieblingsstücken derselben Art (beispielsweise kriegen wir für eine Gruppe aus 4 Trophäen 3 Punkte). Konnten wir insgesamt die höchste Gesamtsumme erzielen, haben wir gewonnen.

Fazit

Ein Spiel über Regale? Das Thema ist ja mal was ganz Neues, richtig Originelles. Also - ich habe Dutzende Regale im Haus, zwar nicht im Wohnzimmer, dafür aber vollgestopft mit Spielen jeder Art. Von daher ist klar, was meine "Lieblingsstücke" wären. Bei Total Regal ist dies aber total egal, denn es geht nicht um unsere Vorlieben, sondern darum, unser Regal nach bestimmten Vorgaben zu füllen, um möglichst viele Punkte zu erzielen, und da müssen dann halt auch Bücher, Trophäen, Fotos, Pflanzen und sogar Katzen auf die Étagèren.

Eigentlich besitzt Total Regal ein äußerst simples Spielprinzip. So einfach, dass man sich fragt, wieso da noch niemand vorher draufgekommen ist. Wir nehmen ein paar Plättchen und werfen sie in ein dreidimensionales Gestell, sodass sie soweit nach unten rutschen, bis sie aufliegen. Felder in oberen Reihen können daher erst dann belegt werden, wenn die darunter liegenden Felder gefüllt wurden. Dieser Spielmechanismus ruft Erinnerungen hervor (also eine Art "Total Recall"), nämlich an den beliebten Klassiker 4 gewinnt!.

Aber Vorsicht! Wir dürfen dabei nicht dem Trugschluss erliegen, ein einfacher Mechanismus wäre gleichbedeutend mit "total banal". Die beiden Spieleautoren Phil Walker-Harding und Matthew Dunstan haben uns nämlich mit kleinen, aber feinen Regeln in unserer Freiheit ein wenig eingeschränkt, subtil, aber doch wirkungsvoll, sodass es doch etwas knifflig wird.

Dies fängt schon beim Nehmen der Plättchen an. Wir dürfen zwar bis zu drei Plättchen nehmen, diese müssen sich jedoch erstens in einer durchgehenden waagrechten oder senkrechten Reihe befinden, und zweitens müssen alle gewählten Plättchen bereits vor dem Spielzug mindestens eine freie Kante aufweisen. Dies führt - öfter als uns recht ist - dazu, dass wir höchstens zwei Plättchen bekommen können, und dass manchmal auch nur ein einziges Plättchen wirklich sinnvoll ist.

An dieser Stelle kommt auch etwas Interaktion ins Spiel, denn wir müssen abwägen, ob wir durch das Aufnehmen bestimmter Plättchen nicht dem nachfolgenden Spieler eine Steilvorlage liefern, sodass dieser mehr von unserem Spielzug profitiert als wir selbst. Und natürlich können die zufällige Verteilung der Plättchen auf dem Spielplan zusammen mit den Aktionen der Mitspieler schon dafür sorgen, dass es bei dem einen Spieler nur so "flutscht", während ein anderer Spieler stets nur Unbrauchbares vorfindet. Dies ist dann ein gewisser Glücksfaktor, den wir bei einem so lockeren Spiel wie diesem hier aber leicht akzeptieren können.

Die Zwänge setzen sich dann beim Einräumen ins Regal ebenfalls fort. Die Lieblingsstücke dürfen wir nämlich nicht irgendwo ins Regal einwerfen. Alle gerade aufgenommenen Plättchen müssen wir verpflichtend in dieselbe Spalte geben. Es ist dabei "total legal", die Reihenfolge zu ändern, solange alle in dieselbe Spalte wandern.

Und schließlich wollen wir die Plättchen auch noch so sinnvoll einsetzen, dass sie uns möglichst viele Siegpunkte bringen. Drei verschiedene Aspekte gilt es für uns dabei zu beachten. Die persönlichen Ziele gelten - wie die Bezeichnung schon verrät - nur für uns, sie bleiben den Mitspielern sogar verborgen. Auf unserer Karte "Persönliches Ziel" ist für jede Sorte eine ganz bestimmte Position angegeben. Je mehr sich davon an der exakt richtigen Stelle in unserem Regal befinden, umso mehr Punkte erhalten wir.

Die beiden Karten "allgemeines Ziel" stellen hingegen Anforderungen für alle Spieler dar. Erfüllen wir diese schneller als die anderen, winken höhere Punkteplättchen als Belohnung. Im Spiel sind 12 unterschiedliche allgemeine Zielkarten enthalten, deren Schwierigkeitsgrad jedoch stark variiert. Es empfiehlt sich, die Aufgabenstellungen sorgfältig zu prüfen. Meiner Erfahrung nach sollte man sich nicht darauf versteifen, ein Ziel allzu verbissen zu verfolgen. Manchmal ist es besser, auf die eine oder andere Karte zu verzichten, wenn sie sich nur schwer mit den anderen Anforderungen vereinbaren lässt.

Wichtige Punkte bringt uns auch die Gruppierung gleicher Plättchen in unserem Regal. Während einzelne oder Paare gar keine Extrapunkte wert sind, zählen zusammenhängende Gruppen von Lieblingsstücken gleicher Art ab 3 Stück wertvolle Punkte: Drei gleiche Plättchen 2 Punkte, vier gleiche Plättchen 3 Punkte, fünf gleiche Plättchen 5 Punkte und sechs (oder mehr) gleiche Plättchen sogar 8 Punkte.

So ist es unsere Aufgabe, diese drei unterschiedlichen Möglichkeiten zu punkten geschickt miteinander zu verbinden. Wem dies am besten gelingt, wozu - wie bereits erklärt - auch das gewisse Quäntchen Glück dazu gehört, der wird insgesamt die höchste Punktezahl erzielen. Total Regal erfordert meiner Meinung nach für ein Familienspiel genau das richtige Maß an Überlegung, weder zu kompliziert, noch "total genial", aber auch nicht "total banal". Die ausgewogene Balance von Glück und Taktik macht Spaß, und dies nicht nur unter Gelegenheitsspielern. Von mir daher eine klare Empfehlung.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Total Regal – Plätze für Schätze / My Shelfie: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.04.23 von Franky Bayer - Nettes Sammel- und Sortierspiel um Lieblingsstücke, wie Fotos, Trophäen, Bücher und Spiele, welche die Spieler - wie bei 4 gewinnt! - in ihr Regal einwerfen,, um auf verschiedenste Weise Punkte zu erzielen.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.02.23 von Roland Winner - Schnelles und einfaches Puzzlespiel in einem 5x6-Raster in Form eines Bilderrahmens (aufrecht stehend mit Unterteilungen in 30 Fensterchen mit Vorder- und Rückseite). Dank persönlicher und gemeinsamer Ziele macht es viel Spaß, die richtigen Plättchen (Hintergrundfarbe zählt) an den richtigen Positionen im Raster von oben einzuschieben.

Leserbewertungen

Leserwertung Total Regal – Plätze für Schätze / My Shelfie: 4,0 4.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.07.23 von Hans Huehnchen - Total Regal ist eine Multiplayer-Solitär-Variante von 4 gewinnt und regeltechnisch keine große Hürde. Auch die zu erfüllenden Aufgaben stressen die Nerven nicht übermäßig. Total Regal ist ein zugängliches und sympathisches Familienspiel, das für eine höhere Wertung etwas fordernder hätte sein dürfen.

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