Spielerei-Rezension
Auch in Nürnberg war die Flut der Kartenspiele wieder fast unüberschaubar. Schon in den vergangenen Jahren waren die "Berliner Spielkarten" für außergewöhnliche Kartenspiele bekannt. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders.
Ein absolutes Highlight dieses Genres ist mit Sicherheit Mit List und Tücke. Als Autor zeichnet Klaus Palesch verantwortlich, und wer seine beiden Kartenspiele Sticheln und Hattrick kennt, weiß, dass der Ärgerfaktor bei seinen Kartenspielen immer ausgesprochen hoch ist. Dies ist bei Mit List und Tücke nicht anders. Jeder Spielkreis, bei dem Klaus schon mal zu Gast war, hat vermutlich auch "Palle" gespielt. Ein "Elfer raus"-Kartensatz war die einzige Ausstattung, die man dazu brauchte. Rein entwicklungstechnisch war dieses Spiel sogar schon vor Sticheln angeordnet, nur fand sich in der ganzen langen Zeit kein Verlag, der bereit war, das Spiel zu veröffentlichen, denn erst ab mindestens vier Mitspielern wird das Ganze interessant. Zum Glück fand sich mit den Berliner Spielkarten dann doch noch ein Verlag - Reinhard Staupe sei unser aller Spieler Dank gewiss.
Doch genug der Vorrede. Worum geht es bei Mit List und Tücke? Das Ganze ist ein Stichspiel, aber ein recht ungewöhnliches. Es gibt keine feste Trumpffarbe, sondern jede Karte, die in einem Stich zuerst angespielt wird, ist Trumpf. Auch werden die Karten des Stiches immer unter zwei Spielern aufgeteilt. Nur in der Maximalbesetzung von sechs Spielern werden alle Karten benötigt, ansonsten werden die Karten entsprechend reduziert.
Zum ersten Stich spielt der linke Nachbar des Gebers aus und diese angespielte Karte ist - wie schon bereits gesagt - die Trumpffarbe für diesen Stich. Alle anderen Farben sind Fehlfarben. Die Karten sollten so gelegt werden, dass ersichtlich ist, wer welche Karte gespielt hat. Die nachfolgenden Spieler müssen die angespielte Farbe nicht bedienen. Pro Stich dürfen jedoch nur maximal drei Farben vorhanden sein.
Pro Stich gibt es zwei Gewinner. Der Spieler, der in der Trumpffarbe die höchste Karte gespielt hat, darf sich zuerst zwei (bei 4 Spielern), bzw. drei (bei 5 - 6 Spielern) Karten aus dem Stich aussuchen. Die restlichen Karten muss derjenige Spieler nehmen, der in einer Fremdfarbe den niedrigsten Zahlenwert ausgespielt hat. Die auf diese Weise gewonnenen Karten werden nach Farben getrennt offen abgelegt. Sobald ein Spieler Karten von allen vier Farben hat, muss er sich entscheiden, welche Farben er sammelt. Die beiden restlich Farben werden umgedreht.
Doch diese ganzen Informationen nützen bis jetzt noch recht wenig, wenn man nicht den Wertungsmechanismus kennt, und der sieht folgendermaßen aus: Die Karten der beiden Farben, die man gesammelt hat, werden miteinander multipliziert und durch die Anzahl der umgedrehten Karten geteilt. Hat man nur drei Farben, werden die zahlenmäßig meisten Karten multipliziert und durch die dritte Farbe geteilt.
Wie zu erkennen sein dürfte, birgt Mit List und Tücke ein großes Ärgerpotential, da die Mitspieler genau erkennen können, welche Farben man nun absolut gar nicht gebrauchen kann.
Allerdings wird auch derjenige keinen Erfolg haben, der nur den Gegenspieler die miesen Karten zuschustert und seine Punkte außer acht lässt. Hier den optimalen Konsens zu finden, ist eine der Haupttücken an diesem kurzweiligen Kartenspiel. Klaus Palesch ist mit diesem Ärgerspiel mal wieder ein absoluter Knaller gelungen.
Rezension
In Kooperation mit der Spielezeitschrift