Spielziel
Klötzchen legen mit Auge und Köpfchen ... nutze die Unachtsamkeit der Gegner und lege alle deine Holzsteine schneller auf das Brett als alle anderen.
Ablauf
Je nach Spieleranzahl erhälst du zwischen 10 und 30 Holzstäbchen. Als Spielfeld dient ein Pappkreis mit dem Durchmesser einer kleinen Pizza Quattro Staggioni. Einer beginnt (warum nicht gleich du?) und legt sein erstes Stäbchen auf den Plan. Reihum folgen alle anderen Beteiligten. Bist du wieder an der Reihe, prüfe zunächst, ob sich irgendwo eine Brücke bauen lässt.
Brücken führen nämlich dazu, dass du gleich noch mal an der Reihe bist. Eine Brücke baust du durch das Ablegen eines Holzstäbchens auf zwei anderen Holzstäbchen, auf denen aber noch kein weiteres Holzstäbchen liegen darf. Wenn dir das gelingt, prüfe, ob nicht vielleicht weitere Brücken möglich sind, vielleicht sogar durch das gerade von dir gelegte Holzteil.
So wirst du schnell deine ganzen Holzstäbchen los. Ist dir das als Erster gelungen, hast du das Spiel bereits gewonnen. Das war einfach, nicht?
Fazit
Nein. Hört sich einfach an, ist es im Ablauf auch, aber die richtigen Ablageplätze zu finden, um mindestens dem nächsten Spieler keine Vorlage zu geben, ist eine gute Übung für angehende Feinmechanikingenieure. Alle anderen nehmen eben das ihnen zur Verfügung stehende grobe Augenmaß. Wie sagt der Österreicher? Passd scho.
Bei Material und Spielregel herrscht Zufriedenheit, bei der Verpackungseinheit nicht. Hohlräume von mehr als 50 % werden immer die Schelte bekommen, die sie verdienen. Zwar herrscht natürlich ebenso Unzufriedenheit unter den Spielinteressierten, wenn sich Schachtelformate ändern, aber einfach die am ehesten passendste Standardgröße zu wählen und dann einen entsprechend "aufgeräumten" Eindruck zu hinterlassen, geht nicht. Also theoretisch. Praktisch beweist der vorliegende Fall leider das Gegenteil.
Warum nur hat man diesem eindeutig abstrakten Spiel ein Thema aufgepfropft, das keines ist? Mit einem kleinen Absatz innerhalb der Spielidee wird darauf hingewiesen, dass es sich beim Namensgeber um einen Indianerstamm handele, dessen Übersetzung "Verbündete" bedeute. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn niemand ist mit irgendwem verbündet. Öfter als einem lieb ist, muss nämlich die Platzierung des eigenen Stäbchens sehr genau durchgeführt werden, um ja nicht Vorlagengeber für im schlimmsten Fall eine Kette von Brückenbauten zu sein. Darüber hinaus bringt einem ein etwaiger Einsturz bei bestehenden Konstruktionen noch die herabgefallen Stäbe als Strafe in den eigenen Vorrat hinzu. Zuzüglich einer Extrakeule in Form eines weiteren Stäbchens vom Mitspieler.
Mit Indianern hat dieses Spiel also so viel zu tun wie der VfR Oli Bürstadt mit der Champions League. Dafür stimmen die Alters- und Zeitangaben von mindestens 8 Jahren bzw. einer halben Stunde. Letztere ist als ungefährer Wert angegeben, was stimmt, da dieser gerade in kleineren Runden häufig unterschritten wird. Außer der Auge-Hand-Koordination sind keinerlei weiteren Fähigkeiten gefragt oder angesprochen, was dem Spielspaß auf Dauer nicht guttut. Wiederholungen wurden genauso häufig gefordert wie bei erwähntem Siebtligisten die Aufzeichnung der bisher einzigen Saisonniederlage gegen den SV Unterflockenbach.
Diesbezügliche Werke finden sich bereits auf dem Markt, immer wieder und immer noch. Herausragend ist das hier vorliegende in keinem Punkt, darf aber nicht als missraten angesehen werden. Wem Geschicklichkeitsaufgaben liegen, der wird auch bei Lakota keine Enttäuschung erleben. Große Abwechslung im Spielgeschehen oder innovative Mechanismen haben aber beschlossen, diesem Spiel frühestens in einer Erweiterung beizuwohnen.
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.