Rezension/Kritik - Online seit 12.07.2019. Dieser Artikel wurde 3621 mal aufgerufen.

Kuhle Kühe

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Autor: David Yakos
Illustration: Steve Downer
Verlag: Game Factory
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 5
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 9 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 3078
Kuhle Kühe

Spielziel

"Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe!"
Dieser Kalauer verdeutlicht die Leiden jedes Viehhalters. Als Rinderbaron musst du nicht nur auf das Wohl deiner Wiederkäuer schauen, auf deren Gesundheit, Wachstum und Gedeihen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern auch mit Neid und Missgunst der lästigen Mitbewerber kämpfen, welche es nicht ertragen können, wenn du besser bist als sie. Zeig diesen Möchtegern-Ranchern, dass du die meisten, die längsten, oder einfach die "kuhlsten" Kühe besitzt!

Ablauf

Kuhle Kühe ist ein Kartenspiel. Bis auf drei "Auszeichnung"-Plättchen, die Spielregel und eine Muhdose findest du alles auf den insgesamt 90 Spielkarten. Mehr als die Hälfte davon sind Kühe. Oder genauer gesagt: Kuhteile. Denn jede Kuh besteht bekanntlich - du kannst ruhig in "Grzimecks Tierleben" nachschauen - aus einem Vorderteil mit Kopf und Vorderhufen, sowie einem Hinterteil mit Hinterhufen und Schwanz. Dazwischen kann eine Kuh noch beliebig viele Mittelteile vorweisen Es gibt halt kürzere Viecher, lange und sogar extrem laaaange Rinder.

Die anderen Karten haben Effekte, welche dem Spielgeschehen mehr Pep verleihen: Angriffskarten (rot), um deiner Konkurrenz zu schaden; Verteidigungskarten (orange), um dich gegen Attacken der anderen zu wehren; Futterkarten (grün), um deinen Kühen nachträglich einen längeren Bauch zu verschaffen; Kälber, welche deine Herde auf einfache Weise anwachsen lassen, sowie einige Spezialkarten.

Zu Beginn hältst du bereits sechs Karten auf der Hand. Wenn du an der Reihe bist, gliedert sich dein Spielzug in zwei Phasen. Zuerst bekommst du neue Karten (Phase 1), wobei du zwischen drei Möglichkeiten wählen kannst: 2 Karten vom Nachziehstapel ziehen, eine beliebige Kuhkarte (Kopf, Mitte oder Hinterteil) vom offenen Ablagestapel nehmen, oder einen Kuhhandel auslösen, bei dem jeder Spieler seinem linken Nachbarn zwei beliebige Karten aus seiner Hand gibt.

In Phase 2 kannst du dann Karten ausspielen. Willst du eine Kuh auslegen, muss sie mindestens aus einem Kopf und einem Hinterteil bestehen, dazwischen können sich beliebig viele Mittelteile befinden. Allerdings müssen deine Kühe in der Regel reinrassig sein, also entweder schwarz-weiße Holstein-Rinder, zottelige Hochland-Rinder oder gefleckte Longhorns. Nur "Joker"-Teile dürfen ohne Probleme dazu verwendet werden, sie vermindern jedoch den Wert der Kuh.

Sobald der Nachziehstapel aufgebraucht ist, endet das Spiel, und du berechnest den Wert deiner Herde. Jede völlig reinrassige Kuh (also ohne Joker!) bringt dir 2 Punkte pro Teil, jede andere, irgendwie gemischte Kuh lediglich 1 Punkt je Teil, genauso wie jedes Kalb in deiner Herde. Zusätzlich werden Auszeichnungen für besondere Leistungen verteilt. So kannst du Extrapunkte für die längste Kuh (3), die größte Herde (2) oder die erste Kuh (1 Punkt) erhalten. Konntest du mit deiner Herde die meisten Punkte erzielen, hast du gewonnen.

Fazit

Das Auffälligste an Kuhle Kühe ist das originelle Spielmaterial. Das fängt schon bei der Verpackung an, denn das Spiel wird in einer - überdimensionalen - Milchpackung (Tetrapack) präsentiert. Die Informationen auf der Rückseite der Verpackung sind absichtlich verkehrt abgedruckt, denn beim Umdrehen ertönt ein lautes "MUUUUHH!" aus dem Schachtelinneren. Allein dies macht schon neugierig, was einen wohl drin erwartet.

Die Karten sind ebenfalls überaus witzig gestaltet. Obwohl einige Karten dieselbe Funktion aufweisen (Futterkarten, einige Angriffskarten sowie die Kuhteile derselben Rasse) hat der Grafiker Steve Downer jede einzelne Karte anders illustriert. Besonders die Muster der Flecken einiger Kühe regen die Fantasie an, sodass man manchmal meint, die Umrisse von Kontinenten, Flugzeugen oder ähnliches zu erkennen. Auch die Aktionskarten wurden humorvoll gezeichnet und mit liebevollen Details versehen. Die ausgezeichnet gestaltete und reich bebilderte Spielregel, welche keine Fragen offen lässt, rundet das überaus positive Erscheinungsbild ab.

Wir sind hier aber nicht bei Stiftung Warentest. Unsere Leser interessiert vor allem die spielerische Qualität von Kuhle Kühe. Da sieht das Ganze schon differenzierter aus. So originell und innovativ das Äußere auch sein mag, das Spielprinzip bleibt im Grunde genommen ziemlich herkömmlich. Es ist prinzipiell ein Kartensammelspiel, bei dem die Spieler möglichst viele Kühe auszuspielen trachten, um Punkte zu erzielen. Durch die drei verschiedenen Rassen sind die Spieler aber in ihren Aktionen etwas eingeschränkt. lediglich die Jokerkarten und einige spezielle, rosa Aktionskarten ("Franken-Kuh", "Verrückter Professor" und "Kuhliebe") erlauben das Kreuzen mehrerer Rassen.

Diesbezüglich erweist sich der Kuhhandel als geschickte Maßnahme, um festgefahrene Situationen aufzulösen. Mein erster Eindruck war ja, dass man die Muuuhdose bloß als Gimmick beigefügt hatte, mit dem einzigen Zweck, die Aufmerksamkeit potenzieller Käufer zu erregen. Die damit ausgelöste Aktion des Kartentauschs hat sich in der Praxis jedoch als sehr wirkungsvoll herausgestellt, wenn sich bei manchen Spielern die Kopfteile ansammelten, bei anderen hingegen die Hinterteile. Der Kuhhandel wirbelt die Karten ausreichend durcheinander, damit das Spiel wieder Fahrt aufnehmen kann.

Die anderen Aktionskarten beleben das Geschehen und sorgen für etwas Turbulenz und Stimmung am Spieltisch. Da können mit grünen Futterkarten eigene Kühe passend verlängert werden. Die roten Angriffskarten dienen zum Ärgern der Mitspieler, indem man ihre Herden attackiert. Schützen kann man sich vor solch lästigen Übergriffen entweder permanent mit gelben Schutzkarten ("Stall", "Brandeisen") oder einmalig mit orangen Verteidigungskarten ("Holy Cow", "Herdenhund", etc.). Letztere sollte man sich aber gut einteilen, denn 3 bestimmte Angriffskarten sind doch recht mächtig, gegen diese sollte man nach Möglichkeit im Falle eines Falles noch etwas in der Hand haben.

Dies alles haben wir bereits in vielen Spielen so oder ähnlich gehabt, ist alles schon mal da gewesen. In einigen meiner Spielgruppen, nämlich jenen mit anspruchsvollen und erfahrenen Spielern, kam Kuhle Kühe daher nicht so gut an. Diese sind aber ganz klar nicht die beabsichtigte Zielgruppe. Kuhle Kühe richtet sich vornehmlich an lockere Spielrunden, an Familien und Gelegenheitsspieler, und kann dort - wie ich in solchen Gruppen feststellen konnte - durchaus punkten. Wenn man den natürlich vorhandenen Glücksanteil akzeptiert, macht es enormen Spaß und sorgt für kurzweilige Unterhaltung.

In diesem Zusammenhang erscheint mir die Altersangabe "ab 9 Jahren" als etwas zu hoch gegriffen. Es können schon Siebenjährige locker mitmachen, weil der Frustfaktor nicht wirklich hoch ist. Die Spieldauer ist mit unter einer halben Stunde - unabhängig von der Spielerzahl - auch im angenehmen Bereich und lässt die eine oder andere Revanchepartie zu. Obwohl Kuhle Kühe auch zu zweit spielbar ist, empfehle ich die volle Besetzung, in der es doch lustiger zugeht.

Es ist auf jeden Fall begrüßenswert, dass unserem Hausrind aus der Familie der Bovidae (Hornträger) am "Internationalen Tag der Kuh" auch spielerisch die ihm gebührende Ehre erwiesen wird, noch dazu mit einer solch hochwertigen Aufmachung. Immerhin hat das Rind durch seine Domestizierung einen wichtigen Beitrag zur Sesshaftigkeit und damit zur Entwicklung der Menschheit geleistet. Auch heute noch erfreut es uns mit leckeren, frischen Milchprodukten, hochwertigem Fleisch und dem einen oder anderen lauten "Muuuh!" auf unseren Wiesen und Almen.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Kuhle Kühe: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.07.19 von Franky Bayer - Einfaches, aber spaßiges, interaktives Kartenspiel, das durch sein tolles Spielmaterial - samt origineller Verpackung und Muuuh-Dose - besticht.

Leserbewertungen

Leserwertung Kuhle Kühe: 5,0 5.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.07.19 von xaverius - Sehr schönes Ärgerspiel und auf jeden Fall ein tolles Mitbringsel zu einer Einladung!

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