Rezension/Kritik - Online seit 23.02.2025. Dieser Artikel wurde 1182 mal aufgerufen.
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Im Paris der 1920er Jahre geschehen geheimnisvolle Vorfälle in der Pariser Oper! Wir sind Detektive und versuchen in diesem Deduktionsspiel, schneller als die Mitspieler der Lösung der Rätsel auf die Spur zu kommen.
Dem Spiel liegen 3 Szenarien mit je 5 Fällen bei.
Wir entscheiden uns für eines der Szenarien und lesen dessen kurze Einführung, sowie die 3 Fragen, zu denen es möglichst schnell die Antworten zu finden gilt.
Wer als erstes richtig vermutet, der gewinnt – ist die Lösung jedoch nicht korrekt, dann scheidet man aus.
Wir legen den Übersichtsplan der Oper in die Mitte. Jeder Spieler erhält ein Blatt, auf dem er seine Erkenntnisse eintragen kann, welches ebenfalls die Oper zeigt.
Wir legen 6 Charaktere bereit, die zum Szenario und zum gewählten Fall gehörenden Ortskarten sowie 6 Zeittafeln.
Dann lesen wir das Szenario vor – in Szenario 1 hat beispielsweise jemand den Detektiv vergiftet, und es gilt herauszufinden, wer es war (er oder sie muss mit dem Detektiv alleine in einem Raum gewesen sein), in welchem Raum es geschah und zu welchem der 6 Zeitpunkte.
Wir sind nun reihum am Zug.
Ist man dran, dann wählt man eine Ortskarte und dazu entweder eine Charaktertafel oder eine Zeittafel. Beide legt man übereinander, und durch Ausschnitte in den Tafeln erhält man Informationen – konkret, entweder wie oft bzw. wann ein bestimmter Charakter in einem Raum war, oder wie viele und evtl. welcher Charakter zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort waren.
Der Witz daran ist nun, dass die Kombination der Ortskarte mit einer der Tafeln immer 2 Informationen anzeigt: Eine allgemeine Information, die man allen Mitspielern mitteilt, sowie eine speziellere Information, die man nur für sich selbst erhält.
Beispielsweise könnte man durch die Kombination der Ortskarte „Bühne“ mit der Charaktertafel „Chauffeur“ erfahren, dass dieser im Verlauf des Abends dreimal auf der Bühne war (allgemeine Information), wobei man selbst noch zusätzlich erfährt, dass einer dieser Besuche zum Zeitpunkt „2“ war.
Zusammen mit einer Zusatzregel, nämlich dass sich alle Charaktere zu jedem Zeitpunkt in einem anderen Nachbarraum bewegen, erlaubt dies bisweilen, gute Bewegungsprofile zu erstellen.
Im anderen Bildbeispiel lautet die Frage zum Beispiel, was zum Zeitpunkt 5 auf der Bühne los war. Hier ist die allgemeine Information, dass 3 Charaktere anwesend waren. Die nur für mich bestimmte Information besagt, dass dies Charakter „A“ (Abenteurerin) war.
So befragen wir reihum.
Sobald jemand der Meinung ist, er könne die eingangs des Falles gestellten Fragen lösen, sagt er dies an. Dann schlägt er die Lösung nach – hat er korrekt deduziert, dann hat er gewonnen (wobei die anderen Spieler durchaus noch weiter spielen können, um zu versuchen, auch ihrerseits die Lösung herauszubekommen). Lag er falsch, dann scheidet er aus und die übrigen Spieler spielen weiter, bis einer von ihnen die Lösung korrekt ermittelt hat.
Deduktionsspiele gibt es ja nun nicht so viele, und die mir bekannten Spiele streuen dann doch sehr zwischen einfach und kompliziert, sowie zwischen fehleranfällig (Sleuth nenne ich hier als für mich abschreckendes Beispiel) und fehlertolerant. Daher waren ich und meine Runden gespannt, was Kronologic so kann.
Zunächst fällt das stabile Material auf, sowie die Anleitung, die kurz und knapp, aber dennoch ausreichend in das Spiel einführt.
Gleiches gilt für die jeweils gewählten Szenarien – auch hier eine kurze Geschichte sowie eine knappe Einführung in die speziellen Regeln dieses Falles.
Also hinein in die Fälle, und hier hat uns das „Lochkartenprinzip“ echt überzeugt. Einfach zu handhaben ist es immer wieder interessant und spannend, welche Information man als nächstes erhält – entweder allgemein von einem Mitspieler oder sogar speziell für sich, wenn man selbst am Zug ist.
Zunächst wirkt es ein bisschen wie ein Stochern im Nebel, doch schon bald hat man erste Ermittlungserfolge (Der Mord kann nicht zum Zeitpunkt 4 gewesen sein, weil der Detektiv da alleine in einem Raum war). Und irgendwie kommt auch immer jemand überraschend schnell auf die Lösung – zuweilen mit etwas Risiko, weil man die Information nicht ganz final hat, aber „es einfach mal versucht“ - oft aber auch in Kenntnis aller Details.
Und ich schreibe „überraschend schnell“, denn ich selbst habe keinen einzigen Fall gewinnen können. Irgendwie fehlte mir immer noch DIE eine Information, die ich gebraucht hätte, um halbwegs sicher zu sein. Das war aber von untergeordneter Bedeutung – Spaß hat es dennoch gemacht.
Das Spiel spielt sich flott, und die Notizblätter unterstützen sehr gut beim Notieren und Strukturieren der erhaltenen Informationen.
Zu viert dauert es dabei etwas länger, weil jeder Spieler ja nur in einem Viertel der Befragungen „spezielle“ Informationen bekommt. Daher fand ich das Spiel zu zweit und dritt am reizvollsten. Auch solitär funktioniert es gut, allerdings kann man hier nicht gewinnen oder verlieren, sondern man spielt gegen eine Punkteskala an.
Das Spiel ist dabei aufgrund der wirklich einfachen Regeln gleichermaßen für Einsteiger geeignet, wie auch aufgrund es Knobel- und Kombinationsaspektes für erfahrene Spieler bzw. Rätsel- und Tüftelfreunde.
Die 15 Fälle sind zwar jeweils nur 1x spielbar (oder erst nach einiger Zeit erneut), allerdings geschieht dies – bis auf die beschriebenen Notizblätter – absolut zerstörungsfrei, weswegen das Spiel auch gut an andere Spieler weiter gegeben werden kann.
Da zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Rezension auch schon mindestens eine Erweiterung erschienen ist, scheint auch für den Langzeitspielspaß gesorgt.
Somit kann ich das Spiel guten Herzens jedem empfehlen, der am Genre „Deduktion“ Spaß hat oder sich darauf einlassen möchte.
Rezension Michael Andersch
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Kronologic: Paris 1920:
4,0, 1 Bewertung(en)
| Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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08.12.24 von Michael Andersch - Gute Aufmachung und Interessantes Deduktionsprinzip. |
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