Rezension/Kritik - Online seit 15.08.2018. Dieser Artikel wurde 4037 mal aufgerufen.

Iquazú

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Autor: Michael Feldkötter
Illustration: Stephanie Böhm
Verlag: HABA - Habermaaß GmbH
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 50 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2017
Bewertung: 3,5 3,5 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 5113
Iquazú

Spielziel

Absicht oder Versehen?

Die bekannten Iguazú-Fälle an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien schreibt man mit einem "G", das neueste Spiel aus dem Hause HABA hat an dessen Stelle jedoch ein "Q". Ich hege den Verdacht, dass sich der Spielerverlag mit dem leicht abgewandelten Titel ein wenig absichern wollte. Der richtige Name leitet sich aus den guaranischen Wörtern "y" (für Wasser) und "guasu" (für groß) ab, die Spielgeschichte handelt allerdings von einem völlig anderen - fiktiven - Volk, den Inox, welche ihre Edelsteine vor den bösen Rhujas schützen wollen, und dafür die Felswand hinter den Wasserfällen als geeignetes Versteck gewählt haben.

Ablauf

Auf jeden Fall gibt es bei Iquazú ebenfalls einen Wasserfall. Die Felswand hinter dem Wasserfall muss jedoch vor dem eigentlichen Spiel erst aufgebaut werden. Dazu wird zunächst der Spielplan zusammengesetzt, in dessen Mitte dann zufällig die 5 austauschbaren Felsstreifen eingelegt werden. Anschließend werden auf alle Felder - mit Ausnahme jener der fünf ersten Spalten - Bonusplättchen gelegt. Erst zum Schluss werden der Wasserrahmen sowie die 8 Wasserstreifen dermaßen aufgesetzt, dass die ersten fünf Spalten und rechts davon eine Spalte mit Bonusplättchen sichtbar werden.

Durch den Wasserrahmen können wir sehen, wo wir aktuell gerade Edelsteine verstecken können. Die Farbe der Felsritzen gibt an, welche Karten wir dafür brauchen: gelbe, weiße oder blaue. Die Anzahl der benötigten Karten wird wiederum durch die Spalte vorgegeben. So braucht man für die 1. Spalte ganz links lediglich 1 Karte der richtigen Farbe, für die fünfte Spalte schon stolze 5 Karten.

Wer an der Reihe ist, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er zieht 4 Karten vom Nachziehstapel auf die Hand, wobei er das Handkartenlimit von 12 Karten beachten muss. Oder er platziert einen Edelstein, indem er eine Felsritze auswählt, mit einem Edelstein seiner Farbe markiert und entsprechend viele Karten dieser Farbe ausspielt.

Mit der Zeit füllen sich die Spalten. Sobald alle Felsritzen in der ersten im Wasserrahmen sichtbaren Spalte gefüllt sind, wird diese senkrechte Spalte gewertet. Die Spieler mit den meisten Edelsteinen erhalten die am unteren Rand angegebenen Siegpunkte. Außerdem erhalten in jeder waagrechten Reihe die Spieler mit den jeweils meisten Edelsteinen das zugehörige Bonusplättchen. Dieses kann einem Spieler Extra-Karten vom Stapel, zusätzliche Siegpunkte am Spielende, einen Doppelzug oder einen Farbjoker bringen.

Der Wasserrahmen wird nach einer Wertung um eine Spalte nach rechts verschoben, wodurch neue Bonusplättchen für die nächste Wertung zum Vorschein kommen. Nach der 9. Wertung endet das Spiel. Nachdem noch die beiden verbliebenen Spalten abgerechnet und die Punkte der gesammelten Bonusplättchen verteilt wurden, gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten, der sich offensichtlich als erfolgreichster Edelstein-Verstecker erwiesen hat.

Fazit

Der Aufbau des Spiels braucht zwar ein paar Handgriffe und nimmt einige Minuten Zeit in Anspruch, ansonsten ist der Einstieg aber recht einfach. Iquazú ist schnell erlernt. In seinem Spielzug muss man sich nur entscheiden, ob man Karten nachzieht oder aber Karten ausspielt, um einen Edelstein seiner Farbe legen zu können.

Auch der Spielmechanismus ist rasch kapiert. Es handelt sich nämlich um ein klassisches Mehrheitenspiel, bei dem man danach trachtet, mit geringem Einsatz ein Maximum an Wirkung, sprich: Punkten herauszuholen. Dabei sind sowohl kurzfristige Entscheidungen notwendig, um sich beispielsweise noch schnell eine Mehrheit zu sichern, als auch längerfristige Planung gefragt, um vorausschauend für spätere lukrativere Wertungen vorzusorgen.

Eine Besonderheit stellen die Bonusplättchen dar, die dafür sorgen, dass zusätzlich zur Spaltenwertung auch die Mehrheiten in den waagrechten Reihen berücksichtigt werden müssen. Zusammen mit den im Laufe des Spiels ansteigenden Siegpunkten bewirken diese, dass es sich sehr wohl auszahlt, mehr zu investieren als bloß immer 1 Karte für die 1. Spalte.

Ein Edelstein in der ersten Spalte bringt nämlich - wenn überhaupt! - lediglich bei einer einzigen Wertung was, während Edelsteine in weiter rechts liegenden Spalten, für die man entsprechend mehr Karten "bezahlen" musste, nicht nur bei punkteträchtigeren Spaltenwertungen wirksam werden, sondern auch bei mehreren Reihenwertungen. Im Idealfall lassen sich damit bis zu 5 Bonusplättchen gewinnen!

Der letzte Spieler einer Runde legt übrigens immer einen Wassertropfen auf die erste freie Felsritze. Es wirkt auf den ersten Blick etwas umständlich, wenn die Edelsteinbox von Spieler zu Spieler weitergereicht wird, um anzuzeigen, wer gerade an der Reihe ist, die Wasserbox mit den Wassertropfen hingegen stets vor einem Spieler stehenbleibt. Aber dies ist eine sinnvolle Regelung, um einen stetigen Spielfortschritt zu gewährleisten und Verzögerungstaktiken somit zu verhindern.

Das Spielmaterial ist - man ist von HABA ja nichts anderes gewohnt - hervorragend. Alle Kartonteile sind extradick und stabil, die Wassertropfen aus Holz, die Edelsteine aus Plastik. Für den allmählich nach rechts wandernden Wasserrahmen werden zwei Kunststoffschienen in den Spielplan integriert. Da passt alles, funktioniert alles reibungslos, und auch die Spielregel ist vorbildlich aufgebaut.

Die Grafik ist - wie in den meisten Fällen - natürlich Geschmackssache. Handwerklich wurden die Illustrationen von Stefanie Böhm gut gelöst. Die Zeichnungen sind sowohl schön als auch funktionell, da sie das Spielgeschehen unterstützen und einen guten Überblick zulassen. Dass die Inox mit ihren blau, weiß und gelb bemalten Körpern ein wenig wie Figuren aus dem Film "Avatar" aussehen, ist hingegen etwas gewöhnungsbedürftig, für ein frei erfundenes Volk darf man der Illustratorin aber eine gewisse künstlerische Freiheit zugestehen. Mir gefällt's jedenfalls recht gut.

Insgesamt ist Iquazú ein solides, leicht erlernbares, kartengesteuertes Mehrheitenspiel. Die Altersangabe lautet zwar "ab 10 Jahren", ich finde jedoch, dass es ohne weiteres auch schon für 8- oder 9-jährige Kinder geeignet ist, zumal auch die Spieldauer mit ungefähr einer dreiviertel Stunde in einem angenehmen Bereich liegt. Alles in allem ein gelungenes Spiel für die ganze Familie.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Iquazú: 3,5 3,5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.05.18 von Franky Bayer - Schön gestaltetes, kartengesteuertes Mehrheitenspiel für die ganze Familie.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.11.17 von Michael Andersch - Die Aufmachung (bzw. die "Technik" - der Wasserfall, das Verschieben, die "Führung der Spieler",...) ist absolut top, gut durchdacht und begeistert. Das Spiel selbst ist dann ein nicht so wirklich pfiffiges Mehrheitenspiel: Besetze mit Karten Felder einer Matrix, und werte alle Zeilen und die vorderste Spalte, wenn letztere voll besetzt ist. Sehr solide, aber mir fehlt da der Pfiff. Schade.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.11.17 von Peter Zanow - Eigentlich ein einfaches Mehrheitenspiel, wo einem zu Beginn die verschiedenen Wertungsmöglichkeiten etwas konfus dastehen lassen, aber nach der ersten Partie hat man es verstanden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.08.18 von Clemens Schollenberger

Leserbewertungen

Leserwertung Iquazú: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.11.17 von Heike - Bewertung basiert auf zwei Spielen. Optisch sehr schönes Familien-Mehrheitenspiel. Das Abdecken von dem Wasserfall sieht sehr schön aus. Zum Grunde bleibt aber ein Mehrheitenspiel kartengesteuert. Schönes Famlienspiel. Top Material, daher hier Höchstnote. Interaktion über wegschnappen der besten Plätze zum platzieren der Steine. Etwas Glück durch nachziehen der Karten. Spielreiz zwischen 4-5, aber 5 vergeben. Wenn man weiß, dass es kein Strategiekracher ist, sondern einfach ein schönes Spiel, tendierte ich in seiner Klasse zu einer 5.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.10.18 von Hans Huehnchen - Für die ein oder andere Runde in der Familie sicherlich okay, für langfristigen Spielreiz fehlt es an Varianz.

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