Rezension/Kritik - Online seit 18.06.2008. Dieser Artikel wurde 8038 mal aufgerufen.

Fluss der Drachen

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Autor: Inka Brand
Markus Brand
Illustration: Claus Stephan
Patrick Rennwanz
Verlag: KOSMOS
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 6 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 3,7 3,7 H@LL9000
Ranking: Platz 4824
Fluss der Drachen
Auszeichnungen:2008, Spiel des Jahres Kinderspiel des Jahres Nominierung

Spielziel

Bei diesem Spiel mit dreidimensionaler Landschaft, durch welche sich ein mit Wasser gefüllter Fluss windet, versuchen die Spieler schnellstmöglich an die passenden Edelsteine zu kommen, um das Spiel zu gewinnen. Doch das ist nicht so leicht, denn Edelsteine gibt es nur, wenn das Drachenschiff rechtzeitig am richtigen Ufer landet. Damit sich die Segel des Bootes auch im Wind blähen, müssen die Spieler (wie ein fauchender Drache) kräftig in ihre Strohhalme blasen – und hoffen, dass die Mitspieler nicht das richtige Symbol würfeln, um ein kräftiges Edelstein-Absahnen doch noch zu verhindern …

Ablauf

Jeder Spieler besitzt in Form einer Karte eine Höhlenhälfte, auf der eine bestimmte Edelsteinkombination abgebildet ist, die es zu sammeln gilt. Die Karte wird verdeckt abgelegt, so dass die Mitspieler die Aufträge ihrer Kontrahenten nicht sehen können. Weiters hat jeder Spieler fünf Flussdrachen, die auf den ersten Blick alle gleich aussehen. Je einen davon setzt er auf eine der fünf verschiedenen Flussufer-Landschaften. Ganz identisch sind die Drachen jedoch nicht, denn auf ihren Unterseiten ist jeweils ein Symbol abgebildet, welches zeigt, wie viele Edelsteine der betreffende Flussdrache von der Schiffskarte nehmen oder gar von einem Mitspieler klauen darf. Oder ob er großzügig sein und einem Mitspieler einen Edelstein überreichen muss! Jeder Spieler sollte sich möglichst gut merken, welchen Drachen er wohin stellt.

Am Eingang der Drachenschlucht wird das Königsschiff zu Wasser gelassen. Wer an der Reihe ist, muss seinen Mitspielern verraten, an welchem Ufer er mit dem Boot anlegen möchte. Während nun der Spieler am Zug seinen "Drachenatem" mit Hilfe eines Strohhalms in die Segel pustet, versuchen die Mitspieler ein Ankommen des Schiffes zu verhindern, indem sie reihum möglichst schnell würfeln. Zeigt der Würfel dabei jene Landschaft, an deren Ufer das Schiff anlegen will, ist der Spielzug beendet. Gelangt das Schiff jedoch vorher an sein Ziel, dreht der Spieler die dort befindliche Drachenfigur seiner Farbe um.

Die auf dem Drachen abgebildete Aktion wird ausgeführt und eventuell gewonnene Edelsteine auf die Höhlenkarte gelegt. Danach wird der Drache auf die eigene Drachenkarte gestellt – ab diesem Zeitpunkt darf man sich dessen Unterseite nicht mehr anschauen! Anschließend wird die Schiffskarte mit Edelsteinen aufgefüllt. Sofern ein Spieler alle fünf Drachen auf seiner Karte stehen hat, verteilt er diese wieder auf die einzelnen Landschaften – allerdings ohne vorher noch einmal deren Unterseite anzusehen.

Hat ein Spieler seine auf der Höhlenkarte angegebene Kombination an Edelsteinen gesammelt, darf er die Karte umdrehen und den Mitspielern beweisen, dass er soweit erfolgreich war. Danach zieht er eine zweite Karte. Gewonnen hat man erst dann, wenn man auch die darauf abgebildeten Steine in seinen Besitz gebracht hat.

Fazit

Die Aufmachung des Spiels ist grandios und absolut innovativ. Ein Brettspiel, das mit "echtem" Wasser kombiniert wird, ist wahrlich eine Rarität. Zudem wurde zum nassen Element eine sehr gelungene Rahmengeschichte erfunden. Alles zusammen wirkt sehr stimmig.

Aber nicht nur die optische Wirkung von Fluss der Drachen ist sehr gelungen, auch das Spiel funktioniert tatsächlich gut. Die Spielelemente Glück (beim Würfeln), Geschicklichkeit (beim Vorwärtsblasen des Schiffes) und Merkfähigkeit (für den Einsatz der Drachen) greifen wunderbar ineinander und machen das Spiel zu einem optimalen Familienspiel. Die Tendenz zum Familien- und nicht Kinderspiel kann man auch an der vom Verlag angegebenen Spieldauer von 30 Minuten erkennen, welche in den meisten meiner Testrunden in etwa eingehalten wurde.

Mit der Altersempfehlung ab 6 Jahren bin ich nicht ganz einverstanden. Das Spiel hat eine Regelpassage, die für 6-Jährige eindeutig zu schwierig ist: Die Kinder dürfen nach dem Einsatz eines Drachen dessen Unterseite nicht mehr anschauen und müssen sich beim Abstellen der einzelnen Drachen auf ihren Karten merken, welcher Drache denn nun für welche Aktion zuständig ist. Damit sind die Kinder eindeutig überfordert, denn für sie ist es schon schwierig genug, sich zu merken, auf welche Landschaft sie welchen Drachen gestellt haben.

Allerdings stört es das Spielgeschehen in keiner Weise, wenn man diesen Teil der Regel einfach weglässt und den Kindern beim erneuten Einsatz ihrer Drachen einfach erlaubt, deren Unterseiten noch einmal anzuschauen und erst danach zu entscheiden, auf welche Landschaft sie diese platzieren. Für ältere Kinder (etwa ab 8 Jahren) und Erwachsene stellt dieses Element allerdings wieder einen zusätzlichen Reiz dar, welcher das Spiel anspruchsvoller macht. Man kann die beiden Spielweisen auch wunderbar miteinander kombinieren – die Jüngeren spielen mit Nachschauen, die Älteren ohne.

Überhaupt bietet das Spiel einige Möglichkeiten, Altersunterschiede auszugleichen bzw. den Spielreiz über längere Zeit aufrecht zu erhalten: Zum einen ist hier die erwähnte Regelvariante, nach der die Zeit zum Vorwärtsblasen des Schiffes durch ein zusätzliches Würfelsymbol verkürzt wird. Zum anderen gibt es unterschiedliche Höhlenkarten, nämlich mit drei oder vier Edelsteinen. Auch hier kann man wieder problemlos eine Gruppe mit schwierigeren und eine Gruppe mit leichteren Bedingungen spielen lassen oder – wenn alle Spieler das Spiel bereits kennen – einfach die Spieldauer ein wenig verlängern.

Das Vorwärtsblasen des Schiffes will ein bisschen geübt sein – deshalb rate ich Neulingen immer zu einem "Testblasen", damit die "alten Hasen" keinen Spielvorteil haben. Schön finde ich die Tatsache, dass in dieser Zeit – also während des Spielzugs des aktiven Spielers – alle anderen auch beschäftigt sind, nämlich mit Würfeln. Und dabei geht es immer recht hektisch zu – wehe dem, der dann nicht schnell genug nach dem Würfel greift!

Als etwas lästig mag der eine oder andere den nassen "Spielplan" nach einer Partie Fluss der Drachen empfinden. Aber auch das stellt kein wirkliches Problem dar. Nach dem Ausleeren schnell mit einem Tuch abtrocknen und einige Minuten stehen lassen, dann kann man ihn auch schon wieder in die Schachtel packen. Den Spielkarten kann jedenfalls nichts passieren, denn sie sind – sicherheitshalber – mit einer Wasser abweisenden Oberfläche versehen.

Obwohl diese Vorsichtsmaßnahme eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre, denn in all meinen Testrunden wurde nicht einmal Wasser verschüttet. Wenn man sich an die Vorgaben hält, ca. 0,75 Liter Wasser in den Fluss zu gießen, ist dieser nicht randvoll mit Wasser gefüllt, so dass man sich schon sehr anstrengen muss, um ihn zum Überschwappen zu bringen. Somit kann das Spiel auch getrost im Wohnzimmer gespielt werden.

Alles in allem also ein sehr gelungenes Familienspiel, das durch das Element des Wassers schon etwas Besonderes auf dem Brettspielmarkt bietet, aber nicht nur aufgrund dieser Innovation überzeugt, sondern auch Spielspaß verspricht!

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelvarianten

Das Spiel präsentiert auch Zusatzregeln, die das Spielziel für Erwachsene schwerer gestalten sollen als für die mitspielenden Kinder. Dann kommt nämlich das sechste Würfelsymbol (ein Wassermotiv) zum Tragen. Der Zug eines Spielers endet beim Blasen nämlich nicht nur dann, wenn seine Mitspieler das entsprechende Landschaftssymbol würfeln, sondern auch, wenn der Würfel das Wassermotiv zeigt.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Fluss der Drachen: 3,7 3,7, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.06.08 von Sandra Lemberger
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.02.08 von Michael Andersch - Prinzipiell ganz nett, allerdings denke ich, dass der Gag mit dem Wasser recht schnell an Reiz verliert.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.06.08 von Michael Kahrmann

Leserbewertungen

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