Spielziel
Was passt? Das ist hier die Frage! Alle Spieler legen den gleichen Stein zur selben Zeit, um ihre Spieltafel möglichst lückenlos zu bebauen. Und wenn ein Stein mal wieder nicht passt, dann hilft nur eins: Mut zur Lücke!
Ablauf
Eine Spielerklärung ist kaum notwendig, denn wer kennt es nicht, das gute, alte Tetris? Dieses wurde für FITS nur leicht abgewandelt. Jeder Spieler erhält eine schräg nach unten abfallende Rampe, die in mehrere Bahnen geteilt ist. Unter diese Rampe wird die Spieltafel mit der Nummer 1 geschoben. Dazu gibt's für jeden Spieler die unterschiedlich geformten Spielsteine seiner Farbe. Außerdem zieht jeder eine Startkarte, welche anzeigt, mit welchem Stein er die Partie beginnt. Danach zieht ein Spieler immer wieder eine Karte vom verdeckten Stapel.
Der darauf abgebildete Spielstein ist dann von allen Spielern gleichzeitig zu legen oder eigentlich vielmehr zu schieben. Man legt den Stein nämlich in den oberen Teil seiner Tafel und zieht ihn dann gerade nach unten, ohne dabei die gewählten Bahnen noch einmal wechseln zu dürfen. Unten angekommen, sollte der Stein dann möglichst lückenlos an die bereits vorhandenen Steine andocken. Spielsteine, die man nicht einsetzen möchte, darf man ungenutzt zur Seite legen – sie dürfen aber auch im späteren Verlauf der Runde nicht mehr eingesetzt werden.
Die Runde endet, sobald alle Karten aufgedeckt wurden. Danach wird gewertet – für jede vollständig gefüllte Reihe gibt es einen Pluspunkt, für jedes nicht bedeckte Feld einen Minuspunkt. Nachdem die Punkte notiert wurden, folgen drei weitere Runden mit unterschiedlichen Spieltafeln. Bei den jeweiligen Wertungen gibt es immer einen Minuspunkt für nicht bedeckte Felder, allerdings sind in den anderen drei Runden folgende Besonderheiten zu beachten:
Runde 2: Auf einigen Feldern der Tafel sind Bonuspunkte abgedruckt. Wenn diese am Ende des Durchgangs nicht verdeckt sind, gibt es die entsprechenden Pluspunkte.
Runde 3: Es gibt Felder mit Plus- und Minuspunkten. Erstere sollten am Rundenende natürlich zu sehen sein, Letztere nicht.
Runde 4: Die Tafel zeigt Sonderfelder mit verschiedenen Symbolen, von denen es jeweils zwei gleiche gibt. Ist ein solches Paar am Ende zu sehen, erhält man 3 Pluspunkte pro Paar. Sieht man nur ein Symbol eines solchen Paares, gibt's jedoch 3 Minuspunkte.
Am Ende gewinnt natürlich der Spieler mit den meisten Gesamtpunkten.
Fazit
Tetris ist ein Computerspiel, bei dem man nacheinander einzeln von oben herunterfallende, stets aus vier Quadraten zusammengesetzte Formen in einem rechteckigen Spielfeld in 90-Grad-Radien so drehen und platzieren muss, dass sie am unteren Rand horizontale, möglichst lückenlose Reihen bilden. Sobald eine Reihe von Quadraten komplett ist, wird sie entfernt, und alle darüber liegenden Reihen rücken nach unten und geben damit einen Teil des Spielfeldes wieder frei. Für das gleichzeitige Tilgen mehrerer Reihen erhält der Spieler eine höhere Punktzahl pro Reihe als für eine einzelne Reihe. Der Name des Spiels rührt von dem griechischen Wort für vier, tetra, und bezeichnet das gleichzeitige Tilgen von vier Reihen sowie die Zahl der Quadrate pro Form.
Nun, entfernt wird bei FITS keine Reihe, nachdem sie vervollständigt wurde, und drehen darf man die Teile auch nicht mehr, sobald man sie am oberen Ende der Rampe erst einmal in die gewählte(n) Bahn(en) geschoben hat. Auch sind in diesem Spiel nicht alle Teile aus vier Quadraten zusammen gesetzt – es gibt also schon einiges an Unterschieden zum allseits bekannten Computerspiel, aber trotzdem fühlt sich unweigerlich jeder, der das Spiel zum ersten Mal ausprobiert, an Tetris erinnert. Diese gedankliche Verbindung wird aber keineswegs von negativem Beigeschmack geprägt – im Gegenteil, denn wer hat Tetris früher nicht gerne gespielt? Und da der Computerspiel-Klassiker auch heute noch für Game Boy & Co zu haben ist, war's doch auch langsam Zeit, dass dieses Spielprinzip in die Welt der Brettspiele Einzug hält. Man stellt sich eigentlich eher die Frage, warum kein anderer vor Reiner Knizia auf die Idee gekommen ist, dieses einfache und doch geniale Verfahren für ein Brettspiel zu nutzen.
Das Spiel steht bei uns zurzeit fast jeden Abend auf dem Tisch. Es fordert die Erwachsenen ebenso wie die Kinder und macht zweifellos allen Beteiligten Spaß. Kindern ab etwa 8 Jahren ist es möglich, als vollwertige Spielpartner mitzumachen. Aber das Schöne an dem Spiel ist, dass trotz der Altersempfehlung ab 8 Jahren durchaus auch Jüngere gut mitspielen können. Alle 6- und 7-Jährigen in meinen Testrunden verstanden das Spiel und fanden es auch gut. Sogar noch Jüngere können mitmachen – zwar ein bisschen außer Konkurrenz und natürlich nicht unbedingt 100%ig nach Regel (meist beginnen sie mit dem Schieben der Steine nicht am oberen Ende der Rampe), aber nichtsdestotrotz ist es möglich, dass sie mitmischen, sofern ihnen die Spieldauer von etwa 40 Minuten nicht zu lang wird. Meistens sind sie aber sehr zufrieden, wenn sie (vermeintlich) dasselbe tun können wie Mama und Papa auch und kommen sich dabei sehr wichtig vor.
Die Regeln des Spiels sind denkbar einfach. Egal, ob man sie erklärt bekommt oder die Spielregel selbst studieren muss – schnell hat man den Durchblick und kann sich ins Spielvergnügen stürzen.
Ob man das Spiel gewinnt oder nicht, hängt nicht zuletzt auch ein bisschen vom Glück ab. Schon allein aufgrund der unterschiedlichen Steine, mit denen die Spieler starten (und die nebenbei bemerkt auch noch das Abgucken bei den anderen vereiteln), gehen alle Beteiligten anders an die Sache heran. Somit hofft natürlich jeder auf einen anderen Stein, der seine Lücken am besten füllen würde. Wessen Wünsche – wenn überhaupt – in Erfüllung gehen, steht nicht im Einflussbereich der Spieler.
Neben Glück ist aber vor allem eines gefragt: räumliches Vorstellungsvermögen. Und das hat bekanntermaßen nicht jeder. Wer es hat und wer nicht, merkt man bei diesem Spiel sehr schnell. Während die einen ihren Spielstein und die Rampe einmal kurz anschauen und den Stein dann zügig platzieren und nach unten schieben, drehen und wenden ihn die anderen immer wieder, bis sie sich endlich dazu entscheiden, auf welchen Bahnen sie ihn nach unten schieben. Sehr oft sind diese Spieler tendenziell keine Grübler, sondern es fällt ihnen schlicht und ergreifend relativ schwer, sich den aktuellen Stein im bereits vorhandenen Gefüge vorzustellen. Diese Mitspieler muss man dann im Spielverlauf auch des Öfteren darauf hinweisen, dass sie den Stein nicht unten neben die bereits liegenden halten dürfen, um zu sehen, wo er am besten dazu passt. Oft reagieren diese Spieler dann auf den Hinweis noch nicht einmal schuldbewusst, sondern zuerst überhaupt nicht, weil sie so vertieft in ihr meist unbewusst gegen die Regeln verstoßendes Handeln sind. Ein bisschen Übung bekommen aber auch die Untalentiertesten mit der Zeit, so dass sich die Notwendigkeit dieser Hinweise mit der Zeit doch stark reduziert.
Weil ein FITS-Durchgang doch recht kurz wäre, hat uns der Autor derer gleich vier beschert. Aber ein bisschen Abwechslung sollte dabei schon sein – deshalb haben zwar alle Durchgänge die gleiche Grundvoraussetzung, dass nämlich jeder offene Punkt am Ende als Minus zu Buche schlägt. Das Erlangen von Pluspunkten dagegen gestaltet sich von Runde zu Runde anders und sinnvoller Weise auch mit steigendem Schwierigkeitsgrad, wobei sich darüber streiten lässt, ob die dritte oder die vierte Runde letztendlich die schwerere Aufgabe für die Spieler bereit hält.
Obwohl FITS keinen Ärgerfaktor und kaum Kommunikation bietet, kam es in meinen Testrunden ohne Ausnahme bei allen Spielern gut an. Dazu trägt vermutlich auch das Spielprinzip bei, dass alle zugleich spielen, was zwar nicht unmittelbar bedeutet, dass es überhaupt keine Wartezeiten gibt, schließlich hat man neben den räumlichen Schwerdenkern auch noch das Kreuz mit dem Kreuz – jenes Teil, das sich fast nie harmonisch in die Spielsteinlandschaft einfügen will. Aber zum Glück gibt's ja die Möglichkeit, Steine wegzulegen – dreimal darf geraten werden, welches Teil am häufigsten auf dem "Mistplatz" landet. Richtig, das Kreuz. Zu häufig darf man die Methode des Weglegens jedoch auch nicht nutzen, sonst hat man Ende keine Steine mehr, um die Punkte in den oberen Reihen der Rampe zu bedecken. Es will also wohl überlegt sein, ob und wann man sich dieser Maßnahme bedient.
Gibt's nach all den Lobesworten auch Kritikpunkte? Ja, aber nicht allzu viele. Die Karten hätten etwas stabiler ausfallen können. Dass sich in der Spielschachtel kein – wie von Ravensburger normalerweise gewohnt – passender Platz für sie entdecken lässt, kann man verschmerzen, denn wenn man die Rampen mit der hohen Seite versetzt in die Box stellt und wie in guten alten Zeiten ein Gummi um die Karten macht, dann bleiben Letztere auch einigermaßen da liegen, wo man sie platziert hatte, auch wenn man FITS für den nächsten Spieleabend durch die Gegend schleppt. Und einen Wertungsblock hätte man sich natürlich noch gewünscht.
Letztendlich bleibt zu hoffen, dass FITS aufgrund seiner nüchternen Aufmachung im Regal der Kaufhäuser nicht übersehen wird. Denn es handelt sich tatsächlich um ein flottes, sehr familientaugliches Spiel mit wenigen Regeln und viel Spielspaß – ein lückenloses Spielvergnügen sozusagen, bei dem auch so mancher Vielspieler gerne mitmacht!
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.