Rezension/Kritik - Online seit 29.08.2008. Dieser Artikel wurde 7731 mal aufgerufen.

Expedition Altiplano

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Autor: Christian Martinez
Verlag: Matagot
Rezension: Monika Harke
Spieler: 2
Dauer: 30 Minuten
Jahr: 2006
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
6,0 6,0 Leser
Ranking: Platz 1273
Download: Kurzspielregel [PDF]
Expedition Altiplano

Spielziel

In den 30er Jahren machen sich zwei rivalisierende Expeditionen auf, um im Tal von Vilcamayu in den südamerikanischen Kordilleren die legendären Relikte der vergangenen Inka-Kultur zu finden. Dies ist kein leichtes Unterfangen, denn auf der Suche nach Städten und vergessenen Tempeln treffen sie auf gefährliche Tiere, kämpfen gegen Guerilleros und gegnerische Grabplünderer. Welchem Team gelingt es zuerst, zwei der begehrten Artefakte in sein Camp zu bringen, um als Sieger aus diesem Konkurrenzkampf hervorzugehen?

Ablauf

Zunächst stellen beide Spieler ein dreiköpfiges Expeditionsteam zusammen, indem sie furchtlose Archäologen und skrupellose Kämpfer rekrutieren und diese vor sich in einem Camp versammeln. Welche Gefahren und Herausforderungen auf die Expeditionen zukommen werden, wird durch Handkarten bestimmt, von denen jeder Spieler zu Beginn fünf erhält. Bevor das Abenteuer beginnen kann, bildet man aus den verbliebenen Karten zwei verdeckte Stapel, einen Personen- und einen aus Orts-, Artefakt- und Aktionskarten bestehenden Erkundungsstapel.

Begibt sich nun eine Expedition auf die Suche nach den begehrten Relikten, muss sie sich vorab entscheiden, ob eine weitere Person angeworben werden oder das Abenteuer sofort beginnen soll. Da der Weg viele Gefahren birgt und auch die Konkurrenz mit Eifer bei der Sache ist, geht es nun darum, sein Team möglichst kompromisslos und schnell zu den heiligen Inkastätten zu führen. Hierfür stehen dem Spieler pro Zug zwei Aktionen zur Verfügung, in denen er eine Aktionskarte ausspielen oder die Sonderfähigkeit einer im Camp befindlichen Person nutzen kann. Alternativ kann auf die zweite Aktion verzichtet und stattdessen eine Personen-, Orts- oder Artefaktkarte ausgelegt werden.

Die Auslage beschränkt sich jedoch auf einen Ort und maximal fünf Personen. Dabei ist eine heterogene Zusammensetzung des Expeditionsteams nützlich, wobei jede Person über eine spezielle Fähigkeit verfügt. Archäologen sind beispielsweise bestrebt, die Artefakte aufzuspüren und vorausschauend sowie mit Köpfchen zu agieren, während Kämpfer vornehmlich das Terrain nach den verborgenen Orten durchstreifen, beschützend feindliche Angriffe abwehren oder sich um die Dezimierung des gegnerischen Teams kümmern.

Erreicht eine Expedition einen möglichen Fundort, schlägt sie dort ihr Lager auf. Die Archäologen bemühen sich nun, eins der begehrten Relikte aufzuspüren und ins Camp zu schaffen. War diese Aktion erfolgreich, verlässt der Trupp diesen Ort, um an anderer Stelle erneut sein Glück zu suchen. Sobald es einer Expedition gelingt, das zweite Artefakt in sein Camp zu bringen, steht der Sieger dieses Abenteuers fest.

Fazit

Expédition Altiplano ist das Erstlingswerk von Christian Martinez. Inspiriert wurde er dabei unverkennbar von dem Sammelkartenspiel Magic The Gathering, wobei glücklicherweise auf den Sammelaspekt verzichtet wurde. Herausgekommen ist dabei ein rundum gelungenes Kartenspiel, bei dem sich zwei Kontrahenten einen spannenden Wettkampf liefern.

Beim Spielmaterial richtet sich der erste Blick auf eine handliche Faltschachtel im Taschenbuchformat, die mit Golddruck und Hochglanz versehen ist. Diese ungewöhnliche Verpackung macht unweigerlich neugierig auf den weiteren Inhalt. Neben 55 zugegebenermaßen relativ kleinen Karten enthält das Spiel einen faltbaren Spielplan, genauer gesagt ein Plakat im DIN A2-Format. Gedacht ist dieser Plan mit seinen vorgegebenen Ablageplätzen und Regelerläuterungen lediglich als Spielhilfe für die ersten Partien. Obwohl es sich nur um eine eigentlich nicht benötigte Zugabe handelt, ist es umso erstaunlicher, wie viel Sorgfalt in die Grafik gesteckt wurde, und man bedauert es fast, wenn der Plan nach wenigen Spielen nicht mehr benötigt und wieder in die Schachtel verbannt wird. Aber auch auf die Grafik der Karten wurde viel Wert gelegt und - passend zum Thema - der Stil von Abenteuer-Comics verwendet.

Die Spielanleitung ist lückenlos und gut verständlich, ebenso die präzisen Kartentexte. Zudem sind auf allen Karten eindeutige Piktogramme abgebildet, die im Spiel eine schnelle Übersicht über Kartentyp und Aktionsmöglichkeiten verschaffen. Außerdem erhält jeder Spieler noch eine Kurzspielübersicht. Besser geht es eigentlich nicht und man kann dem Verlag für diese vorbildliche Leistung nur ein großes Lob aussprechen! Einziges Problem und für viele Spieler gleichzeitig ein KO-Kriterium ist die Sprache, denn das Spiel ist ausschließlich als französische Version erhältlich. Das mag zunächst abschrecken, liegt aber für alle, die sich ein wenig intensiver mit der französischen Sprache beschäftigt haben, im Bereich des Machbaren.

Expédition Altiplano ist ein offensives Spiel mit einem einfachen und flotten Spielablauf. Und genauso zügig wie das Spiel verläuft, sollte man auch zur Sache kommen, denn eine reelle Siegchance besteht nur, wenn man dem Gegner einen Schritt voraus ist. Daher heißt es, immer ein wachsames Auge auf das gegnerische Camp zu werfen, um frühzeitig auf die Pläne des Rivalen reagieren zu können. Das Spiel kann sich grundsätzlich in zwei Richtungen entwickeln. Entweder findet man früh ein Artefakt, legt es aus und setzt seinen Gegner damit unter Druck, oder man versucht, falls die Schatzsuche weniger erfolgreich verläuft, seinen Kontrahenten durch Giftpfeile, wilde Tiere oder den Besuch skrupelloser Kämpfer weitestgehend zu behindern, um so Zeit zu gewinnen.

Interaktion ist also angesagt und zwar mit allen Konsequenzen. Weder die Handkarten noch die eigene Auslage sind vor gegnerischen Angriffen geschützt, was eine gewisse Frusttoleranz voraussetzt. Aber bei diesem Spiel kann sich das Blatt auch schnell wenden. Und genau das macht den Spielreiz aus: ein permanenter Schlagabtausch, das Feilen an der besten Kartenkombination, die einem den gewissen Vorsprung verschafft, und schließlich der hohe Spannungsbogen, der bis zum Schluss erhalten bleibt.

Auch die thematische Umsetzung von Expédition Altiplano ist überzeugend. Thema und Spielablauf passen nahezu perfekt zusammen und vermitteln somit einen hohen Identifikationsgrad mit dem eigenen Team. In bester Indiana Jones-Manier liefern sich beide Spieler ein packendes Kartenduell, bei dem der Wettlauf um die Artefakte und die Widrigkeiten, denen die Expeditionen ausgesetzt sind, bestens nachvollzogen werden können. Der Glücksfaktor ist durch das Nachziehen der Karten zwar allgegenwärtig, stört aber nicht. Im Gegenteil - er passt zum Charakter des Spiels, denn was wäre ein Abenteuer- und Entdeckerspiel ohne diesen Reiz des Nichkalkulierbaren? Und so unkalkulierbar ist es letztendlich auch nicht, da man sein Expeditionsteam durch die Sonderfähigkeiten und taktischen Überlegungen recht gezielt in die gewollte Richtung lenken kann.

Sobald man mit allen Personen und Aktionen vertraut ist, entfaltet Expédition Altiplano sein wahres Potenzial und man bekommt in 30 Minuten ein sehr unterhaltsames Spiel geboten, das auch nach vielen Partien noch genügend Abwechselung bietet. Natürlich wäre eine Erweiterung eine tolle Sache, aber das ist wohl ein Wunschdenken. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass Matagot sich ein Herz fasst und Expédition Altiplano auch nicht frankofonen Spielern zugänglich macht.

Rezension Monika Harke

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Expedition Altiplano: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.05.08 von Monika Harke

Leserbewertungen

Leserwertung Expedition Altiplano: 6,0 6.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.08.08 von Michael Kröhnert - Thema und Grafik sprachen mich an, spielerisch viel erwartet hatte ich nicht - war aber sehr angenehm überrascht. Meist sehr schnell gespielt, sodass für eine Revanchepartie Zeit ist. Eine deutsche "Spielmatte" (die das gesamte Material übersichtlich eindeutscht) hab ich fertig - nur bis heute keine adequate Grafik dafür angelegt und halte die daher (inklusive der Anleitung) unter Verschluss. Matagot hat leider auch auf Anfrage bislang kein Interesse gezeigt, das Spiel hier zu veröffentlichen. Vielleicht ändert sich das durch euren Beitrag ja.

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