Rezension/Kritik - Online seit 14.09.2014. Dieser Artikel wurde 6315 mal aufgerufen.

Dimension

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Autor: Lauge Luchau
Verlag: KOSMOS
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
2,5 2,5 Leser
Ranking: Platz 5473
Dimension

Spielziel

3D ist ja der große Trend im Kino und TV. Für fast alle Blockbuster braucht man heutzutage schon spezielle Brillen, um ein außergewöhnlich realistisches Sehvergnügen erleben zu können. Allerdings geht diese übermäßige Fokussierung der Filmstudios auf die Technik oft zu Lasten der anderen Qualitäten von Filmen, wie etwa packende Story oder schauspielerische Leistung der Darsteller.

Das mir vorliegende Spiel besticht ebenfalls durch optische Ästhetik. Es heißt Dimension und trägt damit die Mehrdimensionalität schon im Titel. Aber kann das Spiel selbst auch vom Spielmechanismus überzeugen, oder reiht es sich in die lange Liste der wunderschönen, aber leider spielerisch schwächeren Spiele?

Ablauf

Und schön präsentiert sich Dimension zweifellos. Herzstück sind die großen Kugeln in Orange, Blau, Grün, Schwarz und Weiß, von denen jeder Spieler je drei Stück erhält. Sie finden ihren ordentlichen Aufbewahrungsplatz in den fünf länglichen Aussparungen der Spielertableaus. In der Mitte der Tableaus befindet sich die Spielfläche, in der die Kugeln dann während des Spiels platziert werden. Die 7 runden Löcher verhindern dabei praktischerweise das Wegrollen der Kugeln, weshalb es auch möglich ist, bis zu 3 Kugeln auf der zweiten Ebene unterzubringen. In der 3. Ebene ist sogar noch Platz für 1 Kugel, sozusagen als Spitze der Kugelpyramide.

Die kurze Beschreibung des Spielmaterials lässt schon erahnen, um was es bei Dimension geht: Wir müssen unsere Kugeln irgendwie auf der Spielfläche aufeinandertürmen oder -stapeln. Aber nach welchen Kriterien soll dies geschehen? Es sind Aufgabenkarten, die vorgeben, wie die Kugeln zu liegen haben. Sechs zufällig gezogene Karten werden zu Beginn jeder Runde in die Tischmitte gelegt, und auf jeder ist eine andere Bedingung angegeben. So kann beispielsweise verlangt werden, dass jede gelegte blaue Kugel unbedingt eine weiße Kugel berühren muss (und umgekehrt) oder dass mehr orange als schwarze Kugeln verwendet werden müssen. Dass etwa genau 2 grüne Kugeln dabei sein müssen. Oder dass keine blaue Kugel auf irgendeiner anderen Kugel liegen darf.

Wenn in der Einleitung von "3D" die Rede war, entspricht dies nicht ganz den Tatsachen. Sicher entsteht eine dreidimensionale Kugelpyramide, aber im Spiel ist eine weitere, die vierte Dimension von enormer Wichtigkeit: Die Zeit! Es ist nämlich keineswegs so, dass die Spieler seelenruhig über den Aufgaben brüten und über mögliche Lösungen grübeln können. Eine Sanduhr gibt vor, dass den Spielern für jede Aufgabe maximal eine Minute zur Verfügung steht. Nach dem Durchrieseln des letzten Sandkorns darf keine Kugel mehr dazugegeben oder entfernt werden.

Zum Abschluss einer Runde kommt es zur Auswertung. Grundsätzlich zählt jede Kugel auf der eigenen Spielfläche einen Punkt. Für jede Aufgabenkarte, die man nicht erfüllt hat oder nicht erfüllen konnte, werden hingegen 2 Punkte abgezogen. Nach sechs Runden gewinnt schließlich der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktezahl.

Fazit

Die zufällige Zusammenstellung von Aufgabenkarten ergibt jedes Mal eine neue Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Manchmal ist es eine leichte Übung und es ergibt sich fast von selbst, wie man die Kugeln richtig anzuordnen hat. Und dann wiederum ist die Aufgabe etwas schwieriger, wenn mehrere Karten aufeinander abgestimmt werden müssen oder für eine Farbe mehrere Bedingungen zu beachten sind. Da kommt es darauf an, die Aufgabe aufmerksam zu "lesen", um den richtigen Lösungsansatz zu finden.

Ab und zu jedoch findet man aber auch unmögliche Aufgaben vor. So können ausliegende Aufgabenkarten sich gegenseitig widersprechen, wenn sich beispielsweise zwei Farben berühren sollten, aber gleichzeitig dieselben Farben keinen Kontakt zueinander haben dürfen. In einigen Fällen hilft ein kleiner Trick, indem man die betroffenen Farben einfach weglässt. Oft geht aber nicht einmal dies, und man muss wohl oder übel zwangsläufig Minuspunkte in Kauf nehmen.

Eine fehlerfreie Lösung wäre jedoch äußerst wichtig, denn nur damit lassen sich Bonus-Chips gewinnen. Wer alles richtig hat, also keine Abzüge für nicht erfüllte Aufgabenkarten hinnehmen muss, hat die Möglichkeit bis zu 2 Bonus-Chips zu erhalten. Einen Bonus-Chip bekommt er, wenn er alle fünf Farben verwendet hat, einen zweiten, wenn er im Vergleich mit den Mitspielern nicht die meisten Kugeln auf seiner Spielfläche hat. Ich musste Spielanfängern diese Regel stets zwei, drei Mal erklären, denn meist war nicht klar, dass ein fehlerloser Aufbau keine Garantie, sondern nur die Grundvoraussetzung für mögliche Bonus-Chips darstellt. Und für den zweiten Bonus-Chip ist es unerheblich, ob die Spieler, die mehr Kugeln verwendet haben, alles richtig haben oder nicht.

Bonus-Chips sind für die Schlusswertung von Bedeutung. Nach sechs Runden wird nämlich die Anzahl der gesammelten Chips mit einer Tabelle verglichen. Genau vier Chips sind die Null-Grenze. Wer mehr sammeln konnte, erhält Pluspunkte (z.B. 6 Punkte bei 7 Bonus-Chips), bei weniger als vier Chips hingegen Punkteabzüge. Zwar geht es in der Praxis meistens nur um ein paar Pünktchen Differenz zwischen den Spielern, durch die progressive Steigerung ist es aber auch möglich, eine Menge Extrapunkte zu kassieren, wenn es gelingt, viele Bonus-Chips zu ergattern.

Dimension stellt eine Knobelaufgabe unter Zeitdruck dar. Wie jede Knobelaufgabe lässt sich auch diese solitär spielen, den vollen Spielreiz entfaltet es aber doch erst im Wettkampf mit anderen Spielern.

Vielleicht ist dem einen oder anderen Spieler eine Verwandtschaft zu einem anderen Spiel aus dem Hause Kosmos aufgefallen. Auch bei Uluru galt es, vor Ablauf einer Sanduhr eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, in diesem Fall die Platzierung von Traumvögeln um den Ayers Rock. Die Ähnlichkeiten kommen nicht von ungefähr, heißt der Spieleautor doch bei beiden Spielen Lauge Luchau. Der Däne scheint überhaupt eine Vorliebe für solche stressigen Tüfteleien zu haben, denn auch sein neuestes Werk Xalapa (werde ich auf H@ll 9000 in den nächsten Wochen vorstellen) weist ähnliche Mechanismen auf. Es verwundert daher auch nicht, dass bei Dimension ebenfalls der Schwierigkeitsgrad erhöht werden kann. Spielt man mit 7 oder 8 Aufgabenkarten, wird das Ganze anspruchsvoller.

Trotzdem betrachte ich Dimension als ein gradliniges, leichtes, logisch zu begreifendes Spiel. Dazu kommt noch das haptische Erlebnis durch das hochwertige Spielmaterial, bei dem neben den Kugeln auch die praktischen Spielertableaus auffallen, welche durch Klebefüßchen am Boden sogar rutschfest sind. Wenn es etwas zu bekritteln gibt, dann höchstens dass die Tabelle für die Bonus-Chips nur in der Spielregel nachzuschlagen ist, das wäre sich leicht auf den Übersichtstafeln ausgegangen. Und dass es keine Sichtschirme gibt.

Warum man Letzteres benötigt? Durch die Vergabe eines Bonuschips für "weniger als die meisten Kugeln" belauern sich die Spieler knapp vor Ablauf der Zeit und schielen auf die Kugeln der Mitspieler, um gegebenenfalls noch flugs eine Kugel zu entfernen. Ich bezweifle, dass diese Art der "Interaktion" vom Autor beabsichtigt ist, passt sie doch ganz und gar nicht zum Rest des Spiels. Bei unserem kleinen Dimension-Turnier, bei dem die Teilnehmer paarweise in K.O.-Duellen gegeneinander antraten, musste daher meist der Schachteldeckel als Sichtschutz herhalten.

Trotz aller Qualitäten kann ich Dimension dennoch nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer eher auf taktische oder strategische Spiele steht, wem Spiele unter Zeitdruck zu stressig oder zu hektisch sind, wer lieber ruhiger und bedächtiger überlegt, wird an diesem Spiel sicher keine Freude haben. Allen anderen haben sich in meinen Spielrunden damit aber gut unterhalten gefühlt und würden jederzeit wieder gerne eine Partie mitspielen. Dimension weiß also sowohl ästhetisch als auch spielerisch zu überzeugen ...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Dimension: 4,0 4,0, 7 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.07.14 von Franky Bayer - Wer hektische Knobelaufgaben à la "Uluru" liebt, findet hier ein besonders optisch sehr ansprechendes Spiel. Gebe ich nun eine 4 oder eine 5? Beide Aussagen passen nämlich: "Dieses Spiel gefällt MIR wirklich gut" und "Ein Spiel, das MAN gerne mal wieder spielen kann"
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.14 von Roland Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.06.14 von Barbara Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.14 von Horst Sawroch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.10.14 von Regina Molter - Wenn man solche Spiele mag, ein tolles Spiel!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.11.14 von Nils Herzmann - Hier gebe ich viele Punkte - warum? Sehr originell - toll umgesetzt - genial als Lernspiel für Kinder - super Material .... OK, kein Strategiehammer aber das ist ja auch nicht die Frage !
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.06.15 von Monika Harke - Gute Grundidee, aber schlechte Umsetzung. Kann Uluru auch nicht ansatzweise das Wasser reichen.

Leserbewertungen

Leserwertung Dimension: 2,5 2.5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.09.14 von ravn - Ein hektisches Kombinatorik-Spiel in Einbeziehung der dritten Dimension. Räumliche Vorstellungskraft, die einen auch unter Zeitdruck nicht verlässt, sowie ein schnelles Auffassungsvermögen, um die Aufgabenkärtchen in ihren Kombinationen zu enträseln, helfen enorm. Leider funktioniert das Spiel mit den Originalregeln nicht wirklich, da minimalistisches Bauen in einer Ebene belohnt wird und man eher die Mitspieler, die hoch hinaus bauen, Fehler machen lässt. Somit war meine Erstpartie erst faszinierend und dann ernüchternd. Derweil hat der Autor eine Regelvariante nachgeschoben, um die Probleme nachzubessern, die vor der Veröffentlichung anscheinend nicht aufgefallen sind. Deshalb Abwertung!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.09.23 von Peter Steinert - Ein "Schlussfolgerungsspiel auf Speed", das trotz toller Optik und netter Puzzle-Idee ratlos macht - und das liegt an der wirklich schlechten Umsetzung: Mit der ersten Spielregelversion ist schnell klar, dass Kugelgebilde aus möglichst wenigen Elementen einen Spieler übervorteilen. Wer also viele Bonuschips verdienen will, baut sparsam und erfüllt dadurch sogar manche Kartenvorgaben wegen kruder Gültigkeiten eher. Und da der Wert der Chips sehr bald exponentiell steigt, kippt irgendwann das Spiel. Erstaunlich, dass das vor Veröffentlichung niemandem aufgefallen zu sein scheint. Autor und Verlag haben dann zumindest reagiert und blitzschnell eine neue Regel nachgeschoben, die das Problem zwar angeht, es aber kaum löst: Beide Versionen setzen für Bonuschips das Erfüllen aller 6 (8) Karten voraus. Das ist nötig, ergibt aber nur dann Sinn, wenn das Vermeiden sich widersprechender Karten in der Auslage eine HAUPTREGEL ist und nicht als "Variante" missbraucht wird. Widersprechen sich Karten nämlich, ist es auf jeden Fall unmöglich, an Bonuschips zu kommen! In der neuen Regelversion kommt hinzu, dass ein Spieler in der gesamten Partie nur noch maximal 6 (!) Bonuschips verdienen kann, was einem viel zu geringen Höchstwert von 12 Punkten entspricht (0 Chips sind -6, 6 Chips sind 6). Realistisch sind sogar eher nur 3-4 Bonuschips - mit gerade mal dem HALBEN Ertrag! Da sich die Karten durch sparsames Bauen noch immer am besten erfüllen lassen - dann aber auf Kosten von Punkten für Kugeln - lohnt sich eine Konzentration auf Bonuschips einfach nicht mehr! Warum erzeugt die Abwesenheit von Bonuschips am Spielende überhaupt grundlos Minuspunkte? Warum bringen Bonuschips nicht generell Pluspunkte, und zwar genau so viele, dass ein Anreiz besteht, flexibel an die durchaus interessanten Problemstellungen heranzugehen? Warum wird das erhebliche Risiko einer fehlerfreien Runde mit vielen oder sogar allen 11 Kugeln kaum honoriert? Sind nur 6 Spielrunden dafür überhaupt ausreichend? Am Rande: Dass dem Spiel 50er-Punktechips beiliegen, die weder benötigt werden noch optisch zu den übrigen passen, ist schon ziemlich schräg... Kurz: Das Puzzlekonzept kann unterhalten, es müsste jedoch dringend durch eine ganz andere, geeignetere Wertung gestützt werden.

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