Rezension/Kritik - Online seit 18.11.2012. Dieser Artikel wurde 6107 mal aufgerufen.

Die Tore der Welt - Das Kartenspiel

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Autor: Walter Schranz
Illustration: Michael Menzel
Verlag: KOSMOS
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2012
Bewertung: 3,9 3,9 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 4982
Download: Kurzspielregel [PDF]
Die Tore der Welt - Das Kartenspiel

Spielziel

Wenn Bischof Henry König wird, hat keiner was zu lachen. Auch hier wird man dadurch entweder Frömmigkeit oder Siegpunkte los. Und zwar jede Runde. Bis dieses Ereignis durch neue Nachrichten, wie z. B. die vom höchsten Kirchturm Englands, verdrängt wird. In zwei Kapiteln wird um Tuch, Baumaterial, medizinisches Wissen, Frömmigkeit und natürlich Siegpunkte gekämpft. Wer am Ende von letzeren die meisten sammeln konnte, dem stehen die Tore der Welt weit offen.

Ablauf

Jeder Spieler bekommt ein Kartenset aus fünf Aktionskarten, die auf die Hand genommen werden, sowie Anzeigekarten für den eigenen Besitzstand der Güter und Siegpunkte, die jeweils offen ausliegen.

Zunächst wird eine Karte vom Ereignisstapel des Kapitel I gezogen und vom aktiven Spieler, der pro Zug reihum wandert, in der Tischmitte zwischen vier ausliegenden Gunstkarten so platziert, dass ein aufgedruckter Pfeil eindeutig auf eine Gunst zeigt. Der Spieler am Zug erhält dieses Gut, und darüber hinaus können sowohl er als auch alle anderen Spieler weitere Güter oder sogar direkt Siegpunkte erhalten. Jede Ecke einer Ereigniskarte ist mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet und weist nach der Auslage auf einen Spieler. Nun kommen die Aktionskarten ins Spiel.

Eine aus der Handauswahl gewählte Aktionskarte kann dazu genutzt werden, entweder eine Aktion oder den entsprechend vermerkten Ertrag des Guts, welches auf der ausgelegten Ereigniskarte auf einen selber weist. Nach Durchführen der Aktion bzw. Änderung der Gutsbesitzanzeige wird die gewählte Karte abgelegt und steht erst wieder zur Verfügung, wenn alle anderen Handkarten ebenfalls einmal genutzt wurden. Als Aktionen stehen einem z. B. eine Tauschmöglichkeit von Gut A nach Gut B zur Verfügung oder alle bereits gespielten Aktionskarten vorzeitig wieder aufnehmen zu dürfen.

Die Ereigniskarte hat entweder einen braunen oder eine blauen Hintergrund. Ist er braun, tritt das auf der Karte vermerkte Ereignis sofort für alle Spieler ein, ist er blau, kann dieses am Ende einer Runde und darüber hinaus genutzt werden. Da hier zumeist Güter in Siegpunkte umgewandelt werden, ist dies nicht jedem Spieler immer möglich. Bis zu zwei solcher Ereigniskarten bleiben solange für entsprechende Umwandlungen verfügbar, bis die dritte Karte dieser Art dafür sorgt, dass die erste aus dem Spiel genommen wird.

Am Ende des ersten Kapitels - nachdem die letzte Ereigniskarte dieses Stapels durchgespielt wurde - werden Steuerabgaben fällig. Wie viel von jedem Gut abzuziehen sind, hängt davon ab, welche Hintergrundfarbe die letzte aufgedeckte Ereigniskarte hat. Wer nicht genügend passende Güter besitzt, muss Siegpunkte abgeben.

Danach wird mit den gleichen Mechanismen der Stapel des zweiten Kapitels durchgespielt. Nachdem der Steuereintreiber ein zweites Mal vorbeigeschaut hat, steht der Gewinner der Runde fest: Es ist derjenige mit den meisten Siegpunkten.

Fazit

Da ist es wieder, das Dilemma: Wie beim großen Bruder, dem Brettspiel Die Tore der Welt, muss man immer die Entscheidung treffen, seine bevorzugte Ecke der Ereigniskarte einerseits in die eigene Richtung zu legen, andererseits möglichst keinem anderen Spieler ein Gut zuzuschustern, welches er vorzüglich gebrauchen kann, um Siegpunkte zu ergattern oder zumindest die Steuern ordentlich bezahlen zu können. Das zentralste Element ist also erhalten geblieben bei der Deduktion auf ein spielbares Kartenspiel.

Das zur Verfügung gestellte Material ist gut geraten und sowohl in der gewählten Symbolik als auch der stimmungsunterstreichenden grafischen Gestaltung sehr gelungen. Wer Probleme mit dem Aufbau hat, dem sei dringend ein Blick in die gute Spielregel empfohlen, deren erstes Viertel der Erläuterung der Vorbereitung, unterstützt durch gute optische Darstellungen, gewidmet ist. Alles wird ausführlich erläutert und dargestellt, es bleiben keine Fragen offen. Manch einem ist die gewählte Schrift zu klein gewählt, insbesondere die Texte innerhalb der Beispielsgrafiken. Empfehlung: Für ausreichende Beleuchtung sorgen und bei Bedarf das Brillenputztuch bereitlegen.

Keine Kritik wird an der Altersempfehlung geübt. Die Mindestangabe von zehn Jahren ist angemessen, wie insbesondere die mehrfache Wiederholung des Spiels offenbart. Je geläufiger die Möglichkeiten werden, mit denen ordentlich gepunktet werden kann, umso eher bekommt man einen Zugriff auf das Spiel. Sind Einsteiger zwar in der Lage, schnell die Bedeutung der Ereignis- und Aktionskarten grundsätzlich zu verarbeiten, so wird noch nicht das Optimum in der Austarierung zwischen der Nutzung der Aktionskarten als Guteinbringer oder eben als Aktion erreicht. Wenn Gegner dann noch sowohl in der Lage sind, sich auf die Ausnutzung folgender Ereignisse vorzubereiten als auch bereits eine Runde vor Ende eines Kapitels die jeweiligen Steuerabgaben zu erkennen, sollte bei gemischter Konstellation der Fairness halber wenigstens die letzte Erkenntnis öffentlich gemacht werden. Sonst ist dem Spiel schon viel an Spannung genommen worden, da ein entsprechender Wissensvorsprung nicht großartig von Kollege Zufall kompensiert wird.

Was nicht schlecht ist. Nicht beeinflussbar ist nur die Reihenfolge der Ereignisse innerhalb eines Kapitels. Nur sehr bedingt ist der Einfluss auf die Entscheidung der Mitspieler, welche Ecke der Ereigniskarte auf einen selbst zeigt. Überzeugungskraft und Verbalakrobatik wären hier geeignete Hilfsmittel. Alles andere bleibt dem eigenen Spielkönnen und der Konzentration überlassen. Unter Umständen kann dies natürlich bei dem ein oder anderen zu längeren Rechenzeiten führen, z. B. während der eingangs erwähnten Situation.

Sind alle grundsätzlich mit den Abläufen vertraut, wird die angegebene Spieldauer einer dreiviertel Stunde meist eingehalten. Es ist nicht ganz so einfach, über solch eine Spielzeit dauerhaft die Konzentration und damit die eigenen Gewinnchancen hoch zu halten. Der kommunikative Anteil tendiert mit zunehmender Spieldauer daher gegen null, wird lediglich durch Kommentare zur Eckenzuweisung am Leben erhalten. Oder eben den Überzeugungsversuchen bei der Ereigniskartenausrichtung, die sich aber eher spielzeitverlängernd auswirken. Als flottes Einstiegsspiel oder netten kleinen Absacker ist dieses Spiel daher nur MENSA-Mitgliedern empfohlen. Wem aber die Zeit fehlt, sich deutlich zeitintensiveren Werken zu widmen, der wird bei diesem Kartenspiel glücklich und zufrieden werden. Vorausgesetzt, Bischof Henry wird nicht zu schnell König ...

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Tore der Welt - Das Kartenspiel: 3,9 3,9, 9 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.10.12 von André Beautemps
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.04.12 von Steffen Wallraff
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.05.12 von Andreas Molter
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.12 von Michael Andersch - Gut: Das Kartenspiel bringt das Feeling des Brettspiels gut rüber. Etwas abgespeckt zwar, und man hat nicht so viel "Druck" wie im Brettspiel (die Abgaben am Ende eines Kapitels fallen m.E. viel zu schwach aus), aber als Kartenspielversion kann man nicht mehr erwarten, denke ich. Schlecht: Das permanente Rumschieben diverser Anzeiger nervt. Und dass das Material bzw. die unterschiedlichen Kartenarten in der Anleitung nicht mit Bild dargestellt werden ist einem schnellen Einstieg auch nicht gerade förderlich. Gleiches trifft auf die Regelfehler in der ersten Auflage zu. Unter dem Strich aber ein Spiel, das sicherlich immer wieder mal auf dem Tisch landen könnte - wenn da nicht schon der große Bruder liegt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.12 von Jochen Traub
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.12 von Jost Schwider - Gefällt mir sogar besser als das Brettspiel, da man sich hier auf das Wesentliche konzentriert. Als Fan von "ein Brettspiel im Kartenspielformat" ein Muss! :o)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.12 von Frank Solnitzky
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.12 von Horst Sawroch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.11.12 von Regina Molter

Leserbewertungen

Leserwertung Die Tore der Welt - Das Kartenspiel: 4,0 4.0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.04.12 von edru - Absolut gelungen! Besser kann man ein Brettspiel nicht zum Kartenspiel schrumpfen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.04.12 von Dencer - Als Kartenspiel sehr gut umgesetzt! In der Endnote ist es aber eben ein Kartenspiel und wenn ich den großer Bruder als Option habe, dann wähle ich den natürlich. In der Liga der Kartenspiele, die auch einen strategischen Anspruch haben, sicherlich mind. eine 5 wert.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.04.12 von Andreas D. Becker - Die Umsetzung der wunderbaren großen Schwester zum kleinen Kartenspiel ist gut gelungen. Wie jede Verkartenspielung aber leider eben nur eine Light-Version. Ordentlich, mitspielen würde ich es wieder.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.12.12 von vanM - Für Reisen ganz ok, da das Brettspiel gut umgesetzt wurde. Sonst sinnfrei, da das optische und haptische Erlebnis mit dem Brettspiel logischerweise nicht mithalten kann.

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