Rezension/Kritik - Online seit 04.06.2018. Dieser Artikel wurde 3161 mal aufgerufen.
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Der zerstreute Pharao - das ist ja ein beinahe schon antikes Spiel. Hat dies nicht schon der gute alte Ramses II vor seinem Tempel in Abu Simbel gespielt. Okay, das ist etwas übertrieben, aber das Spiel hält sich nun doch bereits seit 20 Jahren im Ravensburger Verlagsprogramm und hat sich damit die Bezeichnung "moderner Klassiker" redlich verdient. Wie bei vielen erfolgreichen Spielen bediente man sich auch seiner Beliebtheit, um ein paar Ableger auf den Markt zu werfen, wie z. B. ein Mitbringspiel.
Die Mumien des Pharao stellt nun eine Fortsetzung des Spiels dar. Diesmal sind die Haustiere des Pharao ausgebüxt, und auch die Mumien irren verzweifelt durch das Tal der Pyramiden. Unsere Aufgabe ist es, die Tierchen zu finden und die Mumien zurück in die Grabkammern zu befördern.
Zur Erinnerung noch mal die Grundregeln zu Der zerstreute Pharao. Zuerst wird die Spielfläche aufgebaut. 12 Schatzplättchen werden derart verteilt, dass in jedem Quadrat aus 2 x 2 Feldern genau 1 Plättchen liegt. Danach werden alle Felder bis auf eines mit Pyramiden verdeckt. Die oberste Karte des Aufgabenstapels, welche einen der 12 Schätze zeigt, wird aufgedeckt.
Die Aufgabe der Spieler besteht nun darin, durch Verschieben der Pyramiden den entsprechenden Schatz zu finden, um die Karte und die damit verbundenen Siegpunkte zu erhalten. Deckt man jedoch einen falschen Schatz auf, ist der Zug augenblicklich beendet, und der nächste Spieler versucht sich an derselben Aufgabe. Wer schließlich mit seinen gesammelten Aufgabenkarten die meisten Punkte erzielt, gewinnt.
Bei Die Mumien des Pharao sind die Anzahl der Felder sowie der originelle Schiebemechanismus der Pyramide gleichgeblieben. In fast allen anderen Belangen finden wir nun Neuerungen oder Änderungen vor:
Sobald die letzte Aufgabenkarte erfüllt wurde, endet das Spiel. Wie bereits vor fast 3300 Jahren (oder so) gewinnt der Spieler mit der höchsten Gesamtsumme aus geschafften Aufgabenkarten und gesammelten Chips.
20 Jahre im Verlagsprogramm, und dennoch ist die Grundidee zu Der zerstreute Pharao kein bisschen angestaubt wie Sarkophage in versiegelten Grabkammern. Trotzdem bringt diese Variante nun neuen Schwung ins Geschehen, ohne dafür die Leichtigkeit des Vorgängers zu opfern.
Nach wie vor steht die Merkleistung im Vordergrund. Man sollte sich nicht nur gut einprägen, wo sich welche Tiere befinden, sondern auch den Verlauf der Wege, um "falsche" Tiere gefahrlos umgehen zu können. Spieler mit einem guten Gedächtnis - und dazu zählen ohne jeden Zweifel gerade Kinder - sind daher eindeutig im Vorteil.
Im Vergleich zum Original beinhaltet Die Mumien des Pharao jedoch ein paar Erleichterungen sowie einige Erschwernisse. Die Rissplättchen vereinfachen die Suche ebenso wie die Sockelplättchen, weil man durch sie erkennen kann, was sich darunter befindet. Auch die Geheimgänge schaffen diesbezüglich eine Erleichterung, denn mit deren Hilfe können risikolos weite Wege zurückgelegt werden, besonders wenn das gesuchte Tier am anderen Ende des Spielplans vermutet wird.
Andere Elemente machen das Spiel hingegen schwieriger. Das Einschieben von Tafeln verändert die Auslage wesentlich stärker als das Drehen der Spielfläche um 90 Grad beim Original. Selbst mit voller Konzentration verliert auch der größte Gedächtniskünstler nach ein paar solcher Schiebe-Aktionen den Überblick. Trotzdem ist gerade dies recht reizvoll, denn ein Familienspiel - und das will Die Mumien des Pharao ja zweifelsohne sein - braucht auch ein paar Zufallsmomente.
Die Idee mit den Mumien finde ich ebenfalls recht interessant. Es ist zwar bloß 1 Punkt für jede "versenkte" Mumie, aber man kann dies ja nebenbei erledigen. Da es für komplette Sets aller 4 Farben 3 Extrapunkte gibt, lohnt es sich manchmal, dafür Umwege zu machen. Wenn man es geschickt anstellt, kann man sogar mit dem Einschieben einer Tafel die eine oder andere Mumie fangen.
Das Spielmaterial macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Leider hapert es manchmal, da es beim Schieben der Tafeln hakt. Es kann auch passieren, dass sich Tafeln untereinander schieben. Dies ist dann etwas ärgerlich, wenn man alles wieder richtig stellen muss. Mittlerweile wissen wir, wie man das vorsichtig zu handhaben hat. Dem Marktführer hätte ich aber dennoch eine besser funktionierende Lösung zugetraut.
Man kann Die Mumien des Pharao übrigens auch solo spielen. In diesem Fall sammelt man - wie gehabt - die erledigten Aufgabenkarten und die gefangenen Mumien. Deckt man allerdings ein falsches Haustier auf, kommt die Karte aus dem Spiel. Man versucht natürlich, so viele Punkte wie möglich zu erzielen. Der Erfolg wird mit einer Skala verglichen, die doch sehr gnädig mit den Spielern ist, denn in einem Selbstversuch übertraf ich den höchsten Wert der Skala (ein Sarkophag aus reinstem Gold für 24 und mehr Punkte) fast um das Doppelte. Daran merkt man, dass es halt doch für Kinder ab 8 Jahren gedacht ist.
Der zerstreute Pharao hat mein Töchterchen Sarah vor 20 Jahren gerne mit mir gespielt. Heute spielt mein Jüngster Alexander Leon (9 Jahre) mit derselben Begeisterung Die Mumien des Pharao. Dies zeigt, wie frisch und reizvoll die ursprüngliche Spielidee nach wie vor ist!
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Die Mumien des Pharao: 4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.12.17 von Franky Bayer - Fortsetzung von Der zerstreute Pharao mit vielen neuen Elementen, vor allem einen sich ständig ändernden Spielplan. Leider hakt es manchmal beim Schieben, deshalb gibt es in der Spielreiznote einen Punkteabzug. |
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