Rezension/Kritik - Online seit 28.03.2013. Dieser Artikel wurde 4133 mal aufgerufen.

Das versunkene Logik-Land

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Autor: Ulrich Blum
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 1 - 4
Jahr: 2012
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4037
Das versunkene Logik-Land
Tags:Elektronik

Spielziel

Der Nachwuchs bringt es mit sich: So langsam rücken auch Kinderspiele in meinen Fokus (meine Frau meint, ich hätte nur darauf gewartet, endlich noch mehr Spiele kaufen zu können). Aber als Spiele-Experte weiß ich schließlich um den hohen didaktischen Wert des Spielens, und davon soll der Nachwuchs ja möglichst früh profitieren. Es soll einem schließlich keiner nachsagen, man hätte versäumt, seine Kinder frühzeitig genug zu fördern. Und genau diese Art Spiel ist das Versunkene Logikland, das auf spielerische Weise Lernen und Logik verknüpft.

Ablauf

Ab geht die Tauchfahrt, zum Meeresgrund auf der Suche nach der verborgenen Stadt der Logianer. Bis zu vier Spieler begeben sich gemeinsam auf die Suche nach dieser Stadt, schwimmen mit ihren U-Booten auf dem Meeresgrund umher und müssen ihren Verstand zwischendurch immer wieder an einigen mehr oder minder schwierigen Rätseln unter Beweis stellen, bis sie schließlich die gesuchte Stadt der Logianer finden und betreten dürfen.

Die Bewegung auf dem Meeresgrund ist völlig frei, von einem Feld zu jedem anderen auf dem Spielplan. Dort angekommen, berührt man es mit dem tiptoi und erfährt, ob man einen der besonderen Rätselorte entdeckt hat oder nicht. Um die Suche etwas zu vereinfachen, meldet einem vor der Bewegung das Sonar, wie viele geheime Orte sich in unmittelbarer Nähe befinden.

Trifft ein Spieler auf ein Rätsel, wird dieser Ort zunächst mit einem der 10 Ortsplättchen belegt. Jedes Plättchen steht für einen unterschiedlichen Aufgabentyp, der von Spiel zu Spiel immer identisch ist. Durch die Wahl der verschiedenen Spielstufen zu Beginn kann eine Aufgabe innerhalb eines Spiels für verschiedene Spieler aber unterschiedlich schwierig sein.

So gibt es einfache Kopfrechenaufgaben, Gedächtnistests oder Aufgaben zum logischen Kombinieren. Dazu werden meist einige Karten aufgedeckt, auf die der Stift dann seine Rätsel abstimmt. Die Karten zeigen Seesterne, Muscheln oder Krabben, und zwar immer ein bis drei gleiche Tiere in jeweils einer von drei möglichen Farben. Die Beantwortung der Rätsel erfolgt über die drei farbigen Knöpfe auf dem Cockpitplan. Mal steht jeder Knopf für eine Tiersorte, dann für 1, 2 oder 3, dann für eine Farbe oder für links, Mitte oder rechts.

Beispiel: „Eine Karte lügt“ (Spielstufe 1):
Es wurden die drei hier zu sehenden Karten aufgedeckt, beim Antippen sagt die erste: „Die Karte, die lügt, zeigt die Farbe Blau.“ Die zweite sagt: „Die Karte, die lügt, zeigt blaue Muscheln“. Und die dritte Karte schließlich sagt: „Die Karte, die lügt, zeigt zwei Tiere.“ Antwort klar?

Andere Aufgabe: 9 Karten aufdecken, 1 Minute anschauen, danach wieder verdecken, mischen, 8 wieder aufdecken und zu der neunten eine Frage beantworten. Wie viele Tiere, welche Farbe oder welche Tiere sind auf der Karte zu sehen?

Letztes Beispiel (Spielstufe 4): Zirkonia, Nickel, Amethyst und Granat. Welcher dieser vier Begriffe gehört nicht dazu, und zu welcher Kategorie gehören die drei zusammenpassenden?

Je nach Spielstufe sind bis zu 9 solcher Rätsel zu finden und zu lösen, bevor man sich der finalen Aufgabe stellen darf.

Fazit

Ein Lernspiel ist differenzierter zu beurteilen als ein „normales“ Spiel, weil hier neben dem Spielspaß vom Verlag noch ein weiteres Ziel verfolgt wird. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist folgende: Wie viel Spaß muss ein Lernspiel machen, damit Kinder es freiwillig spielen? Mein differenziertes Fazit sieht so aus:

Die verschiedenen Rätsel sind abwechslungsreich und können - wie an den Beispielen gezeigt - auch durchaus anspruchsvoll sein. Ab einem bestimmten Alter hatten Kinder und auch Erwachsene großen Spaß, die Rätsel zu lösen.

Besonders vorteilhaft ist dafür natürlich der pro Mitspieler frei wählbare Schwierigkeitsgrad, der dem unterschiedlichen Wissen Rechnung trägt. Die im Cockpit versteckte fünfte Schwierigkeitsstufe war teilweise auch für Erwachsene kniffelig zu lösen.

Was die Altersempfehlung angeht, beschleichen mich allerdings gewisse Zweifel, und zumindest die Angabe: „Ab 6 Jahren“ halte ich für zu niedrig (Das vorgestellte „eine Karte Lügt“-Rätsel ist aus der einfachsten Schwierigkeitsstufe). Zum Beantworten der verschiedenen Fragen müssen die Kinder immer wieder sehr aufmerksam der Erklärung zuhören, und anschließend die wechselnden Bedeutungen der drei farbigen Knöpfe im Cockpit richtig bedienen. Zumindest meine 6-jährigen Spieletester waren davon deutlich überfordert.

Der Spielverlauf selbst gab mitunter auch Anlass zu leichter Kritik. Da das Auffinden der Rätselorte zufällig ist, kam es ein paar Mal vor, dass ein Spieler deutlich mehr Rätsel entdeckte, während die Mitspieler zunehmend lustlos im Dunklen tauchten.

Was schließlich das Spielmaterial angeht, konnte Das versunkene Logikland leider kaum überzeugen. Das beginnt mit dem für die Schachtelgröße dann doch sehr kleinen und nicht besonders liebevoll gestalteten Spielplan. Auch das Thema U-Boot und Meer kommt im Spiel sehr wenig zur Geltung. Mein jüngster Spieletester meinte dazu: „Ich dachte wir spielen U-Boote, aber wir spielen ja nur Karten.“ Und diese Karten sind grafisch von solch ergreifender Schlichtheit und in derart filigraner Qualität, dass sie nach zarten Kinderhänden verlangen, sollen sie mehrere Partien überdauern.

Von bester Qualität sind dagegen die Punktechips, die man sehr praktisch zum Markieren der erfolglos untersuchten Meeresfelder verwenden kann. Der Verlag traut den Spielern hier offenbar etwas mehr Gedächtnisleistung zu und hat dafür kein extra Spielmaterial vorgesehen (oder aber man wollte den Programmierfehler vertuschen, der (ich bin 90%ig sicher) bei den Angaben des Sonars gelegentlich auftritt).
Wofür man die Punktechips allerdings wirklich braucht, wenn einem am Ende doch der Stift sagt, wer wie viele Punkte hat, habe zumindest ich nicht ganz verstanden.

In der Summe bleibt damit für mich ein interessantes Quizspiel, bei dem insbesondere das Miteinander von unterschiedlich "weisen" Spielern gut gelöst ist, dem das Drumherum aber eher zum Ballast wird. Nun könnte man meinen, Ballast wäre bei einem U-Boot-Spiel vielleicht von Nutzen. Aber da man diesen leider nicht abwerfen kann, fürchte ich, dass das Spiel schneller als gewünscht in den Tiefen des Spielregals versinkt. Schade, denn als Rätselspiel alleine würde es mir besser gefallen.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Das versunkene Logik-Land: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.01.13 von Michael Timpe
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.01.13 von Stephan Gehres - 23.12.2012: Die Bewertung bezieht sich auf das Spiel mit Erwachsenen. Die Grundidee ist eigentlich klasse, die Ausführung nicht perfekt. Zunächst einmal ist der Tiptoi in diesem Spiel viel zu geschwätzig, schon während des ersten Spiels sind viele Ansagen zu lang. Ohne die weiter-Taste wäre das kaum zu ertragen.
Obwohl das Spiel eigentlich für 5-9jährige sein soll, kann man als Erwachsener Spaß haben, auch wenn selbst die 5. Schwierigkeitsstufe keine echte Herausforderung ist.
Problematisch ist Spiel 2 (Was passt nicht), da es oft keine eindeutige Lösung gibt. Wenn man es falsch macht, darf jeder Spieler es erneut versuchen. Dieser neue Versuch ist aber eigentlich ein Witz, da exakt die gleiche Aufgabe gestellt wird.
Im Spiel 3 ist der Begriff "benachbart" nicht erklärt und wird nicht intuitiv verwendet.
Spiel 7 (abgespecktes Mastermind) ist lächerlich, da man immer maximal 3 Versuche benötigt.
Spiel 6 (Kopfrechnen) ist nicht gut erklärt und gewöhnungsbedürftig.

Die meisten Spiele waren keine Herausforderung, am schwierigsten finde ich das Memory-Spiel, das Rechenspiel und das Tonhöhenspiel, aber das ist wohl individuell verschieden.
Ohne es mit Kindern gespielt zu haben, denke ich, dass es für Kinder bestimmt toll ist, u.a. durch den pro Spieler einstellbaren Schwierigkeitsgrad.
Das Fahren im Meer ist nur ein Gimmick, allerdings führt der Glücksanteil zu unschönen Situationen. Im 4er Spiel durfte eine Spielerin ohne einen Fehler gemacht zu haben, kein einziges Spiel spielen. Das ist extrem unbefriedigend.
Da das ganze eigentlich ein Mehrspielersolitär ist, würde ich 1-2 Spieler empfehlen.

03.01.2013: Da ich darauf hingewiesen wurde, dass mein Kommentar nicht zur Note 5 passt. Trotz dieser zahlreichen und vielleicht teilweise gravierenden Mängel, hatte ich wie schon geschrieben Spaß bei diesem Spiel. Die Note 5 enthält einen Bonuspunkt für die neuartige Spielidee und den Tiptoi als Gimmick.

Leserbewertungen

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