Rezension/Kritik - Online seit 13.07.2017. Dieser Artikel wurde 9200 mal aufgerufen.

Costa Rica

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Autor: Brett J. Gilbert
Matthew Dunstan
Illustration: Klemens Franz
Verlag: Lookout Games
Rezension: Birgit Irgang
Spieler: 2 - 5
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 4,2 4,2 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 3371
Costa Rica

Spielerei-Rezension

Auf Expedition im Regenwald

2005 brachte Schmidt Spiele mit Diamant von Bruno Faidutti ein reizvolles Zockerspiel auf den Markt. Im selben Jahr erschien bei Phalanx Packeis am Pol (Günter Cornett, Alvydas Jakeliunas), ein schönes Taktikspiel mit einfachen Regeln. Nun bringt zwölf Jahre später Lookout mit Costa Rica eine Neuheit heraus, die wie eine Kreuzung dieser beiden Spiele wirkt.

72 sechseckige Plättchen zeigen auf der einen Seite einen von drei verschiedenen Landschaftstypen, auf der anderen Seite eine oder zwei der beiden Tierarten, die in dieser Landschaft vorkommen. Außerdem weisen die Plättchen auf der Tierseite möglicherweise einen Moskito auf. Damit jeder den Überblick behält, listet eine Spielhilfe auf, welche Tiere in welcher Landschaft häufig oder selten vorkommen und wie groß jeweils ungefähr das Risiko ist, in einer bestimmten Landschaft auf einen Moskito zu treffen.

Alle Plättchen werden mit der Landschaftsseite nach oben zu einer großen, sechseckigen Fläche ausgelegt. An die sechs Ecken wird jeweils eine Figur jedes Spielers gestellt: Dort können die Expeditionen beginnen, in den Regenwald vorzudringen.

Wer an der Reihe ist, wählt als Expeditionsleiter eine der Gruppen, in denen er mit einer Figur vertreten ist, und entscheidet, auf welches angrenzende Plättchen er die Expedition ziehen möchte. Das Plättchen wird aufgedeckt: Es zeigt ein oder zwei Tiere der jeweiligen Landschaft und gegebenenfalls einen Moskito. Nun entscheidet der Spieler, ob er das Plättchen nehmen möchte oder passt. Wenn er passt, steht der im Uhrzeigersinn nächste Spieler vor derselben Entscheidung.

Passen alle Spieler, deckt der Expeditionsleiter ein nächstes Plättchen auf, das an das zuvor aufgedeckte angrenzen muss. Erneut entscheiden danach alle Spieler nacheinander, ob sie passen wollen oder nicht. Passt ein Spieler nicht, nimmt er alle in dieser Runde aufgedeckten Plättchen an sich und entfernt seine Figur aus der Expeditionsgruppe. Die übrigen Figuren der Gruppe werden dorthin gestellt, wo das letzte aufgedeckte Plättchen lag. Dann wird der nächste Spieler Expeditionsleiter und wählt eine Gruppe aus, die er vorwärtsbewegen möchte.

Wird der erste Moskito aufgedeckt, ist das nicht schlimm; doch sobald ein zweiter Moskito auftaucht, endet der Zug des Expeditionsleiters sofort. In diesem Fall kommen die beiden Plättchen mit Moskito aus dem Spiel, und der Expeditionsleiter erhält lediglich die restlichen bereits aufgedeckten Plättchen - sofern es welche gibt.

Da jeder Spieler sechs Figuren hat, kann er also maximal sechs Mal Plättchen nehmen. Die Partie endet, wenn alle Figuren oder Plättchen entfernt worden sind. Dann erhält jeder Spieler pro Set, das aus allen sechs verschiedenen Tieren besteht, 20 Punkte. Für die gesammelten Tiere derselben Art gibt es ebenfalls Punkte: Ein einzelnes Tier bringt 1 Punkt, zwei gleiche Tiere 2 Punkte, drei gleiche 6 Punkte, und so weiter. Wer insgesamt die meisten Punkte hat, gewinnt.

So muss man als Expeditionsleiter immer überlegen, wohin man ziehen möchte, welches Risiko man einzugehen bereit ist, was die nachfolgenden Spieler wohl tun werden und wo man die für die eigene Sammlung passendsten Tiere abräumen könnte. Das ist ein nettes Zockerelement, wie wir es in ähnlicher Weise von Diamant kennen. Allerdings kann es auch passieren, dass man mit etwas Pech gleich zu Beginn seines Zugs zwei Moskitos aufdeckt, dann in dieser Runde ganz leer ausgeht und nun eine Chance weniger hat, an Plättchen zu kommen - das kann unter Umständen spielentscheidend sein.

Dadurch, dass im Laufe der Partie immer mehr Plättchen aus dem Spiel genommen werden, werden auch die Möglichkeiten eingeschränkt, wohin man ziehen kann. Wenn es dumm läuft (beziehungsweise ein anderer Spieler geschickt ist und/oder Glück hat), kann es vorkommen, dass Figuren von größeren zusammenhängenden Plättchenflächen abgeschnitten werden und schließlich nur noch wenig oder gar keine Auswahl mehr haben. Oder ein Spieler verbleibt als Einziger in einer Expedition und kann dann möglicherweise richtig abräumen. Dieser Mechanismus erinnert wiederum stark an Packeis am Pol.

Bei Costa Rica handelt es sich um ein einfaches Spiel mit kleinen taktischen Einflussmöglichkeiten und einer schönen Idee, die allerdings aus heutiger und Vielspieler-Sicht eher etwas wenig Substanz hat. Die beiden Grundmechanismen, die aus Diamant und Packeis am Pol bekannt sind, wurden dort jeweils überzeugender umgesetzt. Zudem ist der Glücks- und Ärgerfaktor (insbesondere bei Vollbesetzung) sehr hoch, was bei einem Zockerspiel aber natürlich auch zu erwarten ist. Wenn die Spieler aggressiv spielen, können sie anderen fies das Wasser abgraben, was dann recht frustrierend sein kann. Auf jeden Fall sollte man den Mitspielern nichts "schenken", denn wenn ein Spieler viele Plättchen auf einmal unbehelligt an sich nehmen kann, wird er dadurch unter Umständen uneinholbar.

Insgesamt hat man bei Costa Rica den Eindruck, dass es etwas zu wenig Besonderes zu bieten hat und vielleicht nicht ganz ausgereift ist. (Aus biologischer Sicht enthält das Spiel zudem einen inhaltlichen Fehler, denn in der Landschaft Küste/Sumpf gibt es in Wirklichkeit deutlich mehr Moskitos als im Gebirge/Hochland, nicht umgekehrt.) Doch als Familienspiel oder für eine lockere Partie zwischendurch unter Vielspielern ist Costa Rica durchaus nicht schlecht geeignet. Und aufgrund der überschaubaren Spieldauer ist eine Revanche immer drin, wenn einem das Glück mal nicht hold war.

Rezension Birgit Irgang

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Costa Rica: 4,2 4,2, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.05.17 von Birgit Irgang
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.07.17 von Rene Puttin - Kombination aus abstraktem Sammelspiel mit Push-your-luck-Mechanismus. Einfach und gut!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.07.17 von Frank Solnitzky - Die Spannungskurve ist mir für ein Spiel mit "Can't Stop" Element zu flach. Der Wiederspielreiz ist gering.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.07.17 von Michael Kahrmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.11.22 von Michael Andersch - Im Grunde extrem simples Spiel - aber ich finde, es hat was. Zockerelement, Ärgerkomponente, Schadenfreude, schnelle Züge - und das Ganze in 15 Minuten gespielt (30-45 Minuten halte ich für extrem überzogen). Guter Absacker! Anmerkung: Wir haben so gespielt, dass man ALLE Plättchen verliert, wenn man überreizt und die zweite Gefahr aufdeckt. Das ist viel besser als die regelkonforme Variante, dass nur die Gefahrenplättchen weggehen. Ist fieser, verhindert aber "Durchmärsche", wenn jemand alleine in einer Expedition übrig ist.

Leserbewertungen

Leserwertung Costa Rica: 4,3 4.3, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.09.16 von Dencer - Bekanntes Zockerspielelement, was hier aber sehr nett kombiniert ist (etwas angelehnt an Port Royal und Co.) und mir z.B. besser als bei Port Royal gefällt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.07.17 von Maja - Mir fehlt der Wiederspielreiz
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.07.17 von Dennis L.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.07.17 von Marco Stutzke - Schönes flottes Zockerspiel :-)

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