Rezension/Kritik - Online seit 04.09.2011. Dieser Artikel wurde 5509 mal aufgerufen.

Cité

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Autor: Guillaume Besançon
Illustration: Maëva da Silva
Verlag: Le Joueur
Rezension: Monika Harke
Spieler: 3 - 4
Dauer: 45 - 90 Minuten
Alter: ab 15 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 4861
Cité

Spielziel

Ein Schmied, ein Sägewerker, ein Steinmetz und ein Weber, ihres Zeichens bau- und handelsfreudige Handwerker, beschließen, eine neue Stadt zu errichten. Durch Handelsgeschick und gutes Ressourcenmanagement versucht jeder, sein Stadtviertel zu einem Handelsimperium aufzubauen, indem er die größte Fläche bebaut.

Ablauf

Zunächst erhält jeder Handwerker Gebäude unterschiedlicher Funktion und Größe, die er in seinem Stadtviertel errichten kann. Werkstätten produzieren beispielsweise Rohstoffe, angrenzende Mühlen verdoppeln deren Erträge und Gilden oder Manufakturen wirken sich begünstigend auf den Bau anderer Gebäude aus. Bei den Werkstätten verfügt jeder Handwerker über eine Monopolstellung. So produziert der Schmied Metall, der Sägewerker Holz, der Steinmetz Stein und der Weber Tuch.

Zu Beginn des Spiels darf jeder Handwerker in seinem Bezirk eine Fläche von sieben Feldern kostenlos mit beliebigen Gebäuden bebauen. Ein Stadtviertelbogen gibt dabei nicht nur die einzelnen Viertel mit ihren Grenzen, sondern auch auch den zentralen Ausgangspunkt vor. Für welche Gebäude man sich entscheidet, richtet sich zum einen nach den eigenen Plänen, zum anderen aber auch nach dem Bauverhalten der Mitspieler. Errichtet man ein Gebäude, das Produktions- oder Bauvergünstigungen verspricht, an einer Stadtviertelgrenze, nutzt dieses auch dem Nachbarn, sofern er angrenzend baut. Daher werden in solchen Fällen die Platzierungen der Gebäude verhandelt und Absprachen getroffen, indem man beispielsweise einen Teil der zukünftigen Rohstofferträge rundenweise untereinander aufteilt.

Sobald alle Handwerker ihre Startgebäude errichtet haben, folgen die eigentlichen Spielrunden, welche aus jeweils einer Produktions- und einer anschließenden Handels- und Bauphase bestehen. Während der Produktionssphase werden die Ressourcen auf den entsprechenden Gebäuden verteilt und dann von deren Besitzern eingesammelt. Nun können in beliebiger Reihenfolge Ressourcen getauscht, Gebäudefunktionen genutzt, Vereinbarungen getroffen oder Gebäude gebaut werden. Dabei agieren alle Spieler gleichzeitig und zwar solange, bis alle die Runde für beendet erklären.

Nachdem sechsmal produziert, gehandelt und gebaut wurde, endet das Spiel. Dies kann allerdings auch schon früher der Fall sein, falls es einem Spieler gelingt, alle seine Gebäude zu errichten. Gewonnen hat derjenige, der die meisten bebauten Felder in seinem Stadtviertel vorweisen kann, wobei ungenutzte Ressourcen noch in Felder umgerechnet werden.

Fazit

Bei Cité können Bauherren aus dem Vollen schöpfen, denn das Spiel ist mit reichlich Material ausgestattet. Viel Wert wurde dabei auf die Ressourcen gelegt: richtige Kieselsteine für Stein, große Holzwürfel für Holz, silberfarbene Steine für Metall und sogar echter Stoff für Tuch. Letzterer ist zwar etwas unhandlich, aber trotzdem ist diese Ausstattung sehr ansprechend. Die Gebäude haben, da es sich um ein französisches Spiel handelt, eine französische Bezeichnung. Diese ist eigentlich überflüssig und sollte niemanden abschrecken, denn die Gebäudefunktion ist immer durch eindeutige Symbole auf den Kärtchen dargestellt. Darüber hinaus gibt es auf der Rückseite einen erklärenden Text in Französisch und Englisch. Hilfreich sind auch die Spielertableaus, welche die Baukosten anzeigen und die Möglichkeit bieten, die elf verschiedenen Ressourcen zu verwalten. Ein Rundenzähler wäre das I-Tüpfelchen gewesen, doch leider wurde darauf verzichtet. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt bezieht sich auf die Qualität der Plättchen. Sie sind mit einer Folie überzogen, die sich bei unvorsichtiger Vorgehensweise beim Lösen aus den Stanzbögen abziehen lässt. Beim Spielen haben sie sich jedoch als sehr robust erwiesen.

Die Spielanleitung liegt in Französisch und Englisch bei. Sie ist dreigeteilt in Grundregel, Erweiterung und FAQ. Die Strukturierung ist zwar ungewöhnlich, dafür aber kurz und reich bebildert. Da die Regeln an und für sich einfach sind, dürfte es keine Verständnisprobleme geben. Eine kleine Einstiegshürde ergibt sich lediglich durch die Gebäudefunktionen, die man aber auch innerhalb kürzester Zeit verinnerlicht hat.

Trotzdem stellt sich in der ersten Runde immer die Frage, mit welchen Gebäuden man denn nun am besten beginnt. Produzierende Gebäude bieten sich natürlich an, aber auch solche, die Bauvergünstigungen versprechen. Alternativ ist eine gut platzierte Mühle ebenfalls sehr lukrativ, da diese dem oder den Nachbarn doppelten Ertrag verspricht und man davon ebenfalls profitieren kann, indem man pro Runde stets eine bestimmte Anzahl an Ressourcen einfordert. Wer sich seinen Mitspielern anpasst und sich auch kooperativ zeigt, schafft sich hierdurch meistens eine gute Ausgangslage. Grundsätzlich entwickeln sich zwar Vorlieben für bestimmte Startgebäude, eine ultimative Auswahl und Platzierung gibt es aber nicht.

Kernpunkt von Cité ist der Aufbau einer guten Ressourcenversorgung, denn ohne diese verläuft jedes Bauvorhaben im Sande. So kann man sich entweder darauf konzentrieren, möglichst viel von einer Sorte zu produzieren, oder aber lieber auf Vielfalt setzen. Letzteres ist generell vorteilhafter, da man so schneller und günstiger bauen kann. Denn die Baukosten eines Gebäudes richten sich nicht nur nach dessen Größe, die von einem Feld bis zu neun Feldern variieren kann, sondern auch nach der Anzahl der unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Materialien, wobei alle gleichwertig sind. So kann man beispielsweise mit zehn verschiedenen Ressourcen sieben Felder bauen, mit zehn gleichen jedoch nur ein Feld. Doch ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Sache nun auch nicht. Anfangs stehen nur fünf verschiedene Rohstoffe zur Verfügung. So muss man erst weiterverarbeitende Werkstätten bauen, die zwei dieser Güter in eine neue Ware umwandeln, oder aber einen Markt oder Flohmarkt, welche einen Tausch ermöglichen. Wenn es einem dann noch gelingt, sich als einziger Spieler einen kleinen Vorrat eines begehrten Gutes anzulegen, kann man nicht nur seine Baukosten runterschrauben, sondern schafft zugleich beste Voraussetzungen für ein gutes Handelsgeschäft.

Denn schließlich wird unweigerlich gehandelt - und zwar von Beginn an, da jeder Spieler bei einer Ressourcenart eine Monopolstellung innehat. Der Tauschkurs ist oftmals eine Gratwanderung. Besteht die Möglichkeit, durch einen ungünstigen Tausch eine dringend benötigte Ressource zu bekommen, die einem den Bau eines wichtigen Gebäudes ermöglicht, sollte man einwilligen. Allerdings muss man auch aufpassen, dass man nicht zu verschwenderisch mit seinen Rohstoffen umgeht, um deren Wert nicht zu mindern. Manchmal ist sogar auch ein Handel zu Gunsten des Mitspielers vorteilhaft, wenn dieser dadurch ein Gebäude errichten kann, welches er dann vereinbarungsgemäß an der Stadtviertelgrenze platziert. Da sich der Handel nicht nur auf Ressourcen beschränkt, sondern auch Gebäudestandorte und zukünftige Erträge mit einbezieht, kommt zusätzliche Interaktion ins Spiel. Anfangs kann man zwar schwer abschätzen, ob man ein gutes oder schlechtes Geschäft gemacht hat, aber größtenteils gilt: Wer sich handelsfreudig zeigt, wird auch davon profitieren.

Wichtig ist, stets auch einen Blick auf die anderen Stadtviertel zu werfen, um sich den Mitspielern anzupassen oder sich teilweise auch mit ihnen zu verbünden. Viele Gebäude haben Wechselwirkungen, die es geschickt zu nutzen gilt. Man sollte stets das Ziel verfolgen, sowohl eine starke Kombination im eigenen Viertel, aber auch mit den Nachbarn aufzubauen. Dies bietet unzählige Möglichkeiten, die Stadt jedes Mal unterschiedlich entstehen zu lassen, was dem Spiel einen hohen Wiederspielreiz verleiht.

Abwechselung bieten auch zwei Erweiterungen, deren Material gleich beigefügt wurde. Die Erweiterung "Großes Spiel" besteht lediglich aus zwei Gebäuden. Die Geschäftsstraße bringt mehr Gold ins Spiel, und der Grand' Place ermöglicht, mit diesem günstig zu bauen. Diese beiden Gebäude lassen sich problemlos in das Grundspiel integrieren und dürften niemanden überfordern. Anders sieht es bei der zweiten Erweiterung aus. Sie besteht aus einem Hafen und einem Kanal sowie Investitionskärtchen, die durch diese Gebäude ins Spiel kommen. Diese Kärtchen sind überwiegend positiv und bieten zum Beispiel Bauvergünstigungen, verbesserte Tauschmöglichkeiten oder zusätzliche Siegpunkte, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Da man während der ersten Partien vornehmlich mit den eigentlichen Gebäudefunktionen und deren Kombinationsmöglichkeiten beschäftigt ist, empfiehlt sich diese Erweiterung tatsächlich erst, wenn man mit dem Grundspiel vertraut ist. Darüber hinaus gibt es noch Varianten, die beispielsweise schnelles Spielen mit Gold belohnen oder durch das Bauen in fremden Stadtvierteln für stärkere Interaktion sorgen.

Alles in allem liegt mit Cité ein gelungenes Handels- und Aufbauspiel vor. Das gleichzeitige Agieren ist unterhaltsam und macht Spaß, setzt beim Bauen jedoch volles Vertrauen voraus, da jeder vor sich hin baut. Eine Kontrolle, ob die Ressourcen richtig in Baukosten umgerechnet werden, gibt es nicht - ein Punkt, der nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Dafür wird man aber mit einer kurzen Spieldauer ohne Wartezeiten belohnt, was Kontrollfreaks den kleinen Kritikpunkt in der Regel auch schnell vergessen lässt. Wer also mal wieder ein flottes Handelsspiel sucht, dem kann nur der Tipp gegeben werden, auch mal einen Blick über die Landesgrenze hinaus zu werfen, denn dort gibt es so manche positive Überraschung zu entdecken.

Rezension Monika Harke

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Cité: 4,0 4,0, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.07.11 von Monika Harke
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.03.12 von Silke Hüsges
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.09.12 von Michael Andersch - Lockeres Spielchen, das nett rüber kommt und keinem weh tut. Die uneinheitliche Aufmachung (Einerseits liegen Rohstoffe als echtes Material bei - Holz, Stein, Erz, Tuch, andererseits sind die übrigen Ressourcen nur durch Pappmarker symbolisiert) finde ich etwas schade. Das Spiel selbst verläuft ziemlich schnell, alle sind ständig involviert und wenn auch noch alle gleichzeitig ihre Rohstoffe nehmen, dann dauert das Spiel (Einstiegsversion) kaum länger als 30 Minuten. Warum habe ich dann aber eine eher schlechte Note vergeben? Ganz einfach, im Spiel fehlt nämlich eines: Spannung und knifflige Entscheidungen. Hat man die Produktionsmaschinerie mal in Gang gesetzt, dann fliessen die Rohstoffe reichlich und das Tauschen (genauer: akribisches Tauschen, evtl. Feilschen) tritt völlig in den Hintergrund. Irgendwas geht immer, weil Tauschen ja allen nützt. Das ging dann fast so weit, dass wir gegen Ende der Partie mit Erlaubnis des Mitspielers quasi einfach in seinen Rohstoffhaufen gegriffen und alles benötigte geholt haben, und dieser es im Gegenzug ähnlich gemacht hat, weil vieles einfach so reichlich vorhanden war. Entscheidend war somit eigentlich nur die Baureihenfolge und Anordnung der eigenen Gebäude. Und das war mir viel zu wenig...

Leserbewertungen

Leserwertung Cité: 3,0 3.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.09.11 von Grzegorz Kobiela

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