Rezension/Kritik - Online seit 27.12.2010. Dieser Artikel wurde 9652 mal aufgerufen.

Carcassonne - Das Schicksalsrad

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Autor: Klaus-Jürgen Wrede
Verlag: Hans im Glück
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 5
Dauer: 40 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 2088
Carcassonne - Das Schicksalsrad

Spielziel

Carcassonne feiert sein 10-jähriges Jubiläum. In diesen vergangenen Jahren blieb es nie still um das Spiel des Jahres 2001, denn immer wieder wurden seine Fans mit neuen Erweiterungen oder eigenständigen Spielen auf Basis des Grundspiels beglückt. Auch 2009 gab es wieder ein solches eigenständiges Carcassonne-Spiel. Das Besondere daran war jedoch der Doppelpack, in dem das Spiel diesmal präsentiert wurde: Nämlich zusammen mit einem Roman mit demselben Titel.

Ablauf

Alle jene Leser, die Carcassonne nicht kennen, mögen die Regeln in unserer Rezension zur "Stammmutter" dieser Spielefamilie nachlesen. Denn dessen Regeln gelten auch für dieses Spiel. Neu dazu gekommen ist das Schicksalsrad, das gleich zu Beginn des Spieles ausgelegt wird und an das im weiteren Verlauf bis zu 16 Landschaftsplättchen angelegt werden können.

Zieht ein Spieler ein Kärtchen, muss er zuerst immer kontrollieren, ob darauf ein Schicksalsrad mit Zahl abgebildet ist. In diesem Fall wird das auf dem Glücksrad stehende Schwein entsprechend viele Felder vorwärts gezogen und die Aktion des Zielfeldes wird ausgeführt – dazu später mehr.

Grundsätzlich hat man im Spiel nach dem Legen eines Plättchens immer die Möglichkeit, einen Gefolgsmann altherkömmlich zu platzieren oder ihn alternativ auf ein Feld des Schicksalsrades zu stellen. Dort gibt es Felder, die einem oder zwei Gefolgsleuten Platz bieten. Landet das Schwein auf einem besetzten Feld des Schicksalsrades, erhält der Spieler drei Siegpunkte und nimmt anschließend seinen Gefolgsmann wieder zu sich. Sitzt ein Spieler alleine auf einem Feld, das eigentlich für zwei Gefolgsleute Platz bietet, bekommt er sogar 6 Punkte.

Vor der Vergabe der Siegpunkte wird jedoch noch die entsprechende Aktion ausgeführt. Hier kann es einfach nur Siegpunkte geben oder Punkte für Bauern, Mönche, Ritter bzw. Gefolgsleute im eigenen Vorrat. Aber auch ein schlechtes Ereignis gibt es: Bricht nämlich die Pest aus, so muss jeder Spieler einen Gefolgsmann aus der Landschaft zurück in seinen Vorrat nehmen.

Das Spiel endet mit dem Zug, in dem die letzte Landschaftskarte verbaut wurde. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten, wobei es für jene Gefolgsleute, die noch auf dem Schicksalsrad stehen, keine Punkte gibt.

Fazit

Carcassonne, wie man es kennt: Eine Box mit vielen Landschaftsplättchen (um genau zu sein, 72 an der Zahl) aus stabilem Karton und den bekannten hölzernen Gefolgsleuten in fünf verschiedenen Farben. Nicht gravierend anders als sonst auch, wären da nicht die Starttafel, welche die Größe von 9 Landschaftsplättchen hat, sowie der Roman, der ebenfalls in der Doppelpackung steckt.

Zu letzterem möchte ich gleich zu Beginn einige wenige Sätze schreiben, denn dieses Thema ist schnell abgehandelt. Es handelt sich um einen Mittelalterroman eher leichter Kost, nicht mehr und nicht weniger: Die Geschichte einer jungen Adligen, der man gleich zu Beginn ihrer Jugend übel mitspielt und die trotz aller Widrigkeiten ihr Leben in die eigene Hand nimmt. In die Erzählung wurden viele historische Tatsachen mit eingebunden, hauptsächlich erfährt man dabei von den Zwistigkeiten der katholischen Kirche mit den Katharern oder Albigensern, deren Glaubensbewegung vom 12. bis zum 14. Jahrhundert vor allem im Süden Frankreichs reichlich Anhänger fand. Unzählige historische Romane füllten ihre Hintergründe bereits mit diesen Glaubenskriegen, weil es die Menschen immer wieder schockiert, wie gnadenlos die mittelalterliche katholische Kirche gegen Andersgläubige vorging. Wer solche Kost mag, wird auch hier nicht enttäuscht werden.

Vom Spielgefühl ändert sich in Carcassonne – Das Schicksalsrad im Vergleich zum Grundspiel nicht viel. Das Positionieren der eigenen Gefolgsleute auf dem Schicksalsrad stellt genau genommen eine einzige neue Zusatzmöglichkeit dar, nicht mehr. Lukrativ ist es vor allem in solchen Situationen, in denen man seine Gefolgsleute auf dem eben gelegten Plättchen nicht sinnvoll platzieren kann. Ob man im Zweifelsfall einen Gefolgsmann in die Landschaft oder auf das Glücksrad setzt, muss man aus dem Bauch heraus entscheiden, weil es keine eindeutige Gewinnstrategie gibt. Das Schicksalsrad macht hier seinem Namen alle Ehre, denn es hängt tatsächlich vom Schicksal ab, wie man gewinnt. Das eine Mal sind es Leute, die viele Figuren auf das Schicksalsrad setzen und dann auch das Glück haben, dass ihre Aktionsfelder oft gewertet werden. Das andere Mal hat man Figuren rundenlang auf diesen Feldern sitzen und das Schwein spaziert ständig an den eigenen Figuren vorbei. Dann gewinnt auch genauso oft jemand, der gar keine oder wenig Figuren auf das Schicksalsrad setzt, sondern seine Leute lieber herkömmlich ins Land schickt. Langes Grübeln bringt hier also gar nichts, vielmehr muss man seiner Intuition vertrauen und einfach drauflos spielen.

Anders als so manches eigenständige Carcassonne-Spiel lässt sich Das Schicksalsrad laut Schachtelrückseite zusammen mit allen bisherigen Carcassonne-Erweiterungen spielen. Das liegt daran, dass die Grundregeln des Spieles gleich geblieben sind. Theoretisch ist ein Kombinieren dieses Spiels mit den Erweiterungen tatsächlich möglich, allerdings sollte man dabei nur auf eine bis maximal zwei Erweiterungen gleichzeitig zurückgreifen. Etwa ein Drittel der Karten sind mit dem Schicksalsrad versehen. Kommen nun zu viele Karten ohne Schicksalsräder mit ins Spiel, macht es keinen Sinn mehr, Figuren auf das Glücksrad zu setzen, denn dann rückt hier ein ansehnliches Punkteabsahnen in eine endlose Ferne. Besonders lobenswert zu erwähnen ist beim Kombinieren des Spiels mit Erweiterungen das einfache Trennen derselben, denn alle Karten des neuen Spiels sind mit einem kleinen Schicksalsradsymbol auf der Vorderseite der Karten markiert.

Der unbedingt gesondert zu erwähnende Teil des Schicksalsrades ist die Pest. Sie verlangt ein etwas anderes Vorgehen als in bisherigen Varianten. Man sollte unbedingt darauf achten, immer einen "billigen" Gefolgsmann im Spiel zu haben, dessen Entfernung aus der Landschaft nicht sonderlich schmerzt. Denn man kann sicher sein, dass die Pest einige Male im Spiel zuschlägt - muss man dann einen punkteträchtigen Ritter oder Bauern vom Tisch nehmen, kann das richtig schmerzen. Andererseits ist es nicht immer einfach, mit seinen wenigen Gefolgsleuten sowohl die Landschaft und das Glücksrad sinnvoll zu besiedeln und dabei auch noch irgendwo einen billigen Gefolgsmann sitzen haben. Schließlich will man immer noch ein Männlein als Reserve übrig haben, falls man ein lukratives Klosterplättchen zieht. Das Dilemma der wenigen Figuren verstärkt sich in diesem Spiel also immens!

Wie bei allen Carcassonne-Spielen gefällt mir auch diese Ausgabe am besten in kleiner Besetzung, also zu zweit oder dritt. Je mehr Leute mitspielen, desto zäher wird die Angelegenheit. Und damit auch sehr unbefriedigend, weil hier noch mehr vom Glück gesteuert wird als im Grundspiel.

Bleibt zum Schluss die ewig gleiche Frage: Braucht man dieses Spiel, wenn man Carcassonne schon hat? Und wie immer gibts von mir meine Pauschalantwort: Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Alle, die vom ständigen Ausschlachten eines guten Spiels die Nase voll haben, sollten besser die Finger davon lassen, dabei aber nicht vergessen, dass die Verlage ja auch von etwas leben müssen. Zuviel Gejammer ist diesbezüglich unangebracht, denn schließlich muss man diese Spiele nicht kaufen. Eingefleischte Carcassonne-Fans werden auch diese Erweiterung, die eigentlich gar keine ist, haben wollen, egal, was ich hier schreibe. Wer vor einem Neukauf steht, braucht sicher nicht beide Spiele. Er sollte für sich entscheiden, ob ers lieber einfach mag oder gewürzt mit einem zusätzlichen Spielelement.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Carcassonne - Das Schicksalsrad: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.11.10 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.02.10 von Horst Sawroch - Mit Buch ein Muss fuer "Carcassonner". Kleiner Mangel: Die Plaettchen unterscheiden sich farblich vom bisherigen Spiel.

Leserbewertungen

Leserwertung Carcassonne - Das Schicksalsrad: 4,5 4.5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.12.10 von xaverius - Spannender, wenn auch etwas unberechenbarer als das Grundspiel alleine. Buch für Mittelalter-Interessierte sehr empfehlenswert.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.10.11 von Florian Hullmann - Wer Carcassonne sammelt kommt um das Schiksalsrad sicherlich nicht herum. Ansonsten kein großer Gewinn gegenüber andern Ausgaben. Das Buch ist ein Klischee-Reiter, passend zum Spiel zusammengeschrieben. Das Konzept ist inzwischen leider von vielen andern Vermarktungen geläufig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.11.12 von Leif - Auch als Carcassonne-Hardcorefan gebe ich zu, das Buch ist nicht leicht zu lesen, dennoch finde ich die Kombination eine nette Idee, zumal der Preis mit dem Spiel zusammen über jeden Zweifel erhab ist. Ansonsten hätte das Schicksalsrad auch in eine kleine Erweiterungsbox ohne das hier beeinhaltende Grundspiel gepasst. Insgesamt erhaltet ihr aber wie immer bekannt gute Carcassonne-Kost mit einer schönen Start- und Spielevariante!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.01.20 von sutrebuh - Eher Glücksrad! Durch das Schicksalsrad steigt gewinnt Kollege Zufall deutlich an Einfluss. Benutzt man es als Startfeld wird das Spiel weit auseinander gezogen. Letztlich beraubt die Erweiterung Carcassonne seines Kerns: Taktieren und Zocken auf engem Raum.

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