Rezension/Kritik - Online seit 11.04.2017. Dieser Artikel wurde 9276 mal aufgerufen.

Bohnanza: Das Duell

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Autor: Uwe Rosenberg
Illustration: Björn Pertoft
Verlag: AMIGO
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 4,8 4,8 H@LL9000
4,6 4,6 Leser
Ranking: Platz 1215
Download: Kurzspielregel [PDF]
Bohnanza: Das Duell

Spielziel

Vor genau 20 Jahren brachte Amigo das Spiel Bohnanza heraus. Seitdem ist das "Bohniversum" ständig angewachsen, praktisch jedes Jahr erscheint eine Erweiterung, die mehr Abwechslung ins Grundspiel bringt und das Spielsystem belebt. Allerdings funktioniert das Spiel in den meisten Varianten erst ab drei Personen, zu zweit ist es durch den Wegfall sinnvoller Handelsmöglichkeiten nur mit Änderungen im Spielablauf geeignet.

Nun ist eine neue eigenständige Zweipersonen-Variante des Spiels auf den Markt gekommen, eine Neuauflage von Mutabohn. Ob Bohnanza: Das Duell - so der passende Titel - gut funktioniert? Wir werden versuchen, dem auf den Grund zu gehen ...

Ablauf

Für die Grundregeln von Bohnanza verweise ich auf die entsprechende Rezension hier auf H@ll 9000.

Damit das Spiel zu zweit funktionieren kann, hat Autor Uwe Rosenberg eine grundlegende Änderung zum Grundspiel vorgenommen, sowie zwei neue Elemente hinzugefügt.

Die Änderung: Es ist nunmehr erlaubt, verschiedene Bohnensorten auf demselben Bohnenfeld anzubauen. Auf ein Bohnenfeld darf jetzt wahlweise eine Karte der gleichen Sorte oder eine Karte mit der nächsthöheren Zahl angelegt werden. Beim Ernten zählt dann stets nur der Kurs der zuletzt gelegten Bohnenkarte.

Die Geschenke: Hierbei kommen die Geschenkkarten zum Einsatz, welche in einer Reihe zwischen den beiden Spielern ausgelegt werden. Nach dem Aufdecken von drei Karten vom Nachziehstapel muss der aktive Spieler seinem Mitspieler eine Bohnenkarte als Geschenk anbieten, indem er eine Geschenkkarte in dessen Richtung schiebt. Dieser hat dann die Wahl, das Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. In letzterem Fall muss er selbst nun eine (andere) Geschenkkarte in Richtung des aktiven Spielers schieben. Dies geht so lange, bis ein Spieler das Geschenk des anderen akzeptiert.

Die Bohnuskarten: Dies ist eine zusätzliche Kartenart. Jede Bohnuskarte weist ein bis vier Symbole in unterschiedlicher Häufigkeit auf. Jedes Symbol steht dabei für eine beliebige Bohnensorte. Eine Bohnuskarte gilt als erfüllt, wenn die Reihenfolge der Bohnen auf einem Feld (egal ob eigenes oder fremdes!) mit der Reihenfolge der Symbole auf dieser Bohnuskarte übereinstimmt. Die Karte ist dann einen Bohnentaler wert plus die angegebenen Groschenbeträge auf der Vorderseite. Jeder Spieler hält anfangs drei Bohnuskarten auf der Hand und füllt am Ende seines Zuges nach Bedarf wieder auf drei Stück auf.

Im Gegensatz zum alten Bohnanza wird der Kartenstapel nur einmal durchgespielt. Am Ende gewinnt aber - wie gewohnt - der Spieler mit den meisten Bohnentalern.

Fazit

Bohnanza für zwei Personen? Dies war bis jetzt nur in einigen Erweiterungen möglich sowie in den reinen Zweipersonen-Varianten Al Cabohne (2000) Kannibohne (2006) und Bohn Camillo (2011). Ansonsten war und ist das Spiel eher bekannt und beliebt für seine turbulenten Tauschszenen und die dadurch entstehende lebhafte Kommunikation am Spieletisch.

Auf der Schachtel des Grundspiels ist die Spieleranzahl daher ab drei Personen angegeben. Tauschen und Handeln sind zu zweit auch nicht wirklich möglich. Profitierte nämlich von einer Tauschaktion nur ein Spieler, käme sie erst gar nicht zustande. Hätten hingegen beide gleichermaßen was davon, bliebe es insgesamt eine Nulllösung. Mir wäre es deshalb kaum in den Sinn gekommen, bei zwei Spielern zu Bohnanza zu greifen, schließlich gibt es genug bessere Alternativen. Schön aber, dass man nun auch abseits der Erweiterungen, die sich vor allem an richtige Bohnanza-Fans richten, im normalen Spieleladen ein Duell um Bohnen (wieso fällt mir dazu ausgerechnet die Gemüsemarke "Bonduelle" ein?) finden kann.

Die Bohnuskarten sind ein recht originelles Element, welches zwar das Grundprinzip der Sortenreinheit auf den Bohnenfeldern über den Haufen wirft, sich aber sonst perfekt ins Spiel einfügt. Es erfordert höchste Aufmerksamkeit, müssen doch dabei stets beide Auslagen - also bis zu sechs Felder! - in Betracht gezogen werden. Sie bringen einerseits willkommene Zusatzeinnahmen von je einem Bohnentaler. Außerdem fungieren die Groschenbeträge auf der Vorderseite, die je nach Schwierigkeitsgrad einer Karte zwischen 10 und 100 Groschen liegen, als Tiebreaker bei einem Gleichstand, weshalb es äußerst selten zu einem Unentschieden kommen kann.

Das Herzstück des Spiels sind aber die "Geschenke". Die Anführungszeichen sind übrigens bewusst gesetzt, denn nicht immer will man seinem Duellgegner tatsächlich eine Karte überlassen. Ist ja eigentlich logisch, denn erhält man mehr Karten erhöhen sich im Normalfall auch die Ertragschancen.

Deshalb ist es gang und gäbe, dem Gegenüber Bohnen anzubieten, welche dieser nicht wirklich haben will, oder mit denen er nichts anfangen kann, um ihn zu zwingen, seinerseits ein "Geschenk" anzubieten. Nachdem dieser aber meist dieselbe Denkweise hat, wogt das Schenken hin und her, bis es dann doch einmal passt. Bereits in dieser Runde angebotene Bohnen dürfen übrigens kein zweites Mal gewählt werden, weshalb die Optionen mit jedem Angebot weniger werden.

Es besteht wohlgemerkt ausdrücklich die Möglichkeit zu bluffen, also eine Bohnensorte anzubieten, über die man gar nicht verfügt. Nimmt der Gegenspieler aber dummerweise das Angebot an, muss man ihm als Strafe einen Bohnentaler schenken. Insgesamt ist diese Phase im wahrsten Sinne eine "reiz"-volle Angelegenheit.

Bei diesen psychologischen Spielchen haben neben den Präferenzen und Wünschen der Spieler aber auch noch weitere Überlegungen Einfluss auf die Entscheidungen. So kann man beispielsweise Geschenke nutzen, um für den nächsten Spielzug unpassende Karten aus seiner Kartenhand zu entfernen, oder dem anderen Spieler bestimmte Bohnen zuzuschanzen, um eigene Bohnuskarten erfüllen zu können, u. v. m.

Berücksichtigt man alle möglichen Parameter, spielt sich Bohnanza: Das Duell zwar außergewöhnlich taktisch, viel taktischer als das alte Bohnanza, verliert damit aber auch die gewisse Lockerheit. Es ist ein beinhartes Duell, bei dem man sich kaum Fehler erlauben kann oder will. Konnte man bei Bohnanza durch geschicktes Tauschen noch viel herausholen, fällt dies hier naturgemäß weg.

Das Material ist reichhaltiger als bei Bohnanza. Neben den Bohnenkarten braucht es schließlich noch die Bohnuskarten, sowie die Geschenkkarten, weshalb die Schachtel - zumindest in meiner alten Ausgabe - bei gleichem Format ungefähr einen Zentimeter dicker ausfällt. Die Grafiken hat wie gewohnt Björn Pertoft beigesteuert, der sich nicht damit begnügt hat, bloß die neuen Karten zu gestalten. Er hat auch den Bohnenkarten eine neue Grafik verpasst, welche den Duellcharakter hervorheben (z. B. Boxkampf der Augenbohnen, High Noon bei den Blauen Bohnen oder Fechtduell bei der Brechbohnen).

Auch wenn Uwe Rosenberg alles richtig gemacht hat, damit Bohnanza: Das Duell reibungslos funktioniert, bleibt mein persönlicher Favorit des "Bohniversums" trotzdem das Grundspiel, welches einfach mehr Kommunikation erfordert und sich weniger trocken spielt. Das Handeln und Tauschen belebt das Geschehen am Spieltisch und kommt somit generell besser an. Wenn aber Mitspieler dafür knapp sind, ist Bohnanza: Das Duell als Zweipersonenspiel ein vernünftiger Kandidat.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Bohnanza: Das Duell: 4,8 4,8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.03.17 von Franky Bayer - Gelungene Zweipersonen-Variante des Kartenspiel-Klassikers mit einigen neuen Elementen, wie Bohnuskarten, etc. Das Handeln und Tauschen wird nun durch taktisch reizvolle Geschenke ersetzt. Zur Höchstnote fehlt mir persönlich lediglich etwas die Lockerheit.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.10.16 von Roland Winner - Gut gelungen! Neue Elemente bereichern das Bohnanza- Spielerlebnis.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.03.17 von Monika Harke - Diese Neuauflage von Mutabohn ist die beste Bohnanza-Variante für 2 Spieler. Natürlich ist das Original anders, aber wenn die Mitspieler fehlen, dann ist dies eine sehr gute Alternative.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.09.17 von Udo Kalker - Erste Hürde ist wohl die Spielanleitung, die beim ersten Lesen nicht in allen Punkten die nötige Klarheit über die Regelfeinheiten beschreibt. Und wie schon in der Rezension beschrieben, gibt es neue Grafiken, die zwar eigentlich recht ideenreich sind, aber auf uns doch einen eher kitschigen Eindruck gemacht haben. Sonst spielt sich Das Duell schon irgendwie schlüssig und auch mit den Geschenken, kommt eine Art "künstliche Handelsphase" hinzu. Die "Bohnuskarten" hingegen waren in unseren Runden ein bisschen "inflazionär" und wurden dann doch vielfach erfüllt, so dass ingesamt ein eher fader "Bohnengeschmack" zurückblieb und dem tollen Thema und der tollen Lockerheit des Orginalspiels der Spielspaß etwas abhanden gekommen ist. Insgesamt eine eher knappe 4.

Leserbewertungen

Leserwertung Bohnanza: Das Duell: 4,6 4.6, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.16 von Martin - Für alle Bohnanza-Fans unbedingt zu empfehlen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.02.17 von Tim - Eine der besten Zweier-Varianten von etablierten Spielen, die es gibt. Das Bohnanza-Feeling kommt sehr gut rüber, trotzdem gibt es durch den Schenk-Mechanismus und die sehr wichtigen Bohnuskarten interessante neue Elemente.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.03.17 von StevieG - Sicherlich die beste Variante für 2 Spieler aber dennoch weit entfernt von dem Spielspaß und Wiederholungsreiz den Bohnanza bietet. Nicht kurzweilig genug zu trocken, wirkt konstruiert. Nichts für uns!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.04.17 von Christo - Also wie die das mit der Zweier-Variante für ein Verhandlungsspiel gelöst haben - GENIAL.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.08.18 von Hans Huehnchen - Zum Ende hin zieht es sich leider zu sehr, ansonsten eine gelungene Umsetzung für 2 Spieler

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