Rezension/Kritik - Online seit 20.07.2015. Dieser Artikel wurde 6493 mal aufgerufen.

Artificium

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Autor: Timofey Shargorodskiy
Illustration: Timofey Shargorodskiy
Verlag: Lifestyle Boardgames Ltd
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 6
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 3,3 3,3 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 5943
Artificium

Spielziel

Nachdem die Tschechen ja schon seit einiger Zeit sehr erfolgreich Brettspiele herausbringen, hat der Kenner sich natürlich schon lange weiter gen Osten orientiert, und so ist der russische Brettspiel-Entwicklerpreis "Korni" sicher allen ein Begriff, und Sie haben sicher schon die ausführliche Erläuterung zu Artificium gelesen.

Für alle, die noch etwas Mühe mit dem Kyrillischen haben, hab ich das Wichtigste im Folgenden kurz zusammengefasst.

Ablauf

Artificium spielt sich sehr einfach: Aus einer Kartenhand von fünf Karten wählt jeder Spieler eine Karte zunächst verdeckt aus, und legt diese vor sich ab. Anschließend werden die Karten in Spielreihenfolge gespielt, womit man in der Regel eine Ressource in eine höherwertige umwandelt und dabei zusätzlich noch Siegpunkte erhält, je mehr, je wertvoller die umgewandelte Ressource ist. Geschickt gelöst dabei ist: Es gibt nur eine Sorte Marker, die entweder Geld oder je nach Position eine der möglichen Waren darstellt. Dadurch geschieht das Umwandeln der Waren im Spiel schnell und übersichtlich.

Die überschaubare Produktionskette reicht von Holz und Getreide über nur drei Zwischenschritte zum Zaubertrank bzw. Schwert. Diese beiden Endprodukte können zusammen mit einem Bier für einen Ritter oder Zauberer ausgegeben werden, was Siegpunkte bzw. Kartennachschub bringt.

Ein kleiner Kartentauschmechanismus jeweils am Anfang einer Runde sowie die Möglichkeit, jederzeit Waren in Geld oder Geld in jede Ware zu tauschen, reduzieren wirkungsvoll den Zufallsfaktor.
Einige (wenige) Aktionskarten bringen (geringe) Interaktion ins Spiel bzw. sorgen für etwas Abwechslung und zusätzliche Spieloptionen.

Nach nur vier Runden ist eine Partie schon vorbei, und wie immer ist letztlich der Wettlauf auf der Siegpunkteleiste der entscheidende Faktor.

Fazit

So kurz wie die Spielbeschreibung, so einfach spielt sich Artificium auch. Hat man seine Hand am Anfang der Runde erst mal zurecht getauscht, ist die Reihenfolge der fünf Züge meist halbwegs festgelegt, so dass das Ausspielen schnell von der Hand geht.

Die Herausforderung ist also, am Anfang der Runde zu erkennen, was mit den verfügbaren Karten möglich ist, und durch den richtigen Tausch mit der Auslage, eine gute Produktionskette auf die Hand zu bekommen. Dabei ist es sinnvoll, anders als in vielen Spielen, nicht die ganze Produktionskette zu durchlaufen, sondern möglichst hoch einzusteigen. Also nicht erst Holz holen, in Nahrung und dann in Eisen umwandeln, sondern gleich Nahrung kaufen, in Eisen umwandeln, dann das Eisen wieder verkaufen, für das Geld noch mal Nahrung kaufen und wieder in Eisen umwandeln. Was unsinnig klingt, bringt durch die höherwertige Umwandlung deutlich mehr Siegpunkte ein.

Die wertvollste Umwandlung ist, abhängig von der Spielerzahl, der Verbrauch von Zaubertrank bzw. Schwert für einen Ritter oder Magier. Der Nachschub an Karten bzw. die direkten Siegpunkte bringen einen am schnellsten vorwärts.

Entsprechend wichtig sind diese Karten und damit kommt noch ein weiterer kleiner Kniff ins Spiel: die limitierten Karten. Nur sechs Zauberer und Ritter sind im Stapel, der in der Regel nur einmal durchgespielt wird. Lohnt es sich also, eine der begehrten Karten vorsorglich auf die Hand zu nehmen? Oder hofft man lieber auf sein Glück in der nächsten Runde? Ist der Ritter wirklich wertvoll genug, dass man bereit ist, eine Aktion weniger zu spielen, in der Hoffnung in der nächsten Runde dann alles für den Ritter zusammenzubekommen?

Zu zweit in nur 30 Minuten gespielt gibt es genügend kleine Entscheidungen, die in der Summe sehr unterhaltsam sind, ohne dass das Spiel anstrengend wird. Der Glücksfaktor ist natürlich gegeben, aber wie ich finde ganz gut eingefangen, so dass ich mich nie gespielt fühle.
Mit mehr Spielern nimmt die Begeisterung allerdings rasch ab, die Entscheidungen werden nicht mehr, die Spieldauer hingegen schon, und da das Spiel doch nur sehr begrenzt Interaktion bietet, fand ich die längere Spieldauer keinen Gewinn. Mit drei Spielern fand ich es noch o. k., mit vier, fünf oder gar sechs Spielern möchte ich es nicht noch mal spielen.

Für mich ist Artificium damit ein gutes 2- bis 3-Personenspiel, das als Absacker oder zwischendurch gut unterhalten kann und mit einer gut verständlichen Anleitung und ordentlichem Material auch im handwerklichen Bereich alles richtig macht, allerdings ohne dabei besonders aufzufallen. Und das ist wohl das größte Problem von Artificium: Es ist für sich gesehen völlig in Ordnung, Begeisterung löst es aber nicht aus und für den Langzeitspielspaß hat es doch etwas zu wenig Varianz. So bleibt es in der großen Masse der Spiele, die man spielen kann, aber nicht unbedingt muss.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Artificium: 3,3 3,3, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.05.15 von Michael Timpe - Gutes Spiel für zwischendurch, dem leider knapp das gewisse Etwas fehlt, daher die 4 Punkte knapp verpasst.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.05.15 von Edgar Ameling - Wem "Craftsmen" zu kompliziert ist oder zu lange dauert, der findet hier eine deutlich entschlackte, aber auch etwas glückslastigere Alternative dazu. Zwar hat das Konzept leichte Schwächen, die aber den Spielspaß nur minimal schmälern.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.11.16 von Michael Andersch - Schnell, simpel, hat was - aber hat leider auch einen immensen Glücksanteil hinsichtlich der gezogenen Karten und des Tauschmechanismus (wer hinten sitzt hat im Spiel mit mehreren Personen davon so gut wie keinen Vorteil). Mit etwas redaktionellem Schliff (z.B. verkürzte Produktionswege) könnte daraus was ganz brauchbares werden - so aber brauch ich das nicht nochmal...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.02.17 von Monika Harke - Zu zweit und dritt spiele ich es immer mal wieder gerne. Mit mehreren Spielern macht es leider keinen Spaß, weil die Planbarkeit rapide abnimmt.

Leserbewertungen

Leserwertung Artificium: 3,0 3.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.07.15 von Paul Arnesen - Trotz Kartentauschmechanismus ist der Einfluss der gezogenen Karten zu gross. Für ambitionierte Vielspieler daher nicht geeignet und auch der Wiederspielreiz ist arg begrenzt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.07.15 von edru - Gut, kein Überflieger, aber solide als Kartenspiel mit hohen Glücksanteilen.

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