Rezension/Kritik - Online seit 17.04.2021. Dieser Artikel wurde 3267 mal aufgerufen.

Allegra

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Autor: Bella Lucca
Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne
Rezension: Wieland Herold
Spieler: 2 - 6
Dauer: 30 - 40 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2020
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 1165
Allegra

Spielerei-Rezension

Golf Game mit Klopfen

Johann Rüttinger weist zurecht daraufhin, dass die Optimierung von verdeckten Kartenauslagen nicht bei Biberbande, Cabo und Skyjo beginnen, sondern ihren eigentlichen Ursprung in dem Kartenspiel Golf besitzen, das auf eine lange Tradition im angelsächsischen Bereich zurückblicken kann. Gespielt wird es mit einem oder zwei 52er-Kartendecks, ergänzt durch Joker in einem 2 x 3 oder 2 x 4 Rechteck.

Die Flut der Spielveröffentlichungen in diesem Genre in den letzten Jahren ergänzt Rüttinger durch eine Idee eines Autors mit dem wunderschönen Fantasienamen Bella Luca. Das Pseudonym will Rüttinger auf Bitten des Autors leider nicht lüften, er sei es jedenfalls nicht selbst. Wie der Autor ist auch der Titel eher assoziativ zu verstehen, Wikipedia liefert zu Allegra nur, dass es ein weiblicher Vorname sei, eine deutsche Frauenzeitschrift unter diesem Namen existiere und dass er als Handelsnamen für das antiallergische Mittel Fexofenadin in den USA eingetragen sei. Im Engadin ist es noch ein rätoromanischer Gruß, und im Italienischen bedeutet es einfach „heiter“. Die Stimmung der letzten Wortbedeutung möchte Rüttinger wohl mit seinem Spiel vermitteln.

Die Grundstruktur von Allegra entspricht allen üblichen Optimierungsspielen. Die Ausgabe der Drei Hasen in der Abendsonne arbeitet mit 120 Spielkarten in den Werten -1 bis 11, farblich abgestimmt an Goethes Farbkreis und mit verspielter Ornamentik unterlegt, wobei am häufigsten die mittleren Kartenwerte im gelben und grünlichen Ton vorkommen. Gespielt wird in einem Raster aus vier Reihen und drei Spalten, das erst einmal mit verdeckten Karten für die bis zu sechs Spieler gefüllt wird. Die erste Besonderheit und für mich die entscheidende ergibt sich aus einer semikooperativen Rastererweiterung auf eine 15er Auslage. Jeder spielt zusätzlich mit der rechten Spalte seines linken Nachbarn. Damit niemand durcheinanderkommt, werden die gemeinsam gewerteten Spalten mit roten Holzchips markiert.

Der Ablauf ist simpel: Eine offene Karte vom Abwurf- oder eine verdeckte vom Nachziehstapel ziehen und diese behalten oder abwerfen. Wer abwirft, muss eine verdeckte Karte in seiner Auslage aufdecken, austauschen darf man offene oder verdeckte Karten.

Beim Ziehen vom Nachziehstapel hat „Bella Luca“ ein Rommé-Element mit eingebaut, das Klopfen. Die nachgezogene Karte muss allen offen gezeigt werden und jeder darf sich um diese Karte bemühen. Gibt der aktive Spieler die Karte ab, vertauscht der Klopfende sie mit einer Karte seiner Wahl in seiner 15er Auslage mit dem Risiko allerdings, dass der spendable Akteur ihm nun eine beliebige Karte aus seiner Auswahl klaut. Nicht unbedingt der Schnellste kriegt die Karte, sondern der, dessen Auslage für den aktiven Spieler lukrativ ist. Hier weicht die Regel vom Rommé-Spiel ab.

Ein letzter Unterschied zu den vielen Vorgängerspielen ergibt sich aus der Abräumphase. Meist sind es identische Reihen oder Spalten, die leergeräumt werden dürfen. Bei Allegra reichen drei gleiche Karten aus, die sogar über entstehende Lücken gelten und natürlich über Eck zur Partnerspalte des Nachbarn.

Das Ende ist dann wieder klassisch, denn sobald die 15er Auslage eines Spielers offen liegt oder entfernt ist, sind alle anderen noch einmal am Zug und dann wird addiert. Gespielt werden soll über drei Runden.

Im Vergleich zu dem eher mageren Hilo-Plagiat von Schmidt, das nicht nur im Klang mich zu sehr an Skyjo erinnerte, bietet Allegra durchaus neue Aspekte. Reizvoll ist dabei die Doppelnutzung der Randspalten. Da können sich auch beim Klopfen „Partner“ in die Karten spielen, sonst ist die Klopfregel eher mit Risiken wegen der Herausnahme einer Karte aus der eigenen Auslage verbunden. Gut gefällt mir auch die generelle 3er-Regel beim Abräumen von Karten, die sich nicht nur auf vollständige Spalten und Reihen bezieht. Allegra bietet Bekanntes, aber eben auch neue Aspekte, die dem Spielprinzip des Optimierens von Kartenauslagen durch höhere Interaktion einen größeren Spielreiz beschert.

Rezension Wieland Herold

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Allegra: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.04.21 von Wieland Herold
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.11.21 von Michael Kahrmann

Leserbewertungen

Leserwertung Allegra: 5,0 5.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.04.21 von Hans Huehnchen - Tolle Variante von Skyjo, die durch das "Klopfen" einen Austausch der Karten untereinander ermöglicht. Auch ein Teil der Auslage des linken Nachbarn wird mitgenutzt, so dass zusammen mit dem Klopfen die Interaktion gegenüber Skyjo deutlich erhöht und der Glücksfaktor ein wenig verringert wird.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.22 von Kichererbse - Allegra ist ein Kartenablege-Familienspiel für 2-6 Spieler ab 8 Jahren mit einer Spieldauer von etwa 30-45 Minuten. Bei Allegra müssen die Spieler nicht nur ihre eigenen zwölf Karten (3x4-Kartendeck) im Auge behalten, sondern auch die drei Außenkarten des linken Spielnachbarn, da diese auch zum eigenen Deck gehören, also gehören jedem Spieler eigentlich 15 Karten. Alle Karten sind zunächst verdeckt. Ein Spieler nimmt eine Karte vom Nachzieh- oder Ablagestapel und tauscht sie mit einer ausliegenden Karte aus. Will der Spieler die Karte nicht, muss er eine seiner ausliegenden Karten auf die Zahlenseite umdrehen. Und: Die Karten können durch ein mögliches Klopfen auf den Tisch untereinander getauscht werden. Sobald die 15 Karten eines Spielers entfernt worden sind oder offen liegen, endet das Spiel: Jeder Spieler will am Ende möglichst wenige und niedrige Karten haben (-1 bis 11 sind die Werte bzw. Punkte) und somit gewinnen. Das semi-kooperative Spiel mit angenehmer taktischer Tiefe hat uns viel Spaß gemacht und wird auch zukünftig immer wieder auf den Tisch kommen. Sehr empfehlenswert und Daumen hoch!

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