Rezension/Kritik - Online seit 28.09.2015. Dieser Artikel wurde 11159 mal aufgerufen.

Queen´s Architect

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Autor: Volker Schächtele
Verlag: Queen Games
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 2 - 4
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
3,7 3,7 Leser
Ranking: Platz 5039
Download: Kurzspielregel [PDF]
Queen´s Architect

Spielziel

Als anfangs recht mittelloser Architekt müssen wir im Laufe des Spiels Handwerker um uns scharren, die in verschiedenen Dörfern, Klöstern und Städten Bauwerke errichten, um damit Ruhm zu ernten. Dieser Ruhm hilft uns, in der Gunst der Königin aufzusteigen - bis wir von ihr auserwählt werden, ihren Palast zu bauen. Und damit das Spiel zu gewinnen.

Ablauf

Queens Architect ist kein schweres Spiel - aber es ist ungewöhnlich und hat viele Details. Deshalb würde eine Abhandlung der genauen Regeln und Abläufe an dieser Stelle wahrscheinlich zwei Seiten füllen. Da so viel niemand lesen mag, beschränken wir uns auf die wesentlichen Elemente. Das sind dann immer noch reichlich Details.

Herzstück dieses Spiels sind die Handwerker, die wir im Laufe einer Partie um unseren Aktionsstern sammeln. Das können Holzfäller, Schmiede, Steinmetze, Schneiderinnen, Maurer und Glasbläser sein. Die Zahl des Handwerkers, die in unserem Stern auf den Hammer zeigt, gibt seine aktuelle Stärke an.

Wollen wir in einem Dorf/Kloster/Stadt auf dem Plan etwas bauen, brauchen wir dazu bestimmte Handwerker. Für das Dorf reichen zwei, für ein Kloster brauchen wir drei und eine Stadt verlangt vier spezielle Arbeiter. Hat man die nötigen Handwerker zusammen und möchte an einem Ort bauen, zählt man die aktuelle Stärke ALLER Handwerker zusammen - nicht nur von denen, die der Ort verlangt.

Es helfen quasi alle mit (Im Bild rechts wären das: 2+1+5+4+2=16). Diese Zahl repräsentiert unseren Ruhm, den wir durch diese Meisterleistung erlangen. Ist man der Erste, der an einem Ort baut, muss man von diesem Ruhm nichts abziehen. Die zweiten und dritten Spieler müssen Ruhmpunkte vom Gesamtergebnis opfern (Wer zu spät kommt ... man kennt das ja).

Natürlich kann man in Dörfern nicht so viel Ruhm erlangen wie in Klöstern oder Städten - immerhin gibt es dort nicht so viele prestigeträchtige Dinge zu bauen.

Diesen Ruhm brauchen wir für das eigentliche Spielziel: Eindruck bei der Königin zu schinden. Auf der Ruhmesleiste ihrer Majestät werden zu Anfang zufällig Zahlenchips ausgelegt. Jede dieser Zahlen stellt eine Stufe auf dem Weg zum Sieg dar und sagt uns, wie viel Ruhm wir brauchen, um diesen Chip zu überspringen. Hat man durch das Bauen genug Ruhm, kann man sogar mehrere Stufen auf einmal überspringen. Für das, was an Ruhm übrig bleibt und für die nächste Stufe nicht mehr reicht, bekommt man freundlicher Weise von Ihro Gnaden Schuldscheine ausgestellt.

Sollte man mal nicht die passenden Handwerker für einen Ort haben, macht das nichts. Man kann statt etwas zu bauen auch etwas reparieren. Dazu kann ich 1 - 3 meiner Handwerker benutzen und zähle nicht die Stärke zusammen, sondern die Zahl auf dem Pergament unter deren Bild. 1 - 9 Ruhm lässt sich damit maximal erzeugen.

Die letzte Stufe, den Palast ihrer Majestät und damit den Sieg, kann man nur erreichen, wenn man 15 oder mehr Ruhm mit seinen Handwerkern generieren kann.

Alle Handwerker, die man benutzt, müssen eine Zahl in Pfeilrichtung gedreht werden, wodurch sich deren Stärke verändert. Manchmal zum Guten, manchmal zum Schlechten. Ist auf seiner Stärke auch ein kleiner Pfeil zu sehen und wird dann gedreht, hat der Handwerker ausgedient. Er verlässt unsere Truppe und wandert aus dem Spiel in den Ruhestand.

Soviel zum Spielziel und den Handwerkern. Der Rundenablauf von Queens Architect ist da schon einfacher. Bin ich am Zug, kann ich meinen Architekten auf dem "Aktionsstern" um 1 - 3 Felder bewegen und führe die Aktion auf dem Zielfeld aus. Das kann sein:

  • bauen: (man verfährt, wie oben beschrieben)
  • Geld verdienen: Anzahl der Handwerker an seinem Aktionsstern durch zwei, so viel Gold erhält man. Hat man Handwerker, die auch als Tagelöhner arbeiten (kleiner Geldsack auf dem Bild), kann man ihn eine Stufe drehen und bekommt zwei Gold mehr.
  • Handwerker kaufen: Je mehr Aktionen man mit einem Arbeiter machen kann, desto mehr kostet er auch. Zwischen 1-6 Gold. Wobei der teuerste Handwerker billiger wird, je länger ihn keiner will. Will ihn aber zu lange niemand kaufen, wandert er aus dem Spiel.
  • Schuldscheine einlösen: Die oben erwähnten Schuldscheine bringen zwei Gold pro Stück. Man kann sie mit dieser Aktion entweder einlösen oder stattdessen die Anzahl der Schuldscheine erhöhen, die man mit dieser Aktion beim nächsten Mal eintauschen kann.
  • bewegen: Je nach Reichweite muss ich zahlen. Ein Feld ist immer umsonst, je mehr ich gehen will, desto mehr kostet es auch.
  • Wirtshaus: Dorthin kann man seine Handwerker zum Entspannen schicken und dadurch ihre Scheibe um eine Position ENTGEGEN der Pfeilrichtung drehen. Sie bleiben also eine Aktion länger im Gepäck. Auch hier kann sich deren Stärke zum Schlechteren verändern. Und billig ist der ganze Spaß auch nicht. Handwerker sind eben trinkfeste Genossen/innen.

Fazit

Queens Architect ist ein ungewöhnliches Spiel. Obwohl man viele Details schon kennt. Den Architekten bewegen, Aktionen des Zielfeldes ausführen, Wagen bewegen, Geld eintreiben ... Das alles lässt einen zunächst glauben: "Ich hab das hier alles im Griff. Kenn ich zur Genüge aus anderen Spielen!"... Bis zu dem Punkt, an dem es KLICK! macht. Und man sich noch mal neu auf dieses Spiel einlassen muss.

Das liegt besonders an den Handwerkern und wie man mit ihnen Ruhm generiert. Einfach nur mal fröhlich losbauen ist bei Queens Architect zwar möglich, bringt einen aber nur weiter, wenn einem das Glück sehr, sehr, sehr hold ist. Was man hier nie aus dem Auge verlieren darf: die Ruhmesleiste und wie die Zahlenchips darauf verteilt sind. Sich immer nur einen Chip weit fortzubewegen, kann einem zum Sieg führen, wird es aber wahrscheinlich nicht. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man - so oft es geht - zwei bzw. drei Chips auf einmal überspringen.

Das erfordert eine sehr genaue Planung, denn so große Schritte sind meist nur in Städten möglich, da man dort maximal 20 Ruhm erbauen kann. Dafür braucht man aber auch vier spezielle Handwerker und DIE zu kriegen, lange genug bei sich zu halten und ihre Stärke so zu balancieren, dass man das Optimum rausholen kann, an genau diesem Punkt wird Queens Architect zum mehrfach erwähnten ungewöhnlichen und Gehirn zermarterndem Spiel.

Gerade auch, weil es gewisse Glücksmomente ausschalten kann. Sollten bestimmte Handwerker ewig nicht ins Spiel kommen, liegen manche Orte brach, weil eben niemand diesen erforderlichen Handwerker im Gefolge hat. Da hat man aber immer noch die Möglichkeit des Reparierens, die man auf keinen Fall außer Acht lassen darf. Sie lässt zwar keine große Sprünge zu, hält einen aber - wenn gut eingesetzt - weiter im Spiel. Und sie verschafft einem die Möglichkeit, nicht alle Handwerker eine Position drehen zu müssen, sondern sich aussuchen zu können, wessen Werte sich verändern. Damit kann man einige von ihnen auf eine höhere Stärke bringen, um endlich in einer Stadt Großes vollbringen zu können.

Auch das Wirtshaus ist ein Ort, den man in den ersten Partien wahrscheinlich eher weniger aufsuchen wird. Was ein großer Fehler wäre. Die Handwerker auf ihre guten Werte zurückdrehen zu können, ist etwas, das man unbedingt ausnutzen sollte. Zumal man immer alle Handwerker der Sorte, die man zum Feiern geschickt hat, zurückdrehen darf. Eine sehr feine Sache.

Was an Queens Architect nicht so gefällt:

- Es gibt relativ wenig Interaktion. Jeder spielt so für sich umher. Lediglich Bauplätze und Handwerker wegschnappen kann man sich. Ansonsten ist man solitär unterwegs. Das ist für manche Spieler ein Ausschlusskriterium, da es ist zu trocken und unpersönlich wirkt.

- So toll die Ausstattung ist, so wenig kommt das Gefühl des Bauens auf. Da hätte man anstatt der Holzwürfel vielleicht Pappchips mit Gebäuden nehmen sollen. Auf diese Weise würden auf dem Plan wirklich Bauten entstehen.

- Hat man Grübler am Tisch, kann es sich ziehen. Ziiiiiiehen. Gut, das ist bei vielen Spielen der Fall. Soll hier aber dennoch nicht unerwähnt bleiben.

- Es kann passieren, dass man nicht zu Ende spielen muss. Weil es ab einem gewissen Punkt klar ist, wer gewinnt. Das ist manchmal unschön, weil dann ein klarer Abschluss fehlt.

Trotzdem erzeugt Queens Architect viel Atmosphäre. Und das besonders durch die ungewöhnlichen Handwerker. Grafisch toll umgesetzt, vom Material auch top, die Regeln lesen sich gut ... alles der - wie gewohnt - hohe "Queen Games"-Standard.

Auf dieses Spiel muss man sich einlassen. Und deshalb werden sich vielleicht die Geister daran scheiden. Weil es - in Teilen - mal etwas Anderes ist und man anders an die Sache herangehen muss. Lässt man sich darauf ein, kann auch die anfangs utopisch kurz anmutende Spieldauer von ca. 60 Minuten locker erreicht werden. Queens Architect klingt zwar wie ein langes Spiel, ist es aber im Grunde nicht. Wissen alle, wie man hier vorgehen und auf was man achten muss, wird es zu einem anspruchsvollen Spiel mit ungewöhnlich schneller Spieldauer, bei dem man das nächste Mal immer etwas anderes ausprobieren will. Weil jede Partie anders ist und jede Partie eine andere Herangehensweise erfordert.

Dennoch ist es eher im Vielspielerbereich anzusiedeln und sollte von Wenig-, Gelegenheits- oder Gernespielern nur in Betracht gezogen werden, wenn man einen guten Spieleerklärer hat, der einen während der ersten Partie behutsam an die Hand nimmt und durch das Spiel führt. Aber wenn hier den Knoten einmal platzt, dann findet man unglaublich schnell wieder ins Spiel. Auch deshalb sollte man Queens Architect mal eine Chance geben.

Also: Mörtel raus und ab dafür!!!

Rezension Christoph Schlewinski

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Queen´s Architect: 4,0 4,0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.04.15 von Christoph Schlewinski - Da bekommt das Gehirn etwas zu tun! Deshalb: Achtung vor Grüblern!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.04.15 von Michael Kahrmann - Mir ist es ein bisschen zu solitär. Gute Mechanismen, allerdings fehlt mir ein wenig mehr Interaktion. Spiel es aber gerne wieder!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.07.15 von Mahmut Dural - Queens Architect ist ein schönes Spiel mit Rondellmechanismus. Für ein Erstlingswerk ist es sogar ein sehr gutes Spiel. Mir gefällt es von Spiel zu Spiel immer besser. Glatte 5 Punkte. Sehr empfehlenswert für Leute, die gern optimieren.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.09.15 von Bernd Eisenstein - Wenn ich die anderen Bewertungen sehe frage ich mich: reden wir vom selben Spiel? Was erfreulich auffällt: endlich mal ein Spiel ohne Siegpunkte. Allerdings eines, bei dem es gegen Ende zu Problemen kommen kann. Manchmal wird man vor Ende abbrechen können, weil niemand den Führenden noch stoppen kann. Das Bauen von Stationen fühlt sich nicht nach Bauen an, weil man selbst keinen Vorteil daraus zieht - nur es den anderen schwerer macht. Das Arbeitermanagement ist nervig, fizzelig und unübersichtlich.

Leserbewertungen

Leserwertung Queen´s Architect: 3,7 3.7, 7 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.07.15 von Gülsüm Dural - Glückwunsch an Herrn Schächtele, tolles Erstlingswerk. Je öfter man Queens Architect spielt, desto mehr Spaß macht es und umso runder läuft es. Mittlerweile innerhalb von 3 Tagen 9 Partien gespielt. Schöner runder Ablauf, knackige Spieldauer! Sehr empfehlenswert!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.07.15 von Daniel Noé - Ein bisschen Rondell , ein bisschen Village-Gefühl (sowohl Schenke als auch Reise) - Das Spiel hat einen sehr hohen Aufforforderungs- und Wiederspielfaktor. Allerdings spielt es sich in der Tat recht solitär, einzig welchen Handwerker man mal dem Gegner wegschnappt lässt mich mal auf andere Tableaus schauen. Viele der Mechanismen sind trotz Paralellen zu anderen Spielen einmalig, was das Spielgefühl abrundet und eine gute 5 von mir gibt. Abzüge gibt es für das "fisselige" Holzmaterial, eine Spielübersicht hätte ich auch gut gefunden, zudem gibt es ein sehr unglücklich formuliertes Regeldetail - Zudem lässt sich die Spieldauerangabe (60 min) auch mit Nichtgrübelnnicht halten - In der 35 Euro Kategorie kann man Queen´s Architect Leuten, die solch eine Art Spiel mögen uneingeschränkt empfehlen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.09.15 von Mike
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.05.16 von Martin - Optisch ansprechendes Spiel mit originellen Mechanismen. Macht auch Spaß, wenn man nicht gewinnt. Und endlich mal wieder eine Spielregel, die nicht ständig um den heißen Brei rumredet (im Gegensatz z.B. zu Ora et Labora, dessen Spielregel ich davor gelesen habe).
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.05.16 von Maja - Jeder wurstelt so vor sich hin.. mir ist das zu wenig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.05.16 von Dennis L.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.02.19 von Christiansen

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