Rezension/Kritik - Online seit 23.08.2013. Dieser Artikel wurde 4590 mal aufgerufen.

Die Tribute von Panem: Überleben in Distrikt 12

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Autor: Andrew Parks
Bryan Kinsella
Christopher Guild
Illustration: Michaela Kienle
Chris Raimo
Christopher Guild
Verlag: KOSMOS
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2013
Bewertung: 2,0 2,0 H@LL9000
1,0 1,0 Leser
Ranking: Platz 6235
Die Tribute von Panem: Überleben in Distrikt 12

Spielziel

Was nimmt man als verantwortungsbewusster Spielekritiker nicht alles für Mühen und Strapazen auf sich! Nicht genug damit, dass ich mir den Blockbuster "Die Tribute von Panem" im Kino angeschaut habe - ich habe mir als Draufgabe noch den gleichnamigen Bestseller von Suzanne Collins gekauft und in einem Stück durchgelesen. Dies alles nur, damit ich ja ausreichend Hintergrundinformationen für diese Rezension erhalte. Ich will schließlich dem Leser möglichst authentisch das Gefühl vermitteln, wie es ist, im Distrikt 12 um sein Überleben zu kämpfen.

Ablauf

Das Spiel Die Tribute von Panem beschäftigt sich allerdings nicht mit den - Gladiatorenspielen ähnelnden - "Hunger Games", sondern eher mit der Vorgeschichte. Als Bewohner von Distrikt 12 kämpfen die Spieler ums tägliche Überleben, denn alles, was sie brauchen, ist Mangelware. Die vier Güterarten Nahrung, Medizin, Kleidung und Brennstoff kommen auf Überlebenskarten vor, von denen jeder Spieler zu Beginn gerade mal 3 Karten erhält.

Der Spielplan zeigt sechs wichtige Orte im Distrikt 12: das Justiz-Gebäude, das Kapitol-Lager, die Bäckerei, den Hob, das Everdeen-Haus und den Wald. Im unteren Bereich verläuft eine Rundenleiste, die uns verrät, dass das Spiel über zwölf Runden verläuft. Die Rundenleiste gibt auch an, zu welchem Zeitpunkt neue Karten zu bestimmten Orten des Spielplans hinzugelegt werden, einige offen, andere verdeckt.

In jeder Runde versetzen die Spieler reihum ihre Spielfiguren auf einen der sechs Orte, um an weitere Überlebenskarten zu gelangen oder Güter tauschen zu können. Ein Spieler kann einen Ort aber nur aufsuchen, wenn es dort ein freies Aktionsfeld für seine Spielfigur gibt. An drei Orten des Spielplans kann man die Anzahl seiner Handkarten erhöhen. Wer seine Spielfigur auf ein Aktionsfeld im Wald versetzt, deckt die obersten drei Karten vom Nachziehstapel auf. Befinden sich darunter eine oder mehrere Karten Nahrung, darf er eine davon behalten. Im Everdeen-Haus erhält der Spieler die oberste Karte vom Nachziehstapel, und in der Bäckerei nimmt man gleich alle Karten auf, die als offener Stapel über dem gewählten Aktionsfeld liegen.

An zwei weiteren Orten kann man hingegen nur Karten tauschen. Im Hob (eine Art Schwarzmarkt) darf man eine seiner Handkarten mit einer Karte aus dem verdeckten Stapel über dem gewählten Aktionsfeld tauschen, im Kapitol-Lager steht dafür ein offener Ablagestapel zur Verfügung. Der letzte Ort - das Justiz-Gebäude - dient schließlich dazu, ein bereits besetztes Aktionsfeld nutzen zu können, indem man die Position seiner Spielfigur mit der anderen Figur tauscht. Diese Option darf jeder allerdings nur ein einziges Mal in einer Partie nutzen.

Das Sammeln von Überlebenskarten erweist sich im Laufe des Spiels als dringende Notwendigkeit, gilt es doch, in regelmäßigen Abständen Abgaben zu leisten. In der vierten Runde wird eine Karte Nahrung gefordert, in der siebten Runde bereits Nahrung und Medizin, und in Runde 10 je eine Karte Nahrung, Brennstoff und Kleidung. Am Ende des Spiels muss man sogar von allen vier Sorten je eine Karte abgeben. Kann oder will man einige oder alle verlangten Karten nicht abgeben, muss man für jede fehlende Karte eine seiner Loskarten auf das Feld "Die Glaskugel" legen.

Diese Loskarten kommen erst nach der zwölften Runde zum Einsatz. Alle Loskarten auf der "Glaskugel" werden gemischt, bevor eine zufällig gezogen wird. Der Besitzer dieser Loskarte wurde als Tribut ausgewählt, was so viel bedeutet, dass er - unabhängig davon, wie viele Überlebenskarten er sammeln konnte, automatisch verloren hat. Von allen anderen Spielern gewinnt schlussendlich, wer die meisten Punkte mit seinen Karten (Überlebens- und Vorteilskarten) erzielt.

Fazit

Die Tribute von Panem - Überleben in Disrikt 12 ist ganz klar ein Lizenz-Produkt. Den Spielplan und die Karten zieren Bilder aus dem Kinofilm, um die zahlreichen Fans anzusprechen. Außerdem sind die verwendeten Spielmechanismen eher einfach gestrickt, um potenzielle Käufer, die nicht zwangsläufig mit Brettspielen vertraut sind, nur ja nicht zu überfordern oder abzuschrecken. Nachdem es sich hier aber um ein Online-Magazin für Spieler handelt, muss ich schon die für diese Zielgruppe geltenden Maßstäbe anwenden.

Im Grunde genommen werden bei Die Tribute von Panem lediglich Überlebenskarten gesammelt, schließlich braucht man diese Karten, um sowohl die geforderten Abgaben leisten zu können als auch für die wichtigen Siegpunkte bei Spielende. In jeder der vier Güterarten gibt es Karten im Wert von 1, 2 oder 3 Überlebenspunkten. Während für die Abgabe der Wert ohne Bedeutung ist, zählt dieser sehr wohl bei der Endabrechnung. Üblicherweise sind Orte, an denen man neue Karten erhalten kann, attraktiver. Wem aber eine benötigte Art fehlt, wer sich gezielt auf eine bestimmte Güterart konzentriert oder wer viele Karten mit niedrigem Wert besitzt (so haben etwa sämtliche Startkarten nur den Wert 1), der kann seine Kartenhand bei den verschiedenen Tauschorten verbessern.

Jeder Spieler erhält zu Beginn übrigens eine Start-Vorteilkarte, die ihm an einem bestimmten Ort einen kleinen Vorteil verschafft. So darf beispielsweise der Spieler mit der Karte "Gale" im Wald entweder eine Karte Nahrung oder eine Karte Medizin behalten, was die Chancen auf einen Erfolg gleich mal verdoppelt. Meiner Meinung mach wurde aber hier ein kleiner Stilbruch begangen, denn die Spielfiguren und Loskarten der Spieler gehen auf diese unterschiedlichen Personen des Romans überhaupt nicht ein. Sie zeigen trotzdem alle das Konterfei der Hauptfigur Katniss Everdeen und unterscheiden sich bloß durch ihre Spielerfarben.

In manchen Runden kommen noch weitere Vorteilskarten ins Spiel, welche vorläufig zum auf der Karte angegebenen Ort platziert werden. Wer sich an einen Ort mit so einer Vorteilskarte begibt, darf diese unter Verzicht auf die dort übliche Aktion und gleichzeitiger Abgabe seiner Start-Vorteilkarte an sich nehmen. Diese Vorteilskarten bringen bei Spielende zusätzliche Punkte für bestimmte Überlebenskarten. So bringt die Karte "Mrs. Everdeen" - der der Heilkunde mächtige Mutter von Katniss - zwei zusätzliche Punkte für jede Karte Medizin. Dies erlaubt tatsächlich ein paar taktische Überlegungen, wie das richtige Timing für das Nehmen einer Karte oder der Spezialisierung auf bestimmte Güter.

Bis hierher ist Die Tribute von Panem ein eher belangloses Sammelspiel ohne taktischen Tiefgang, nicht gerade aufregend. Was aber in unseren Spielrunden für Kopfschütteln und Ärgernis gesorgt hat, ist die zufällige Bestimmung eines Verlierers durch eine banale Verlosung. Obwohl man auf gewisse Weise einen Einfluss darauf hat, wie viele eigene Loskarten hinzukommen, kann es doch manchmal entgegen aller Wahrscheinlichkeit passieren, dass ein Spieler gezogen wird, der nur wenige oder gar nur die eine zu Beginn auf die Glaskugel gelegte Loskarte gewagt hat. Dies mag zwar ausgezeichnet zur Originalgeschichte passen, wurde bei uns aber als zu extrem empfunden. Ich kenne einige Spiele, bei denen man ein Ausscheiden riskiert, um sich während des Spiels Vorteile zu sichern (zum Beispiel Die Baumeister von Kleopatra), aber in allen wird ausschließlich jener Spieler am Ende bestraft, der es zu weit getrieben hat.

Diese Regel kommt vielleicht bei Fans der Bücher/des Films gut an, für richtige Spieler ist sie aber ein absolutes No go. Zumindest vermittelt uns die himmelschreiende Ungerechtigkeit der finalen Verlosung ein Gefühl, was die Bewohner der 12 Distrikte von Panem so empfinden, und was sie dort letztlich durchaus verständlich zu Aufständen und Unruhen getrieben hat ;-)

So bleibt mir abschließend nur anzumerken, dass ich Die Tribute von Panem - Überleben in Distrikt 12 in dieser Form nur eingeschworenen Liebhabern der Romane von Suzanne Collins bedingt empfehlen kann. Echte Spieler hingegen sehen sich mit diesem Spiel in ihrem Misstrauen vor Lizenzspielen bestätigt.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Tribute von Panem: Überleben in Distrikt 12: 2,0 2,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.07.13 von Franky Bayer - Das Kartensammeln und -tauschen erweist sich als eher banal. Was das Spiel aber in unseren Runden gänzlich durchfallen ließ, ist das extrem glückslastige Finale. Nur was für echte "Panem"-Fans.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.08.13 von Bernd Eisenstein - Ein weiteres Merchandizeprodukt, das versucht mehr zu bieten, was aber kläglich scheitert.

Leserbewertungen

Leserwertung Die Tribute von Panem: Überleben in Distrikt 12: 1,0 1.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.08.13 von Hans Christiansen - Optik und Material sind schön, aber das Spiel ist flach und belanglos das die Welt es nicht braucht. Die negative Krönung ist die Verlosung am Ende, welche selbst den besten Spieler verlieren läßt. Frust pur!

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