Rezension/Kritik - Online seit 10.12.2014. Dieser Artikel wurde 6179 mal aufgerufen.

City Tycoon

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Autor: Hubert Batos
Łukasz S. Kowal
Illustration: Hans-Georg Schneider
Jarek Nocoń
Jakub Babczyński
Wojciech Rojek
Verlag: Pegasus Spiele
Rebel
Rezension: Edgar Ameling
Spieler: 2 - 5
Dauer: 45 - 60 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2011
Bewertung: 3,5 3,5 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 4424
City Tycoon
City Tycoon

Spielziel

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Investoren, die eine komplett neue Stadt aus dem Boden stampfen. Die Investoren werden mit etwas Startkapital ausgestattet, mit dem sie die ersten Gebäude errichten können. Mit diesen Gebäuden kann man Einkommen und Siegpunkte generieren, allerdings müssen sie zuvor mit Strom und/oder Wasser versorgt werden, damit sie diese Einkünfte auch abwerfen. Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat – wie sollte es auch anders sein – gewinnt.

Ablauf

Spielvorbereitung:
Zu Beginn des Spiels werden die 4 Start-Plättchen „Die Stadt“ in quadratischer Anordnung in die Mitte des Tischs gelegt, wobei Wasser- und Elektrizitätswerk diagonal zueinander liegen sollten. Anschließend werden die beiden Werke mit so viel Energie- und Wasser-Würfeln ausgestattet, wie Spieler beteiligt sind. Danach wird ein Startspieler ermittelt, der ein Startkapital von 20,-$ erhält. Die anderen Spieler erhalten in Spieler-Reihenfolge immer jeweils 2,-$ mehr, so dass bei 5 Spielern, der letzte Spieler in der Reihe 28,-$ Startkapital erhält. Insgesamt werden 4 Runden gespielt. Für jede Runde existiert ein eigener Stapel von Gebäude-Plättchen. Zu Beginn jeder Runde gibt es einen eigenen Stapel mit Gebäudeplättchen, von denen jeder Spieler 6 Plättchen auf die Hand zieht. Nun sucht sich jeder ein Plättchen aus, das er verdeckt vor sich legt, und gibt die anderen fünf an den linken Nachbarn weiter. Im Gegenzug erhält er dann die 5 Plättchen des rechten Nachbarn. Wieder wird ein Plättchen ausgesucht und der Rest weitergegeben. Das setzt sich solange fort, bis jeder am Ende sechs Plättchen heraus gelegt hat.

Wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, beginnt das eigentliche Spiel. Für einen Spielzug hat man genau 3 Möglichkeiten:

1. Ein Gebäude errichten
Der Spieler legt ein Gebäudeplättchen von seiner Hand an bereits ausliegende Plättchen in der Tischmitte an. Dabei muss immer Kante an Kante angelegt werden, ein Anlegen über Eck ist nicht möglich. Dafür zahlt er den angegebenen Preis und belegt das Plättchen dann mit einem eigenen Besitzmarker. Einige Plättchen bedingen dann noch das Anlegen neutraler See- bzw. Waldplättchen. Die Seen gelten als Allgemeingut sind und dürfen nicht überquert werden, sondern dienen nur zur Blockade. Dagegen geht Wald in den Besitz des Spielers über und darf auch bei der Versorgung als Transportweg benutzt werden. Es gibt auch einige Plättchen (mit Mauersymbol), die direkt beim Bau Erträge wie Geld oder Waren (gelbe Steine) bringen.

2. Ein Kraftwerk errichten
Der Spieler legt ein Gebäudeplättchen von seiner Hand verdeckt zur Seite. Dadurch geht das Plättchen aus dem Spiel. Der Spieler bezahlt den Preis des obersten Kraftwerks (Strom oder Wasser), das im Angebot bereit liegt. Im Anschluss wird es mit so vielen Ressourcen belegt wie aufgedruckt. Ein Kraftwerk liefert entweder einmalig Ressourcen und ist dann auch billiger, oder es liefert weniger Ressourcen, dafür aber jede Runde - dann ist es teurer. Kraftwerke werden ebenfalls mit Besitzmarkern versehen.

3. Geldvorrat auffüllen
Der Spieler legt ein Gebäudeplättchen von seiner Hand verdeckt zur Seite. Das Plättchen geht aus dem Spiel. Der Spieler erhält dafür 5 Münzen.

Reihum nutzt jeder Spieler eine dieser Aktionen, bis alle ihre Plättchen aufgebraucht haben. Anschließend beginnt die Versorgungsphase. Beginnend beim Startspieler suchen sich die Spieler der Reihe nach nun immer abwechselnd genau ein eigenes ausliegendes Gebäude aus, das sie versorgen möchten. Versorgungsart und Ertrag (Siegpunkte, Geld, Warensteine) sind immer auf dem jeweiligen Plättchen angegeben. Häufig stehen auch zwei Alternativen zur Auswahl, wobei jedes Plättchen aber immer nur einmal versorgt werden darf. In der Regel wird dafür Wasser oder Strom benötigt, manchmal sind es aber auch Warensteine. Wasser oder Strom kann man kostenlos von eigenen Kraftwerken beziehen oder aber für je 2 Münzen pro Ressource bei der Stadt oder bei Mitspielern kaufen. Erfolgt die Versorgung über weiter entfernte Kraftwerke, entstehen dadurch Transportkosten in Höhe von 2,-$ pro fremden Feld, über das der Transportweg führt. Die vier Start-Plättchen zählen dabei als ein großes Feld. Wird ein farblich passendes Gebäude neben einem entsprechenden Kooperationsplättchen versorgt, gibt es dafür Extrapunkte. Versorgt wird solange, wie die Spieler können bzw. möchten. Wenn die Wasser- oder Stromvorräte aufgebraucht sind, ist keine darüber hinaus gehende Versorgung mehr möglich.

Wenn die Versorgungsphase beendet ist, startet die nächste Runde nach dem gleichen Prinzip. Die Spieler-Reihenfolge bestimmt sich nach der Höhe des verbliebenen Barvermögens. Der Spieler, der am wenigsten Geld hat, fängt an. In den weiteren Runden vergrößert sich die Stadt also zunehmend und die Gebäudeplättchen werden immer teurer und ertragreicher. Nach der vierten Runde wird dann abgerechnet. Wer die meisten Siegpunkte machen konnte, gewinnt.

Fazit

Und wieder einmal heißt es: „Wir bauen eine Stadt“. Dies geschieht mit Hilfe farbiger Lege-Plättchen, die verschiedene Gebäudearten zeigen und unterschiedlich viel kosten. Allerdings baut nicht jeder für sich, sondern alle zusammen an einem großen Stadt-Projekt, das es am Ende einer Runde zu versorgen gilt. Damit man überhaupt erst mal etwas zu bauen hat, werden die Gebäude-Plättchen von Spieler zu Spieler weitergegeben. Bei diesen Mechanismen liegt natürlich die Vermutung nahe, dass City Tycoon eine Mischung aus verschiedenen bekannten Spiel-Ideen ist und mit dieser Vermutung würde man auch gar nicht so weit daneben liegen. Dennoch bietet das Spiel genug Eigendynamik und genügend eigenen Charme, um interessant zu sein. Die Steuerung der Ressourcen ist in gewisser Weise interaktiv, hat auch eine taktische Komponente und lässt sich auch technisch relativ gut bewerkstelligen, wobei es eine gewisse Zeit benötigt, bis man die Symbolik durchdrungen hat.

Der Spielfluss ist relativ zügig, allerdings kann es bei voller Besetzung - vor allem, wenn man ein paar Grübler dabei hat – auch schon mal zu einigen zeitlichen Verzögerungen kommen. Andererseits macht das Spiel gerade bei voller Besetzung am meisten Spaß, denn dann geht es beim Bauen etwas umkämpfter zu, weil bestimmte Bauplätze attraktiver als andere sind. Der erste Eindruck vom Spiel-Konzept ist ein wenig nüchtern und technokratisch, verbunden mit einem gewissen Grübel-Potential. Wenn man sich in den Spielablauf eingefuchst hat, entwickelt man schnell den Ehrgeiz, aus seinen Möglichkeiten das Optimum herauszuholen. Das geht dann allerdings häufig zu Lasten des Spieltempos, weil man immer wieder hin und her rechnet, wie man für sich ein Maximum an Ertrag generieren kann. Manchmal ist man auch gezwungen, umzudisponieren, wenn sich andere Spieler der Energie oder des Wassers bemächtigen, was man eigentlich für seinen Zug einkalkuliert hat. Während das bei 2 Spielern weniger ins Gewicht fällt, potenziert sich das natürlich mit zunehmender Spielerzahl.

Vielleicht noch als Tipp am Rande: Man sollte immer einen genauen Blick darauf haben, wer gerade was tut. Gerade zu Beginn kann es schon mal passieren, dass man vergisst, ein Seen- oder Waldplättchen anzulegen oder dass ein Plättchen doppelt versorgt wird. Solche Fehler lassen sich im Nachhinein meist nicht mehr beheben und können dazu führen, dass der Spielverlauf verfälscht wird und es zu einem deutlich unausgewogeneren Ergebnis kommt, als es normalerweise der Fall gewesen wäre.

Der Umfang des Spielmaterials ist zwar nicht unbedingt riesig, aber man bekommt für sein Geld zumindest einen angemessenen Gegenwert. An der Qualität des Materials gibt es nichts zu beanstanden. Die Gebäude-Plättchen bestehen aus stabilem Karton. Die Besitzmarker sind dagegen aus dünnerem Karton und sind in der Handhabung mitunter etwas fummelig. Hier wären kleine, dünne Holzscheiben sicher vorteilhafter gewesen. Von der farblichen Gestaltung ist das ganze sehr bunt geraten und die Gebäude erinnern von ihrem Design her ein wenig an die Fernsehserie „Futurama“. Leider sind die Symbole auf den Gebäude-Plättchen etwas klein geraten, so dass man hin und wieder noch ein zweites Mal ganz genau drauf gucken muss, ob man an ein Gebäude-Plättchen z.B. noch ein See- oder Waldplättchen anlegen muss. Auch sind die orangefarbenen Besitzmarker farblich kaum von bestimmten Geldmünzen zu unterscheiden. Das ist hier leider suboptimal gestaltet worden. Ansonsten sind die Gebäude-Plättchen in ihrer Symbolik eindeutig, man kann also sofort erkennen, welche Einkünfte man für welche Versorgungsart erhält. Insgesamt überwiegt der positive Eindruck deutlich und die kleinen Kritikpunkte lassen sich problemlos verschmerzen.

Sicher wird mit dem Spiel das Rad nicht neu erfunden, aber es verknüpft bekannte und bewährte Spiel-Mechanismen in einer Weise, dass daraus etwas neues und auch wirklich interessantes entstanden ist. Durch die Verteilung und Mischung der Gebäude-Plättchen ist der Spielverlauf immer wieder anders und bleibt auch spannend, allerdings kann es hin und wieder mal zu Konstellationen kommen, bei denen sich ein Spieler frühzeitig absetzen kann, was in unseren Spielen aber glücklicherweise die Ausnahme blieb. Obwohl das Spiel immer wieder mal zum Grübeln verleitet, bleibt die taktische Komplexität dennoch in einem überschaubaren Rahmen, so dass sich das Spiel auch durchaus für Familien oder Gelegenheitsspieler eignet. Trotzdem hat das Ganze auch eine gewisse Spieltiefe, so dass Vielspieler nicht gleich dankend abwinken werden. Die Gestaltung des Spielmaterials ist zwar gelungen, jedoch im Hinblick auf die Übersichtlichkeit in einigen Details noch optimierungsfähig. Das kann aber den insgesamt positiven Eindruck nicht trüben. Deswegen vergebe ich hier 4 von 6 Energy-Drinks.

Rezension Edgar Ameling

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung City Tycoon: 3,5 3,5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.09.13 von Edgar Ameling - Sicher, das Rad wird hier nicht neu erfunden. Aber hier wurden einige bekannte und bewährte Mechanismen neu kombiniert, so dass etwas neues, eigenständiges dabei herausgekommen ist.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.04.13 von Michael Andersch - Eingängiges und stringentes Regelwerk, leider aber ebenso trocken wie viele andere Stadtbauspiele, dazu spätestens ab der dritten Runde arg unübersichtlich. Funktioniert sehr gut, das war's aber auch.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.04.13 von Stephan Rothschuh
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.10.19 von Mahmut Dural - Ein spaßiges Städtebau-Legespiel. Die Mechanismen greifen super ineinader. Ein einfach zu lernendes Spiel, wobei die Versorgungsphase seine Tücken hat. Jedem geübten Spieler zu empfehlen. City Tycoon ist ein Blick wert.

Leserbewertungen

Leserwertung City Tycoon: 4,3 4.3, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.07.13 von Dencer - Nett gemacht mit unterschiedlichen Herausforderungen in den Phasen. Geht auch verhältnismäßig flott von der Hand und kann auch gut erklärt werden, gerne mal wieder.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.01.14 von Master_Mac - Eine klare Taktik oder Strategie kann man sich irgendwie NICHT zurechtbiegen, ansonsten waren wir einfach zu doof. Nicht der Überflieger.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.12.14 von Braz - Hat mir wirklich gut gefallen. Lediglich die Materialqualität der 1. Auflage könnte besser sein, aber ansonsten: Top Spiel!!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.12.14 von Dietrich
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.08.17 von Daniel Noé - Ja 2013 - das Jahr indem ich mit Pegasus auf dem Kriegsfuß stand - City Tycoon ist da ein weiteres Beispiel, was für eine katastrophale Überarbeitung des Originals, die wirklich suboptimale Anleitung jedoch durfte bleiben - bis heute fassungsloses *kopfschütteln* - Das Spiel an sich, gefällt mir deshalb wirklich gut, weil endlich mal in einem Stadtbauspiel alle an einer Stadt bauen. Das Draften und Versorgen ist alles andere als Standard (dazu massisvt taktisch) und auch die Übersichtlichkeit stellt für Vielspieler keine Probleme dar (Erfahrungswert bis zu 4 Spielern). Die Mängel treten tatsächlich vor allem in der deutschen Version auf (Material und Aufmachung), die Benotung bezieht sich auf diese. Gute 5 Punkte für ein eher unterschätztes Spiel
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.04.20 von Gülsüm Dural - Ein sehr schönes Spiel. Nicht zu anspruchsvoll wie Suburbia, aber macht dennoch viel Spaß. Sehr einsteigerfreundlich, geht schnell von der Hand. Manchmal leidet die Übersichtlichkeit, hier hätte man die Kraftwerke besser hevorheben müssen. Nach 7 Jahren degradiert auf 4 Punkte.

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