Rezension/Kritik - Online seit 19.05.2009. Dieser Artikel wurde 10337 mal aufgerufen.

Nicht zu fassen

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Autor: Fréderic Moyersoen
Illustration: Gabriela Silveira
Tony Emeriau
Verlag: Zoch Verlag
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 4
Alter: ab 4 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
4,8 4,8 Leser
Ranking: Platz 929
Nicht zu fassen
Auszeichnungen:2009, Graf Ludo Beste Kinderspielgrafik Gewinner2009, Spiel der Spiele Hit für Kinder Empfehlungsliste2009, Spiel des Jahres Kinderspiel des Jahres Nominierung2010, As d'Or - Jeu de l'Année Kinderspiel Gewinner2010, As d'Or - Jeu de l'Année Nominierung

Spielziel

Verstecken gilt als das beliebteste Kinderspiel seit Kinder spielen: In Nicht zu fassen hat Zoch mit einer Mischung aus Verstecken, Rollenspiel und Interaktion ein märchenhaftes Spiel für Kinder ab 4 Jahren entwickelt, welches in das Grimm-Märchen "Der Wolf und die sieben Geißlein" entführt.

Ablauf

Ein Spieler übernimmt die Rolle des Wolfes und erhält die kleine Fingerpuppe sowie den Pappwolf, in den er alle später gefangenen Geißlein hineinwirft. Alle Möbelstücke werden auf dem Tisch verteilt und jedes Kind sucht sich ein Geißlein aus.

"Mir ist schrecklich langweilig", sagt der Wolf zu den Geißlein. "Wollt ihr nicht ein bisschen mit mir spielen?" "Oh ja", antworten die Geißlein freudig, "aber was sollen wir denn spielen?" "Kennt ihr das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein?", fragt der Wolf schelmisch. "Nein!", rufen die Geißenkinder. "Das ist ein tolles Spiel", antwortet der Wolf. "Ihr versteckt euch und ich fres... äh ... suche euch!" Schon macht der Wolf die Augen zu und zählt laut bis 10. Als er sie wieder öffnet, ist kein einziges Geißlein mehr da. Deshalb macht er sich schnüffelnd und erwartungsvoll auf die Suche und schaut unter bzw. hinter zwei Möbelstücken nach. Entdeckt er dort ein Geißenkind, steckt er dieses in seinen Pappwolf. Der Besitzer des Geißleins erhält ein neues. Jene Geißlein, die der Wolf nicht gefunden hat, erhalten einen Wackerstein als Belohnung. Wenn sich allerdings ein Geißlein erfolgreich unter dem Waschzuber versteckt hatte, bekommt es sogar zwei Steine. Und auch unter der Standuhr ist ein besonderes Versteck: Wer hier nicht entdeckt wurde, befreit ein Geißlein aus dem Bauch des Wolfes ... äh ... der Gefangenschaft.

Das Spiel endet entweder mit dem Sieg des Wolfes, wenn er sieben Geißlein gefressen hat, oder wenn ein Spieler sieben Wackersteine gesammelt hat – in diesem Fall hat der Wolf verloren.

Fazit

Das soll ein Brettspiel sein? Nicht zu fassen! Nun ja, ist es auch nicht ganz im herkömmlichen Sinne. Eher eine Kombination aus Bluff- und Rollenspiel, das umso besser wird, je mehr der Wolf sich ins Zeug legt und seiner Rolle Charakter verleiht. Aber – um es gleich vorwegzunehmen – ein Spiel, das bei Kindern bombastisch gut ankommt! Zwar konnte ich mir das beim Lesen der Spielregel nicht wirklich vorstellen, aber tatsächlich gab es in meinen Testspielen kein einziges Kind, dem dieses Spiel nicht gefiel. Und wirklich alle Kinder wollten an die erste Partie noch viele weitere anhängen, denn jeder von ihnen wollte einmal in die Rolle des Wolfes schlüpfen. Für Erwachsene wird dieser Feuereifer mit der Zeit ganz schön anstrengend, können sie doch auf Dauer die kindliche Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Zwar dauert ein Spiel selten länger als 10 bis 15 Minuten, aber eine Stunde lang Verstecken zu spielen entspricht eben nicht der Traumbeschäftigung von Erwachsenen. Aber bei ein bis zwei Partien Nicht zu fassen! sind auch sie immer wieder gerne dabei.

Das Spiel selbst ist mehr oder weniger ein reines Glücksspiel, denn man kann nicht wirklich abschätzen, wo der Wolf nachschauen wird. Lustig ist bei kleineren Kindern, dass sie oft wie gebannt auf jenes Möbelstück starren, unter dem sie ihr Geißlein versteckt haben. Diesem Blick und der damit verbundenen steifen Körperhaltung kann man förmlich ansehen, welche Emotionen die Kinder in dieses Spiel investieren. Im wahrsten Sinne des Wortes sind sie mit vollem Körpereinsatz dabei.

Ganz toll ist die Tatsache, dass dieses Spiel mit komplett gemischten Altersgruppen gespielt werden kann, ohne dass jüngere Kinder benachteiligt sind. Außer eben, wenn sie durch Blicke ihr Versteck verraten, was von älteren Kindern natürlich schamlos ausgenützt wird. Wenn man die Kinder aber öfter auf diesen Fehler anspricht, versuchen sie sich lustigerweise in einer anderer Art von Bluff, indem sie bewusst auf andere Verstecke starren. Witzig (nicht für die Betroffenen, aber für den erwachsenen Beobachter) ist dabei, dass sie damit oft unbeabsichtigt andere Geißlein verraten.

Das Spielmaterial fordert die Kinder regelrecht dazu auf, eine Partie mitzumachen, dafür sorgt alleine schon die süße Wolf-Plüschfingerpuppe. Zwar passt sie bei Papas Pranken nur auf den kleinen Finger, aber dies tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Dafür ist er meistens unschlagbar darin, den Wolf von tiefer Brummstimme begleitet unter die Verstecke schauen zu lassen. Keine Spur von gefressener Kreide!

Da das Spiel mit sehr wenig Regeln auskommt, bietet es die ideale Möglichkeit, jüngere Kinder, die bisher kaum mit Brettspielen in Berührung kamen, einfach und mit viel Begeisterung in diesen Sektor der Spielwelt einzuführen. Außerdem kann man das Spiel aufgrund der wenigen einfachen Regeln auch prima mit Kindern unter 4 Jahren spielen. Zwar klappt hier die erste Partie nicht immer auf Anhieb, aber spätestens im zweiten Spiel sind die Knirpse dabei, wenn sie auch die Bedeutung der Uhr und des Waschzubers noch nicht verstehen. Schwierig wird es erst dann, wenn sie in die Wolfsrolle schlüpfen wollen, denn bis Zehn können die wenigsten von ihnen zählen. Wenn auch das Zählen von den anderen Kindern übernommen werden kann, so passiert es dann doch häufig, dass sich "das Wölfchen" schon lange vor der Zehn umdreht und "die Geißlein" dabei ertappt, wie sie gerade unter einem der Verstecke verschwinden wollen, was natürlich für heftigsten Protest sorgt.

Spieltechnisch merken Erwachsene sehr schnell, dass der Wolf fast immer gewinnt, wenn es viele Geißlein gibt – dann wird er nämlich bei seiner Suche fast immer fündig. Die Chancen der Geißlein steigen dagegen bei wenig Spielern, auch wenn die Regel versucht, diesen eindeutigen Vorteil etwas auszugleichen, indem sie im Spiel zu zweit den Wolf unter drei Möbelstücke schauen lässt, von denen auch noch eines weniger im Spiel ist. Den Kindern fällt das aber kaum auf - viel zu sehr sind sie auf das Spielgeschehen konzentriert. Meistens so sehr, dass sie dabei am Tisch stehen und nicht auf ihren Stühlen sitzen. Anscheinend können sie die Spannung, unter welches Möbelstück der Wolf wohl als nächstes schauen wird, anders nicht ertragen.

Apropos Möbelstücke: Auf dem Schachtelboden wird übrigens deutlich gezeigt, wie man es schafft, das Papp-Spielmaterial wieder in die Kiste zu packen: Uhr und Ofen sowie Bett/Tisch und Schrank/Wolfskäfig lassen sich nämlich ineinander schieben. Auf diese Weise kommt alles platzsparend unter, ohne dass man Gewalt anwenden müsste, um den Deckel auf die Schachtel zu drücken.

Erstaunlich ist, dass auch 8- und 9-Jährige Nicht zu fassen! noch sehr gerne mitspielen, was eindeutig für das Spiel spricht, denn es bietet somit langen Spielspaß. Das muss beim Preis des Spieles aber auch so sein, denn billig sind der Plüschwolf und die paar Pappmöbel eindeutig nicht. Wenn man aber berücksichtigt, dass die Kinder nach einigen regulären Partien das Spielmaterial oft noch ins freie Spiel integrieren, dann lohnt sich die Anschaffung in jedem Fall! Und wer sich überhaupt nicht vorstellen kann, wie eine Partie Nicht zu fassen! abläuft, kann sich das auf der Homepage des Autors anschauen: http://fredericmoyersoen.blogspot.com/search/label/Nicht%20zu%20fassen

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Nicht zu fassen: 5,0 5,0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.04.09 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.05.09 von Michael Kahrmann - Sehr lustig für jung & alt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.11.09 von Michael Andersch - Keine Ahnung, wann der Spielreiz aufgrund der doch recht dünnen Idee nachlässt. Aber zumindest jetzt am Anfang wird es gern gespielt!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.08.11 von Andreas Frank - Es ist tatsächlich möglich, den Nervenkitzel, den eine Partie Verstecken mit sich bringt auf ein Brettspiel zu übertragen. Das ist NICHT ZU FASSEN!!! Allerdings ziehe ich einen Punkt für Aufmachung und Spielreiz ab, da es durchaus auch möglich gewesen wäre, alle Verstecke von oben zu verschließen. Trotzdem wären die Verstecke dann noch für die Lagerung im Karton ineinander schachtelbar, aber nicht mehr einsehbar. Daher empfehle ich, für Ofen, Standuhr und Schrank einen Deckel aus Pappe oder Papier zu basteln.

Leserbewertungen

Leserwertung Nicht zu fassen: 4,8 4.8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.05.09 von Claus Andreas - Wolle Aufmachung, nette Idee!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.05.09 von Oliver S.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.02.10 von Matty - Die Wertung gilt für das Spiel zu dritt, da der Wolf hier nach unserer Erfahrung kaum eine echte Chance hat. Hier wäre eine bessere Austarierung durch den Verlag schön gewesen, was sich aber freilich auch durch Weglassen von Möbelstücken kompensieren lässt. Der Wolf passt nur auf Kinderhände, Erwachsene können diese Rolle nur mit einem sehr kleinen Finger übernehmen. Sonst aber ein ungewöhnliches und wunderschön gestaltetes Kinderspiel und eine klare Empfehlung, vor allem bei größerer Spielerzahl.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.01.16 von Harald Hüpkes - Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein über mir, neben mir, unter mir da gilt es nicht 1, 2, 3 der Wolf kömmt ( mein Wolf hat `nen Sprachfehler ). Tolles Spiel für Kinder genau das Richtige. Wer spielt nicht gerne Verstecken - und dann mit dieser liebevoll gestalteten Plüschfigur. Konnte in allen Spielerunden überzeugen bis rauf in die 7 Klasse. Egal ob im Kindergarten oder bei Geburtstagsfeiern - nach dem ersten Spiel hörte man es aus allen Ecken - Jetzt möchte ich der Wolf sein. Ein besseres Statement für ein Spiel gibt es wohl kaum. Deshalb auch meine Bitte: Unbedingt neu auflegen !!!!!

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