Spielziel
Ein verschneiter Weg liegt vor uns und wir wollen mit unserem genialen Schlitten schnell und sicher durch den Schnee gleiten: Wenigstens am Schluss sollen unsere Hunde die Nase vorne haben. Das ist ein nicht immer einfaches, aber stets sehr vergnügliches Rennen!
Ablauf
Als Erstes stellen wir unsere Rennstrecke zusammen; da gibt es einige vorgegebene Parcours mit den tollen Namen Nutcracker, The Riddler oder Bruce’s Nightmare. Nach den ersten Versuchen machen wir uns daran, selbst einen eigenen, möglichst interessanten (und möglicherweise auch fiesen) Weg durch den Schnee zu bauen.
Jeder Spieler erhält einen Schlitten mit zwei Hunden und einer Bremse und stellt seinen Holzschlitten an den Anfang des Parcours. Zur Fortbewegung erhält jeder 20 Hundekarten mit den Werten 1 bis 5 (je viermal). Nachdem jeder seine Kartenstapel gemischt hat, zieht er sich 5 Karten auf die Hand. Wichtig ist der Schlitten der Spieler: Davor sind zwei Hunde gespannt, die anfangs eine Geschwindigkeit von 3 haben. Außerdem gibt es noch eine Bremse mit derselben Stärke. Die Geschwindigkeit des Schlittens berechnet sich aus beiden Hunden minus des Bremswertes - anfangs also 3. Je nachdem, wie man Bremse bzw. Zugkraft der Hunde verändert, wird der Schlitten schneller oder langsamer.
Und dann kann's auch schon losgehen:
- 1 bis 3 Hundekarten mit gleichem Wert spielen (= auf Hund 1, Hund 2 oder Bremse legen)
- den eigenen Schlitten bewegen
- die Handkarten wieder auf 5 ergänzen
Bei der Bewegung des Schlittens geht es oft um den „Drift“: Wenn die Hunde unterschiedlich stark ziehen (dort also unterschiedliche Zahlen ausliegen), muss das Gefährt in Richtung des stärkeren Hundes die Spur wechseln. Da es sich hierbei um eine Mussvorschrift handelt, kann es dabei zu Schrammen und Dellen kommen. In den häufig vorkommenden Kurven ist dieser Drift jedoch unbedingt notwendig! Schlitten mit ausgeglichenen Hunden (gleiche Geschwindigkeit) können zusätzlich eine Bonusbewegung machen!
Das alles gilt, wenn der Schlitten ohne Hindernis oder Unfall vorgezogen wird; ansonsten kommen die Dellenkarten ins Spiel. Jede Dellenkarte wird auf die Hand genommen und zählt zum Handkartenlimit von 5. Und das sind die „Strafen“ für unkontrolliertes Fahren mit dem Schlitten:
- Geschwindigkeitskontrolle: für jeden Geschwindigkeitspunkt, den ich beim Überfahren der Linie zu schnell bin, muss ich eine Dellenkarte ziehen
- Mit dem Streckenrand zusammenstoßen: der Zug endet sofort und man zieht eine Dellenkarte
- Schließlich kann man auch noch mit einem anderen Schlitten zusammenstoßen: der eigene Zug endet dann sofort; der Schlitten bleibt auf dem Feld vor dem Unfall stehen und man erhält zwar keine Dellenkarte, darf aber auch keine Karten nachziehen!
Wer die fünfte Dellenkarte ziehen muss, hat seinen Schlitten in seine Einzelteile zerlegt und scheidet leider aus!
Wichtig ist außerdem, dass die Spieler ihren Zug in Rennreihenfolge ausführen; dies wird immer überprüft, sobald jeder Spieler gezogen ist. Wenn sich Schlitten nebeneinander befinden, ist jener Spieler in Führung, der in einer Kurve in der Innenseite oder auf einer Gerade dichter zur Innenseite der nächsten Kurve fährt.
Besondere Streckenabschnitte:
- Bäumchen werden als besondere Hindernisse aufgestellt und kosten eine Dellenkarte, falls man dagegen rumpelt.
- Die Schlucht verengt die Rennstrecke auf eine Spur; glücklich, wer da als Erster durchkommt …
- Die Schneeverwehung verengt die Strecke auf zwei Spuren
Gewonnen hat derjenige, der am Ziel am weitesten vorne ist (und das ist nicht unbedingt der Spieler, der als Erster diese Linie überfahren hat).
Fazit
Mit Snow Tails liegt ein atmosphärisch wunderschönes Spiel auf dem Tisch; es macht einfach Spaß, den eigenen Holzschlitten über die Streckenabschnitte zu bewegen, indem man den eigenen Rennschlitten planvoll mit Karten bestückt. Alles zusammen regt enorm zum Spielen an.
Jede Strecke braucht viel Platz, man sollte also schon einen großen Spieltisch benutzen, vor allem wenn man eine eigene Strecke zusammenbaut. Außerdem benötigt auch jeder Spieler Platz, um seinen Schlittenplan vor sich zu drehen und dem Spielplan anzugleichen. Denn nur so ist klar ersichtlich, welcher Hund nun der stärkere ist. Profis können das sicherlich auch ohne den Schlittenplan in Zugrichtung zu drehen, ich selbst drehe jedoch gern meinen Schlitten, als wäre ich mit ihm auf dem Plan unterwegs.
Das Material in der Spielschachtel ist reichlich und von sehr guter Qualität; die vielen Spielplanteile sind anfangs etwas verwirrend, weil man natürlich auch noch auf die roten und gelben Fähnchen gucken muss, aber wer einmal damit eine Rennstrecke erstellt hat, weiß wie es geht! Holzbäumchen und Schlitten aus Holz machen das Spiel für mich recht angenehm, auch wenn dadurch sowie durch die Menge des Materials ein etwas höherer Preis für das Spiel zu berappen ist.
Spielerisch hängt man in den ersten Partien an der eigenen Kartenhand; je nachdem, welche Karten man zieht, kann man den eigenen Schlitten gut oder weniger gut bewegen. Natürlich ist es aber auch wichtig, dass man erkennt, wie man seine Hunde und die Bremse aufeinander abstimmt, nachdem man ja nur Karten mit derselben Zahl spielen darf. Erfahrene Schlittenführer brauchen zwar auch Kartenglück, können jedoch auch mit schlechten Karten manches bewegen.
Taktisch gesehen muss man schon vorausschauend handeln, solange das eben geht; natürlich kann man sich auch auf sein Glück verlassen, doch das allein wird nicht zum Sieg führen. Selten hat es jemand bei uns geschafft, von ganz hinten noch zum Sieg zu stürmen! Und mancher zu risikofreudige Schlittenfahrer lag schon mit gebrochenen Kufen im Graben oder in der Schneeverwehung, ehe die Hunde über die Ziellinie rannten. Zum Glück bricht in diesem Spiel nur der Schlitten, Hunde und Fahrer bleiben immer wohlauf. Schnee ist in unserem Rennen eben weich und die Landung sanft!
Dellenkarten geben dem Spiel die Würze: Sie schränken die Möglichkeiten der eigenen Kartenhand ein, und das immer heftiger, je mehr man davon auf der Hand hält. Es stellt sich jedoch immer wieder die Frage, ob man eine Dellenkarte riskieren soll, um damit in Führung zu bleiben, oder lieber versucht, sich die Sache von hinten anzusehen und dann auf der Geraden (mit dem Zugbonus) an allen vorbeizuziehen? Aber schon kommt wieder die nächste Geschwindigkeitskontrolle …
Die Spielanleitung ist schön gemacht, sehr ausführlich und immer im Bezug auf das Rennen gehalten. Letztendlich reicht die Kurzfassung auf der letzten Seite. Wer aber nur diese liest, dem entgeht einiges von der Atmosphäre dieses Spiels – und dazu gehört auch die Spielanleitung.
Apropos Atmosphäre: Als Zugabe gibt es noch einen „Big Paws“-Marker; eine schöne Idee und ein Geschenk für jeden, der sich Snow Tails zulegt!
Schließlich hab ich versucht, „Snow Tails“ zu übersetzen; nach kläglichen Versuchen hab ich es letztendlich unterlassen, einen geeigneten deutschen Begriff zu finden.
Snow Tails ist ein schönes Spiel mit vielen Variationsmöglichkeiten. Für Alaska-Fans und vor allem im Winter steigt der Spielspaß locker noch um einen Punkt!
Nun denn: Auf die Schlitten, fertig, los!
Rezension Alfons Leierseder
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.