Spielziel
Kennen Sie die Honda Formula 4-Stroke-Meisterschaft? Nein? Sagt Ihnen wenigstens das legendäre Cowes-Torquay-Cowes-Rennen vor der Isle of Wight etwas? Auch nicht? Dann geht es Ihnen wie mir. Powerboat Rennen gehören, obwohl sie eine ähnlich lange Geschichte wie Autorennen vorweisen können, nicht zu den populärsten Sportarten in Deutschland. Und mein altertümlicher DVBT-Empfang erlaubt mir nur selten einen Blick auf die größte Powerboat-Serie oder das Rennen, dessen erste Austragung 1961 den Startschuss für reguläre Powerboat-Rennen außerhalb der USA bildete.
Ablauf
Powerboats von Cwali versetzt mich und bis zu fünf Mitspieler jetzt in die Lage, dies alles zu ändern und die Atmosphäre und den Nervenkitzel eines Rennens mit bis zu 300 km/h schnellen Rennbooten gemütlich am heimischen Tisch erleben zu dürfen. Dazu benötigen wir nichts weiter als ein Binnengewässer, zusammengelegt aus sechs Spielplanteilen, die das Wasser und die umschlossenen Inseln schön in Hexfeldern parzelliert haben. Jetzt noch schnell mit den drei Bojen und der Start-/Ziellinie einen Kurs gelegt und die Powerboats kämpfen um den ersten Sieg in der auf drei Rennen angelegten "Dinner Table Classics" Mini-Serie.
Nicht Pferdestärken, sondern Würfelstärken bestimmen das Vorankommen unserer Rennboliden. Startet jeder mit einem dreiseitigen Würfel, kann man sich vor jedem weiteren Zug entscheiden, die eigene Würfelzahl um einen Punkt zu erhöhen oder zu verringern. Würfel aus der vorherigen Runde dürfen mit derselben Augenzahl wieder verwendet werden. Möchte ich eine andere Augenzahl erreichen, kann ich einige bis alle Würfel erneut würfeln - neu hinzu genommene müssen gewürfelt werden. Die Summe der gewürfelten Augen gibt meine Geschwindigkeit und damit die zu fahrenden Felder vor.
Bei der Bewegung offenbaren sich nun die Stärken und Schwächen eines Powerboats. Es kann nur bedingt beschleunigen und abbremsen und ist mit seiner hohen Geschwindigkeit nur begrenzt flexibel in seinen Richtungsänderungen. Heißt, wir können uns vor der Bewegung einmalig um 60 Grad nach links oder nach rechts drehen. Danach fahren wir die gesamte Geschwindigkeit auf Gedeih und Verderb aus. Fremde Boote behindern uns dabei nicht, außer sie stehen auf dem Endfeld. Dann bleiben wir einfach auf dem letzten davor freien Feld stehen. Anders sieht es bei den Inseln aus. Fahren wir zu schnell, so bohren wir unser gutes Rennboot in den Strand und kassieren Schaden. Diesen hält unser Boot nur begrenzt aus, bevor es das Rennen quittiert und so eine anstehende Reparatur wäre verdammt teuer. Insofern muss der kostenbewusste Fahrer sein Rennboot zu Beginn des Zuges immer in die Richtung drehen (innerhalb der 60 Grad), in der es die meisten Felder ausfahren kann.
Die Zieleinfahrt bestimmt die Punktevergabe - im zweiten und dritten Rennen zählen diese doppelt bzw. dreifach. Für diese Rennen werden schnell neue Kurse zusammengestellt, so dass die Mini-Serie in ca. 60 Minuten beendet und der Gesamtsieger gekürt ist.
Fazit
Auch, wenn ich keine Ahnung über das Fahrverhalten eines Powerboats habe, so stelle ich mir dieses ähnlich wie im vorliegenden Spiel umgesetzt vor. Wir starten langsam, mit einem Würfel, und können Runde für Runde weiter beschleunigen. Dabei haben wir den Motor nicht immer optimal unter Kontrolle. Mal schlägt uns eine Welle in den Arm und wir verreißen den Gashebel ein wenig. Insofern geben die zur Verfügung stehenden Würfel nur das Potential für mögliche Geschwindigkeiten wieder (pro Würfel im Schnitt zwei Felder), ohne dass sich die Geschwindigkeit genau planen lässt.
Bin ich somit als Rennkapitän dem Würfelglück ausgeliefert? Nicht in dem Maß, wie es anfangs scheint. Der Kniff, dass ich beliebig viele meiner Würfel aus meinem vorherigen Zug mit ihrer gezeigten Augenzahl behalten kann, liefert gute taktische Möglichkeiten. Denn ohne einen guten Blick für den Streckenverlauf nützt der beste Wurf nichts, da es heißt, vorausschauend zu fahren. Was nützen mir in diesem Zug vier Würfel, wenn ich am Ende vor einer Haarnadelwende stehe, um die ich nur mit einem einzigen Würfel herumkomme? Der kostenbewusste Fahrer mag keinen Crash, da heißt es, rechtzeitig vom Gas und eher mal einen Würfel abgeben, als noch einen dazu zu nehmen.
Natürlich ist man nicht gegen Würfelpech gefeit, da jeder Würfel mindestens bei seinem ersten Einsatz immer gewürfelt werden muss. So trifft es in jedem Rennen häufig einen Spieler, der Pech und Schwefel an den Händen hat sowie einen, dessen Würfel optimal zusammenpassen. Aus diesem Grund fahren wir drei Rennen in Folge, in denen sich Glück und Unglück meist wieder ausgleichen.
Das Material unterstützt das Spielvergnügen mit den aus Kunststoff gefertigten Rennbooten, den überaus originellen dreiseitigen Würfeln und den dicken Spielplanteilen aus Karton. Diese sind doppelseitig bedruckt und lassen sich jedesmal neu zusammenlegen. So ist auch nach den vielen Spielrunden, die Powerboats bei uns mittlerweile gesehen hat, noch immer für Abwechslung gesorgt. Einzig die Pappbojen schmälern den guten Eindruck ein wenig - diese sollten auf jeden Fall geklebt werden, da sie sonst ständig auseinander fallen.
Wie bei den meisten Rennspielen, so steigt auch bei Powerboats der Spaß, je mehr Spieler mitspielen. Vier Spieler sollten es schon sein, denn erst, wenn die Rennstrecke schön voll ist und man sich gegenseitig in die Quere kommt, kommt die richtige Atmosphäre auf. Gischt inklusive.
Rezension Arne Hoffmann
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Links
Auf www.mastermoves.eu lässt sich Powerboats online zu zweit gegeneinander spielen.