Rezension/Kritik - Online seit 20.04.2008. Dieser Artikel wurde 5470 mal aufgerufen.

Dia de los Muertos

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Autor: Henning Poehl
Illustration: Michael Holtschulte
Verlag: Sphinx Spieleverlag
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 6
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 16 Jahren
Jahr: 2007
Bewertung: 2,5 2,5 H@LL9000
Ranking: Platz 5631
Dia de los Muertos

Spielziel

Fiesta Mexikana einmal anders – die Spieler schlüpfen in die Rolle mexikanischer Skelette, um auf ihre Weise den Tag der Toten zu feiern: Die Traditionen des Landes wie der Totenschmaus auf dem Friedhof werden einfach selbst zelebriert. Damit zu punkten, ist in der Tat ein Spielziel. Wer sich obendrein als einer der Ersten wieder am Totengräber vorbei ins eigene Grab geschlichen hat, hat gute Aussichten auf den Sieg. Thematisch ist Henning Poehl also im Rahmen seiner schwarzen Reihe wieder weit vorgeprescht; reicht es auch für ausreichenden und sich idealerweise wiederholenden Spielspaß?

Ablauf

Ein Spielplan mit einem Friedhofsparcours führt die Spieler auf einem sich kreuzenden Rundweg zu Sonderfeldern, auf denen Bonuspunktekarten ergattert werden können. Die Figuren der Spieler starten und enden am eigenen „Massengrab“ (ein Start-/Zielfeld für alle Spieler). Erstes Detail beim Aufklappen des Spielbretts: die Grabanlage ist in Form eines Totenkopfes angelegt. Eine Totengräberfigur und ein Hund („Was fällt Ihnen zu Skeletten ein?“ „Knochen!“ „Und was fällt Ihnen zu Knochen ein?“) werden auf ihre Startfelder gestellt.

Die Bonuskarten werden neben den Sonderfeldern bereitgelegt. Die Spieler erhalten Aktionskarten, mit denen das Spielgeschehen gesteuert wird. Beidseitig bedruckt bieten die Rückseiten die Möglichkeit, die eigene Spielfigur oder den Hund zu bewegen. Auf der vor den Mitspielern verborgen gehaltenen Seite sind Aktionsmöglichkeiten enthalten: Angriffe auf die Mitspieler oder Bewegungsvorteile sind einige davon. Angriffe können bei Erfolg die Aktionsmöglichkeiten der anderen Spieler oder deren Bewegungsradius empfindlich beeinträchtigen. Ein hübscher Ärgerfaktor.

Kommen wir noch einmal kurz auf den Wauwau zurück: Wird der Hund auf ein Feld gezogen, auf dem eine Spielerfigur steht, klaut er dem Besitzer entweder eine wertvolle Bonuskarte und verscharrt diese in einem von drei möglichen Feldern, oder eine zufällig bestimmte Extremität, was ebenfalls Aktionen oder Bewegungen des Opfers einschränkt. Böser Wauwau!

Der Totengräber blockiert das jeweilige Feld, auf dem er steht, und kann zunächst nicht passiert werden, um zum Zielfeld zu gelangen. Bewegt wird die Figur nur über das Erreichen der Sonderfelder durch die Spieler und das Erlangen der dort hinterlegten Bonuskarten. Ist die letzte Karte vergeben, kann der Spieler, der diese abholt, zwei von drei möglichen Wegen zum Ziel freigeben. Es beginnt der Schluss-Spurt: Zum Spielende ist flotte Bewegung gefragt: Je früher eine Spielfigur ins Ziel gezogen wird, desto höher die Siegpunkteanzahl. Ist die letzte Spielfigur angekommen, werden die Bonuspunkte addiert und somit ein Siegerskelett ermittelt.

Fazit

Kurz und schmerzlos: Das Spiel steht und fällt mit der Spielerrunde. Finden sich nicht mindestens ein, zwei Charaktere unter den Mitspielern, die sich thematisch angesprochen fühlen und ein wenig Animationstalent haben, verödet mit zunehmender Spieldauer gleichnamige Lust. Was beweist: Für ein breites Publikum scheint die schwarze Reihe von Sphinx weiterhin nicht gerüstet zu sein. Warum nur?

Am Material kann es nicht liegen: Die professionelle Hand des Zeichners Michael Holtschulte hat sowohl Spielplan als auch Karten und Figuren mit Witz und Verve umgesetzt. Mäkeln werden viele ob der scheinbaren Mogelpackung, da die Schachtel nur der Spielplangröße geschuldet ist und gefühlte 85 % freien Stauraum enthält. Der Selbstverleger hält deutlich höhere Produktionskosten und damit Verkaufspreise diesbezüglichen Anfragen entgegen. Ergo ein eher zu verzeihender Mangel, bedenkt man die Verlagsgröße und Vertriebsmöglichkeiten.

Die Regel ist umfassend, aber ohne grafische Beispiele; mache Dinge lassen sich ob des Umfangs der unterschiedlichen Spielmöglichkeiten nicht beim ersten Durchlesen erfassen. Einige Querverweise bringen die Struktur ins Wanken, aber nach Überwindung der Einstiegshürden lassen sich auch strittige Situationen klären. Dennoch: Bestimmt wird sich der ein oder andere durch diese Regel eher entmutigen lassen, das Spiel fröhlich anzugehen. Ein erster Hinweis.

Wie hoch ist eigentlich die eigene Frusttoleranz? Wer es von sich selbst nicht weiß, könnte bei diesem Spiel die Gelegenheit bekommen, die Grenzen auszuloten: Aufgrund der zufälligen Verteilung von Aktionsmöglichkeiten an die Spieler kann es passieren, dass man in einer Runde komplett gerupft wird. Und das geht so: Sind die Mitspieler an der Reihe und spielen eine Angriffskarte gegen die eigene Figur, benötigt man eine Abwehraktion. Hat man diese nicht, gehen der Figur ein Arm oder ein Bein verloren, was den Bewegungsradius einschränkt. Spielt man in voller Besetzung, kann in einer Runde ein Angriff den anderen jagen, und zwar immer auf dieselbe Spielfigur. Ruckzuck steht diese ohne Extremitäten da und ist damit bewegungsunfähig. Kann man diesen Zustand ändern? Klar, wenn man eine bestimmte Aktionskarte besitzt. Die einzige Möglichkeit, an so eine Karte heranzukommen, ist das Kartenglück des gemischten Nachziehstapels. Das bedeutet unter Umständen, dem Spiel eigentlich untätig und dem dauerhaften Spott der Mitspieler ausgesetzt beizuwohnen. Hartes Brot!

Wer sich also mit diesem Werk auseinandersetzt, sollte wissen, dass solche Situationen auftreten können. Gerade weil der Spielspaß einzig aus der Thematik und dem Ärgerfaktor bezogen wird. In passender Runde wird der Gewinn absolut nachrangig gegenüber dem gegenseitigen Bewerfen, Radschlagen oder dem Hund-auf-die-nackten-Hacken-jagen. Ich hatte oft Spaß am Attackieren, was mich selbst zu einem derart beliebten Angriffsziel machte, dass ich manches Mal mit nur einem Arm ins Grab zurück kroch.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Dia de los Muertos: 2,5 2,5, 2 Bewertung(en)

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