Rezension/Kritik - Online seit 27.08.2025. Dieser Artikel wurde 3159 mal aufgerufen.

Rival Cities

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Autor: Andreas Steding
Verlag: Ghenos Games
999 Games
Deep Print Games
Rezension: Michael Andersch
Spieler: 2
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2025
Bewertung: 5,5 5,5 H@LL9000
4,8 4,8 Leser
Ranking: Platz 957
Rival Cities

Spielziel

Altona – für mich war das bislang immer einer der bekannteren Stadtteile von Hamburg, ohne dass ich mir darüber weiter Gedanken gemacht hätte. Im 16. Jahrhundert aber sah das offensichtlich ganz anders aus: Da waren Hamburg und Altona noch zwei getrennte Städte, die lange Zeit eine gewisse Rivalität hatten. Beide Spieler verkörpern nun jeweils eine dieser beiden Städte und messen sich miteinander. Ungewöhnlicherweise (wahrscheinlich) nicht mit Siegpunkten, denn das Spiel hat mehrere Möglichkeiten, vor dem regulären Ende nach 7 Runden die Partie zu beenden: Indem ich Bündnisse mit 4 Städten schließe, 3 Prozesse gewinne, 3 Schiffe mehr besitze als mein Gegner oder am Ende meiner Ansehensskala ankomme.

Ablauf

Wir haben einen zentralen Spielplan mit einer Ansehensleiste, 3 Prozesssälen sowie einer Auslage von Schiffen und 4 Städten, mit denen wir Bündnisse schließen können.
Um den Plan herum liegen – in jeder Partie anders angeordnet – diverse Aktionskarten. Mit ihnen kann man zum Beispiel Waren erzeugen, einen Prozess zu seinen Gunsten beeinflussen (benötigt Waren und bringt kleine Vergünstigungen), ein Schiff erwerben (benötigt ebenfalls Waren und bringt einmalige oder dauerhafte Vorteile), ein Bündnis mit einer der 4 Städte eingehen (was verbesserte Aktionen bringt ) bzw. dem Mitspieler ein selbiges abspenstig machen oder sein Ansehen steigern.

Gesteuert werden diese Aktionen durch ein Tintenfass, welches beide Spieler abwechselnd bewegen, wobei die Zugweite im Grunde variabel ist, mit zunehmender Schrittweite aber teurer zu bezahlen ist.
Jedes Mal, wenn das Fass den Plan komplett umrundet hat, findet eine Rundenabrechnung statt: Man erhält eventuell Einnahmen für sein Ansehen oder durch Schiffe, muss aber für die verbündeten Städte Abgaben leisten.
Zudem wird der aktuell anstehende Prozess ausgewertet, die zugehörige Karte erhält der Sieger (auch hierfür gibt es noch eine Belohnung in Form von Waren oder Ansehen).

Manche Aktionen werfen auch „Sterne“ ab, ebenso wie manche Schiffe, Städte, Prozesse oder die Ansehensleiste diese aufweisen.
Sollte es nach 7 Runden keinen vorzeitigen Sieger aufgrund der eingangs genannten Kriterien gegeben haben, dann gewinnt, wer am Spielende die meisten Sterne hat.

Fazit

Klingt soweit ja ziemlich gewöhnlich: Laufe um einen Plan auf diverse Aktionsfelder, bekomme Zeug, tausche das Zeug in andere Dinge um und sei dabei schneller oder besser, genauer gesagt effizienter als dein Mitspieler.

Stimmt.

Ist es aber nicht – Rival Cities macht aus diesen eigentlich langweiligen Mechanismen ein super spannendes und hoch interaktives Spielerlebnis. Der Grund liegt in der Vielzahl von möglichen vorzeitigen Siegbedingungen und natürlich darin, dass ich nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann. Allerdings zwingt mich der Gegner entweder dazu, auf seiner Hochzeit mitzutanzen (zum Beispiel ist es dringend angeraten, selbst im Schiffbau aktiv zu werden, wenn der Mitspieler schon zwei Schiffe mehr hat als man selbst), oder zu versuchen, den eigenen Plan schneller umzusetzen. In diese Abwägungen muss man allerdings einiges an Hirnschmalz investieren, denn ich sehe zwar jederzeit, was der Mitspieler machen könnte und wo Gefahr droht – aber leider ist die Gefahr oft mehrdimensional, da es ja 4 unterschiedliche Siegmöglichkeiten gibt. Es gilt also nicht nur den eigenen Weg zum Sieg zu suchen, sondern auch abzuwägen, welche Option ich generell oder zumindest temporär vernachlässigen kann, wobei auch die Kartenauslage und die durch ihre Anordnung entstehenden Möglichkeiten für den Mitspieler einfließen müssen.

Das klingt banal, aber wenn ich beispielsweise gerade knapp an Rohstoffen bin und der Mitspieler nur 1 zunächst „harmloses“ Schiff mehr als ich hat, aber einige mehr Rohstoffe, so könnte er eventuell durch 2 in der Auslage so für mich ungeschickt hintereinander liegende Schiffsbaumöglichkeiten quasi überfallartig die erforderlichen 2 zusätzlichen Schiffe kaufen, ohne dass ich dies kontern können werde. Derlei Situationen gilt es zu vermeiden, aber zuvor gilt es natürlich, diese zu erkennen.

Sollte das nun so klingen, als sei Rival Cities ein total verkopftes Spiel, so möchte ich dem widersprechen. Es ist wie gesagt hoch interaktiv und es brennt relativ schnell an allen Ecken und Enden, denn man kann nicht überall gut sein. Das Spiel erfordert ein ständiges Abwägen der eigenen Stärken (versuche ich mein Ding durchzuziehen?) und Schwächen (wo und wie könnte der Mitspieler schneller sein als ich?).
Aber es spielt sich dennoch flott, bei uns meist eher am oberen Ende der angegebenen Spielzeit von 30-45 Minuten, wobei ich nie den Fall hatte, dass ein Spiel über die vollen 7 Runden ging (was die Anleitung auch selbst als eher selten beschreibt).

Die Variabilität ist hoch – andere Städte und vor allem die jedes Mal andere Anordnung der Aktionen lassen es nicht zu, in jeder Partie „seinen Stiefel runterzuspielen“. Somit ist der Wiederspielreiz absolut gegeben.

Die Anleitung erklärt dabei alles vorbildlich, und auch das Material ist solide und völlig "state of the art".

Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann ist es die Städtekarte „Gdansk“, die uns sehr stark erschien. Es gibt Aktionsfelder mit 2 Optionen, bei denen ich mich für eine davon entscheiden muss. Wer ein Bündnis mit Gdansk hat, der darf in diesen Fällen allerdings beide Aktionen ausführen, wobei der am Rundenende dafür zu entrichtende Unterhalt nicht wirklich teuer bzw. üblicherweise durch die Karte selbst gut zu erwirtschaften ist. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau und kann ggf. durch eine Hausregel entschärft werden.

Unter dem Strich bleibt ein aus meiner Sicht erfahreneren Spielern absolut zu empfehlendes Spiel, das sich sehr gut auch in die Reihe anderer Zweipersonenspiele mit historischem Kontext einreiht (Watergate, Hochverrat, 13 Minuten, Match of the Century, …), dabei vielleicht thematisch etwas weniger dicht ist als etwa Watergate oder Hochverrat, spielerisch aber auf absoluten Zweipersonen-Topnivau glänzen kann!

Rezension Michael Andersch

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Rival Cities: 5,5 5,5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.06.25 von Michael Andersch - Wow! Absolute 2-Personen-Perle! Spannend und hoch-interaktiv. Da bleibt nur die Bestnote, und das mit voller Überzeugung! Dehnt meine ehemaligen 2-Personen-Top-5 auf nun 8 Spiele aus (zusammen mit Watergate, Balloncup, Match of the Century, Schottentotten, Caesar, Sky Team und 7 Wonders Duel).
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.08.25 von Frank Gartner - Ein echtes Kennerspiel für 2 Personen ohne wirklich komplex zu sein. Mehrere Wege können zum Ziel führen und wer nicht rechtzeitig auf die Aktionen des Gegenspielers reagiert, kann schnell das Nachsehen haben. Wirklich gut durchdacht!

Leserbewertungen

Leserwertung Rival Cities: 4,8 4.8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.04.25 von Meeplestilzchen - Rival Cities hat mir ziemlich gut gefallen, meiner Frau leider weniger. Mir gefallen der Aktionsauswahlmechanismus und die verschiedenen Möglichkeiten wie das Spiel enden kann. Den Kritikpunkt welchen Spielekreisler über mir anspricht kann ich gut nachvollziehen, manchmal kann das echt doof sein, bei einem Workerplacer hat man allerdings ähnliche Probleme wenn man ein Feld ganz dringend braucht. Das Spiel reiht sich gut in die 2-Personen-Reihe von Deep Print Games ein, spannend wird sein was der Langzeitfaktor mit sich bringt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.05.25 von felixs - Enorm, was in die kleine Schachtel passt. Geniales Spiel, mechanisch rund. Mir ist das (mit den meisten Mitspielern) zu brutal. Die Interaktion ist wirklich destruktiv und \"böse\". Wer das mag, kommt hier auf seine Kosten. Das ist kein Aufbauspiel, sondern ab dem ersten Zug ein Schlagabtausch. die Aufmachung ist auch gelungen, Punktabzug nur für die Prozessmarker, die sind arg fummelig. Meine Wertung mit der Höchstnote hat das Spiel voll verdient; trotzdem möchte ich das nur mit wenigen Leuten spielen - es hat das Potential, für nachhaltig schleche Stimmung zu sorgen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.06.25 von Koeppquist - Wie bei jedem 2-Personen-Spiel muß man bei jeden Zug abwegen, wie man sich am besten einen Vorteil verschaffen kann - den Gegener schwächen oder etwas für mein Vorwärtskommen tun. Bei Rival Cities muß dabei an vielen Stellschrauben und vielen möglichen Siegesszenarien aufgepasst werden. Macht einfach Spaß.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.25 von Spielekreisler - Hallo! Unser Fazit: eine feine Angelegenheit, sehr gelungen - sowohl inhaltlich als auch vom Spielmaterial her (Holz!). Uns hat das Spiel in seinem Grundmechanismus an "Glasgow" erinnert, ist allerdings deutlich komplexer und bietet viel mehr Möglichkeiten. Einzige Regel-Anmerkung: Die Tatsache, dass mit nur einem Umlaufpöppel gespielt wird, verhindert, dass der Folgespieler auf dasselbe Feld kommen kann wie sein Vorgänger -, damit werden dem Folgespieler oft wichtige Gelegenheiten blockiert, den eigenen Warenvorrat aufzufüllen (was man natürlich taktisch ausnutzen kann)... Und das Verschieben der fitzeligen Papp-Elemente der drei „Gerichtsprozesse“ ist allerdings misslungen, weil die Marker ständig verrutschen, nervig. Insgesamt ein schönes Zwei-Personen-Spiel, wenn auch einem nicht wirklich hohen Kenner-Niveau! Lohnt!

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