Spielziel
"Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann."
Sich einmal wie Don Vito Corleone in "Der Pate" fühlen, das kannst du im Kartenspiel District Noir. Als Gangsterboss befindest du dich in Hoboken, New Jersey, mitten in einem Bandenkrieg, in dem es um die Vorherrschaft des Bezirks District Noir geht. Wer kann die meisten Mitglieder in seinem Syndikat vereinigen, um die Gegner zu vertreiben? Wer reißt sich die drei wichtigsten Gebäude des Bezirks unter den Nagel? Ein spannender Zweikampf entwickelt sich, aus dem nur einer als Sieger hervorgehen kann.
Ablauf
Gespielt wird District Noir mit 45 Karten, auf denen die Mitglieder von vier verschiedenen Banden, Verräter und Bündnispartner abgebildet sind. Daneben gibt es noch drei Karten mit strategisch wichtigen Gebäuden. Für das Spiel werden alle Karten gemischt, dann werden drei zufällig gezogene Karten beiseite gelegt. Nun erhält jeder fünf Karten auf die Hand, die restlichen Karten bilden den Nachziehstapel, von dem zu Beginn zwei Karten offen nebeneinander ausgelegt werden. Diese zwei Karten bilden nun den Beginn einer Kartenreihe, an die weitere rechts angelegt werden.
Gespielt wird über vier Runden. In jeder Runde habt ihr abwechselnd jeweils sechs Aktionen zur Verfügung: entweder legst du eine deiner Handkarte an die ausliegende Reihe oder du nimmst einmalig die letzten fünf Karten aus der ausliegenden Reihe. Diese Karten legst du sortiert vor dir ab, sie bilden dein Gangstersyndikat. Am Ende liegen maximal 20 Karten vor dir. Gelingt es dir im Laufe des Spiels, die drei Gebäudekarten zu nehmen, hast du sofort gewonnen. Ansonsten wird am Spielende abgerechnet. Pro Bande, von der du die meisten Mitglieder auf deine Seite bringen konntest, erhälst du entsprechend Punkte, d.h. für die 8er-Bande 8, für die 7er-Bande 7 usw. Pro Set aus Mitgliedern aller vier Banden und die Bündniskarten gibt es auch Punkte, die Verräterkarten sind Minuspunkte. Ist es dir gelungenen, das punkteträchtigste Syndikat zusammen zu stellen, hast du gewonnen.
Fazit
Die Spielregeln von District Noir sind kurz, kompakt und einfach. Und trotzdem, wenn man sie das erste Mal erklärt, erntet man etwas verständnislose Blicke. Da hilft nur eins - einfach losspielen und die 1. Partie zum Kennenlernen spielen, dann ist der Groschen gefallen. Denn ganz so einfach, wie es aussieht, ist es nicht.
Dazu passend ein paar taktische Überlegungen. Wir spielen eine Runde. Ich muss davon ausgehen, dass ich selbst nur maximal zwei Karten meiner fünf Handkarten selbst bekomme. Manchmal will ich meine Handkarten auch gar nicht. Zum Beispiel habe ich drei Verräterkarten auf der Hand und zwei Bandenkarten. Die Verräter-Karten will ich auf keinen Fall, da sie Minuspunkte bringen. Eine Möglichkeit wäre, wenn ich eine der zwei Bandenkarten gespielt habe, die letzten fünf Karten aufzunehmen und dann im Gegenzug dir erst die Bandenkarte und dann die Verräterkarten unterzujubeln.
Anderes Beispiel: du besitzt bereits zwei Gebäude und hast das dritte auf der Hand. Jetzt musst du mich dazubringen, auf jeden Fall vor dir fünf Karten aufzunehmen. Das gelingt am besten, wenn du mir ein Superangebot unterbreitest. Du spielst bestenfalls hohe Bündniskarten oder Bandenkarten, die mir eine Mehrheit verschaffen. Falle ich dann auf dein Angebot rein, spielst du die Gebäudekarte und im nächsten Zug nimmst du die Karten auf und hast gewonnen.
Hast du schon zwei Gebäude und das dritte habe ich auf der Hand, werde ich natürlich vermeiden, es aufzuspielen. Bin ich allerdings Startspielerin in dieser Runde, habe ich eine schlechte Position, denn auch wenn ich die Karte bis zuletzt auf der Hand halte, musst du nur abwarten, denn der letzte Zug ist deiner. Allerdings kann es auch passieren, dass du davon ausgehst, dass ich die letzte Gebäudekarte habe, aber stattdessen liegt sie bei den drei zufällig aussortierten Karten im Karton - Pech gehabt.
Jedes Spiel, jede Runde District Noir läuft anders. Natürlich hat das Spiel einen großen Glücksfaktor, denn man weiß ja nie, welche Karten man bekommt. So muss man versuchen das Beste draus zu machen. Hier zählt unter anderem das richtig Timing, wann man die Karten nimmt, wann legt man eine ab. Aber auch dabei kann man herrlich bluffen und dem gegnerischen Gangsterboss vielversprechende Angebote unterbreiten, die er gar nicht ablehnen kann, und ihn dann doch über's Ohr hauen. Uns gefällt das Spiel sehr gut, da es schnell gespielt ist und immer zu einer Revanche einlädt. Meist spielen wir drei Mal hintereinander.
Das Spielmaterial ist prima. Die ansprechend illustrierten Spielkarten entführen uns in die 50er Jahre. Die vier verschiedenen Banden haben erfreulicherweise sowohl männliche als auch weibliche Bosse, das gefällt mir. Aber auch der Stil der Illustrationen ist ein Hingucker. Neben den Spielkarten gibt es noch zwei hilfreiche Karten mit einer Kartenübersicht und der Siegpunkt-Berechnung. Das Inlay im Spielkarton sorgt dafür, dass man alles ordentlich wegpacken kann. Passend zum Spielthema gibt es noch einen doppelseitigen Startspielerchip, der an einen Pokerchip erinnert. Auch wenn die Endabrechnung schnell gemacht ist, wäre vielleicht ein kleiner Punkteblock das Tüpfelchen auf dem i gewesen.
Wer gerne zu zweit gerne schnelle, taktische Kartenspiele spielt, dem kann ich District Noir nur empfehlen.
Rezension Renate Gerling-Halbach
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.