Rezension/Kritik - Online seit 30.11.2020. Dieser Artikel wurde 5623 mal aufgerufen.

Die Klinik - Deluxe Edition / Clinic - Deluxe Edition

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Autor: Alban Viard
Illustration: Ian O´Toole
Verlag: Mercury Games
AVStudioGames
Giant Roc
Rezension: Nick Bornschein
Spieler: 1 - 4
Dauer: 60 - 150 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2019, 2020
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 3174
Die Klinik - Deluxe Edition / Clinic - Deluxe Edition
Die Klinik - Deluxe Edition / Clinic - Deluxe Edition

Spielziel

Du wolltest schon immer mal eine Klinik leiten und das meiste Geld ... ähm, die beste Behandlung für deine Patienten herausholen?! Du bist der Chef: Stelle Ärzte und Pfleger ein, baue eine eigene Klinik nach deinen Wünschen, schnapp den anderen die Patienten weg! Das alles wolltest du schon immer machen? Dann schau mal in Die Klinik.

Ablauf

Die Klinik spielt sich über 6 Phasen (I bis VI), in der jeweils drei aufeinanderfolgende Aktionen abgehandelt werden, die dann von einer Finanz- und Verwaltungsaktion abgeschlossen werden.

Zu Beginn des Spiels entscheidet sich jeder Spieler, welche 3 Aktionen er durchführen möchte. Dabei kann zwischen der Aktion Bauen, Personal einstellen und Patienten aufnehmen ausgewählt werden. Jeder Spieler besitzt dafür je 2 Plättchen pro Aktion und kann daher eine Aktion auch doppelt ausführen.

Mit der Aktion Bauen wird der zunächst im Spielaufbau um eine Psychiatrie nebst Behandlungsraum und Lager bestückte Bauplan des Krankenhauses weiter vorangetrieben. Zur Auswahl stehen hier als Station je nach Spieleranzahl eine Kardiologie, Augenheilkunde, Orthopädie und eine Neurologie. Zudem muss an eine Station immer ein Behandlungsraum angrenzen, aber dazu mehr im Fazit bezüglich der Bauregeln. Lager und spezielle Räume wie ein Labor, der Operationssaal oder die Ambulanz können in dieser Phase ebenfalls erworben werden. Zusätzlich verbessern Parkplätze, Gärten, Helikopter-Landeplätze und weitere Eingänge bzw. Logistik die Einnahmen des Krankenhauses. Alle Räumen kosten unterschiedlich viel Geld, was von der Etage des Krankenhauses abhängt.

Nach dem Bau wird die Aktion Personal einstellen abgehandelt. So lässt sich entweder ein Arzt und/oder eine Pflegekraft anstellen. Ärzte kosten je nach Farbe in der Universität $0 bis $4, die Kosten für Pflegepersonal sind abhängig von der Spieleranzahl und der Tatsache, wie viel Personal hier bereits in der Runde eingestellt wurde. Mit der Farbe der Ärzte greift auch direkt das zentrale Element des Spiels: Weiße Ärzte behandeln zunächst einmal nur weiße Patienten, welche die Patienten mit den einfachsten Leiden sind (und somit auch das wenigste Geld einbringen). Danach folgen die Farben Gelb, Orange und zuletzt Rot. Wird ein roter Patient in einer Runde im Krankenhaus nicht geheilt, stirbt dieser und bringt starke Beliebtheitsverluste mit sich.

Die daran anschließende Aktion Patienten aufnehmen bringt neue Patienten in die Klinik. Über eine Warteliste rücken die farbigen Patientenwürfel immer weiter auf, zudem kann diese Liste mit Wartepunkten manipuliert werden. So irrt sich schon mal ein schwerer Fall (rot) in der Kardiologie und muss unter Einflussnahme eines Gegenspielers plötzlich doch in die Psychiatrie. Neue Patienten kommen aber zunächst in die Aufnahme und werden erst nach Abschluss dieser dritten Aktionsmöglichkeit durch eine Bewegung in die Klinik gebracht.

Jede Bewegung kostet (unterschiedlich viel) Zeit und wird anhand einer Zeitleiste auf dem Spielbrett abgetragen. Je mehr Zeit man im Spiel anhäuft, desto mehr Beliebtheitspunkte werden am Ende des Spiels auf der Beliebtheits-Leiste abgezogen. Und nur diese Leiste gibt die wirklichen Siegpunkte an.

Die anschließende Finanzphase bringt Einnahmen. Richtig behandelte Patieten (Farbe Arzt und Patienten stimmen überein, jede Differenz muss pro Farbe durch eine anwesende Pflegekraft ausgeglichen werden) bringen Geld - fast tote ... Verzeihung, schwerkranke Patienten richtig viel Geld! Aber wie alles im Leben kosten die Räume und das Personal auch Geld. Bleibt unterm Strich etwas übrig, darf dies im Verhältnis 1 zu 5 in Beliebtheit umgewandelt werden. Restliches Geld fließt in die große Kasse des Spielers, um damit in der nächsten Runde Räume etc. kaufen zu können.

In der Organisationphase erkranken nicht behandelte Patienten um eine Farbstufe in Richtung Rot und Ärzte ermüden um eine Farbstufe in Richtung Weiß, können also in der Folgerunde Patienten nicht mehr ideal behandeln.

Fazit

Die Klinik - Deluxe Version ist ein stark thematisches Spiel. Dies mag zum einen daran liegen, dass der Autor (nach eigenen Angaben) mit einer Krankenschwester verheiratet war und dadurch einen starken Input erhalten hat. Zum anderen erinneren die Aktionen und Abläufe der Runden selbst einen Laien tatsächlich an den Arbeitsalltag eines Krankenhauses. Hier ist vor allem die Optik des Spielmaterials der Deluxe-Ausgabe hervorzuheben. Neben dem farbig anspruchsvollen Hauptspielplan und den Räumen glänzen die Baupläne für die Etagen durch verschiedene ikonographische Hinweise bezüglich der Spielregeln. Außerdem ist der Ablauf innerhalb einer Phase auf dem Spielbrett von links nach rechts ideal umgesetzt.

Um sich dieser Augenfreuden zu begeistern, muss man allerdings zunächst die Spielregel studieren. Ein komplexes Spiel wie Die Klinik muss dort erst einmal Konzepte wie Bauregeln, angrenzende Räume, Gärten und Parkplätze erläutern, um sich dann den einzelnen Aktionsmöglichkeiten zu widmen. So steht und fällt die Freude am Spiel dann auch als Erstes mit den Fähigkeiten des Regelerklärers. Obwohl thematisch super umgesetzt, fällt die Erklärung eher mathematisch kühl aus, man merkt regelrecht, wie die Zuhörer nach 30 - 45 Minuten endlich losspielen wollen. Da alle Runden gleich ablaufen und die Aktionen überschaubar sind, verläuft eine Phase auch überraschend flüssig, doch der Teufel steckt Detail.

Ordentlich Hirnschmalz verlangt das Spiel bei der Planung der Räume. Fehler werden nicht verziehen, da Räume nicht abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut werden dürfen. Somit wird es sich weder im ersten noch im zweiten Spiel erschließen, wie man denn nun das Optimum aus seiner Klinik herausholt. Toll dabei ist aber, dass Runden, in denen man sich so richtig verzettelt hat, nicht dazu führen, erbarmungslos gegenüber seinen Mitspielern ins Hintertreffen zu geraten. Durch die verschiedenen Möglichkeiten der Patientenaufnahme lässt sich solch ein Fehler auch wieder korrigieren und ein roter Kranker macht so etwas allemal wett.

Die Spielphasen selbst dauern ihre Zeit, vor allem bei 4 Spielern. Insgesamt sollte man ohne Regelerlärung 2,5 - 3 Stunden mitbringen, evtl. bei geübten Spielern etwas weniger, aber nicht deutlich weniger. Verschiedene Regelunklarheiten konnten erst nach dem Spiel in einschlägigen Foren geklärt oder diskutiert werden, zudem wollen einige Mechanismen irgendwie nicht ins Blut übergehen.

Somit kommen wir auch zu den kritischen Punkten des Spiels: So thematisch das Spiel auch ist, so mathematisch leicht gekühlt kommt es dann beim eigentlichen Spielen in den Phasen daher. Praktisch optimiert man ständig im Kopf Bauvorhaben, Personaleinstellung und Bewegung, was dann in der Finanzphase zu mehr oder weniger Einnahmen führt. Jetzt könnte man sagen: So ist der Krankenhausalltag! Das stimmt, doch für ein Spiel darf auch der Spaß nicht zu kurz kommen, und wenn man ständig der Grübelei unterworfen wird, ermüdet dies nach ein paar Phasen doch zusehends.

Uns hat dann auch überrascht, dass das sonstige Monieren über fehlende thematische Tiefe der Tatsache gewichen war, dass wir uns hier doch mehr Spaß und weniger Arbeit am Spiel gewünscht hätten. Auch wenn nach ein paar Phasen die Abläufe klar sind, so empfanden wir es irgendwann als eher anstregend, so dass nach einigen Abenden die Empfehlung für das Spiel nur lauten kann: Knallharte Optimierer sind hier richtig und werden sicherlich ihre Freude haben, für einen spaßigen Abend mit einem thematisch sehr ansprechenden Spiel hat es aber leider nicht gereicht, da es am Ende doch zu viel in Arbeit ausartet.

Rezension Nick Bornschein

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Klinik - Deluxe Edition / Clinic - Deluxe Edition: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.09.20 von Nick Bornschein - Kommt thematisch sicherlich sehr stark daher, leider im Laufe des Spiels eher leblos und mathematisch kühl. Für Optimierer gut geeignet.

Leserbewertungen

Leserwertung Die Klinik - Deluxe Edition / Clinic - Deluxe Edition: 4,3 4.3, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.09.20 von Alex - Experten-Niveau. Gute Planung notwendig. Thematisch gut umgesetzt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.12.20 von Thorsten Aust - Ja es ist ein Optimier-Spiel, aber mit einer exzellenten thematischen Umsetzung und wirklich liebevollem Material. Eine Denksportaufgabe die meiner Runde viel Spaß macht und sich sogar vergleichsweise flott spielt. Zudem in einer Box mit Erweiterungsmöglichkeiten ausgestattet, die bei anderen Spielen ihres gleichen sucht. Wir haben noch lange nicht alle Module ausprobiert, womit langer Spielspaß garantiert ist. Kommt mit einfachen Aktionen schön komplex daher und lässt immer wieder überraschende Entwicklungen zu. Ich mag es!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.04.21 von Chave - Tolles thematisches, knallhartes Optimier- und Wirtschaftssimulationsspiel in toller Aufmachung, dass sich auch zu zweit super spielen lässt. Sind einige Regelunklarheiten geklärt, spielt es sich flüssig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.12.21 von Waltersche - Bei all den guten Bewertungen traue ich mich ja gar nicht mehr, aber irgendwie... Die Klinik und ich werden wohl keine Freunde, selbst nach mehreren Anläufen (alle als Solo-Partien zum Lernen - aber nach den Erfahrungen wird es für mich zum Mehrspieler-Spiel wohl nie kommen). Es liest sich ja alles so gut, meiner Meinung nach ja auch die Anleitung, aber wenn es dann an's Spielen geht wird es mir einfach zu pfriemelig und kleinteilig. Und leider eben auch irgendwie in vielerlei Hinsicht "unlogisch" bzw. thematisch nicht halbwegs erklärbar (diverse Bauregeln, Bewegung, überqualifizierte Ärzte, die zum Behandeln von nur leicht erkrankten Patienten Hilfskräfte benötigen, um in der Lage zu sein, solche fast gesunden Patienten zu kurieren und Vieles mehr). Zu den letzten Solo-Partien musste ich mich direkt zwingen ("Komm, gib dem Spiel noch einmal eine Chance..."), aber Spaß hatte ich bei keiner der Partien. Das war reine Arbeit... Schade!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.05.22 von Everest - Ich bin mit dem Spiel auch nicht richtig warm geworden, was schade ist, denn auch ich wollte Die Klinik mehr mögen. Es ist natürlich Geschmackssache, aber nach meinem Dafürhalten entwickelt sich in einem Legespiel (oder einem Spiel, bei dem der Legeaspekt von zentraler Bedeutung ist) aus relativ freien und/oder überschaubaren Legeregeln eine mehr oder minder komplexe Aufgabenstellung. Die Klinik funktioniert umgekehrt. Die Zuordnung der Raumteile auf dem eigenen Plan gleicht eher einem Puzzle, beinahe einem Rätsel. Zudem sind die zu legenden Raumplättchen wiederum an Kapazitätsgrenzen und weiterführende Regeln bezüglich der später dort einzusetzenden Mitarbeiter geknüpft. Inhaltlich mag dies stimmig sein und nach ein paar Partien fuchst man sich natürlich ein. Dennoch bleibt dieser Teil des Spiels sperrig. Möglicherweise hätte, angesichts der Detailfülle, die eine oder andere Abstraktion zugunsten des Spielflusses dem Spiel gutgetan.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.05.22 von schwenkbraten - Auch wenn mich das Thema sofort gepackt hat, fühlte sich das Spielen eher wie Arbeit an. Ein Gefühl, dass ich nicht unbedingt so beim Spielen mag.

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