Rezension/Kritik - Online seit 01.04.2020. Dieser Artikel wurde 2728 mal aufgerufen.

Evidence

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Autor: Orestis Leontaritis
Verlag: Pegasus Spiele
Edition Spielwiese
Rezension: Stefan Ducksch
Spieler: 2 - 5
Dauer: 20 - 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 3,3 3,3 H@LL9000
Ranking: Platz 5178
Evidence

Spielerei-Rezension

Spielereikritik:

Was bitte?
Ein Spiel braucht eine Geschichte, will man es nicht wagen, es themenlos auf den Markt zu bringen. Beim Deduktions- und Bluffspiel Evidence sind wir deshalb Journalisten, die Mysterien der Welt recherchieren. Welche genau, erschließt sich nur über die Zeichnungen, die uns Mumien, Nessie oder ein Einhorn suchen lassen. Der schlagende Beweis bringt viele Punkte, Fake News aber nichts oder sogar Miese – also Augen auf!
Pro Mysterium gibt es sechs Beweise – farblich passend, sogar auf der Rückseite ist zu erkennen, zu welcher Recherche eine Karte gehört. Diese werden gemischt und auf die Spieler verteilt. Ein Beweis pro Farbe liegt allerdings offen und ein weiterer verdeckt unter der jeweiligen Übersichtskarte. Die zeigt, in welcher Punktestückelung die Beweise in dieser Farbe im Spiel sind. Ausschlaggebend für die Wertung der Farbe am Ende ist allein der Beweis, der verdeckt unter der Übersicht liegt.
Da man am Zug reihum eine Handkarte ausspielen muss, gibt es im Verlauf einer Partie immer mehr Informationen, was da verborgen sein könnte – und wie viele Punkte eine Farbe wert ist. Zusätzlich zum Ausspielen kann man auch eine Recherchekarte nehmen – möglichst von einer Farbe, die am Ende auch Punkte bringt. Wer auf die falsche Farbe setzt, geht leer aus. Das ist manchmal unvermeidlich, angesichts der mit zwanzig Minuten sehr kurzen Spieldauer allerdings zu verschmerzen.
Spannung kommt in die kurze Partie, wenn man sich Gedanken darüber macht, welche Information man den Mitspielern durch das Ausspielen einer Karte zur Verfügung stellt. Glaube ich, in Schwarz gibt es viele Punkte, so sollte ich die passenden Beweise behalten und erstmal schwarze Recherchekarten nehmen. Wenn allerdings jemand beständig Schwarz sammelt, werden die anderen auf Verdacht bald einsteigen. Zudem sollte man schauen, wer Beweise welcher Farbe noch auf der Hand hat. Hat nur ein Spieler noch weiße Karten, so weiß er allein, was es in Weiß zu holen gibt. Doch das ist manchmal nicht zu vermeiden.
Wer kurz nachdenkt, versteht bald zwei Dinge: Zum einen werden hier Deduktion und Bluff gelungen miteinander verknüpft. Das macht den Reiz von Evidence aus. Zum zweiten geht es aber hier nicht wirklich um Mysterien, Recherchen und Beweise, sondern schlicht darum, sich Aktien oder Anteile an einer möglichst einträglichen Wette zu sichern. Wer viele Karten einer Farbe mit hohem Wert einsackt, kann gewinnen. Da hilft auch der Bonuspunkt für die jeweils erste genommene Karte einer Farbe nicht viel weiter.
Wer völlig aufs falsche Pferd gesetzt hat, kann einmalig im Spiel die Notbremse ziehen und alle Anteile einer Farbe gegen eine andere tauschen, indem er die Tauschkarte der entsprechenden Farbe an sich nimmt. Nun dürfen dafür Aktien verschiedener Farben aufgenommen werden, was durchaus einen Befreiungsschlag ermöglicht. Als sehr gelungen empfinde ich die Regel, dass man nach dem Ausspielen eines Beweises keinen Anteil nehmen muss, sondern dies in späteren Zügen nachholen kann. Addiert aus Handkarten und Aktien darf man nie mehr als sechs Karten auf der Hand haben. Das lässt Raum für eine schöne, spekulative Zockerei.
Auch zu zweit ist Evidencedank einer Regelvariante gut spielbar. Schließlich gibt es für Profis statt der Austauschaktion besondere Aktionskarten, von denen jeder eine pro Partie wählen darf. Das macht Evidence noch variabler und abwechslungsreicher. Unterm Strich sollte daher eine klare Empfehlung für das kleine Kartenspiel stehen, doch es gibt ein dickes „aber“: die thematische Gestaltung.
Ich habe hier zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, als Reporter unterwegs zu sein. Vielleicht ein wenig als Detektiv, aber ganz ehrlich sammle ich hier nur möglichst lukrative Aktien. Ein Börsenthema war aber wohl nicht gewünscht, denn Zielgruppe ist richtigerweise die Familie. Doch die müht sich durch das aufgesetzte Thema, da hier anfangs leider stumpf Begriffe gelernt werden müssen, um die Regel zu verstehen. Was sind Mysterien, was Recherchen, was Auszeiten? Das Thema funktioniert nicht, was man spätestens dann merkt, wenn man Evidence nach einer Pause wieder zur Hand nimmt und alles von vorn lesen muss, weil das Vokabular so unklar ist, dass man die Regel nicht mehr versteht.
Dazu kommt der Titel: Wer in Deutschland weiß auf Anhieb, was „evidence“ heißt? Die Umfrage in allen meinen Gruppen, mehrheitlich besetzt mit Akademikern, ergab so gut wie keinen Treffer zur Lösung „Anzeichen, Hinweis, Beweis“. Hier wurde die Chance verschenkt, eine schöne, kleine Spielidee für zwischendurch attraktiv zu machen.

Rezension Stefan Ducksch

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Evidence: 3,3 3,3, 3 Bewertung(en)

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