Rezension/Kritik - Online seit 15.06.2020. Dieser Artikel wurde 3970 mal aufgerufen.

Mystery House: Adventures in a Box

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Autor: Antonio Tinto
Illustration: Daniela Giubellini
Alessandro Paviolo
Verlag: Schmidt Spiele
Cranio Creations
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 1 - 5
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2019, 2020
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4625
Mystery House: Adventures in a Box
Mystery House: Adventures in a Box

Spielziel

Ein 3D-Escape-Room-Erlebnis zu Hause am eigenen Tisch – da könnte ja das Betreten eines Verlieses oder gruseligen Kellers gleich eine ganz andere Bedeutung bekommen. Und das Versprechen, dass sich die Gemäuer des Hauses ständig verändern, klingt doch vielversprechend. Mal sehen, ob die Sache tatsächlich viel Mehrwert im Vergleich zu den herkömmlichen Brettspiel-Erlebnissen in dieser Kategorie bringt!

Ablauf

Vor dem Spiel wird das Haus mit Kärtchen bestückt. Dies geschieht nach einem Koordinatensystem mit Ziffern und Buchstaben. Die Bilder auf den Kärtchen sollte man sich zu diesem Zeitpunkt möglichst nicht ansehen, damit es auch tatsächlich noch Überraschungen gibt, wenn man zu spielen beginnt. Ein durchnummerierter Kartenstapel wird noch bereitgelegt und außerdem braucht man Taschenlampen sowie die App zum Spiel, die man kostenlos herunterladen kann. Dort wird auch die Zeit gestartet: 60 Minuten – wie bei den meisten Escape-Room-Spielen üblich – stehen zur Verfügung.

Um vorwärts zu kommen, versucht man an den vier Hausseiten Dinge zu entdecken. Ist man der Meinung, etwas Interessantes gefunden zu haben, wird die Koordinate des Ortes in die App eingegeben. Dort findet man dann eine Liste mit den unterschiedlichsten Begriffen, was man alles sehen könnte. Nach Antippen eines vermeintlichen Gegenstandes oder einer Person gibt die App diverse Rückmeldungen. Entweder, dass es das an diesem Ort nichts gibt, dass man dort jetzt noch nicht hingelangen kann (wenn man zum Beispiel an Mauern oder Fenstern schon ein bisschen um die Ecke spitzeln kann, aber noch keinen Zutritt zu dem Ort hätte), eine Beschreibung des angetippten Gegenstands oder die Rückmeldung, dass man eine der nummerierten Karten aus dem Stapel nehmen darf.

Später im Spiel, wenn man schon über Karten verfügt, hat man auch die Möglichkeit, einen Gegenstand auf diesen Karten am ausgewählten Ort einzusetzen, um zu überprüfen, ob durch die Kombination von Ort und Gegenstand etwas passiert. In diesem Fall kann wieder alles oben Beschriebene passieren. An den diversen Orten kann man auch Codes eingeben, die man durch die Kombination von Informationen, die sich aus Karten und Orten ergeben, herausgefunden hat.

Alle falschen Versuche werden im Spiel mit 30 Sekunden Zeitabzug bestraft. Gewonnen hat das Team, wenn es die Aufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeit schafft. Im ersten Abenteuer – Familienportrait – muss dabei herausgefunden werden, wie die Geschichte einer Familie abgelaufen ist, im zweiten – Der Herr des Labyrinths – soll ein Junge, der in einem Labyrinth verschwunden ist, befreit werden.

Fazit

Wer weiß, wie teuer es ist, "echte" Escape Rooms zu betreten, wird sicher genauso neugierig wie ich sein, was denn ein Brettspiel aus dieser Kategorie in 3D zu bieten hat, schließlich ist es schon ein Unterschied, ob ein Blatt Papier und einige Karten vor einem liegen oder ob man einen ganzen Hausaufbau vor sich stehen hat.

Zuerst stellt man das Haus am besten auf einige andere Spieleschachteln, damit man sich nicht ständig bücken muss, denn es ist erforderlich, dass man die kleinen Luken im Haus sehr genau inspiziert. Eine Taschenlampe ist dabei auch bei Tageslicht unbedingt vonnöten. Womit wir schon beim ersten Schwachpunkt des Spiels wären: Die Grafik spiegelt, wenn sie von hellen Lichtquellen getroffen wird. Man ist also ständig gezwungen, den Kopf hin und her zu bewegen, um ein optimales Seh-Erlebnis zu erzielen.

Der zweite große Schwachpunkt liegt darin, dass das Spiel für mehr als zwei Spieler eher ungeeignet ist. Denn ständig ist man auf der Suche nach Bildern, von denen man weiß, dass man sie mal irgendwo gesehen hat, aber nicht mehr genau weiß wo. Dann ist Hausdrehen angesagt. Damit müssen aber auch die anderen einverstanden sein. Anders als bei anderen Escape-Spielen, bei denen man ein Stück Papier vielleicht nur verkehrt herum sieht, was sicher auch nicht ganz ideal ist, sieht man hier aber gar nichts, wenn man nicht vor der richtigen Hausfassade sitzt.

Ein Spieler ist immer mit dem Bedienen der App beschäftigt. Zwar gibt diese nach Ablauf einer bestimmten Zeit vor, dass sich jetzt mal jemand anders um die App kümmern sollte, aber trotzdem bekommt man in der Zeit als "App-Bediener" recht wenig vom Spiel mit. Dazu kommt noch, dass man auf die genaue Beschreibung der Mitspieler angewiesen ist. Schwierig wird es dann, wenn in der Liste mit den ca. 20 Gegenständen "Stele" steht und die Mitspieler "Stein" oder bestenfalls noch "Grabstein" sagen. Welcher 12-Jährige weiß denn, was eine "Stele" ist? Vermutlich kennen den Begriff noch nicht einmal alle Erwachsenen.

Die Rätsel sind unterschiedlich schwierig. Manche scheinen so einfach, dass man gar nicht glauben kann, dass das die Lösung sein könnte, bei anderen wiederum kommt man einfach nicht auf die Lösung. Aber zum Glück gibt es ja das Hilfe-Programm. Dieses ist unterteilt in allgemeine Hinweise, wenn man also einfach nicht mehr weiß, an welchem Ort man weitersuchen soll, und in Hinweise zu bestimmten Rätseln. Hilfe bringt keine Punktabzüge, am Ende des Spiels wird aber aufgelistet, wie oft man diese in Anspruch genommen hat.

Punktabzüge gibt es allerdings gefühlt für viel zu viel andere Dinge. So trifft man (Achtung: kleiner Spoiler) zu Beginn einen Kobold, der nur weiterhelfen will, wenn man ihm etwas schenkt. Zu diesem Zeitpunkt besitzt man vielleicht schon sechs oder sieben Gegenstände. Einen Hinweis darauf, was der kleine Kerl denn nun will, findet man jedoch nirgends. Also hilft nur ausprobieren. In meinem Fall war es dann der letzte Gegenstand, der passte. 3 Minuten waren also einfach so weg!

Das ständige Drehen und Suchen des Hauses nervt irgendwann. Im zweiten Spiel habe ich deshalb alle Orte, an denen noch offene Aufgaben warten könnten, unter Angabe der Koordinate auf einem Zettel notiert – dadurch musste ich gefühlt weniger oft drehen. Überhaupt habe ich das zweite Abenteuer allein gespielt, weil ich wissen wollte, wie es sich dann anfühlt. Es gefiel mir von der Handhabung viel besser als das Spiel zu viert, aber auf die kreativen Ideen von Mitspielern muss man dann leider verzichten.

Bleiben noch die Geschichten zu erwähnen. Hier verstehe ich nicht, warum man das etwas einfachere Abenteuer als "Box II" tituliert – ich hätte logischerweise dieses zur ersten Geschichte gemacht. Die zweite Geschichte eignet sich vom Thema her gut für das Spiel mit Kindern, die erste eher nicht. Deren Ende ist schon ziemlich krass, und selbst eine mitspielende 14-Jährige verstand die Zusammenhänge nicht. Vermutlich würde es jedem 12-Jährigen ebenso ergehen.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Das Mystery House bietet einen schönen Ansatz mit gelungenen Grafiken, ist aber noch ausbaufähig. Vor allem nicht-reflektierendes Material bei den Koordinaten-Karten wäre hier ein guter Anfang!

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Mystery House: Adventures in a Box: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.03.20 von Sandra Lemberger

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