Rezension/Kritik - Online seit 20.03.2020. Dieser Artikel wurde 3982 mal aufgerufen.

Letter Jam

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Autor: Ondra Skoupý
Illustration: Dávid Jablonovský
František Sedláček
Lukáš Vodička
Michaela Zaoralová
Verlag: Czech Games Edition
HeidelBÄR Games
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 6
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
4,6 4,6 Leser
Ranking: Platz 1321
Letter Jam
Auszeichnungen:2019, Golden Geek Bestes kooperatives Spiel Nominierung2019, Golden Geek Bestes Partyspiel Nominierung2019, Golden Geek innovativstes Spiel Nominierung

Spielziel

Fünf geheime Buchstaben für jeden, die es unter Zeitdruck herauszufinden gilt. Gespielt wird aber nicht gegen die Mitspieler, sondern mit ihnen zusammen, denn nur, wenn jeder im Team das eigene Lösungswort herausfinden kann, gewinnen alle gemeinsam.

Ablauf

Zuerst wird eine Aufbaukarte in die Tischmitte gelegt, auf der eine bestimmte Anzahl an roten und grünen Markern liegt. Diese Marker geben an, wie viele Runden die Spieler Zeit haben, um ihre geheimen Buchstaben herauszufinden und damit ein Wort zu bilden. Die geheimen Buchstaben werden jedem durch den jeweils linken Mitspieler zugeteilt. Dazu bildet dieser aus einem Stapel mit Buchstabenkarten geheim ein Wort, das aus fünf Buchstaben besteht. Die dafür benutzten Buchstaben mischt er und reicht den Kartenstapel verdeckt an seinen rechten Nachbarn weiter. Dieser legt die Karten – immer noch verdeckt – in einer Reihe vor sich aus und steckt die erste Karte in seinen Kartenständer – immer noch so, dass er selbst den Buchstaben nicht lesen kann, seine Mitspieler ihn jedoch sehen können.

Diesen ersten Buchstaben versuchen nun alle herauszufinden. Dazu sehen sie sich die Buchstaben der Mitspieler an und probieren, damit Wörter zu bilden. Dabei dürfen sie genau einen beliebigen Buchstaben nutzen, für den die Jokerkarte in der Tischmitte steht. Jeder darf anschließend bekannt geben, aus wie vielen Buchstaben sein Wort besteht – das Wort an sich darf jedoch nicht genannt werden. Außerdem darf gesagt werden, wie viele Buchstaben der Mitspieler dieses Wort enthält und ob ein Jokerbuchstabe verwendet wird. Die Gruppe einigt sich auf einen Spieler, der aktiv werden darf. Er nimmt einen Farbmarker von der Aufbaukarte und legt 1 – 8 nummerierte Zahlenmarker in der Reihenfolge seines Wortes vor jene Buchstaben, aus denen sein Wort besteht, gegebenenfalls auch neben den Joker in der Tischmitte.

Alle Spieler, vor deren Buchstaben ein Hinweismarker liegt, schreiben die verwendeten Buchstaben in der angegebenen Reihenfolge auf ihr Rateblatt. An die Stelle ihres eigenen (ihnen unbekannten) Buchstaben malen sie ein Fragezeichen, an die Stelle des Jokers wird ein Sternchen gesetzt. Danach versuchen die Beteiligten, das gesuchte Wort zu finden. Die entsprechenden Vermutungen schreiben sie in ein dafür vorgesehenes Kästchen. Sind sie sicher, welcher Buchstabe sich hinter ihrer Karte verbirgt, schreiben sie ihn in die dazugehörige Box auf ihrem Rateblatt. In diesem Fall nehmen sie ihre Buchstabenkarte aus dem Halter und legen sie – ohne sie sich anzusehen - wieder verdeckt ab. Der nächste Buchstabe wird in die Halterung gesteckt, nach dem ab sofort zu suchen ist. Ist sich ein Spieler dagegen noch nicht sicher, welcher Buchstabe vor ihm steht, spielt er mit demselben Buchstaben weiter.

Letter Jam endet entweder, wenn alle Teilnehmer meinen, keine Hinweise mehr zu benötigen, oder wenn keine Zahlenmarker mehr zur Verfügung stehen. Dann versucht jeder aus seinen Buchstaben ein Wort zu bilden. Zur Kontrolle werden danach die verdeckt liegenden Buchstabenkarten aufgedeckt. Wurden von allen Spielern für die Wortbildung die korrekten Buchstaben verwendet, so hat die Gruppe gewonnen, selbst dann, wenn es sich bei den Wörtern nicht genau um jene handelt, die der Buchstabenverteiler zu Beginn des Spiels im Sinn hatte.

Fazit

Das Wort "Jam" aus dem Englischen kennt man vor allem aus "Traffic Jam", dem Verkehrsstau. Das Wort steht auch für "missliche Lage" oder "Klemme". In der Klemme sitzen die Spielteilnehmer tatsächlich, weil alle Buchstaben durcheinandergeraten sind. Frei übersetzen würde ich den Spieltitel aber am ehesten mit "Buchstabensalat".

Die Spielregeln sind eigentlich nicht allzu schwer – sofern man sie erst einmal verstanden hat. Denn obwohl die ersten beiden Absätze der Regel das Spielprinzip sehr gut erklären, versteht man beim Weiterlesen oft nur Bahnhof. Vor allem die Sache mit den Farbmarkern verwirrt sehr. Denn wenn man zum Tippgeber wird, darf man keinesfalls irgendeinen Farbmarker von der Aufbaukarte nehmen. Zuerst muss jeder einen roten Marker nehmen, erst wenn man einen solchen hat, darf es auch ein grüner sein. Im Spiel zu viert, fünft oder sechst ist von den grünen Markern jedoch einer gesperrt. Auf ihn hat man erst Zugriff, wenn alle Mitspieler mindestens einen roten Marker besitzen. Im Spiel zu zweit und dritt wird die Sache mit den Markern anders geregelt. In Summe sollen diese Regeln wohl dafür sorgen, dass nicht immer nur dieselben Mitspieler Hinweise geben. Warum, ist mir aber nicht so ganz klar. Nachdem die Gruppe das Spiel ohnehin nur dann gewinnen kann, wenn alle ihre Buchstaben entschlüsselt haben, sorgt allein schon dieses Spielprinzip dafür, dass sich die Spieler beim Tipp-Geben abwechseln müssen. Ein schlichter Rundenzähler hätte also durchaus gereicht.

Auch die Erklärungen für das Spiel mit weniger als sechs Spielern verwirren. In diesem Fall spielen nämlich "Nichtspieler-Halter" mit, was dafür sorgt, dass immer fünf Buchstaben zu sehen sind. Wird ein Nichtspieler-Buchstabe in das Tippwort integriert, wird eine neue Karte in den Halter gesteckt, und zwar eine Karte des Stapels, der zu Spielbeginn hinter dem Nichtspieler-Halter platziert wurde. Ist dieser Stapel aufgebraucht und die letzte Karte im Halter erraten, bringt das für die Gruppe einen Vorteil. Denn hinter dem Kartenhalter liegt ein grüner Marker, der damit freigegeben wurde und nun auf die Aufbaukarte gelegt wird. Damit hat sich die Gruppe eine weitere Runde erspielt, die sie zum Erraten der Lösungswörter verwenden darf.

Für das Lesen der Anleitung sollte man sich also Zeit und Ruhe gönnen. Sich schnell vor dem Spiel zusammen mit den Mitspielern in Letter Jam einzuarbeiten klappt wahrscheinlich eher nicht.

Am Material gibt es hingegen nichts auszusetzen. Dem Spiel liegen sechs lange Bleistifte bei und sogar ein Anspitzer, falls in dem einen oder anderen modernen Haushalt solch altmodisches Schreibmaterial wie Bleistift nebst Anspitzer nicht mehr vorhanden ist. Die Kartenhintergründe sind auf einer Seite weiß, auf der anderen dunkelgrau, so dass die Buchstaben auch bei gutem Licht nicht von der Rückseite aus erkennbar sind.

Das Spielprinzip weiß zu überzeugen. Die Gemeinschaftsaufgabe zu schaffen, ist keineswegs einfach. Weshalb in der Regel für Einsteiger nicht umsonst empfohlen wird, Wörter aus vier anstatt fünf Buchstaben zu bilden.
Zum Beispiel kann der aktive Spieler mit Hilfe des Jokers und drei weiteren Buchstaben den Tipp HAR* geben. Gedacht hat er dabei an HART. Die involvierten Mitspieler sehen sich dadurch mit den Angaben ?AR*, H?R* und HA?* konfrontiert, was alles Mögliche bedeuten kann. Sehr hilfreich ist der Tipp also nicht. Hätte er sich dagegen für das Wort HAAR entschieden, für das er keinen Joker benötigt hätte, würden die Spieler nun Folgendes sehen: ?AAR (kann Paar oder Haar bedeuten), H??R (hier gibt es die Lösungen Haar oder Heer) sowie HAA? (dazu fällt mir eigentlich nur Haar ein). Mit diesem Tipp wäre die Gruppe in jedem Fall ein gutes Stück vorwärtsgekommen.

Wie einfach oder schwierig es ist, dass alle ihre Buchstaben herausfinden, hängt jedoch nicht nur vom Geschick der Gruppe ab. Es gibt einfach auch Buchstabenkonstellationen, die dafür sorgen, dass es sehr schwierig wird, sinnvolle Tipps zu geben. Zwar finden sich auf den Karten die Buchstaben J, Q, V, X und Y nicht, trotzdem kommt es manchmal vor, dass man einen bestimmten Buchstaben Runde für Runde nicht enttarnen kann. Dann müssen die Spieler auch mal eine gute Portion Frusttoleranz mitbringen.

Eine gute Spielhilfe ist übrigens die auf den Ratebögen abgedruckte Alphabet-Leiste. Obwohl keiner meiner bisherigen Mitspieler Probleme damit hat, das ABC richtig aufzusagen, so unterstützt diese Leiste beim Suchen möglicher Wörter ungemein, weil es doch einen Unterschied macht, ob man das Alphabet gedanklich durchgeht oder sich optisch an der Leiste entlanghangelt und die volle Aufmerksamkeit dem widmen kann, was die einzelnen Buchstaben denn bewirken könnten.

Letter Jam funktioniert in jeder Besetzung. Zu zweit erscheint es mir am einfachsten, weil sich die beiden Spieler meistens Runde für Runde mit dem Tippgeben abwechseln und die Spieler bis zu 15 Runden Zeit haben, falls sie sich die vier Rundenmarker hinter den Nichtspieler-Haltern erarbeiten. In dieser Besetzung erschien mir das Spiel aber gleichzeitig auch am wenigsten spannend.

In jedem Fall sollte sich dem Spiel nur widmen, wer gerne mit Buchstaben jongliert. Für Wortspielmuffel gibt es andere Spiele, die sie eines Besseren belehren könnten (Just One ist ein prima Beispiel dafür), Letter Jam eignet sich dafür nicht. Mir hat das Spiel in Runden, die aus talentierten Wortakrobaten bestanden, unheimlich Spaß gemacht. Ich habe aber auch erlebt, dass Mitspielende einfach nicht erkannten, wann sie sehr brauchbare Tipps geben konnten und wann sie eher anderen den Vortritt lassen sollten, weil ihre Wörter kaum hilfreich waren. Ausprobieren sollten das Spiel jedenfalls alle, die gerne anspruchsvolle Wortspiele mögen und die es nicht stört, dass man manchmal das Gefühl hat, das Spiel würde einen Tick zu lange dauern.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Letter Jam: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.01.20 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.11.19 von Udo Kalker - Wir spielen Buchstabensalat und müssen den eigenen Salat herausbekommen, denn dieser wird ja nur verdeckt den anderen Spielern gezeigt. Durch die indirekten Runden gelingt dies meist ganz gut, auch wenn oft mehrere Alternativen zum Entschlüsseln des eigenen Buchstabens möglich sind. Das funktioniert aber erstaunlich gut und man bekommt meist sein Wort auch heraus. Wir hatten Spaß in lockerer Runde dabei.

Leserbewertungen

Leserwertung Letter Jam: 4,6 4.6, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.01.20 von Rodriguez - Für die lockeren Runden für die es gedacht ist, ist es irgendwie trist. Besser mit mehr Spielern spielen, um nicht die mechanisch wirkenden "Spielerzahl-Auffüll-Hilfsmittel" nutzen zu müssen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.01.20 von Andreas Arnold - Mittlerweile eines unserer Lieblingsspiele.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.01.20 von Hans Huehnchen - Hätte nie gedacht, dass ich von einem Wortratespiel Mal so geflasht werden würde wie von Letter Jam. Es liegt für mich noch deutlich vor Just One oder Krazy Wordz.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.01.20 von Thomas Z. - Noch ein Wortratespiel, macht aber vor allem in großer Runde durchaus Spaß und fordert heraus. Warum aber kann aber in diesen sowieso schon minimalistisch ausgestatteten Spielen das Material nicht perfekt machen? Mit 4 Chips mehr und größeren Notizzetteln hätte es zu 4 Punkten gereicht. Wir hatten auch öfter Wörter mit bis zu 12 Buchstaben!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.09.20 von Kichererbse - Macht viel Spaß Wörter zu kreieren und sein eigenes Wort zu finden. Ein Rundenzähler hätte definitiv gereicht, anstatt umständliche grüne und rote Blumenrundenzähler, da Sinn und Nutzen viel zu gering sind. Ansonsten ist das kooperative Familien- und Kennerspiel sehr zu empfehlen - auch aufgrund des Preises von ca. 15 Euronen.

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