Spielziel
Jeder Spieler versucht, mit seiner Adelsfamilie möglichst viel Einfluss auf die vier verschiedenen Zünfte im "Manhattan des Mittelalters", der Stadt San Gimignano, zu erhalten, damit er möglichst viele Türme bauen kann und somit das Spiel gewinnt.
Ablauf
Je nach Spielerzahl werden 2, 3 oder 4 sechseckige Spielplanteile, die je drei verschiedene Zünfte zeigen, auf den Tisch gelegt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass niemals zwei gleiche Zünfte aneinander grenzen. Außerdem erhält jeder Spieler 3 bzw. 4 Spielplanteile auf die Hand.
Danach hat jeder Spieler, der am Zug ist, drei Optionen, die er in der folgenden Reihenfolge durchführen muss bzw. kann:
- Einen seiner Spielsteine auf ein Zunftfeld legen
- Einen seiner Spielplanteile von der Hand auf den Tisch platzieren
- Einen Turm bauen (sofern dies möglich ist)
1. Spielstein einsetzen
Man darf einen seiner Spielsteine auf ein Zunftfeld legen. Dabei muss man darauf achten, dass auf jeder Zunft maximal zwei Spielsteine liegen dürfen, egal, ob es sich dabei um zwei gleichfarbige oder zwei verschiedenfarbige Spielsteine handelt.
2. Spielplanteil anlegen
Solange ein Spieler noch Spielplanteile auf der Hand hält, muss er nach dem Einsetzen eines Spielsteins einen dieser Spielplanteile anlegen. Dabei ist darauf zu achten, dass
- niemals zwei identische Zünfte aneinander grenzen und
- der neue Spielplanteil an mindestens zwei bereits gelegte Teile angrenzt
3. Turmbau
Hat ein Spieler mindestens je einen Spielstein auf vier aneinander grenzende verschiedenfarbige Zünfte gelegt, so darf er auf eines dieser Felder einen Turm setzen. Danach werden sofort alle auf diesem Feld liegenden Spielsteine (egal, ob eigene oder fremde) von der Zunft entfernt. Auf dieses Feld darf man ab sofort weder einen weiteren Turm noch einen Spielstein setzen. Wenn nach dem Bau eines Turmes in dieser Gruppe noch immer vier unterschiedliche Zünfte mit den Spielsteinen eines Spielers belegt sind, so muss der Spieler im nächsten Zug dort einen weiteren Turm bauen.
Das Spiel endet, wenn
- ein Spieler seinen zehnten Turm gebaut hat oder
- wenn es keinem Spieler mehr möglich ist, einen weiteren Turm ins Spiel zu bringen.
Es gewinnt der Spieler mit den meisten Türmen. Bei Gleichstand ist derjenige Sieger, der mehr Spielsteine auf den Zünften platzieren konnte.
Fazit
Wem der Spielablauf nach dem Lesen dieser Erklärung etwas verwirrend erscheint, der sei darauf verwiesen, dass die Spielregel genügend Beispiele zeigt, die jede Unklarheit beseitigen. Trotz der ausreichenden Bildbeispiele ist die eigentliche Spielregel nicht länger als zwei Seiten und genauso schnell, wie man sich diese durchgelesen hat, hat man den Spielablauf auch Mitspielern erklärt, die das Spiel nicht kennen. Ohne Zweifel schon mal ein Pluspunkt für das Spiel.
Was das eigentliche Spielmaterial anbelangt, gibt es keinen Anlass zur Beschwerde. Die Spielsteine sind aus Holz, die Spielplanteile aus stabilem Karton und – als definitiv neue Idee – die Türme aus Original-Ankersteinen. Ich persönlich finde das Material der Türme toll, allerdings empfanden es einige Mitspieler als unangenehm (so wie manche keine Kreide angreifen mögen). Nicht gerade angenehm ist das Turmmaterial unleugbar für jedermanns Nase, es sei denn, er verfügt über keine Geruchsnerven mehr. Die Steine stinken nämlich fürchterlich. Man sollte mal versuchen, sie einige Tage an die Luft zu setzen – vielleicht würden sie dann "nasenverträglicher". So schön die Steine anzusehen sind, so unpraktisch sind sie leider in der Verpackung. Der Plastikinnenteil der Spielschachtel ist nämlich viel zu dünn, um das Gewicht der Steine auszuhalten, wenn die Spielbox nicht waagrecht gehalten wird. Das heißt, alle, die sich das Spiel zuschicken lassen bzw. mal in einer Tasche in vertikaler Lage zu einem Spieltreffen transportieren wollen, müssen sich darauf einstellen, dass dieser Plastikteil komplett demoliert und zerrissen zum Vorschein kommt, wenn man die Schachtel wieder öffnet. Hier hätte man auf alle Fälle für ein stabileres Innenleben der Spielschachtel sorgen müssen.
Obwohl das Spiel schnell erklärt ist und einen sehr einfachen Spielfluss hat, ist es trotzdem ein Brettspiel, bei dem man nicht einfach drauflos bauen kann. Zum einen sollte man immer versuchen, die Mitspieler etwas zu bremsen, damit diese am Ende nicht unendlich viel Platz zum weiteren Ausbau Ihrer Turmstadt zur Verfügung haben, wenn alle anderen bereits in einer Sackgasse gelandet sind. Zum anderen muss man aber auch darauf achten, dass man seine Türme nicht auf Zünfte baut, die einen dann selbst daran hindern, in die eigentlich geplante Richtung weiterzubauen. Sehr schnell passiert es nämlich, dass man sich selbst das weitere Vorwärtskommen vermasselt hat. Auch sollte man nicht versuchen, einen Spieler, der vor einem an die Reihe kommt, gleich zu Beginn des Spieles herauszufordern, indem man auf die gleichen Felder setzt wie er. Letztendlich ist er nämlich immer vorher an der Reihe und sobald er einen Turm auf ein Feld baut, auf das man ebenfalls einen Stein gesetzt hatte, ist dieser Stein unweigerlich verloren und man zögert den ersten eigenen Turmbau somit um mindestens eine Runde weiter hinaus (was durchaus spielentscheidend sein kann).
Mit einer Spieldauer von ca. 30 Minuten ist San Gimignano zwar kein abendfüllendes, auf alle Fälle aber ein schönes Spiel für den Beginn, zwischendurch oder als Ausklang eines Spielabends. Alle Probespieler, die das Spiel sowohl zu dritt als auch zu viert spielten, waren einstimmig der Meinung, dass der Spielreiz beim Spiel zu viert wesentlich höher liegt als bei drei Mitspielern. Beim Spiel zu viert bekommen nämlich die Gemeinheiten der Mitspieler meistens alle in gleichem Maße ab, zu dritt kommt es sehr, sehr oft vor, dass einer alles abbekommt (der, der zu Beginn führt, also oft der Startspieler) und somit letztendlich keine Chance mehr auf einen Gewinn hat.
Die Altersempfehlung ab 8 Jahren würde ich eher ein bisschen nach oben setzen, weil ich glaube nicht, dass 8jährige die taktischen Raffinessen dieses Spieles schon völlig überblicken können. Denn in jedem Fall ist es ein Spiel für Leute, die eher taktische Spiele bevorzugen. Alle Spieler unserer Testrunden, die solche Spiele eher nicht mögen, haben den Spielreiz letztendlich auch eher schlechter bewertet, weil sie es sehr frustrierend fanden, wenn die Mitspieler einen Turm nach dem anderen bauten und sie selbst nie so recht voran kamen. Allen Liebhabern taktischer Spiele, denen der Preis für ein "Zwischendurch-Spiel" nicht zu hoch ist, ist San Gimignano aber auf alle Fälle eine Empfehlung wert!
P.S: Interessant ist ein kleiner Druckfehler auf der Rückseite der Verpackung, denn die englische Spielübersicht gibt eine Spieldauer von 50 Minuten an, die deutsche hingegen nur 40 Minuten. Was schließen wir daraus? Deutschsprachige Spieler können schneller denken als englischsprachige? :-)
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.