Spielziel
„Die Würfel sind gefallen“ ist zwar eine sehr freie Übersetzung des lateinischen Spieltitels, jedoch trifft es den Inhalt der Packung exakt. Auf dem Cover des Alea-Spieles heißt es weiterhin „Caesar würfelt nicht! Oder doch?!“. Caesar würfelt tatsächlich nicht mehr. Zumindest nicht in dieser Spielschachtel. Aber wir Spieler tun es auf jeden Fall.
Ablauf
Albert Uderzo hätte an der grafischen Gestaltung des Spieles seine wahre Freude. Neben dem Cover-Caesar zieren zwei musizierende Römer die Schachtel. Alle Figuren könnten direkt aus einem Asterix-Comic entsprungen sein. Fans der Comic-Bände können also neue Hoffnung schöpfen und sich direkt an die Illustratoren des Spieles wenden.
Doch was haben uns Jeffrey D. Allers und Bernd Eisenstein denn nun in die Schachtel gepackt?Neben den drei großen Gebäuden (Templum, Castrum und Senatus) finden wir ein ausbaubares Forum Romanum und eine kleine Latrina. Der Aufbau des Spieles ist denkbar leicht und beansprucht daher auch nur eine der insgesamt acht Seiten der Spielanleitung. Unter den Templum finden wir die Fortunaplättchen. Diese haben einen verdeckten Wert von 1 bis 3 Siegpunkten. Unter dem Senatus befinden sich die Senatskarten. Diese bringen uns Spielern Sonderfähigkeiten und Siegpunkte. Unter dem Castrum finden sich die Provinzen. Wie wir Römer es so gewohnt sind, wollen wir Britannia, Macedonia, Gallia, Hispania, Germania und Aegyptus in unseren Besitz nehmen. Selbstverständlich brauchen wir in diesen Gebieten aber auch Verwalter, die sogenannten Patrizier, welche wir im Forum Romanum finden. In der Latrina liegen einige Repete!-Plättchen für uns bereit.
Nachdem die acht farbigen Würfel des aktiven Spielers gefallen sind, wählt dieser eine Kombination aus und legt sie auf das entsprechende Gebäude.
- Im Templum platziert der Spieler einen beliebigen Würfel. Jeder folgende muss einen Würfel mehr hineinlegen und auch die Summe der Würfelpunkte muss den Wert der vorherigen übersteigen.
- Im Senatum finden Straßen aus Würfeln ihren Platz. Wobei aber eine Straße auch nur aus einem Würfel bestehen kann. Maximal kann so eine Straße von eins bis sechs aus sechs Würfeln bestehen.
- Im Castrum gelangt man mit möglichst großen Paschen an die begehrten Provinzen. Die Säulen des Forum Romanum - deren Anzahl sich nach der Spieleranzahl richtet – werden mit einzelnen Würfeln belegt. Hierbei gilt: je niedriger der Würfel, umso weiter links liegt er. Natürlich werden bereits liegende Würfel nach rechts – in die Latrina – verdrängt.
- Erwürfelt man nur Unnützes, hat man auch die Möglichkeit, einen Würfel direkt in die Latrina zu setzen. Gefällt das Würfelergebnis nicht, so nutzt man das Repete!-Kärtchen zum erneuten Wurf.
Alle Spieler würfeln so lange immer wieder neu, bis alle Würfel eines Spielers ein Zuhause gefunden haben. Anschließend erfolgt die Auswertung der Würfel.Der Sieger des Templum erhält zwei Fortunaplättchen. Gewinner und Zweitplatzierter des Senatus je eine Senatskarte. Die Provinzen werden unter den Gästen des Castrums aufgeteilt und die Patrizier werden den Forumsbesuchern zugesprochen. Zu guter Letzt erhalten alle Würfel in der Latrina noch ein Repete!-Plättchen.
Nach diesem Schema läuft das Spiel über fünf bzw. sechs Runden. Danach folgt die Endwertung. Den Wert der Provinzen erhält der Spieler nur, wenn mindestens ein Patrizier dort untergekommen ist. Ebenso bekommt man nur Punkte für Patrizier, welche auch in einer gleichfarbigen Provinz leben. Fortunaplättchen und die übriggebliebenen Repete!-Marken bringen zusätzliche Siegpunkte. Sehr ertragreich sind zusätzlich die Senatskarten, welche bestimmte Konstellationen extra honorieren bzw. ermöglichen. So kann es sein, dass jede weibliche Patrizierin einen weiteren Siegpunkt bringt, oder dass Patrizier gleicher Farbe noch ein Kind (einen weiteren Patrizier) aufnehmen können.
Fazit
Die Würfel sind gefallen. Bei so manchem Spieleverlag ist dies wörtlich zu nehmen. Wie sonst ist zu erklären, dass wir immer öfter eine Fülle an Würfeln in den Spielschachteln vorfinden? Gerade die letzten beiden Jahre bescherten uns Spielern doch so einige Strategiespiele, welche durch das Hinzufügen von Würfeln ein Glückselement erhalten haben.
So auch bei ALEA IACTA EST. Gleich 40 farbige Würfel finden in der Schachtel Platz. Das ist allerdings auch der einzige Teil des Spielmaterials, welcher einen passenden Platz hat. Provinzen und Senatskarten verheimlichen uns bis dato noch ihr Zuhause in der übersichtlichen Alea-Kiste. Das Material wirkt, als wäre es nach dem Entwurf des Schachteleinsatzes noch einmal erweitert worden?!
Die an Asterix angelehnte Grafik ist sehr angenehm und klar, allerdings wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Zwei Materialfehler führen sicherlich nicht zum Rückruf, stellen allerdings einen Kritikpunkt dar: Die viel zu kleinen Repete!-Marken sind schnell aus dem Auge verloren. Erheblich störender in unseren Runden waren jedoch die Grafiken auf den Senatskarten. Diese sind auch nach mehreren Runden immer noch nicht selbsterklärend und so ist derjenige, der die Auswahl aus mehreren dieser Karten hat, wieder ein Weilchen mit dem Erklärbogen beschäftigt. Dies stört den Spielfluss erheblich und hätte durch eine kurze Beschreibung auf der Karte selbst schnell aus der Welt geschafft werden können.
Das Ärgern der Mitspieler kommt in diesem Spiel nicht zu kurz, Interaktion ist also durchweg gegeben, auch wenn immer nur ein Spieler am Zug ist. Die taktischen Möglichkeiten sind jedoch relativ eingeschränkt. Deshalb ist die Sparte "Anspruch" auf der Schachtel korrekterweise auch als sehr niedrig angegeben.
Der Ablauf der Würfelrunden gestaltet sich in allen 5 bis 6 Runden gleich. Die Wertung am Ende des Spieles ist jedoch sehr gelungen, weil eine Provinz nur dann Siegpunkte bringt, wenn man auch die richtigen Patrizier hineinsetzen kann. Andererseits bringen diese auch nur dann Punkte, wenn sie in farbig passenden Provinzen untergebracht werden. Durch das geschickte Ausnutzen der Senatskarten ist es den Spielern möglich, viele Sonderpunkte zu machen. Jedoch hat auch Fortuna immer ein Wörtchen mitzureden, denn in jedem Bereich von ALEA IACTA EST spielen das Karten- und Würfelglück nicht unwesentliche Rollen.
Im Spiel mit zwei oder drei Spielern wird der Templum aus dem Spiel genommen. Da dieser erst im Spiel zu viert hinzukommt, ändert sich ab dieser Spielerzahl die Taktik grundlegend. Selbst ein geübter Spieler unterschätzt gelegentlich die Tragweite dieser Änderung. Allerdings trägt diese Ausweitung zu mehr Abwechselung bei.
Eine Partie endet bei erfahrenen Spielern nach ca. 30 Minuten. Bei Anfängern können die ersten Runden allerdings auch schon einmal die doppelte Zeit dauern.
Alles in allem ein kurzweiliges Spiel, welches neben nicht zu übersehender Materialmängeln (s. o.) durch einen einfachen und leicht zu erlernenden Mechanismus aufwartet. Alea – bisher der totsichere Tipp für Vielspieler - wird seiner Zielgruppe untreu und versucht zwischen Vielspielern und Familien eine Brücke zu schlagen. Allerdings bleibt die Gefahr, zwischen diesen beiden Stühlen sitzen zu bleiben.
Rezension Randolph Betten
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.