Rezension/Kritik - Online seit 13.12.2025. Dieser Artikel wurde 290 mal aufgerufen.

Moon Colony Bloodbath

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Autor: Donald X. Vaccarino
Verlag: Rio Grande Games
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 1 - 5
Dauer: 45 - 90 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2025
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4214
Moon Colony Bloodbath

Spielerei-Rezension

Wie die Fliegen

Wir stehen am Rande eines Kraters und schauen zufrieden hinab ins Tal. Da ist sie, unsere Mondkolonie. Die Kuppeln der einzelnen Segmente spiegeln die Strahlen der Sonne wider, wir sehen Menschen wie kleine Ameisen die Verbindungsröhren benutzen … und da sehen wir ein Leck in einer Kuppel und wie Menschen mit stummen Schreien hinaus ins Weltall gerissen werden. Und der Küchenroboter hat auch wieder einen Salatkopf mit einem menschlichen Kopf verwechselt. Da kommt jede Hilfe zu spät. Leider.

Ein ganz normaler Tag bei Moon Colony Bloodbath, ein Spiel, bei dem die Kolonisten unserer Mondkolonie Runde um Runde durch diverse Unfälle dezimiert werden, ohne dass wir etwas dagegen tun können. Unsere einzige Chance auf den Sieg ist, so lange wie möglich durchzuhalten und zu hoffen, dass jemand anderem die Kolonisten zuerst ausgehen. Dann ist das Spiel vorbei und wer die meisten Kolonisten hat, gewinnt.

Ähnlich wie beim Spiel Für die Krone gibt es hier ein einzelnes Kartendeck, das für alle Spieler den Takt vorgibt. Karte für Karte wird umgedeckt und getan, was die Karte von uns will. Ist der Stapel aufgebraucht, wird er gemischt und es geht von vorne los. Leider kommen aber pro Durchgang immer mehr Karten dazu, der Stapel wird also größer. Und gefährlicher.

Pro Durchgang kommen zwei Ereignisse in einer bestimmten Reihenfolge dazu. Das erste ist immer „Hunger“, was uns beim Aufdecken zwingt, unsere Kolonie zu ernähren. Pro ausgespieltes Gebäude kostet das einen Apfelchip. Konnten wir alle satt bekommen, gibt es sogar zwei Kolonistenchips dazu. Wer satt ist, macht halt gerne … Dinge.

Durch die Ereignisse kommen aber auch Unfälle, Roboter und die sogenannten „Twist“- Karten rein, die uns entweder etwas kosten oder uns eine kleine Aktionsmöglichkeit geben. Und dann sind da die vier „Work“ Karten und jede dieser Karten ist eine Aktion für alle. Man kann Geld aus der Mine holen, man kann Äpfel ernten, Gebäudekarten ziehen, eine Gebäudekarte ausspielen oder Warenkisten auf ausgespielte Gebäudekarten legen. Natürlich habe Gebäude Fähigkeiten, verbessern vielleicht Aktionen, machen etwas mit Warenkisten, geben uns andere Vorteile, wie z. B. einen „Perk“, eine spezielle Karte, die nur für diesen Spieler zählt, wenn sie aufgedeckt wird und einen kleinen Bonus abwirft.

Man merkt schon, der Kartenstapel wird immer voller und voller, aber es kommen keine neuen „Work“-Karten hinzu. Es bleibt pro Durchgang bei vier Aktionen, die wir machen können. Am Anfang fällt das nicht so ins Gewicht, da können wir fröhlich was machen. Aber Runde um Runde wird das Bibbern nach einer „Work“-Karte größer.

Was dafür mit einer erschreckenden Regelmäßigkeit ins Deck wandert sind Karten, die uns Kolonistenchips kosten. Roboter spielen verrückt, Sauerstofflecks tauchen auf, die Kolonisten gehen aufeinander los, alles kostet uns wertvolle Menschenleben. Haben wir keine Chips mehr, mit denen wir so eine schlimme Karte bezahlen können, müssen wir eine Gebäudekarte auflösen, die oben rechts zeigt, wie viele Kolonisten wir dafür bekommen. So dezimiert sich auch nach und nach unsere Kolonie, bis bei einem Spieler gar nichts mehr übrig ist und das Spiel endet. Übrige Kolonistenchips und die Kolonistenanzahl auf den Karten werden dann zusammenaddiert.

Allein beim Thema von Moon Colony Bloodbath scheiden sich schon die Geister. Manche empfanden es zu makaber, dass einem irgendwann die Kolonisten ausgehen. Andere fanden das Thema und die ganze Retro-Aufmachung erfrischend. Auch beim Spielgefühl polarisiert es, manche finden es langweilig und nervig, dass immer mehr und mehr Kolonisten sterben, ohne, dass man etwas dagegen machen kann. Manche finden diesen Wettlauf um den längsten Atem sehr gut und spannend.

Die Frage bei Moon Colony Bloodbath ist, ob man in der Lage ist, loszulassen. Hier wird alles nur noch schlimmer und nie besser. Selbst wenn man glaubt, es wird besser … nein. Das wird es nicht. In dieses Gefühl muss man eintauchen und sich davon treiben lassen, sonst wird man mit dem Spiel nicht warm.

Der Mechanismus an sich ist interessant. Wie schon bei Für die Krone hat das Kartendeck für alle Spieler eine besondere Spannung. Aber anders als bei Für die Krone spielt hier jeder nur für sich. Es gibt keine Interaktion. Das hat aber bei Für die Krone für den besonderen Kick gesorgt. Das ständige Belauern und Nachzählen, wie viele Rubine die anderen noch in ihren Schatztruhen haben. Nur, um am Ende überrascht zu werden, wenn sich herausstellt, dass jemand ganz anderes vorne lag. Wer bei Moon Colony Bloodbath vorne liegt, ist kein Geheimnis, das kann man jederzeit nachvollziehen – wenn man gute Augen hat und die Kolonistenanzahl auf den Gebäudekarten der Mitspieler entziffern kann.

Mein persönlicher Kritikpunkt: Die Grafik ist mir nicht „Bloodbath“ genug. Wenn der Roboterbutler einen abgetrennten Kopf statt einer Box auf dem Tablett hätte … oder wenigstens ’nen Arm oder ’ne Hand. Das „Blutbad“ in der Kolonie sieht man meistens nur im Namen der Karte und liest es aus dem Stimmungstext heraus. Ansonsten ist das Spiel fast völlig unblutig. Das müsste meiner Meinung nach anders sein. Damit die Spieler sehen, wieso was passiert. Da würden die Katastrophen für einige wesentlich mehr Sinn machen, wenn man das Resultat sieht auf der Karte sieht. Man kann ja alles im schicken 60er Jahre Retro-Style lassen. Außerdem: Wenn man ein Spiel schon „Bloodbath“ nennt, dann muss man auch liefern. Finde ich.

Eine gemischte Box, die einen interessanten Mechanismus hat, aber komplett vom Geschmack der Spieler abhängt. Irgendwie macht dieser Punkt das Spiel schon besonders. Aber halt nicht für jeden. Ich find’s toll und ich allein würde dem mindestens eine zwei geben. Aber hier geht’s ja nicht nur um mich. Probiert es aus, wenn ihr die Möglichkeit habt. Die englischen Kartentexte schafft man sich schnell drauf, ebenso wie die englische Regel.

Rezension Christoph Schlewinski

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Moon Colony Bloodbath: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.10.25 von Christoph Schlewinski

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