Rezension/Kritik - Online seit 05.06.2024. Dieser Artikel wurde 1118 mal aufgerufen.

The Same Game

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Autor: Wolfgang Warsch
Verlag: Edition Spielwiese
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 3 - 6
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2023
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 3497
The Same Game

Spielziel

Was für ein komischer Spieletitel! Und obendrein nicht unbedingt dazu geeignet, auf die Qualität einer Spieleneuheit hinzuweisen und die potentiellen Käufer zu überzeugen. Dabei bezieht sich "the same" ja gar nicht auf das Spiel selbst, sondern auf von den Spielern zu findende Objekte, welche mit einem zufällig gezogenen Gegenstand genau eine verdeckt zugeteilte und den Mitspielern verborgene Eigenschaft gemeinsam haben, sich in allen anderen ausliegenden Kriterien hingegen möglichst deutlich davon unterscheiden.

Ablauf

Klingt kompliziert? Ist es im Grunde genommen eigentlich gar nicht, aber als Erklärbär stößt man da schon an seine Grenzen. Wie soll man das etwas verdrehte Spielprinzip verständlich rüberbringen? Am besten mit einem Beispiel!

Unser Mitspieler Roland S. (Name von der Redaktion geändert) hat den Begriff "Heißluftballon" erhalten und zufällig ein Zahlenplättchen aus dem Beutel gezogen, welches ihm eine von sieben ausliegenden Eigenschaften zuordnet. Welche dies ist, dürfen wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Nach einer Denkpause schreibt er das Wort "Knödel" auf sein Tableau. Danach schließen wir die Augen, während er heimlich das entsprechende Zahlenplättchen umdreht und auf diese Weise als "Falle" kennzeichnet. Anschließend deckt er alle Zahlenplättchen mit Bechern ab.

Nun liegt es an uns herauszufinden, welche Eigenschaft Roland wohl gezogen haben könnte. Wir schließen sofort "Material" aus (ein Knödel ist definitiv aus etwas anderem gemacht als ein Heißluftballon) und decken den dort befindlichen Becher auf. Die Falle wird dadurch nicht sichtbar, sodass wir den Becher auf den Spielplan stellen dürfen. Auch bei "Verwendungszweck", "Preis", "Länge" und "Bewegung" sind wir uns ziemlich sicher. Und ja, wir liegen jedes Mal richtig. 2 Punkte für die Wertung haben wir damit schon fix.

Aber welches wird wohl das richtige Charakteristikum sein? Beide sind irgendwie rund, also könnte es ohne weiteres das "Aussehen" sein. Oder ist es die "Häufigkeit weltweit"? Heißluftballons wird's rund um den Globus schon einige geben, Knödel aber wahrscheinlich mehr. Oder gibt's diese nur bei uns in Mitteleuropa? Nach kurzer Diskussion einigen wir uns darauf, den Becher bei "Aussehen" aufzuheben. Oje, eine Falle. Damit ist der Spielzug von Roland zu Ende. Wir rücken unseren Siegpunktmarker 2 Felder vor, und der nächste Spieler ist dran.

Nachdem alle Spieler ausgewertet wurden, endet ein Durchgang. In Partien zu dritt oder zu viert folgt noch ein weiterer Durchgang. bevor das Spiel endet. Wie gut wir uns geschlagen haben, ist auf der Punkteleiste abzulesen. Haben wir eines der Medaillenfelder (Bronze, Silber oder Gold) erreicht, haben wir gewonnen. Ansonsten haben wir - je nach Position unseres Punktemarkers - mehr oder weniger verloren.

Fazit

The Same Game ist wieder so ein verdrehtes Kommunikationsspiel von Wolfgang Warsch, der schon mit einigen Spielen (The Mind, Subtext, Wavelength, u. ä.) bewiesen hat, dass er gerne originelle Spiele erfindet, bei denen wir um mehr als eine Ecke denken müssen.

Auch The Same Game fällt in diese Kategorie, denn es dauert eine Weile, bis man draufkommt, auf was es ankommt. Es muss nicht unbedingt ein Objekt gefunden werden, dass in der gesuchten Eigenschaft mit dem ausgeteilten Gegenstand absolut übereinstimmt. Vielmehr gilt es, ein Ding zu finden, welches sich in allen anderen Eigenschaften möglichst deutlich unterscheidet.

Die Suche nach einem geeigneten Objekt findet in der 1. Phase - "The Same" genannt - statt. Glücklicherweise wird diese Phase von allen Spielern gleichzeitig abgehandelt. Trotzdem kann es hierbei - je nach Schwierigkeit einer Aufgabe - zu Wartezeiten kommen, wenn ein Spieler länger braucht, bis er endlich einen passenden Begriff gefunden hat. Insofern kann man The Same Game ein wenig mit So kleever! vergleichen, bei dem die Spieler ebenfalls zur selben Zeit ihre Aufgaben vorbereiten.

In der 2. Phase - "The Game" - werden dann reihum die gefundenen Objekte auf die bereits beschriebene Weise durchgegangen. Die anderen Spieler müssen sich nacheinander jeweils auf eine Eigenschaft einigen, welche dafür nicht zutrifft. Dies kann in einigen Fällen recht eindeutig sein, wenn es doch erhebliche Unterschiede gibt. Manchmal kommt es dabei aber zu eifrigen Diskussionen, ja sogar zu philosophischen Betrachtungen, ob etwa eine Mikrowelle wichtiger für die Menschheit ist als Windeln. Genau diese Kommunikation macht den Reiz des Spiels aus, weshalb für mich The Same Game wesentlich besser in größeren Runden funktioniert als nur zu dritt. Theoretisch wäre es auch zu zweit spielbar, aber dann entfallen sämtliche Debatten, Argumentationen und sonstigen Meinungsäußerungen total.

Übrigens gibt es - wie bei den meisten Wortspielen - klare Regeln für die Auswahl der Objekte. So muss es ein konkreter, von Menschen gemachter Gegenstand sein, also weder Tiere, noch abstrakte Begriffe sind erlaubt. Logischerweise dürfen keine Zahlen verwendet werden, diese könnten ja auf die Nummer der gesuchten Eigenschaft hinweisen. Und außerdem darf kein zusätzliches Wort, wie ein Adjektiv oder die Angabe eines Materials benutzt werden. Bezeichnend - und überaus treffend formuliert - der generelle Tipp: Wenn man das Gefühl hat, mit seinem Tipp zu "schummeln", dann schummelt man wahrscheinlich!

In der allerersten Partie sollte man sich - um das ungewöhnliche Spielprinzip zu verstehen - mit dem leichtesten Schwierigkeitsgrad begnügen, für den sechs eher einfache Kategorien zufällig bestimmt werden. Später kann der Schwierigkeitsgrad allmählich gesteigert werden. Je höher das Level, umso mehr Eigenschaften werden aufgedeckt, wodurch die Gefahr wächst, in eine Falle zu tappen. Außerdem kommen schwerere Kategorien ins Spiel, welche mehr Interpretationsspielraum bieten, wie etwa "Erkläraufwand" oder "Komplexität des Aufbaus".

Aber nicht nur das Spiel selbst ist gewöhnungsbedürftig, sondern auch die grafische Gestaltung. Sie versprüht des zweifelhaften Charme eines 70er-Jahre Partyspiels und ist dementsprechend nicht unbedingt geeignet, Spieler zum Kauf zu animieren. Glücklicherweise gibt es ja kompetente Ratgeber wie "H@ll 9000", um potentielle Kunden auf eventuelle Qualitäten hinzuweisen, die hier auf jeden Fall gegeben sind. Wenigstens ist das Spielmaterial gleichermaßen solide wie praktisch, sodass es den Spielablauf reibungslos unterstützt.

The Same Game ist summa summarum ein originelles Partyspiel, welches von den Ideen und Überlegungen der Protagonisten lebt. Besonders in größerer Spielerzahl sorgen die angeregten Diskussionen, die Debatten über die Auslegung der verschiedenen Eigenschaften der Objekte für dermaßen viel Spaß und Unterhaltung, dass ich eine unbedingte Empfehlung ausspreche. Ausprobieren lohnt sich daher auf jeden Fall. Wir haben es zumindest in unseren Runden kein einziges Mal bereut.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung The Same Game: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.04.24 von Franky Bayer - Originelles, kooperatives Partyspiel, das auch von den anschließenden Diskussionen lebt. Erinnert etwas an So Kleever!, weil man auch hier ziemlich um die Ecke denken muss.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.12.23 von Michael Kahrmann - Ein weiterer eher durchschnittlicher Vertreter der kooperativen Party-Wortspiele. Ich spiele es aber trotzdem wieder mit.

Leserbewertungen

Leserwertung The Same Game: 4,0 4.0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.02.24 von Al - Nett, aber zu knifflig für ein lockeres Spiel. Wir bleiben bei So Kleever!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.02.24 von ravn - Solange man es bei der Begriffssuche nicht zu perfekt machen will und deshalb die Bedenkzeit zu lange dehnt, spielt es sich angenehm flott. Lebt von den gemeinsamen Diskussionen, was denn alles nicht passen könnte, und somit von der Spielrunde. Die Hütchen sind spielmechanisch toll, weil die Auflösung damit haptisch unterstützt wird. Einzig die Klapptäfelchen könnten ein wenig besser schliessen, so dass man nicht aus Versehen seine Nummer offenbaht - im Zweifel mit dem Stift beschweren. Immer gerne wieder, aber eine Session pro Spieltag reicht dann auch.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.06.24 von Tim - Das Spiel an sich macht (in der richtigen Runde) echt Spaß und bietet nette Gruppendiskussionen. Es ist, wenn denn jemand erklärt, wie es geht, ganz einfach, ABER: Sich die Regeln selbst übers Lesen zu erschließen ist absolut abschreckend. Das versteht keine normale Familie.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.06.24 von Maja - Kam in meiner Spielrunde sehr unterschiedlich an. Es kommt wirklich auf die Gruppe und die Kreativität an. Nicht für jeden, mir macht es aber Spaß für ab und zu in geselliger Runde.

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