Rezension/Kritik - Online seit 05.07.2024. Dieser Artikel wurde 1667 mal aufgerufen.

Federation

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Autor: Dimitri Perrier
Matthieu Verdier
Verlag: Eagle-Gryphon Games
Explor8
Strohmann Games
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 60 - 120 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
6,0 6,0 Leser
Ranking: Platz 905
Federation
Auszeichnungen:2023, As d'Or - Jeu de l'Année Expertenspiel Nominierung

Spielziel

"It has been said that democracy is the worst form of government except all the others that have been tried." So lautet das berühmteste Zitat Winston Churchills. Aber wie schaut es in ein paar Jahrhunderten, Jahrtausenden aus? Wohin entwickelt sich die Menschheit, und wie sind außerirdische Lebensformen politisch organisiert?

Das Spiel Federation versetzt uns ins Jahr 2442, in der das Universum in viele Föderationen unterteilt ist (bzw. sein wird), die Handel treiben, spionieren und sich weiterentwickeln. Wir versenden unsere Gesandten in eine dieser Föderationen, um möglichst viele Prestigepunkte zu sammeln, damit wir schlussendlich dort aufgenommen werden.

Ablauf

Der Senat der Föderation steht dabei im Mittelpunkt, nicht nur bildlich gesprochen im Zentrum des Spielplans. Seine 18 Aktionsfelder - drei Stockwerke zu je 6 Aktionsfeldern, eingeteilt in eine linke und eine rechte Seite - spielen auch eine zentrale Rolle im Spiel. Weiters finden wir auf dem Spielplan noch 5 Planeten: den blauen Mondplaneten 6Moon, den orangefarbenen Bergbauplaneten Neo, den purpurnen Nebelplaneten Atalum, den gelben Wüstenplaneten Arratooine und den grünen Roboterplaneten E81216.

Auf unserem Spielertableau finden wir die 12 unterschiedlichen Missionen, jeweils mit dem selben Symbol wie die dazugehörigen Aktionsfelder des Senats. Links verläuft die Akkreditierungsleiste, auf deren Startfeld ganz unten unser Akkreditierungsmarker beginnt. Außerdem sind auf dem Tableau Ablagefelder für Medaillen, Kristalle, Raumschiffe und ähnliche Sachen, welche wir im Laufe des Spiels sammeln. Wichtig sind aber vor allem die Plätze für unsere 4 Gesandten, mit denen wir unser Geschick zu steuern versuchen.

Eine Partie Federation geht über 5 Runden, welche in 2 Phasen unterteilt sind. In der Aktionsphase sind wir jeweils 4 Mal am Zug, danach folgt eine Einkommensphase. In unserem Zug setzen wir einen unserer Gesandten auf ein freies Aktionsfeld des Senats und führen die damit verbundene Aktion durch.

10 der Felder erlauben eine Planetenaktion (jeder Planet ist zwei Mal im Senat vertreten), welche unseren Einfluss auf dem entsprechenden Planeten erhöht und gleichzeitig einen Effekt auslöst. So erhalten wir etwa auf dem Bergbauplaneten Ressourcen (Lavandium, Kuppernium oder Ozeanium), können auf dem Handelsplaneten Handelsposten errichten, um Ressourcen gegen wertvollere Ressourcen oder andere Dinge zu tauschen, bekommen auf dem Mondplaneten vorteilhafte Manipulatoren für unsere Gesandten, sichern uns auf dem Nebenplaneten die Unterstützung von Gelehrten oder bauen auf dem Roboterplaneten Produktionsstätten, die uns in der Einkommensphase Einkommen bescheren, oder punkteträchtige Megastrukturen.

Weitere sechs Felder gestatten uns - oft gegen Bezahlung bestimmter Kosten - sogenannte Senatsraumaktionen, um beispielsweise Raumschiffe zu kaufen (Raum der Einkäufer) oder unseren Akkreditierungsmarker (dazu später mehr) 2 Felder nach oben zu bewegen (Raum der Beamten). Diese Felder erhöhen jedoch nicht unseren Einfluss auf den Planeten. Und schließlich gibt es noch zwei Felder für eine Spionageaktion, die uns ermöglicht, eine Aktion eines bereits besetzten Feldes zu kopieren.

Nachdem wir alle unserer Gesandten eingesetzt haben, folgt am Rundenende die Einkommensphase, in der wir hauptsächlich Einkommen aus unseren gebauten Produktionsstätten erhalten und die Kosten für unsere Akkreditierung (1 Kristall) entrichten müssen. Anschließend wird noch für jede Zeile des Senats ermittelt, wer dort die Mehrheit an Stimmen hält und folglich einige Prestigepunkte bekommt. Schlussendlich verabschieden wir noch eines der beiden ausliegenden Gesetze, je nachdem auf welcher Seite des Senats - links oder rechts - sich die meisten Stimmen befinden. Auch dies kann uns noch ein paar Prestigepunkte einbringen.

Nach der fünften Runde endet das Spiel. In einer Schlusswertung erhalten wir noch wertvolle Punkte für unsere gesammelten Medaillen, übrige Ressourcen und vor allem für Mehrheiten an finanzierten Projekten. Konnte unsere Delegation insgesamt die meisten Prestigepunkte sammeln, haben wir gewonnen und dürfen der Föderation beitreten.

Fazit

Bei einem derart komplexen Expertenspiel, wie es Federation nun mal ist (die Altersangabe "ab 14 Jahren" ist ein eindeutiges Indiz dafür), kann die oben angeführte Beschreibung nur eine rudimentäre Kurzübersicht darstellen. Ich habe einige Begriffe noch gar nicht erklärt, ein paar Mechanismen absichtlich vorerst beiseite gelassen.

Auf den Punkt gebracht ist Federation ein klassisches Arbeitereinsetzspiel, schließlich setzen wir bei jedem unserer insgesamt 20 Spielzüge einen unserer Gesandten ein. Die Einsatzfelder im Senat geben vor, welche Aktion wir damit ausführen können. Das Außergewöhnliche daran: Die Gesandten sind ganz bewusst keine dreidimensionalen Figuren, sondern flache Plättchen. Auf diese Weise verfügen sie über zwei verschiedene Seiten. Jede Seite hat eine andere Auswirkung auf das Spiel.

Die Investorenseite dient einerseits dazu, die gewählte Mission freizuschalten. Haben wir außerdem die erforderliche Akkreditierungsstufe (die Leiste am linken Rand unseres Tableaus) erreicht, sowie ein Raumschiff in unserem Hangar, können wir dann - einmal pro Zug und insgesamt 8 Mal - eine Mission erfüllen. Dies entspricht einer Zusatzaktion. Bei lediglich 20 Hauptaktionen in einer Partie versteht sich von selbst, dass jede Zusatzaktion einen wertvollen Vorteil darstellt.

Der zweite Zweck der Investorenseite liegt darin, die dazugehörigen Projekte zu finanzieren. In der Einkommensphase werden die Projektmarker über den 6 Spalten im Senat um so viele Felder vorgerückt, wie sich Gesandte mit ihrer Investorenseite darin befinden. Nur fertig finanzierte Projekte bringen uns in der Schlusswertung Prestigepunkte je nach unserem diesbezüglichen Einfluss (Mehrheitenwertung).

Die Abstimmungsseite hingegen soll uns vor allem in der Einkommensphase zusätzliche Prestigepunkte bringen. Zum einen werden in den drei Stockwerken des Senats die Mehrheiten an Stimmen ermittelt, was mit Punkten gemäß der Akkreditierungsstufe belohnt wird. Zum anderen wird dann in jeder Runde eines von zwei Gesetzen verabschiedet, je nachdem auf welcher Seite des Senats sich mehr Stimmen angesammelt haben. Das so verabschiedete Gesetz beschert uns Prestigepunkte für unser Engagement auf dem entsprechenden Planeten.

Die fünf unterschiedlichen Planeten und ihre Vorteile habe ich ja schon in der Spielbeschreibung kurz angerissen. Je nachdem, auf welche Planeten wir uns konzentrieren, ergeben sich andere Vorgehensweisen, andere Strategien. So können wir versuchen, mehr Ressourcen zu sammeln (durch den Bergbauplaneten, den Handelsplaneten oder durch Produktionsstätten), uns Vorteile durch Gelehrte schaffen (Nebelplanet) oder unsere Gesandten "upgraden" (höhere Stimmen und/oder Sofortboni).

Aber auch andere Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Etwa die Medaillen, die wir auf den Planeten erhalten können. Hierbei entwickelt sich eine Art Wettrennen, denn für jede Medaille ist ausreichend Einfluss auf einem Planeten erforderlich. Schnappt uns ein Mitspieler eine Medaille weg, benötigen wir dort schon mehr Einfluss.

Haben wir bereits viel Einfluss auf einem Planeten, wollen wir möglichst viel davon profitieren, sodass wir einerseits alles daran setzen werden, die entsprechenden Gesetze zu verabschieden, welche uns dafür mit vielen Prestigepunkten belohnen, und andererseits auch die dazugehörigen Projekte zu unterstützen. Diese feine Abstimmung, wann wir wo welche Gesandten auf welcher Seite ausspielen, zusammen mit der für "worker placement games" typischen indirekten Interaktion um die begehrten Einsetzfelder, macht Federation zu einer herausfordernden Angelegenheit.

Es lohnt sich daher, frühzeitig einen Blick auf die Schlusswertung zu werfen, und die dabei möglichen Prestigepunkte rechtzeitig in Angriff zu nehmen. Die meisten Punkte gibt es da für gesammelte Medaillen (maximal 30, wenn wir alle bekommen konnten), sowie finanzierte Projekte (abhängig von der Spielerzahl bis zu 16 Punkte pro Projekt). Während des Spiels sind es hauptsächlich die Mehrheitswertungen im Senat und das Bauen von Megastrukturen, die uns Prestigepunkte einbringen. Die Megastrukturplättchen stellen uns dabei vor ein kniffliges Dilemma, denn einerseits wollen wir diese möglichst früh errichten, um einen höheren Multiplikator (bis zu 3 x) zu erzielen, wollen aber auch allzu gerne zuwarten, um die geforderte Bedingung möglichst gut zu erfüllen.

Das Spielmaterial ist reichhaltig, mit extragroßem Spielplan, jeder Menge Plätchen, Kärtchen und sogar diversen Holzmarkern und -figuren. Praktischerweise wurden ein paar Plastikboxen beigefügt, sodass man das Material schön sortieren und aufbewahren kann. Trotzdem dauert es ein Weilchen, bis das Spiel fertig aufgebaut ist und man endlich losspielen kann. Die Spielanleitung ist vorbildlich, mit einer guten Gliederung, ausreichend bebildert, sowie mit einem detaillierten Glossar, in dem alle Plättchen genau beschrieben werden. Auf der Rückseite des Regelhefts findet sich zudem noch eine Symbolübersicht, sodass keine Fragen offen bleiben.

Federation ist aufgrund der Fülle an Details und der vielen Möglichkeiten eindeutig den Expertenspielen zuzuordnen. Als Erklärbär habe ich mich aber immer recht leicht getan, denn das Spielprinzip - Arbeitereinsatz mit zwei unterschiedlichen Seiten - ist für erfahrene Spieler schnell verstanden. Die unterschiedlichen Planeten sorgen für viel Abwechslung. Auch der Wiederspielreiz ist recht hoch, da die verschiedenen Planeten mehrere Vorgehensweisen erlauben. Allerdings muss man für die allererste Partie unbedingt etwas mehr Zeit veranschlagen. Sobald man Federation aber mal kennt, geht es doch recht flott, sodass die angegebene Spieldauer von etwa 30 Minuten pro Spieler - außer mit notorischen Grüblern - fast eingehalten werden kann.

Ich kann Federation also allen Liebhabern von interaktiven, schön verzahnten Expertenspielen ruhigen Gewissens ans Herz legen.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Federation: 5,0 5,0, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.24 von Franky Bayer - Arbeitereinsetzspiel aus dem Kennerbereich, mit dem originellen und interessanten Clou, dass die Gesandten (= die Arbeiter) zwei unterschiedliche Seiten (Abstimmung/Projekt) aufweisen. Fünf Planeten bieten unterschiedliche Vorgehensweisen. Solide 5.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.04.23 von Michael Andersch - [26.03.2023] Erstbewertung: Null Flair, pure Mechanik. Das Design ist mir zu schreiend bunt, andererseits hilft die Farbigkeit beim Spiel, wie auch die Ikonografie insgesamt ist gut (von der Ausnahme abgesehen, dass bei abgebildeten Rohstoffen kein Unterschied gemacht wird, ob man diese erhält oder bezahlen muss). Erfreulich angenehme Interaktion - kein Multiplayer-Solitär. Unterm Strich solide, aber aufgrund der Sterilität packt es mich leider nicht wirklich. [14.04.2023] Update: Nach weiteren Partien hat es zwar immer noch kein Flair, aber die unterschiedlichen Strategien die man gehen kann gefallen mir schon gut (auch wenn es bei weitem nicht so variabel ist wie z.B. ein "Auf den Spuren von Marco Polo"). Daher Aufwertung auf knappe 5 Punkte.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.01.24 von Michael Timpe - Macht mir recht spass das Spiel, obwohl es recht mechanisch ist. Spielt sich aber einigermassen zügig da zwar viel aber übersichtliche Gestaltung. Und auch ein wenig Interaktion ist gegeben, so dass die Mitspielerzüge nicht völlig egal sind. Am besten (engsten) zu viert aber dann dauert es auch recht lange.

Leserbewertungen

Leserwertung Federation: 6,0 6.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.07.23 von Kichererbse - „Federation“ ist ein gehobenes Kenner- und Expertenspiel für 2-4 Spieler ab 14 Jahren und dauert pro Spieler etwa 30 Minuten, bei 4 Spielern also 120 Minuten. Worum geht es? Wir schreiben das Jahr 2442. Dank des technischen Fortschritts konnte die Menschheit die Antwort auf eine ihrer größten Fragen finden: Außerirdisches Leben existiert tatsächlich! Der erste Kontakt erfolgte zu einer Zeit, als die Ressourcen auf der Erde knapp wurden. Seinerzeit wuchsen unsere Bedürfnisse und unser Wissensdurst gleichermaßen und so träumten wir von immer neueren Technologien. Wir lernten, dass das Universum in viele Föderationen unterteilt ist, die Handel treiben, spionieren und sich weiterentwickeln. Eine dieser Föderationen besteht bisher nur aus fünf Planeten und sucht nach weiteren Mitgliedern. Viele wollen in diese Föderation aufgenommen werden. Doch nur die Delegation, die innerhalb von 5 Jahren zur prestigeträchtigsten wird, wird dieses Ziel erreichen. Eine Partie Federation verläuft über 5 Runden, in denen ihr abwechselnd am Zug seid. Jeder von euch führt eine Delegation aus 4 Gesandten an. In eurem Zug legt ihr immer 1 eurer Gesandten auf ein Aktionsfeld im Senat, um eure Hauptaktion auszuführen. Jeder Gesandte hat zwei Seiten: eine Abstimmungs- und eine Investorenseite. Je nachdem, auf welche Seite ihr euren Gesandten legt, löst er unterschiedliche Effekte aus. Wer am Spielende die meisten Prestigepunkte gesammelt hat, tritt der Föderation bei und gewinnt das Spiel. Fazit: Wir wollen Teil der Federation der Planeten werden. Dazu erfüllen wir Missionen, erkunden das Weltall und errichten Gebäude: Das macht große Laune! Der Aufbau des Spiels mit dem tollen, bunten, wertigen Material dauert leider recht lange. Aber dann wird man mit einem fantastischen Spielerlebnis belohnt: Federation bietet mit dem spannenden Worker-Placement-Mechanismus viele Möglichkeiten und Taktiken, Punkte zu sammeln. Uns hat es sehr großen Spaß gemacht, ist sehr empfehlenswert und daher ganz klar Daumen hoch! 😀👍

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