Rezension/Kritik - Online seit 25.01.2016. Dieser Artikel wurde 9393 mal aufgerufen.
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Zwei gewaltige Reiche kämpfen um die Vorherrschaft in der fiktiven Welt Rivet. Das Kaiserreich Bismark und der Verbund der allierten Staaten. Da die Rivalen aber permanent neue Armeen ausstoßen müssen, liegen Wissenschaft und Weiterentwicklung brach. Was dazu führt, dass man sich mit dem behelfen muss, was man hat: Dampf und Metall. Was mehr als skurrile Gefährte zum Leben erweckt.
Hat man die beiden Fraktionen verteilt und sich für eine Mission entschieden, bereitet man den Spielplan vor und würfelt meist darum, wer anfängt.
Ein eigener Zug besteht aus folgenden Phasen, die man alle nacheinander durchführt:
Eine Mission endet, sobald ein Spieler die von der Mission vorgegebenen Siegpunkte erreicht hat. Gegebenenfalls wird die Runde aber noch zu Ende gespielt, damit alle Spieler gleich oft am Zug waren.
Wie man anhand der Spielbeschreibung schon sehen kann: Rivet Wars ist kein sonderlich komplexes Spiel. Und das ist schon ungewöhnlich für ein Kriegsspiel mit verschiedenen Einheiten, die verschiedene Fähigkeiten etc. haben. Da geht der Herausgeber "Cool Mini or not", wie schon bei Zombicide und Arcadia Quest, einen sehr konsequenten Weg: Kämpfe bitte so einfach wie möglich halten. Auch, wenn es bei manchen Spielern Stirnrunzeln erzeugt. Das führt auch bei Rivet Wars zu einem erfreulich schnellen Einstieg und bereits nach ca. 15 Minuten Regelnlesen legt man los. Details kann man immer noch im Spiel erklären.
Ein weiterer großer Vorteil dieses Spiels: die Miniaturen. Die sind einfach unglaublich gut gemacht und wirklich jeder, der am Tisch vorbei kam, während Rivet Wars gespielt wurde, blieb sofort stehen und schaute interessiert zu. Diese skurrile Mischung aus Steampunk und Erster-Weltkrieg-Ästhetik ist hervorragend gelungen.
Spielerisch ist Rivet Wars - trotz seiner prall gefüllten Packung - kein Schwergewicht. Man muss sicherlich viele Entscheidungen treffen, allein schon, wohin neue Einheiten platziert werden. Oder wie weit sie sich bewegen sollen, um vom Gegner nicht gleich angegriffen werden zu können. Aber das sind alles kurzfristige und damit auch eher taktische Elemente, die Rivet Wars hat. Eine richtige Strategie kann man sich in diesem Spiel, aufgrund der Würfel und der Actionkarten nur schwer zurechtlegen. Aber darauf ist dieses Spiel auch nicht ausgelegt. Es lebt von den plötzlichen Stellungswechseln auf dem Brett, der Unvorhersehbarkeit der Würfel sowie der Karten. Aber man muss sich auf diesen Punkt schon einlassen, sonst wird man von diesem Spiel enttäuscht.
Für uns Deutsche mutet es im ersten Augenblick merkwürig an, dass da ein "Bismark-Reich" gegen Alliierte kämpft ... und die Generäle z. B. "Romler" und "Baron Gustav Tanken" heißen. Das liegt natürlich daran, dass es für Amerikaner sehr exotisch klingende Namen sind, die gleich einen leichten Kriegshauch verbreiten, jedoch bei uns eher ein leichtes bis irritiertes Schmunzeln auslösen. Aber eben manchmal auch mehr als das: Es gab Spieler, die konnten sich mit der Idee, den Ersten Weltkrieg in Steampunk-Atmosphäre zu spielen, überhaupt nicht anfreunden. Manche fanden es sogar ein wenig geschmacklos.
Was an Rivet Wars nicht so gefällt:
Diese Punkte führen dazu, dass Rivet Wars hier zwar gerne gespielt wird, aber nicht so oft auf den Tisch kommt wie andere Miniaturenschlachten. Trotzdem hat es eine sehr treue und begeisterte Spielerschaft, die sich - wie oben schon erwähnt - gleich auf die Erweiterungen gestürzt hat und ziemlich ins Schwärmen kommt, wenn sie davon erzählt.
Ich hab auch mal mit Erweiterungen gespielt und musste sagen: wirklich großartig ... aber es geht hier eben nur um die Grundbox, und da muss man die Erweiterungen außen vor lassen.
Rivet Wars hat überraschenderweise bei einer bestimmten Gruppe ziemliche Begeisterung ausgelöst: Väter und Sohne (ganz selten auch: Töchter ... und noch seltener: Mütter). Bizarre martialische Miniaturen gepaart mit einfachen Regeln, das kam gut an. Und machte bei vielen Vater/Sohn-Teams Lust auf mehr. Da wurde plötzlich eigenständig recherchiert, was es im Bereich der "Miniaturen-Kriegsspiele" noch so auf dem Markt gibt. Menschen, die sonst selten spielen, wieder spielend an den Tisch zu bringen, das ist schon eine Leistung. Aber dass sie sich dann auch noch für so ein spezielles Feld im Spielbereich anfangen zu interessieren, das ist toll.
Die Aspekte, bei denen Rivet Wars richtig glänzt: Durch die Miniaturen sofort Lust auf eine Partie entfachen und durch die einfachen Regeln schnell anfangen können. Dazu noch die Idee der Aufsteckfiguren, mit denen man seine großen Gefährte immer mal wieder verändern und den Gegebenheiten auf dem Schlachtfeld anpassen kann. So etwas hab ich in dieser Materialqualität selten in einem Spiel gesehen und es gibt Rivet Wars den kleinen Bonus des Besonderen.
Deshalb sollte man ruhig einen Blick auf dieses Spiel riskieren und mal bei einer Partie zugucken oder mitmachen. Aber man muss auch immer im Hinterkopf haben: Das ist nur die Grundbox, die einen in die Welt einführen soll. Mehr Regeln, Figuren, Fähigkeiten etc. werden mit den Erweiterungen kommen.
Rezension Christoph Schlewinski
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Rivet Wars: 3,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.07.15 von Christoph Schlewinski - Eine sehr starke 4 für eine tolle Grundbox, die aber ihr Potential erst mit den Erweiterungen richtig zeigen kann. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.09.17 von Michael Andersch - Ich bin kein Miniaturen-Freak, von daher gibt das bei mir keinen Bonus. Unbemalt schon gar nicht... Das Spiel selbst: Einfache Regeln, aber nervige Unterschiede in den Einheiten. jede einzelne Einheit, bewegt sich anders, kämpft anders (unterschiedliche Reichweite, Angriffsstärke, mögliche Ziele) - das nervt, weil man auch permanent schauen muss, was der Gegner seinerseits im Einzelnen so kann. Was auch nervt: Missionsziele können leicht oder im Einzelfall unschaffbar sein - und man hat keine Möglichkeiten des Tausches. Und was noch mehr nervt: Letztlich dominiert das Würfelglück. Und wer einmal auf dem Plan stärker ist, der macht das Rennen auch (es sei denn, das Würfelglück wäre gegen ihn). In Summe: Viel Brimborium um wenig Spiel. |
Leserwertung Rivet Wars: 4.0, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.07.15 von Markus Bach - Ein rundes, knackiges, taktikreiches und vor allem niedliches Miniaturen-Konfliktspiel, das schnelle Szenarios und relativ wenig Grundregeln bietet. Man sollte es aber aufgrund der wichtigen Erweiterungen (z.B. Lufteinheiten) auf Englisch kaufen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.08.17 von Andreas Freye - Die Minaturen sind natürlich sehr schön, der Rest vom Spielmaterial ist eher so lala. Spielerisch vielleicht mal etwas anderes, aber auch ein bisschen langweilig, da man eigentlich in jedem Szenario die immer gleichen Ziele erfüllen muss/kann. Wer da doofe Ziele zieht schaut in die Röhre, da man diese nicht einfach abwerfen kann und was neues zieht. Zudem ist das Spiel leicht unübersichtlich, vor allem bezüglich der Werte für Angriff und gegnerische Rüstungsklasse. Also man kann das Spiel schon mal spielen, aber ein Spiel mit Countern und aufgedruckten Werten ist mir da lieber. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.08.17 von Maik Bretschneider - Wir zimmern uns ein Steampunkweltkriegsszenario zusammen und bestücken das ganze mit Miniaturen (die Menge kreischt). Erstnochmal auf die Einheitenkarten und das Übersichtstableau geschaut und los gehts. Rivet Wars will ein einfaches Strategiespiel sein. Wir setzen Einheiten, kämpfen und ziehen danach (hää?). Ja genau. Mal was anderes. Bei verschossener Munition marschiert es sich bekannlich leichter- also nachdem man nochmal auf die Einheitenkarten oder das Übersichtstableau geschaut hat, denn die Bewegungsfähigkeit ist unterschiedlich. Genau, man kann mit bestimmten Einheiten nur bestimmte gegnerische Kräfte bekämpfen. Dabei hilft: richtig, ein Blick auf die Einheitenkarten bzw. das doppelseitige Übersichtstableau. Bevor es zu einem Verriss ausartet, drei offene Fragen: 1. Wieso fünf (?) verschiedene Panzerungen- Bürokartie auf dem Schlachtfeld? Lösung: einen Blick auf die Einheitenkarten/ das Übersichtstableau werfen. 2. Kann man nur gradeausschießen oder auch zur Seite? 3. Vertreibt der Hersteller auch Spieltische? Achtung, der gemeine Küchentisch versagt seinen Dienst. Die Miniaturen sind knuffig aber allzuoft verwechselt man die Dinger (wenn man vorher die Einheitenkarten/ das Übersichtstableau nur grob überschlägig beachtet). Aufsteckfiguren/ Missionskarten? Hättes es auch nicht wirklich gebraucht. Wertung: Bei der Vater- und Sohn-Zielgruppe bin ich raus, wie auch bei allen Anderen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.11.17 von Christiansen - Tolle Miniaturen und auch das weitere Material ist erstklassig. Leicht zu lernen und schnell zu spielen. Nur das Thema ist nicht jedermanns Geschmack. |