Rezension/Kritik - Online seit 20.11.2011. Dieser Artikel wurde 4066 mal aufgerufen.

Mammut Mambo

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Autor: Roberto Fraga
Illustration: Anke Pohl
Thilo Rick
Nora Nowatzyk
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: André Beautemps
Spieler: 3 - 6
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2011
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4006
Mammut Mambo

Spielziel

"Kennen Sie das auch? Klirrende Kälte, ständiges Jagen unter Einsatz des eigenen Lebens und dann keine Abwechslung in der kargen Freizeit? Das muss nicht sein! Kommen Sie zu Robertos Tanzpalast! Schütteln Sie ihre Glieder im Takt mit den anderen und lassen Sie für ein paar Momente die Mammuts Mammuts sein (gilt nur, bis einige Mammuts unmittelbar vor der Tür stehen)".

Auszug aus einem steinzeitlichen Werbeflyer, gefunden vor einem Höhleneingang in der Nähe des Pleistozän

Ablauf

Davon ausgehend, dass niemand diesen wirklich sehr, sehr alten Tanz noch auswendig beherrscht, erhalten alle Mittänzer einen gleich großen Stapel an Vorgabekarten, auf denen jeweils ein Tanzschritt (entspricht einer Geste) und ein dazu gehöriges Geräusch abgebildet sind. Darunter sind insgesamt sieben Jagdkarten gemischt, die eine innige Beziehung zu den in der Mitte des Tisches platzierten Mammutfiguren haben, wie wir später erfahren werden. Außerdem existiert eine Zeitleiste für die Abbildung der Jagden.

Die Karten liegen jeweils als verdeckter Stapel vor einem Spieler. Der physiognomisch am stärksten an unsere Vorfahren gemahnende Spieler wird zum Stammesführer erklärt und erhält die entsprechende Figur sowie das Recht, das Spiel und den Tanz zu eröffnen. Dazu dreht er die oberste Karte seines Stapels um. Nun vollführen alle Spieler gleichzeitig die Geste und sagen, singen, grunzen oder schreien das Geräusch. Laut Spielregel soll gerufen werden, es ist jedoch ganz offensichtlich Interpretationssache, was unter "rufen" zu verstehen ist.

Es folgt im Uhrzeigersinn der nächste Tänzer und deckt wiederum von seinem Stapel die oberste Karte auf. Alle Spieler widmen ihre volle Aufmerksamkeit zunächst dieser Karte, vollführen Tanzschritt und Ruf, um anschließend die erste Karte ebenso abzuhandeln. Ab der dritten offenen Karte muss man sich auch noch um die Reihenfolge der Tanzschritte Gedanken machen: Freilufttänze (heller Kartenhintergrund) finden grundsätzlich im Uhrzeigersinn statt, Höhlentänze hingegen entgegen dieser Richtung. Dabei ist immer nur der Hintergrund der Karte ausschlaggebend, die gerade aufgedeckt wurde und den ersten Tanzschritt vorgibt.

Weil das alles noch nicht ausreicht, kommt (zumindest für geübtere Runden) noch eine weitere Schikane hinzu: Ist ein und derselbe Tanzschritt mehrfach zu sehen, wird er lautlos ausgeführt, d. h. nur die Geste wird gezeigt, wenn die Karte dran ist, aber das Geräusch nicht akustisch wiedergegeben.

Sobald ein Spieler einen deutlichen Fehler macht (und dabei ertappt wird), erhält er zur Strafe des "Aus-der-Reihe-Tanzens" alle bereits aufgedeckten Karten aller anderen Mitglieder der Tanzgruppe.

Wird eine Jagdkarte aufgedeckt, unterbricht dies die Tanzeinlage und sorgt für eine hektische,ebenfalls gleichzeitig vollzogene Jagd auf die Mammuts. Da sich leider hiervon eines weniger als Mitspieler in der Tischmitte befinden, geht ein Jäger leer aus und bekommt schon wieder alle bis dahin offen liegenden Karten. Derjenige, der das pinke(!) Mammut ergattern konnte, wird neuer Stammesführer und darf sowohl je eine Karte an zwei beliebige Mitspieler verteilen als auch den Markierungsstein auf der Zeitleiste um ein Feld nach rechts versetzen. Zu allem Überfluss bekommt er auch noch die Stammesführerfigur und darf die nächste Tanzrunde eröffnen.

Tanz und Jagd enden sofort, sobald ein Spieler seine letzte(n) Karten losgeworden ist oder die siebte Jagd durchgeführt und ausgewertet wurde. Ist die zweite Siegbedingung eingetreten, wird der Sieger durch den niedrigsten verbliebenen persönlichen Kartenstapel und bei Gleichstand durch den aktuellen Stammesführer bestimmt.

Fazit

Die äußerliche Hülle dieses Spiels legt dessen Kategorie gleich schon mal fest: Unter der Reihe "Partyspiele" veröffentlicht Ravensburger eine neue Linie im Verlagsprogramm. Damit wird auch sofort klar, auf welches Niveau man sich einlässt. Was so manchen Testspielkandidaten immerhin ehrlicherweise die Einladung zu einer Runde ablehnen ließ. Haben diese Herrschaften etwas verpasst?

Zunächst nichts ungewöhnliches: Solide hergestelltes Material, auch die Schachtelgröße gibt höchstens in der Kategorie "Schon wieder ein neues Format" Anlass zu seichtem Jammern. Etwas auffälliger ist da schon mal das nicht nur so bezeichnete, sondern wahrhaftig vorhandene pinke Mammut. Immerhin scheint dieses Tier nicht die einzige Außenhaut in dieser Farbe zu besitzen, da auch die auf den Tanzkarten abgebildeten Tänzer mitunter in gleichfarbiges Fell gehüllt sind.

Die Erläuterungsbeilage ist wohl proportioniert und leicht verdaulich. Ungewöhnlich überpräsent sind fotografische Darstellungen von beispielhaften Spielsituationen zur Unterstützung der Spielregel. Ein Extrahinweis an Neueinsteiger weist die Variante aus, zunächst die Regel des Lautverzichts bei gleichen Karten unbeachtet zu lassen, was aber eigentlich nicht wirklich Not tut. Insgesamt muss man sich den Haken, will man hier einen finden, schon selbst auf das doppelt quergefaltete DIN-A4-Blatt kritzeln.

Die angegebene Spieldauer von einer halben Stunde ist realistisch. Manche Runden sind kürzer, die Dauer ist letztlich auch abhängig von der Anzahl der Teilnehmer. Eine übertriebene bzw.als unnötig lang empfundene Spielzeit hat bisher kein Turniertänzer moniert.

Obwohl selbst bei Spielaufbau und -erläuterung die ein oder andere hochgezogene Augenbraue zu beobachten war, ergaben sich der Spielfluss und ein durchweg positives Spielgefühl sehr schnell und bereits nach wenigen Tanzschritten. Aus diesem Grund ist die von mir zunächst ebenfalls als irritierend empfundene Mischthematik vermutlich sogar bewusst gewählt. Ähnlich der Teilnehmer von Anfängertanzkursen werden die allermeisten nach kurzer Zeit doch in die vorhandene Gruppendynamik einsteigen und das sogar gern. Jedenfalls habe ich bisher keine bessere Erklärung für den Umstand gefunden, dass die eigentlich klassische und nachvollziehbare Kombination Höhlenmensch und Mammutjagd doch durch die Tanzchoreografie in ein ungleiches Trio umgewandelt wird.

Und hier schließt sich der Kreis zur Spielverpackung: "Schräg, schnell, spannend!" wird dort alliterativ geworben. Die ersten beiden Attribute attestiere ich gern, die letzte Eigenschaft ist nicht so wirklich zutreffend. Muss sie auch nicht sein. Die Orientierung für eine Erwartung an dieses Spiel sollte vorrangig an dem Namen der Linie festgemacht werden. Und dabei steht dann der gemeinsame Spaß während der Spielzeit immer an erster Stelle. Garantieren kann man auch das leider nie, aber eine große Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ziel bei allen Jagdpausentänzern erreicht wird, ist gegeben.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Mammut Mambo: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.10.11 von André Beautemps - persönliche Tendenz zur Spielreiznote 5, ich tanze im Moment einfach zu selten (von der Jagd wollen wir mal gar nicht erst reden...)
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.11 von Andreas Molter - ein echt steinzeitlicher Spaß, und gegen die Eiseskälte der kommenden Eiszeit hilft nur Bewegung!

Leserbewertungen

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