Spielziel
Auf dem Weg nach Rom zu Caesars Palast versuchen die Spieler durch geschickten Handel mit Rohstoffen Privilegien anzusammeln und somit in der Gunst des Imperators zu steigen. Doch Vorsicht, wer sich für diesen Weg zu viel Zeit nimmt, wird die Stadt Rom nicht rechtzeitig erreichen und damit nicht an der Wertung teilnehmen können. Nur wer die Balance bei der Wahl der Aktionen halten kann und auf Ungeplantes richtig reagiert, wird das Spiel gewinnen.
Ablauf
Jeder Spieler hat 15 Felder auf seinem Weg in den Palast des Imperators in Rom zurückzulegen und versucht im Rahmen seines Spielzugs schnellstmöglich diesen Weg voranzuschreiten, ohne jedoch auf das Sammeln von Privilegien zu verzichten.
Der Spielzug eines Spielers teilt sich grundsätzlich in die Bereiche „Aktionen ausführen“ und „in der Gunst des Imperators steigen“.
Aktionen ausführen
Den Spielern stehen 12 verschiedene Aktionen zur Verfügung. Mit diesen Aktionen können sie an Rohstoffe (Getreide, Wasser, Wein) gelangen, diese verkaufen und dadurch Geld erwirtschaften, damit wiederum Vestalinnen oder Legionäre kaufen, die Chancen im Kampf um die Gunst des Imperators erhöhen (durch den Erhalt zusätzlicher Würfel), heiraten, Gebäude errichten (die wiederum zusätzliche Vorteile bieten), den Weg nach Rom voranschreiten und sich letztendlich zum Startspieler machen lassen.
Die 12 Aktionskarten werden zu je 3 Stück an die 4 Spielfeldränder verteilt. Ein Spieler kann in seiner Spielrunde nur eine der 3 Aktionen durchführen, die an seinem Spielrand anliegen. Hat sich ein Spieler eine seiner 3 Aktionen ausgesucht und durchgeführt, muss er die Karte prompt wegtauschen. Dafür sucht er sich eine der 9 verbleibenden Aktionen für die nächste Spielrunde aus. Diese neue Aktion ist eine Spielrunde lang vor einem Tausch geschützt. Durch diesen Mechnismus wechseln die Aktionskarten zwischen den Spielern hin und her und verändern stetig die Möglichkeiten der Spieler, ihr Spiel zu gestalten.
Wer noch einen Legionär vor sich ausliegen hat und diesen investieren möchte, hat die Möglichkeit eine zweite seiner drei Aktionen durchzuführen.
In der Gunst des Imperators steigen
Hat ein Spieler seine Aktion(en) durchgeführt, geht es nun ans Würfeln. Es gibt 6 Stufen der Gunst und jede ist einem Würfelwert zugeordnet. Je höher die gewürfelte Zahl ist, desto mehr Möglichkeiten werden dem Spieler geboten. Hat ein Spieler z. B. eine 4 gewürfelt, kann er eine Gunst der Werte 1 bis 4 wählen. Alle Zahlen, die größer als der gewürfelte Wert sind, sind tabu. Zu Spielbeginn hat jeder Spieler nur einen Würfel. Man kann jedoch im Spielverlauf auf bis zu 3 Würfel aufstocken und damit die Chance auf einen hohen Wert erhöhen.
Je nach gewählter Gunst spenden die Spieler Wasser, Wein, Getreide oder Legionäre, um auf dem Weg nach Rom voranzukommen. Die Würfelstufen 5 und 6 sind noch attraktiver, denn hier genügt es, verheiratet oder im Besitz eines speziellen Gebäudes bzw. von Vestalinnen zu sein, ohne etwas abgeben zu müssen. Hier ist es wichtig, ob man Startspieler ist oder später an die Reihe kommt, denn eine gewählte Gunst wird nach deren Nutzung umgedreht und steht den Folgespielern nicht mehr zur Verfügung. Dies schränkt die nachfolgenden Spieler entsprechend ein und kann dazu führen, dass Spieler entweder keine Gunst erlangen können oder sogar Strafe zahlen müssen.
Alle Gunst-Aktionen, die in einer Spielrunde nicht genutzt wurden, erhalten einen Prestige-Chip und werden damit in den Folgerunden attraktiver. Wird eine mit Prestige-Chips belegte Gunst genutzt, erhält der Spieler Prestige-Karten. Diese helfen an zusätzliche Rohstoffe, Vestalinnen und Legionäre zu kommen sowie die Wanderung nach Rom zu beschleunigen. Noch attraktiver ist es, mit ihnen zusätzliche Prestige-Punkte und damit Siegpunkte zu erlangen, man muss jedoch deren Bedingungen erfüllen.
Spielende
Sobald ein Spieler die 15 Schritte auf dem Weg nach Rom hinter sich gebracht hat und Caesars Palast betritt, wird die Spielrunde noch fertig gespielt. Nun sollten es die Spieler geschafft haben, zumindest 10 Schritte auf dem Weg und damit in die Stadtmauern von Rom geschafft haben. Denn nur dann nimmt man an der Endwertung teil.
Danach wird gewertet: Die Schritte auf der Rom-Leiste werden mit den Punkten auf den Prestige-Karten addiert. Wer jetzt die meisten Siegpunkte vorweisen kann, erfreut sich der Gunst des Imperators und gewinnt das Spiel.
Fazit
Ein großer Spielplan, 4 Spieler-Tableaus, Spielkarten, Würfel und diverses Holzmaterial gehören zur üppigen Ausstattung des Spiels. Mal davon abgesehen, dass das Inlet der Spielschachtel sehr labbrig ist und nach einiger Zeit der Last des Materials nachgibt, kann man sich in Bezug auf das Spielmaterial grundsätzlich nicht beschweren. Die Grafiken sind sehr gelungen und atmosphärisch, die Aktionskarten sind nach der ersten Erläuterung selbsterklärend, was den Einstieg in das Spiel sehr erleichtert. Lediglich den Weg nach Rom ins Innere der Stadtmauern wirkt etwas unübersichtlich, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.
Um den Einstieg in das Spiel zu erleichtern, gibt es für die Spieler zusätzlich zur Spielregel noch ein Übersichtsblatt inkl. einer ausführlichen Beschreibung des Grundaufbaus. Dies ist sehr hilfreich, dennoch ist die Regelstruktur so, dass in Erstpartien stets Fragen aufkamen, deren Antwort man in der Regel suchen musste. Hat man sich jedoch erst einmal zurecht gefunden, entpuppt sich Fortuna als ein Spiel mit klaren Strukturen, das seine Komplexität lediglich durch die Vielzahl an Möglichkeiten entwickelt.
Die Spielzeit ist stark abhängig von der Spielerzahl und kann mit 4 Spielern bis zu 90 Minuten dauern, im Spiel zu zweit deutlich unter 60 Minuten liegen. Die Downtime bei 4 Spielern ist hierbei am stärksten zu spüren, speziell im Spiel mit Grüblern. Ein Vorausplanen ist leider nur bedingt möglich, da das Tauschen der Aktionskarten während der Aktionsphasen der Spieler einen hohen Einfluss darauf hat, welche Aktionsmöglickeiten einem Spieler in seinem Zug zur Verfügung stehen.
Im Grunde ist Fortuna schon eine Art von Worker-Placement-Spiel. Die Idee, dies mit Aktionskarten zu realisieren, ist jedoch sehr pfiffig und innovativ. Die Not, einmal getätigte Aktionen an andere Spieler abgeben zu müssen, die Möglichkeit, sich so aber neue Aktionen anzueignen, ist eine gelungene Kombination. Gepaart mit der gelegentlichen Hoffnung, keine weitere Aktion von einem anderen Spieler weggetauscht zu bekommen, um eine geplante Doppelaktion durchführen zu können, entsteht ein spannendes Spiel. Hier zeigt sich die Autoren-Erfahrung des Duos Stadler/Rieneck, die schon mit Spielen wie z. B. Die Säulen der Erde und Cuba so manches Spielerherz gewinnen konnten.
Die Kunst bei Fortuna liegt darin, einerseits zügig auf der Rom-Leiste voranzuschreiten, andererseits jedoch nicht den stetigen Kampf um Prestige-Karten zu vernachlässigen. Wer sich zu stark auf die Rom-Leiste konzentriert, wird zwar ggf. das Spiel beenden, das Risiko, in der Punktewertung dennoch das Nachsehen zu haben, ist jedoch groß. Es ist deshalb empfehlenswert, sich schon von Beginn an auf die Jagd nach Prestige-Karten zu machen. Je früher man diese besitzt, desto leichter hat man es, deren Bedingungen bis Spielende zu realisieren.
Fortuna lebt vor allem vom Dilemma-Faktor: Man bräuchte unbedingt Geld, um Gebäude kaufen zu können. Hat man das Geld erhalten, bräuchte man es eigentlich schon wieder für Legionäre, weil man gerade gerne einen Doppelzug durchführen möchte. Oder wäre es doch besser, die Würfelanzahl aufzustocken, um die Chancen auf die Gunst des Imperators zu erhöhen …? Wie gerne wäre ich nun Startspieler, damit ich in der Folgerunde nicht durch andere Spieler blockiert werde. Ach, am liebsten wäre es mir, wenn nur ich am Zug wäre ... dann könnte ich alles machen und niemand würde mich dabei stören!! :-)
Fortuna richtet sich in erster Linie an die Vielspieler-Fraktion, ist jedoch auch für Gelegenheitsspieler erlernbar, sofern sie ein erfahrener Spieler etwas unterstützt. Der innovative Kartenmechanismus ist ein klares Plus, die schwierige Vorausplanparkeit und gelegentliche Wartezeiten sind die Kritikpunkte.
Fortuna ist eine gelungene Mischung aus etwas Strategie, viel Taktik und einer Prise Glück. Wem eine solche Kombination gefällt, sollte zuschlagen oder zumindest eine Testpartie wagen.
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.